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Persönlicher Umgang mit Notwehrsituation

B

Bulletproof

Gast
Ich konnte in der kurzen Zeit schon recht viel für mich mitnehmen. Aber eben für mich persönlich. Dinge, die für andere vielleicht eher selbstverständlich sind. Immer mal wieder sollten wir uns zB. mit einer Rolle aus einem Griff befreien, bei dem zwei große Typen einen festhalten. In meinem Kopf ein absolutes No Go. Ich habe diese Übung zu Beginn einmal mitgemacht und es ging fürchterlich schief. Danach habe ich sie immer aus Angst verweigert. Irgendwann aber, als es wieder so weit war, hatte sich ein Schalter in meinem Kopf umgelegt und ich dachte, sch*** drauf, was soll mir denn passieren und ich habe diese Übung ohne Probleme hinbekommen. Ich habe mich daraufhin unter Freudentränen bei meinem Lehrer bedankt und er meinte: das war nicht ich, das warst DU. Das ist dein Do, dein Weg und das ist [Kampfkunst]. Da wurde mir bewusst, was mit "mind set" gemeint ist.

Obwohl es für mich persönlich große Fortschritte waren, waren es im Allgemeinen doch aber trotzdem Dinge, die eigentlich funktionieren sollten.

Auch mit meiner Hüfte konnte ich viel erreichen und mir zurück holen und wenn ich daran denke, wie schrecklich ich mich am Anfang anstellte, die Rollen vernünftig hinzubekommen, dann lache ich jetzt darüber. Durch die Härte in der dort trainiert wurde und dass ich immer wieder an meine inneren Grenzen gekommen war und viele Situationen gelernt habe auszuhalten oder mich zu verteidigen, konnte ich schon vieles für mich mitnehmen. Vielleicht hatte mein Lehrer das wahr genommen und seine Nachricht war tatsächlich freundlich. Aber ich habe mich eben nur sehr, sehr langsam innerhalb des Kampfsystems entwickelt und stand und stehe mir da einfach zu sehr im Weg mit meinen Erfahrungen und Ängsten.

Daher ist es sicherlich besser, das jetzt beendet zu haben. Ich bin einfach nicht dafür gemacht sich dieser, wenn auch nur simulierten, Gewalt auszusetzen.

Vielleicht ist da ein SV Kurs wirklich einfacher für mich. Danke für den Link!

Momentan ist das alles sowieso nicht möglich, aber vielleicht irgendwann.

Auch dir alles Gute!
 

natasternchen

Aktives Mitglied
Man kommt immer mal in so eine Situation. Als ich 19 war, waren wir mit zwei Freundinnen auf einer Party auf dem Land. Türsteher gab es nicht. Ein besoffener Typ hatte es auf meine Freundin abgesehen und sie immer mal wieder am Po angegrabscht. Irgendwann hat er sie draußen (wir sollten deshalb gerade losgehen) gewaltsam geküsst und an die Wand gedrückt und war mit der Hand zwischen ihren Beinen. Meine andere Freundin hat mich dann gerufen (ich war zum Abschluss auf Klo). Da er größer und stärker war, haben wir gleich voll zugeschlagen, weil wir Angst hatten, dass er uns sonst angreift. Wir haben ihm von hinten eine Flasche über den Kopf gezogen, dazu noch ein Stück Holz benutzt, das draußen an der Wand lehnte, mehrmals mit voller Kraft.

Damals hatte ich zuerst das Gefühl, wir hätten es übertrieben und ein schlechtes Gewissen. Ich war aber 19 und hatte rechtlich noch keine Ahnung von Nothilfe und Notwehr. Ich hatte Angst vor seiner Reaktion und wollte, das er gar nicht wieder hochkommt. Wir haben ihn angeschrien, dass er liegen bleiben soll. Als er dann eine Hand auf den Boden setzte um hochzukommen, hat meine Freundin nochmal voll zugeschlagen, was ich in dem Moment auch zu krass fand. Wegen unserem Geschrei kamen dann viele Leute raus, so dass wir dann auch keine Angst mehr hatten und von ihm abgelassen haben.

Er hat dann am Kopf stark geblutet und der Gastgeber hat dann den Krankenwagen gerufen.

Heute finde ich unser Verhalten völlig richtig. Er musste vermutlich genäht werden und hoffentlich war es ihm für die Zukunft eine Lehre.
 
B

Bulletproof

Gast
ich gehe den anderen weg. nicht kampfsport, sondern achtsamkeit mir selbst gegenüber. wobei das keine zwei wege sind, die sich ausschließen. eher vielleicht ist das die ergänzung, die dir fehlt?

ich habe eine impulskontrollstörung, explodiere sowieso leicht, fauche, schreie leute an. und das macht mir ganz viel schlechtes gewissen. ich will nicht wie mein vater sein. das auf keinen fall. ich habe gelernt damit besser umzugehen, weiß heute eher, welche situationen muss ich meiden, wann muss ich mich einen moment rausnehmen. und auch, dass es okay ist, gefühlen ihren raum zu geben.
Danke für deinen Einblick Grisou!
Ja, Achtsamkeit ist sehr wichtig. Ich habe das sehr lange vernachlässigt und bin gerade dabei, dies nachzuholen. Ich war jetzt viele Monate in Therapie und brauchte eine Pause davon. Jetzt, völlig auf mich konzentriert, fallen einige Puzzleteile für mich zusammen und ich erarbeite mir Stück für Stück meinen Selbstwert zurück. Mal klappt das besser, mal schlechter. Bei mir wurde neben einer Ptbs einst auch eine BPS diagnostiziert. Diese wurde aber wieder fallen gelassen. Stattdessen wurde eine dependente Persönlichkeitsstörung diagnostiziert, was dem Kern tatsächlich sehr nahe kommt, wenn ich ehrlich zu mir bin. Das war natürlich erstmal krass und ich musste ganz schön schlucken, aber es erklärt einfach auch enorm viel und verschafft mir Handlungsmöglichkeiten.

Diese Impulskontrollschwäche kenne ich von mir auch. Sie macht sich dann bemerkbar, wenn ich mich unsicher oder bedroht fühle. Es kommt von der ptbs. Daher ist Achtsamkeit da wohl ein guter Weg, auch um frühzeitig zu merken, wann ich mich an Menschen oder Situationen binde, die mir schaden.

Daher jetzt auch der Cut zur Kampfkunst, weil ich merke, dass ich da mental an meine Grenzen komme, weil ich einfach noch nicht so weit bin, auch wenn ich gerne würde. Da muss ich auf mein Inneres hören.

Ich denke auch, dass ich meine Entscheidung höflich formuliert habe. Aber Erfahrungen von früher haben mich trotzdem verunsichert. Daher danke fürs Feedback.

Schuldig fühle ich mich wegen dieser meiner Handlung auch nicht (mehr). Es wurde offiziell als Notwehr und als richtig anerkannt. Das verschaffte mir etwas Sicherheit. Aber mit dem Begriff "verdient" tue ich mir nach wie vor schwer. Verdient hat Gewalt niemand. Aber es gibt wohl Situationen, in denen es keine Alternative gibt, wenn man leben will. Der Wolf in mir macht mir allerdings zu schaffen, weil ich mich so nicht kannte und nicht einmal ahnte, dass ich zu sowas fähig bin. Dadurch gerate ich immer wieder in innere Konflikte mit mir selbst. Achtsamkeit könnte da wahrscheinlich helfen, um frühzeitig Gefahren zu erkennen. Etwas extrem schweres, wenn man gleichzeitig dazu neigt, sich zu unterwerfen. Vielleicht finde ich da irgendwann noch den Mittelweg. Es tut gut zu lesen, dass es mir nicht alleine so geht.
 
B

Bulletproof

Gast
Hallo zusammen,
es ist jetzt schon etwas her, als ich in diesem Beitrag etwas schrieb. Der letzte Stand war, dass ich mit dieser Kampfkunst aufhörte und mich aus dem Verein abmeldete.
Nun war es so, dass mich ein "Lehrer" (in Anführungszeichen, weil er selbst im Dojo kein Unterricht gibt) ein paar Wochen später anrief und wissen wollte, warum ich nicht mehr dabei bin. Ich habe ihm dann erklärt, dass ich mit der Art und Weise, wie dort gelehrt wird und mit meinem eigenen Fortschritt dadurch unzufrieden war und mich dies eher stresste als mir gut tat. Ich habe mich dabei sehr vorsichtig ausgedrückt. Zu meiner Überraschung stimmte er mir zu - auch er scheint aktuell nicht zufrieden zu sein. Er lernte diese Kampfkunst früher bei einem anderen Lehrer und das merkt man auch.

Er bot mir dann von sich aus an, dass er mir Einzelunterricht geben kann, damit ich in meinem Tempo an den Dingen arbeiten kann. Das ist jetzt ein paar Wochen her und er fragt mich immer wieder, ob ich es mir überlegt habe - doch ich hadere mit mir.
Ich sagte ihm, dass ich dieses Angebot nur annehmen kann, wenn ein sehr, sehr klares Schüler Lehrer Verhältnis eingehalten wird. Hierzu zählen ich persönlich aber auch, dass ich ihn für seinen Aufwand bezahle. Würde ich in ein fremdes Dojo gehen, würde ich auch meine 70 Euro für ein Einzeltraining zahlen. Er erinnert mich vom Wesen her und von seiner ruhigen, bedachten und achtsamen Art sehr stark an meinen früheren Lehrer. Und genau hierin liegt das Problem:
mein früherer Lehrer war damals zugleich ein sehr guter Freund, der mir sehr viel bedeutet hatte. Auch er gab mir aus freien Stücken Unterricht und investierte Zeit und Energie, die er eigentlich nicht hatte. Als unsere private Freundschaft in die Brüche ging, fiel es uns beiden schwer, dies von dem Lehrer Schüler Verhältnis zu trennen. In solch eine Situation und Abhängig möchte ich nie wieder geraten, weshalb es mir umso wichtiger ist, dass da sehr, sehr klare Verhältnisse gelten.
Nun ist es so, dass dieser neue Lehrer nun schon mehrfach gesagt hat, dass er dafür nicht bezahlt werden möchte. Und mir fällt es sehr schwer, mich dann überhaupt darauf einzulassen. Da klingeln bei mir alle Alarmglocken - da mir diese Distanz zwischen uns sehr, sehr wichtig ist. Ich möchte ihn, auch wenn er ein sehr freundlicher und hilfsbereiter Mensch ist und ich die Art und Weise, wie er diese Kampfkunst lebt und liebt sehr schätze, da er sie mit einem sehr ähnlichem Herzen betreibt, wie es mein früherer Lehrer tat, nicht zu nah in mein Leben lassen. Was für mich auch bedeutet, dass Unterricht rein aus Hilfsbereitschaft und Nettigkeit und unentgeltlich für mich nicht in Frage kommt. Ich möchte niemandem etwas schuldig sein oder mir am Ende undankbarkeit vorwerfen lassen müssen.
Und trotzdem, obwohl ich ihm sehr deutlich gesagt habe, dass mir dies sehr wichtig ist und auch Bedingung für mich ist, möchte er sich darauf nicht einlassen. Ich habe das Gefühl, es geht da mehr um seine Hilfsbereitschaft und um seine Ehre, als um mich.
Was würdet ihr nun tun? Wie kann es mir gelingen, sein Angebot anzunehmen ohne unhöflich zu sein, indem ich da eine klare Grenze ziehe und ihn für seine Zeit und Energie bezahle und ihn auch sonst nicht all zu sehr in mein Leben lasse. (ich schreibe dies, weil ihm natürlich aufgefallen ist, dass ich mit manchen Situationen so meine Probleme habe und er mir am Telefon einiges von sich berichtete, weshalb er zu dieser Kampfkunst kam - ich darüber aber nicht spreche, was er sich vielleicht aber gewünscht hätte).
Ist es unhöflich sein Angebot abzulehnen oder darauf zu bestehen, dass er wenigstens dafür entschädigt wird? Ich wüsste nicht, wie ich ihm da meine Gründe für eine genaue Trennung noch genauer aufzeigen sollte, ohne zu sehr ins Detail zu gehen. Mir scheint, er versteht nicht, warum ich sein sehr freundliches Angebot nicht einfach annehmen kann, obwohl ich dies sehr zu schätzen weiß und es mir sicher etwas bringen könnte.
Versteht ihr mein Problem? Es klingt wahrscheinlich lächerlich. Für mich ist es das nicht.

Danke fürs Antworten.
 
X

XXXXXGuest

Gast
Hallo zusammen,
es ist jetzt schon etwas her, als ich in diesem Beitrag etwas schrieb. Der letzte Stand war, dass ich mit dieser Kampfkunst aufhörte und mich aus dem Verein abmeldete.
Nun war es so, dass mich ein "Lehrer" (in Anführungszeichen, weil er selbst im Dojo kein Unterricht gibt) ein paar Wochen später anrief und wissen wollte, warum ich nicht mehr dabei bin. Ich habe ihm dann erklärt, dass ich mit der Art und Weise, wie dort gelehrt wird und mit meinem eigenen Fortschritt dadurch unzufrieden war und mich dies eher stresste als mir gut tat. Ich habe mich dabei sehr vorsichtig ausgedrückt. Zu meiner Überraschung stimmte er mir zu - auch er scheint aktuell nicht zufrieden zu sein. Er lernte diese Kampfkunst früher bei einem anderen Lehrer und das merkt man auch.

Er bot mir dann von sich aus an, dass er mir Einzelunterricht geben kann, damit ich in meinem Tempo an den Dingen arbeiten kann. Das ist jetzt ein paar Wochen her und er fragt mich immer wieder, ob ich es mir überlegt habe - doch ich hadere mit mir.
Ich sagte ihm, dass ich dieses Angebot nur annehmen kann, wenn ein sehr, sehr klares Schüler Lehrer Verhältnis eingehalten wird. Hierzu zählen ich persönlich aber auch, dass ich ihn für seinen Aufwand bezahle. Würde ich in ein fremdes Dojo gehen, würde ich auch meine 70 Euro für ein Einzeltraining zahlen. Er erinnert mich vom Wesen her und von seiner ruhigen, bedachten und achtsamen Art sehr stark an meinen früheren Lehrer. Und genau hierin liegt das Problem:
mein früherer Lehrer war damals zugleich ein sehr guter Freund, der mir sehr viel bedeutet hatte. Auch er gab mir aus freien Stücken Unterricht und investierte Zeit und Energie, die er eigentlich nicht hatte. Als unsere private Freundschaft in die Brüche ging, fiel es uns beiden schwer, dies von dem Lehrer Schüler Verhältnis zu trennen. In solch eine Situation und Abhängig möchte ich nie wieder geraten, weshalb es mir umso wichtiger ist, dass da sehr, sehr klare Verhältnisse gelten.
Nun ist es so, dass dieser neue Lehrer nun schon mehrfach gesagt hat, dass er dafür nicht bezahlt werden möchte. Und mir fällt es sehr schwer, mich dann überhaupt darauf einzulassen. Da klingeln bei mir alle Alarmglocken - da mir diese Distanz zwischen uns sehr, sehr wichtig ist. Ich möchte ihn, auch wenn er ein sehr freundlicher und hilfsbereiter Mensch ist und ich die Art und Weise, wie er diese Kampfkunst lebt und liebt sehr schätze, da er sie mit einem sehr ähnlichem Herzen betreibt, wie es mein früherer Lehrer tat, nicht zu nah in mein Leben lassen. Was für mich auch bedeutet, dass Unterricht rein aus Hilfsbereitschaft und Nettigkeit und unentgeltlich für mich nicht in Frage kommt. Ich möchte niemandem etwas schuldig sein oder mir am Ende undankbarkeit vorwerfen lassen müssen.
Und trotzdem, obwohl ich ihm sehr deutlich gesagt habe, dass mir dies sehr wichtig ist und auch Bedingung für mich ist, möchte er sich darauf nicht einlassen. Ich habe das Gefühl, es geht da mehr um seine Hilfsbereitschaft und um seine Ehre, als um mich.
Was würdet ihr nun tun? Wie kann es mir gelingen, sein Angebot anzunehmen ohne unhöflich zu sein, indem ich da eine klare Grenze ziehe und ihn für seine Zeit und Energie bezahle und ihn auch sonst nicht all zu sehr in mein Leben lasse. (ich schreibe dies, weil ihm natürlich aufgefallen ist, dass ich mit manchen Situationen so meine Probleme habe und er mir am Telefon einiges von sich berichtete, weshalb er zu dieser Kampfkunst kam - ich darüber aber nicht spreche, was er sich vielleicht aber gewünscht hätte).
Ist es unhöflich sein Angebot abzulehnen oder darauf zu bestehen, dass er wenigstens dafür entschädigt wird? Ich wüsste nicht, wie ich ihm da meine Gründe für eine genaue Trennung noch genauer aufzeigen sollte, ohne zu sehr ins Detail zu gehen. Mir scheint, er versteht nicht, warum ich sein sehr freundliches Angebot nicht einfach annehmen kann, obwohl ich dies sehr zu schätzen weiß und es mir sicher etwas bringen könnte.
Versteht ihr mein Problem? Es klingt wahrscheinlich lächerlich. Für mich ist es das nicht.

Danke fürs Antworten.
Ich denke, ich verstehe beide Seiten:

Dich, dass Du ihn für seine Zeit entschädigen möchtest.

Und ihn, dass er kein Geld dafür haben will.

Ich weiß nicht, ob dir meine Meinung wirklich weiterhelfen kann, weil ich in manchem sehr altmodische Ansichten habe.

Natürlich ist es - im 21. Jahrhundert - nur legitim, wenn ein Lehrer für seine Mühe und Zeit durch Geld entschädigt wird.

Meiner Meinung nach reicht das alleine aber nur in den seltensten Fällen, um die Dankesschuld gegenüber dem Lehrer wirklich abzutragen.

Das Verhältnis zwischen Lehrer und Schüler ist ein von der Tradition geheiligtes und auf seine Art und Weise gelegentlich ebenso intim - wenn auch völlig anders geartet - wie das zu den Eltern.

Mein Rat wäre: frag diesen Lehrer in spe, was er sich im Gegenzug von dir wünscht, wenn er dich lehrt.
Viele Lehrer lieben das Lehren und sind schon glücklich, wenn sie die Fortschritte ihrer Schüler sehen.

Auch könntest du vielleicht Geld an eine vom Lehrer bestimmte Wohltätigkeitsorganisation spenden, wenn du dich dann besser fühlst.

Wenn du gerne lernen möchtest, was dich dieser Lehrer lehren kann, dann probiere seinen Unterricht aus.

Die Sufi haben eine Redensart, glaube ich:

Wirf dein Brot ins Wasser.

Die Bedeutung - so wie ich sie verstanden habe - ist, dass es manchmal ausreicht, Wohltaten nicht unbedingt dem zu erwidern, der sie uns tut.

Stattdessen vertraut man darauf, dass sie letztlich bei der richtigen Person ankommen werden.

So, wie es nur in seltenen Fällen wirklich möglich ist, die Dankesschuld gegen die Eltern wirklich abzutragen (und man stattdessen das Gleiche für die eigenen Kinder tut), so ist es nur selten möglich, dem Lehrer den Dank zu erweisen, den er verdient (denn die Lehren werden ja Teil des eigenen Lebens).

Diese Verpflichtung erfüllt man stattdessen an anderen Menschen (z. B. eigenen Schülern, falls es dazu kommt).
 
B

Bulletproof

Gast
Hallo Guest,
danke für deine Antwort.
Mir leuchtet das alles auch ein und ich finde dies auch wirklich eine gute Einstellung. Es geht mir auch nicht darum, mich irgendwie aus einer "Schuld" herauszukaufen, sondern einfach nur darum, mich nie wieder in irgendeine Art von Missbrauchssituation zu bringen. Mein Gefühl - und das kann mich durchaus auch trügen - sagt mir aber, dass ein Aufweichen dieser klaren Verhältnisse solch ein Potential haben könnte. Sein Ehrgeiz scheint es zu sein, mir helfen zu wollen Fortschritte zu erzielen, trotz meiner Handycaps. Meiner ist es, möglichst gut zu werden, sodass ich mich sicher fühle, trotz meiner Handycaps. Und dabei aber keine persönliche Verbindung zum Lehrer zu schaffen, sodass ich im Extremfall auch bei ihm noch in der Lage wäre, mein Leben vor seines zu stellen - was ich bei meinem vorherigen Lehrer niemals getan hätte, weil er mir zu wichtig war. Ich möchte da einfach eine saubere Trennung und unpersönlicher, als ihn einfach für seine "Dienstleistung" zu entschädigen, geht es wohl kaum.
Ich kann mir gut vorstellen, dass dies einfach seinem Wesen und seiner Überzeugung widerspricht, denn wie du schon sagtest, ist dies grundsätzlich erstmal nicht der Gedanke einer Kampfkunst.
Andererseits habe ich als Mitglied des Vereins ja auch meinen Beitrag geleistet.

Ich habe ihn natürlich auch gefragt, was er sich stattdessen wünscht und seine Antwort war ähnlich zu deiner. Er wünscht sich, dass ich dran bleibe, nicht aufgebe und allem voran dass ich gut darin werde. Dies ist sein Anspruch, der mir auch viel Abverlangen wird, sollte ich mich darauf einlassen. Aber wie ich schon sagte, ist er der einzige in diesem Verein, der sehr sauber, sehr achtsam, sehr ruhig und sehr geduldig lehrt, was mir persönlich sehr wichtig ist. Denn mich "irgendwie" zu verteidigen hilft mir wenig. Deshalb will er mit mir auch zuerst an meinem Mindset arbeiten, bevor wir aktiv ins Training gehen.

Ich habe einfach große Angst davor, dass durch einen all zu freundschaftlichen Umgang der gegenseitige Respekt voreinander verloren geht und man sich in sehr ungünstige Abhängigkeiten begiebt, die einen angreifbar machen. Ich vertraue ihm nur so weit ich muss und es ein miteinander trainieren erforderlich macht. Viel näher möchte ich keinen an mich heran lassen.

Es ist schwer für mich, da eine gute Lösung bzw. einen guten Kompromiss zu finden. Wie würdest du für dich sicher stellen, dass klare Verhältnisse und klare Grenzen eingehalten und von Anfang an für beide unmissverständlich definiert werden, sodass am Ende niemand enttäuscht oder verletzt ist, weil etwas nicht ausreichend oder "falsch" gewürdigt wurde? Ich habe einfach Bedenken, dass er mir nur helfen möchte, damit sein Ego davon profitiert. Dies würde mich nämlich genau wieder in eine sehr ungünstige und am Ende sehr verletzende Situation und Abhängigkeit bringen. Ich möchte diese Kampfkunst lernen, aber keine Freundschaften schließen.
 
B

Bulletproof

Gast
Die Sufi haben eine Redensart, glaube ich:

Wirf dein Brot ins Wasser.

Die Bedeutung - so wie ich sie verstanden habe - ist, dass es manchmal ausreicht, Wohltaten nicht unbedingt dem zu erwidern, der sie uns tut.

Stattdessen vertraut man darauf, dass sie letztlich bei der richtigen Person ankommen werden.
Das ist wahrscheinlich ganz ähnlich zu dem, was mein früherer Lehrer meinte, wenn er sagte, dass es sein Anspruch sei, ein Licht in diese Welt zu tragen.

Ich bin da leider sehr misstrauisch inzwischen. Vielleicht tue ich damit diesem neuen Lehrer Unrecht.
Ich versuche vielleicht einfach nochmal mit ihm darüber zu sprechen.
 
X

XXXXXGuest

Gast
Hallo Guest,
danke für deine Antwort.
Mir leuchtet das alles auch ein und ich finde dies auch wirklich eine gute Einstellung. Es geht mir auch nicht darum, mich irgendwie aus einer "Schuld" herauszukaufen, sondern einfach nur darum, mich nie wieder in irgendeine Art von Missbrauchssituation zu bringen. Mein Gefühl - und das kann mich durchaus auch trügen - sagt mir aber, dass ein Aufweichen dieser klaren Verhältnisse solch ein Potential haben könnte. Sein Ehrgeiz scheint es zu sein, mir helfen zu wollen Fortschritte zu erzielen, trotz meiner Handycaps. Meiner ist es, möglichst gut zu werden, sodass ich mich sicher fühle, trotz meiner Handycaps. Und dabei aber keine persönliche Verbindung zum Lehrer zu schaffen, sodass ich im Extremfall auch bei ihm noch in der Lage wäre, mein Leben vor seines zu stellen - was ich bei meinem vorherigen Lehrer niemals getan hätte, weil er mir zu wichtig war. Ich möchte da einfach eine saubere Trennung und unpersönlicher, als ihn einfach für seine "Dienstleistung" zu entschädigen, geht es wohl kaum.
Ich kann mir gut vorstellen, dass dies einfach seinem Wesen und seiner Überzeugung widerspricht, denn wie du schon sagtest, ist dies grundsätzlich erstmal nicht der Gedanke einer Kampfkunst.
Andererseits habe ich als Mitglied des Vereins ja auch meinen Beitrag geleistet.

Ich habe ihn natürlich auch gefragt, was er sich stattdessen wünscht und seine Antwort war ähnlich zu deiner. Er wünscht sich, dass ich dran bleibe, nicht aufgebe und allem voran dass ich gut darin werde. Dies ist sein Anspruch, der mir auch viel Abverlangen wird, sollte ich mich darauf einlassen. Aber wie ich schon sagte, ist er der einzige in diesem Verein, der sehr sauber, sehr achtsam, sehr ruhig und sehr geduldig lehrt, was mir persönlich sehr wichtig ist. Denn mich "irgendwie" zu verteidigen hilft mir wenig. Deshalb will er mit mir auch zuerst an meinem Mindset arbeiten, bevor wir aktiv ins Training gehen.

Ich habe einfach große Angst davor, dass durch einen all zu freundschaftlichen Umgang der gegenseitige Respekt voreinander verloren geht und man sich in sehr ungünstige Abhängigkeiten begiebt, die einen angreifbar machen. Ich vertraue ihm nur so weit ich muss und es ein miteinander trainieren erforderlich macht. Viel näher möchte ich keinen an mich heran lassen.

Es ist schwer für mich, da eine gute Lösung bzw. einen guten Kompromiss zu finden. Wie würdest du für dich sicher stellen, dass klare Verhältnisse und klare Grenzen eingehalten und von Anfang an für beide unmissverständlich definiert werden, sodass am Ende niemand enttäuscht oder verletzt ist, weil etwas nicht ausreichend oder "falsch" gewürdigt wurde? Ich habe einfach Bedenken, dass er mir nur helfen möchte, damit sein Ego davon profitiert. Dies würde mich nämlich genau wieder in eine sehr ungünstige und am Ende sehr verletzende Situation und Abhängigkeit bringen. Ich möchte diese Kampfkunst lernen, aber keine Freundschaften schließen.
Das ist schwierig, denke ich. Es gibt in unserer Gesellschaft auch andere asymmetrische Verhältnisse (am krassesten vielleicht das zwischen Arzt oder Therapeut und Patient) - die Regeln, die in diesen herrschen, um Missbrauch zu vermeiden, werden jedoch nicht nur von Berufsorganisationen aufgestellt, sondern auch von Gesetzen geregelt.

Andererseits: was wären Menschen ohne Vertrauen?

Wenn du es mit diesem Lehrer versuchen willst, kannst du nicht mit ihm gemeinsam Regeln aufstellen?

Es gibt manche Dojos, die Regeln für ihre Schüler aufstellen und auch manche Meister der Kampfkunst haben das getan (Miyamoto Musashi als berühmtes Beispiel sei angeführt).

Vielleicht erfährst du schon viel davon, wie er denkt, wenn du ihn nach gemeinsamen Regeln fragst und seine Reaktionen auf deine Vorschläge siehst.

Ausserdem könnte es hilfreich sein, wenn du dir eine dritte neutrale Person (z. B. einen Gesprächstherapeuten) suchst, damit du evtl Zweifel besprechen kannst.

Und schließlich: hör auf dich selbst - auf Kopf, Herz und Bauch gleichermaßen.

Wenn es dir zu viel wird, dann brich den Kontakt ab - ob nun höflich oder nicht.

Vielleicht wäre es ohnehin eine Regel wert, ob und unter welchen Umständen die Lehre beendet wird...
 
L

Lita

Gast
er fragt mich immer wieder, ob ich es mir überlegt habe

schon mehrfach gesagt hat,

Da klingeln bei mir alle Alarmglocken

möchte er sich darauf nicht einlassen.
Ich höre so gut wie immer mit auf mein Bauchgefühl Keine Ahnung, so sagt man manchmal. Es kommt auf jeden einzelnen an. Man fährt nicht falsch damit, darauf zu achten. Ich analysiere, denke, entscheide und bei der Entscheidung spielt vieles eine Rolle. Mir fällt es in der Hinsicht manchmal schwer, bei mir zu bleiben und meinem Gefühl dann zu vertrauen und mich entsprechend zu lösen. Schätze, ich muss mir das einfach vor Augen halten, dass wenn mein Bauchgefühl sagt, das passt nicht, entsprechend darauf zu vertrauen.
 
B

Bulletproof

Gast
Mir fällt es in der Hinsicht manchmal schwer, bei mir zu bleiben und meinem Gefühl dann zu vertrauen und mich entsprechend zu lösen. Schätze, ich muss mir das einfach vor Augen halten, dass wenn mein Bauchgefühl sagt, das passt nicht, entsprechend darauf zu vertrauen.
Was genau meinst du mit lösen?
Mein Bauchgefühl ist komplett im Eimer, ich denke nicht, dass ich darauf vertrauen kann und sollte. Ich sagte ja nicht, dass es grundsätzlich nicht passt. Ich sagte, dass ich Angst davor habe in eine für mich ungünstige Verstrickung zu geraten, wenn ich meine Grenzen da aufweiche.
Die Idee, eine Regel zu definieren, wann und ob solch ein Training beendet wird, finde ich ganz gut. Und doch, mir ist es schon wichtig einen Kontakt erstmal höflich zu beenden, sollte es dazu kommen.
 

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