Was geht in den Köpfen von Gaffern bei Unfällen vor?

[Rom2022]

Neulich diesen Film gesehen und auch sowas schon mal in der Realität erlebt.
Ich frage mich, was geht in den Köpfen von Gaffer bei Unfällen vor? Vor 10 Jahren war es ja schlimm, wenn einfach weitergefahren wurde, wenn jemand im Graben lag. Heute fahren viele Menschen nicht weiter, bleiben aber auch passiv und halten ihr Handy und Smartphone voll drauf. Hab das neulich erst auf der Autobahn gesehen. Ist gut ein halbes Jahr her. Hatte meine Tochter vom Ballett abgeholt. Vorne ein Auffahrunfall, relativ nahe vor uns, aber nicht so nahe, dass wir involviert waren. Autos standen natürlich. Was machen die Ersten ganz vorne? Zücken ihre Smartphones und fotografieren oder drehen Videos. Finde ich richtig schlimm.
Warum macht man sowas? Ich kapier das nicht.

 

[Gelöscht 120331]

Ich habe erst am Sonntag abend ungefragt Bilder und Videos vom Schauplatz des Bombenattentats von Istanbul zugeschickt bekommen. Was darauf zu sehen war, möchte ich euch ersparen...

Ich denke, hier fehlt den Leuten, die so etwas aufnehmen oder weiterleiten, ein grundlegender Sinn für Anstand. Oder er ist mit der Zeit und dem Fortschreiten der Technik abhanden gekommen. Da es scheinbar überall vorkommt, kann es zumindest keinen kulturellen Ursprung haben.

 

[Binchy]

Weil viele einfach menschlich verroht sind in meinen Augen und keinen Funken Anstand mehr haben und es ihnen wichtig ist, "likes" zu bekommen, wenn sie die Videos hochladen als aktiv zu helfen oder zumindest nicht den Rettungswagen im Wege zu stehen.

Ein Polizist hat das mal sehr gut gemacht.

VORSICHT: ES WIRD ZU BEGINN EIN SEHR KAPUTTES AUTO GEZEIGT (aber nicht die Leiche).

Geduld am Ende: Polizei führt Gaffer auf A6 zu Leiche

Ein tödlicher Unfall hat sich am Dienstagvormittag, 21. Mai 2019, auf der A6 bei Nürnberg ereignet. Wie schon so häufig, sorgten auch diese Mal Gaffer für Pr...

www.youtube.com

Letztlich ist das ja nur ein Detail, es gibt ja viele Beispiele, wo Menschen einfach entweder egoistisch oder brutal handeln bzw. sich sogar aufregen, wenn sie Platz machen müssen für einen Rettungswagen. Das ist leider nur ein hässliches Phänomen unserer Gesellschaft.

Es ist auf anderer Ebene wie mit Maskentragen bei manchen Leuten: sie sagen; ich bin jung, mir kann nicht viel passieren, aber denken nicht ein Bisschen daran, dass sie damit Anderen - vielleicht Kranken und Älteren helfen.

Unsere Gesellschaft wird immer ichbezogener und verrohter - siehe immer mehr Übergriffe auf Behördenmitarbeiter, Polizei, LehrerInnen etc. etc.

 

[Gelöscht 120787]

Ich glaube, dass ist das gleiche wie mit dem tratschen. Hauptsache man erfährt was über andere.

Ich habe es zweimal als Fahrer erlebt, dass die Beifahrer völlig ausgeratset sind, als wir an einem Unfall vorbeikamen. Einmal ist ein LKW auf der Autobahn gegen einen Brückenpfeiler gefahren. Es war Nachts um 2.00 Uhr wir kamen von einem Konzert. In dem Auto ging es ab, wie ist das passiert, guck mal, fahr mal langsam usw. . Ich habe versucht, mich gegen das Gequatsche abzuschotten, um gut aus der Unfallstelle herumzukommen und musste aufpassen.. Seitdem nehme ich keinen mehr mit.

 

[Rom2022]

Ich denke, hier fehlt den Leuten, die so etwas aufnehmen oder weiterleiten, ein grundlegender Sinn für Anstand.

Anstand und Moral. Meiner Meinung nach.

 

[Rom2022]

Weil viele einfach menschlich verroht sind in meinen Augen und keinen Funken Anstand mehr haben und es ihnen wichtig ist, "likes" zu bekommen, wenn sie die Videos hochladen als aktiv zu helfen oder zumindest nicht den Rettungswagen im Wege zu stehen.

Ein Polizist hat das mal sehr gut gemacht.

VORSICHT: ES WIRD ZU BEGINN EIN SEHR KAPUTTES AUTO GEZEIGT (aber nicht die Leiche).

Geduld am Ende: Polizei führt Gaffer auf A6 zu Leiche

Ein tödlicher Unfall hat sich am Dienstagvormittag, 21. Mai 2019, auf der A6 bei Nürnberg ereignet. Wie schon so häufig, sorgten auch diese Mal Gaffer für Pr...

www.youtube.com

Letztlich ist das ja nur ein Detail, es gibt ja viele Beispiele, wo Menschen einfach entweder egoistisch oder brutal handeln bzw. sich sogar aufregen, wenn sie Platz machen müssen für einen Rettungswagen. Das ist leider nur ein hässliches Phänomen unserer Gesellschaft.

Es ist auf anderer Ebene wie mit Maskentragen bei manchen Leuten: sie sagen; ich bin jung, mir kann nicht viel passieren, aber denken nicht ein Bisschen daran, dass sie damit Anderen - vielleicht Kranken und Älteren helfen.

Unsere Gesellschaft wird immer ichbezogener und verrohter - siehe immer mehr Übergriffe auf Behördenmitarbeiter, Polizei, LehrerInnen etc. etc.

Finde die Aktion der Polizei richtig gut.
Hab das auch in einer Doku gesehen.
Als es dann darum ging, die Leiche zu sehen, wollte plötzlich gar keiner mehr hinschauen und man wollte gar nicht mehr hinsehen.

 

[Gelöscht 118322]

Ist halt wie damals im römischen Reich, nur etwas moderner:

Panem et circenses

 

[kasiopaja]

Hinsehen bei Unfällen – darum gaffen wir

Gaffen ist ein No-Go, wenn es um Menschen in Not geht. Noch schlimmer, wenn es die Arbeit von Rettungskräften behindert. Woher kommt der Drang, hinzusehen?

www.quarks.de

Darum gaffen wir: Experte erklärt, was Schaulustige am Unfall reizt

Die Meldungen häufen sich: Immer wieder behindern Gaffer Rettungskräfte bei ihrer Arbeit, filmen Unfallopfer. Ein Experte erklärt, woher diese Schaulust bei Unfällen kommt.

www.infranken.de

 

[unschubladisierbar]

Warum macht man sowas? I

Ich glaube das wissen die meisten Leute selbst nicht, wenn man sie fragen würde.

 

[Daoga]

Ein echter Unfall ist ein Katastrophenfilm "live". Der Mensch ist von seinen Instinkten darauf gepolt, jede Art von Unglück besonders stark wahrzunehmen, denn rein theoretisch könnte irgendwann das eigene Leben davon abhängen - zum Beispiel indem man selber ein wenig vorsichtiger im Straßenverkehr wird, in Erinnerung an den Unfall - oder daß man zufällig mitbekommt, wie andere damit umgehen. Unbewußtes Lernverhalten. Das war übrigens schon immer so, sobald irgendwas passiert, Hausbrand, Unfall, Gewalttat, öffentliche Hinrichtung, gibt es einen Menschenauflauf, jeder will sehen und gucken und wissen was los ist, das ist ein angeborener Instinkt. Nur Kameras gab es früher nicht.
Früher konnte man zumindest bei einigen der Zuschauern damit rechnen, daß die ggf. zu helfen versuchen statt nur zu glotzen, aber dank steigender Ansprüche in Verbindung mit steigender Klagefreudigkeit - die Angst was falsch zu machen und dafür später dann verklagt zu werden - ist diese Zahl drastisch geschwunden, heute wartet man lieber darauf, daß irgendwann schon die Experten kommen, die genau wissen was zu tun ist, weil das ihr Beruf ist (und sie gegen eine mögliche Klage eine gute Rechtsschutzversicherung haben).
Die allverfügbaren Kameras heute erlauben es, das "live"-Gefühl der realen Gefahr mit anderen zu teilen. Besser und intensiver als jeder Film im Kino, wo jeder weiß daß es nur Filmblut und sorgfältig vom Requisiteur arrangierte Trümmerteile sind und in Wahrheit niemand zu Schaden kam, es ist halt "echt". Unterschied echt/Nachahmung, darauf legen viele Wert, auch in Bereichen die man als moralisch fragwürdig empfinden kann, wenn aus dem Leid anderer ein Spektakel zur Instinktbefriedigung gemacht wird.

In dem Auto ging es ab, wie ist das passiert, guck mal, fahr mal langsam usw. . Ich habe versucht, mich gegen das Gequatsche abzuschotten, um gut aus der Unfallstelle herumzukommen und musste aufpassen.. Seitdem nehme ich keinen mehr mit.

Ich hätte an Deiner Stelle gebellt, "Schnauze auf den billigen Plätzen, oder soll ich auch noch einen Unfall bauen?" Dann wäre sofort Ruhe gewesen. In solchen Momenten ist Rücksicht fehl am Platz.