Hallo Alina,
erstmal herzlichen Glückwunsch zu deiner Schwangerschaft und ich finde es sehr lobenswert, dass du trotz der Gefühlskrise zu deinem Kind stehst!!
Ich kann nur von mir reden... bin 33 und dieses Jahr Mama geworden. Weder die Schwangerschaft noch die Frühgeburt im Urlaub war geplant. Mir ging es relativ ähnlich wie dir. Ich hatte Babys nicht gemocht und sie nur häßlich gefunden. Kinder fand ich nervig. Außerdem würde eine Schwangerschaft mein Berufsleben sehr negativ beeinflussen. Dazu kam auch das Gefühl, ich hätte mein eigenes Leben nicht mal im Griff.. wie sollte ich mich jemals um ein hilfloses Baby kümmern??
Auf jeden Fall.. ich habe letztes Jahr meinen Mann geheiratet.. mit der Absicht, dass wir erstmal unsere Zweisamkeit genießen und an unserer schwierigen Beziehung arbeiten. Ob wir Kinder wollten blieb für die Zukunft noch offen. Nach unseren Flitterwochen fand ich raus, dass ich schwanger war. Von wegen "diese glücklichen Schwangeren".. mein erstes Wort war "SCHEI**". Karriere Ade. So war auch die erste Reaktion meines Mannes, der zu dem Zeitpunkt nur einen Minijob hatte. Tja...
Irgendwann war der Schock vorbei und wir "freuten" uns doch. Um ehrlich zu sein hatte ich nur wenig Gefühle für mein ungeborenes Kind. Das war eher wie ein "Pflichtgefühl", dieses neue Leben in mir schützen zu wollen. Kaum mehr als das. Dazu kamen die Sorgen, was wäre, wenn das Kind behindert wäre? Wir wollten das Kind ja unbedingt behalten... aber könnte ich es dann lieben? So ging es mir während der Schwangerschaft. Dass ich irgendwann die Kindsbewegung gespürt habe, hat nichts an meinen kaum vorhandenen Gefühlen geändert. Ich konnte halt nichts empfinden, was nicht da war.
Unverhofft kam es vor Beginn meines Mutterschutzes zu einer extremen Frühgeburt. Meine Tochter kam mit weniger als 600 Gramm Geburtsgewicht auf die Welt. Schon vor der Geburt war es unklar, ob sie aufgrund der fehlenden Lungenreife selbstständig atmen könnte. JEDOCH war es der emotionalste Moment meines Lebens, als die Oberärztin während des Kaiserschnittes zu mir sagte "Glückwunsch, Sie haben ein Töchterchen".. als mir bewusst wurde, "Jetzt ist sie da.. mein Kind.." verschwanden plötzlich alle Was-wäre-Fragen und all die Zweifel. Ich wurde Mutter. Als ich sie dann nach 7h zum ersten sah war es um mich geschehen. Sie lag im Brutkasten, hatte alles Mögliche an Schläuchen, wurde invasiv beatmet und sah überhaupt nicht wie ein fertiges Baby aus. Und ich konnte für sie nur Liebe empfinden. Ich habe sie nur geliebt. Bedingungslos. Ohne wenn und aber. Egal wie, egal was.
Wir sind nun seit mehreren Monaten zu Hause und aus dem beatmeten Frühchen ist ein gesundes, lebhaftes Baby geworden. Gott sei Dank. Der Alltag ist sehr anstrengend (Ehekrise), aber meine Liebe für meine Tochter bleibt unverändert. So eine Liebe hatte ich in meinem Leben nie gekannt.. ich hätte NIE gedacht, dass ich überhaupt dazu fähig wäre, einen Menschen so sehr zu lieben! Es ist tatsächlich das Schönste auf der Welt!!
Sorry, wenn meine Geschichte vielleicht zu lang war. Ich möchte dir (und vielleicht anderen Schwangeren) Mut zusprechen. Auch wenn man jetzt kaum Gefühle bemerkt, heißt nicht, dass diese irgendwann nicht kommen. Und eine Mutterliebe ist mehr als nur eine Emotion. Sie ändert einen.
Ich wünsche dir und deiner Familie alles Gute.