Damit das gemeinschaftliche Miteinander - egal ob im Privatleben, in der Arbeit oder allgemeinen Gesellschaft - funktioniert, muss der Einzelne sich manchmal zurückschrauben und einschränken, weil nicht jeder alles gleich gut oder in Ordnung findet.
Ansonsten könnte ja jeder nackt herumlaufen. Oder bis früh Morgens Musik ganz laut aufdrehen. Oder öffentlich Sex haben. Das geht aber alles nicht, weil andere sich hierbei gestört fühlen können. Und so ist es auch mit Körpergerüchen.
Es gibt einen großen Unterschied zwischen "Deo hat versagt", bzw. dass jemand allgemein jetzt nicht jeden Tag akribisch unter die Dusche springt und mal gerne einen oder zwei Tage verstreichen lässt, ohne sich zu duschen oder eben sich konstant eine ganze Woche nicht zu duschen, auch nicht zu waschen und die Kleidung nicht mal zu wechseln. Das ist dann schon ein störender Geruch, der über ein versagtes Deo hinausgeht.
Es ist auch ein Unterschied, ob ich jeden Tag "Katzenwäsche" mache, Deo frisch hin tue und die Kleidung wechsele oder ob ich es nicht mache. Da ist das dann auch nicht so dramatisch, wenn mal die Dusche ausfällt.
Meine vorherige Mitbewohnerin hatte es auch nicht so mit Körperhygiene. Und das in einem Ausmaß, was mich als Mitbewohnerin gestört hat. Das ging auch so weit, dass sie nicht jeden Tag Zähne geputzt hat und auch schon mal eine Woche nicht ansatzweise geduscht oder sich gewaschen hat. Geschminkt und gestylt hat sie sich dann trotzdem und ich dachte mir immer, dass sie die 5-10 Minuten für eine Dusche doch dann auch Zeit hat. Chronisch hat sie ihre Hände total oft nicht gewaschen, auch nach dem Toilettengang nicht. Und das fand ich super schlimm. Weil sie mit ihren Griffeln ja auch wieder alles mögliche angefasst hat.
Wenn sie in einem Raum war, hat der dann wirklich störend gestunken und im Sommer musste ich dann sogar lüften, wenn sie sich wo länger aufgehalten hat. Und sie hat auch eine Duftspur hinter sich hergezogen, die nicht so toll war. Ich weiß noch, dass sie mal kurz vor mit im doch recht kleinen Bad war und weil ich dringend zu einem Termin musste, bin ich da rein - und direkt wieder raus, weil alles ganz, ganz übel nach Schweiß gestunken hat.
Ich weiß also sehr gut, wie jemand riechen kann, der sich mal eine Woche überhaupt nicht duscht oder wäscht. Und nicht mal sportliche oder besonders schweißtreibende Aktivitäten dabei macht. Für mich war das sehr ärgerlich, weil ich halt gemerkt habe: sie schert sich im wahrsten Sinne des Wortes einen Dreck darum, wie es mir damit geht als Mitmensch, dass sie es mit der Hygiene nicht so wichtig nimmt. Das ist auch eine gewisse Art von Egoismus, zu sagen "Mir doch egal, ob mein Schweißgeruch die anderen in meinem Umfeld stört".
Und so ähnlich ist es in dem Fall auch. Es ist völlig Wurscht, ob jemand eine Dusche mehrmals die Woche als nicht nötig ansieht oder nicht: Gestank stört. Schon wenn das Deo versagt hat und der Schweißgeruch sehr intensiv und beißend ist, kann das nervig sein. Genauso, wie man sich vielleicht beim Kollegen beschweren würde, wenn der total laut Musik hört.
Gestank berührt unangenehm. Weil man ungewollt mit etwas konfrontiert wird, was man eigentlich nicht mitbekommen möchte. Was zu intim ist auf eine störende Art und Weise. Und weil Körpergeruch, der durch mangelnde Hygiene entsteht, jetzt nicht duftet wie ein Parfüm.
Da auf sein Recht auf freie Entfaltung zu pochen, finde ich nicht in Ordnung. Freie Entfaltung ist dann nicht mehr angebracht, wenn andere sich gestört oder zu nahe getreten fühlen.