Hallo EuFrank,
Die Sache ist eigentlich ganz einfach: Wenn man sich überlegt, dass es in der Welt grob gesagt
a) unbelebte Materie,
b) Tiere und Pflanzen und
c) Menschen (zB mit einem guten Willen) gibt,
dann hat der Mensch in dieser Auflistung wohl den größten Wert.
Ich behaupte mal, dass die Sache nicht so einfach ist. Mir fehlen bei deiner Auflistung auch zwei Dinge:
1. Wo liegt der qualitative Unterschied zwischen den drei Punkten?
2. Wo liegt die Begründung für deine Schlussfolgerung?
Zum 1. Punkt ergeben sich einige Fragen: Wenn man Leben im biologischen Sinne als Wert an sich nimmt, dann sehe ich keine qualitativen Unterschiede zwischen a und b, sondern nur Graduelle. Der Unterschied zwischen "Mensch" und "Tier" liegt ja nur in der Nomanklatur oder in religiösen Lehren. Wissenschaftlich oder logisch lassen sich aber keine qualitativen Unterschiede herleiten.
Genau genommen gibt es sogar graduelle Übergänge zwischen a/b zu c: Viren z.B. haben einige Eigenschaften von biologischem Leben - andere Eigenschaften fehlen aber. Viren stehen damit sozusagen zwischen belebter und unbelebter Materie. Man muss also auch dort von einem graduellen Übergang sprechen.
Wenn man sich weiter in dieser Richtung umsieht, dann findet man als Nächstes graduelle Übergänge von Viren zu komplexen aber unbelebten organischen Molekülen und von dort zu einfacher aufgebauten anorganischen Molekülen: Wenn man sich z.B. die Entwicklung eines Vulkans anschaut, dann richten sich die Wechsel in der Zusammensetzung der Mineralien und Gesteine genauso nach den Umweltbedingungen, wie auch die Artengemeinschaften in biologischen Systemen von den jeweiligen Umweltbedingungen abhängen.
Es gibt also letzten Endes prinzipielle Gemeinsamkeiten zwischen belebter und unbelebter Materie. Die Unterschiede sind aber graduell und lassen eine scharfe Trennung nicht zu.
Sollte man darum nicht konsequenterweise von einem Kontinuum sprechen, als von drei verschiedenen Dingen?
Um den 2. Punkt zu begründen, könnte man von der naturwissenschaftlichen Definition von Leben weg gehen, und z.B. den guten Willen als Wert an sich annehmen, so wie es die Geisteswissenschaften vorgeben. Das macht zwar Sinn - es lässt sich aber auch dort kein scharfer Unterschied zwischen a und b in deiner Liste ableiten: Man stünde sonst ja vor dem Problem, dass Menschen ohne guten Willen weniger wert wären, als Menschen mit gutem Willen. Was wäre dann z.B. mit geistig behinderten Menschen? Oder mit Menschen, die unter so unglücklichen Umständen aufwachsen mussten, dass sie keinen guten Willen entwickeln konnten? Beispiele dafür wären der Wolfsjunge oder Kindersoldaten.
Das Problem kann man zwar lösen, da nach der Definition des guten Willens, der Wert des guten Willens auch von den Möglichkeiten des Handelnden abhängt. Es wäre also auch bei diesen Menschen ein guter Wille möglich und sie könnten sich also wertvoll verhalten.
Hier ergibt sich aber wieder ein gradueller Unterschied: Es gibt zwar ein wertvolles Verhalten - aber wie will man die Grenze zwischen dem guten Willen von Menschen und dem von Tieren ziehen? Vom Maß der Intelligenz her, sind einige Tiere behinderten oder benachteiligten Menschen ja mindestens ebenbürtig. Wenn man also benachteiligten Menschen einen guten Willen zugesteht - wo liegt dann die logische Begründung dafür, dass Tieren diese Möglichkeit abgesprochen wird? Die Intelligenz dafür ist vorhanden und die Vernunft wäre nach den Möglichkeiten des Handelnden zu bewerten.
Man könnte nun natürlich behaupten, der Unteschied liege darin, dass Menschen eine Seele hätten und Tiere nicht, oder dass nur Menschen allein vernunftbegabt wären - aber das wären Ableitungen aus religiösen Lehren. Wissenschaftlich oder logisch herleiten lassen sich diese Annahmen nicht.
Du müsstest also noch genauer erklären, wie du zu den Unterschieden in deiner Auflistung kommst.