Vielleicht könnte man ab 11 ein Frühjugendstrafrecht einführen? Dass die Preteens zwar nicht ins Gefängnis kommen können, aber sehr wohl schon zu gemeinnütziger Arbeit (natürlich einfachere Aufgaben als bei älteren Jugendlichen) oder Hausarrest (man darf in die Schule, muss anschließend aber unverzüglich nach Hause, die Polizei macht stichprobenhaft unangekündigte Kontrollen, je nach Schwere der Tat komplett Hausarrest oder nur einzelne Tage pro Woche) verurteilt werden können. Bei Erziehungsunfähigkeit der Eltern natürlich weiterhin die komplette Herausnahme. Selbstverständlich sollte ein Gutachter vorher feststellen, ob dem Preteen überhaupt bewusst war, was er da tat.
Die Aussicht, womöglich die komplette Jugend (bei schweren Straftaten) daheim verbringen zu müssen, für jede Geburtstagsparty von Freunden eine Sondergenehmigungzu brauchen und zwar bis ein Gutachter und Gericht einen für resozialisiert genug erklären, dass der Hausarrest wieder aufgehoben wird, würde manchen kindlichen Straftäter vielleicht doch zum Nachdenken bringen, und zwar ohne dass ihm dadurch die ganze Zukunft verbaut wird (laut Lebenslauf ging man ja noch normal in die Regelschule, die Jugend wird einem zwar etwas vergrätzt, aber es muss nicht zwingend ewige Nachwirkungen haben).
Ich glaube aber, dass die Zunahme der Gewalt nicht an zu niedrigen Strafen liegt. Die waren in meiner Jugend genauso niedrig. Nicht selten endete ne Schlägerei auf ner Party im Krankenhaus. Ich kenne aber niemanden, der deswegen mehr als ein paar Sozialstunden gekriegt hätte (aber ok, sobald der erste auf dem Boden lag, war das Kräftemessen vorbei und der Unterlegene wurde bei Bedarf zum nächsten Sanitäter geschleppt, nicht selten vom Täter persönlich).
Ich glaube, das Problem ist eher, dass das gesellschaftliche Klima generell viel rauher wird. Weil es gewissermaßen die einen gibt, die Karriere machen und sich auf ein Leben in gediegenem Wohlstand freuen können. Und jene, von denen man erwartet, dass sie für geringes Gehalt jeden Drecksjob machen sollen. Es fehlt zunehmend die Mitte.
Die generelle Ausländerfeindlichkeit macht es auch nicht leichter. Denn es führt nun mal zu Frust, wenn man zwar in Deutschland geboren ist, die Sprache spricht, den deutschen Pass hat, man für sein Umfeld aber der ewige Araber bleibt. Gepaart mit (gefühlter) Perspektivlosigkeit, fehlender positiver Vorbilder, dafür vielleicht gar gewohnte Gewalt in der Familie (noch schlimmer: die Familie findet Gewalt und Straftaten sogar voll okay), kann das schon zu ausufernder Gewalt führen.
Wir sollten uns also nicht nur auf mehr Strafen konzentrieren, sondern verstärkt auch darauf, die Ursachen für Gewaltausbrüche zu bekämpfen. Je früher umso besser.