Mein Kopf hat längst begriffen, was passiert ist, warum es so vernichtend war. Man sucht immer das, was man kennt. Dann erst fühlt es sich vertraut an. Das es eine Falle ist, das sieht man nicht, denn es ist das, was man kennt. Wer Missbrauch von Kindheit kennt, dem ist dies vertraut, es lässt einen glauben, sicher zu sein. Dann fühlt es sich vertraut an. Ich kann damit leben, das nicht erkannt zu haben. Ich kann so schwer damit leben, dass es Menschen waren, denen ich das niemals zugetraut hätte. Dieser Widerspruch dieser Menschen, in dem, was ich glaubte in ihnen zu sehen und in dem, wer sie wirklich sind, das ist es, was mich so traurig macht.
Wann immer ich meinen Elfenbeinturm verlasse, gehen die Menschen auf mich zu, sie suchen den Kontakt zu mir. Ich weiß nicht warum, was sie glauben in mir zu sehen und zu finden... Wie ein Warenhaus komme ich mir manchmal vor, in dem Menschen sich aus dem Regal heraus nehmen, was sie brauchen... Und sind die Regale leer und ihre Bedürfnisse gestillt, gehen sie. Aber ich bin ihnen heute voraus, lasse sie gar nicht erst eintreten. Ich sage ihnen, dass ich keinen nahen Kontakt will, dass ich sie enttäuschen werde, wenn sie glauben, sie könnten diejenigen sein, die ich in mein Herz lasse.
Ich bin mir unsicher, ob mich das Weinen jetzt auf den richtigen Weg führt oder ob es alles nur schlimmer macht, weil ich wieder nicht einfach einen Haken setze. Ich wäre in dieser Sache gerne rationaler. Es heißt doch immer, die Gedanken steuern die Gefühle... Aber egal wie viel ich investiere in nette Momente und schöne Gedanken, ein einziger "Trigger" reißt das Kartenhaus immer wieder ein. Und dann ist sie da, die Realität, die Enttäuschung, die Verletzungen darüber, so mies getäuscht worden zu sein.
Ich dachte, diese Tränen beim Laufen wären anders, aber sie sind es wahrscheinlich doch nicht.