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Nachbar macht mir das Leben schwer - was tun?

Marika46

Mitglied
Guten Abend, liebe Community,

unter der Wohnung meiner Töchter und mir wohnt ein Mann im Alter von Mitte 80. Er war mir von Anfang an unsympathisch, denn er hält sich für etwas Besseres, wahrscheinlich, weil er einen Doktortitel hat. Einmal sagte er so herablassend zu mir, wie ich denn als Alleinerziehende von einem Teilzeitjob leben kann (ich arbeite 30 Std. pro Woche). Dann prahlte er damit, dass seine Kinder Ärzte sind und auch seine Kindeskinder Medizin studieren.

Er ist vor ca. 5 Jahren hier eingezogen und war von Anfang an sehr rücksichtslos. Schon morgens um 6 Uhr dudelte laut sein Radio. Ich sagte nichts dazu, weil ich mir dachte, dass er vielleicht schwerhörig ist. Auch gegen das Trampeln in seiner Wohnung kann ich nichts machen, da er auf den Fliesen keinen Teppich liegen hat. Doch was uns gleich nervte, war sein ständiges Türenknallen. Er knallt sowohl die Tür von der Tiefgarage zum Treppenhaus als auch seine Wohnungstür. Ich habe wirklich einige Male versucht, ihn nett darauf hinzuweisen, dass es einfach zu laut ist. Er hatte aber immer andere Ausreden, warum eine Änderung nicht möglich ist: "Der Schall geht nach oben", "Manchmal habe ich es eilig" oder "Das ist doch ganz normal". Beschwerte sich dann noch, dass er uns schließlich auch höre, wenn wir die Treppe runterlaufen.

Da sich nichts änderte, habe ich irgendwann nur noch genervt "Ruhe bitte" oder "Geht das auch leiser" gerufen, wenn er wieder mal türenknallend nach Hause kam. Teilweise ist das um 23 Uhr, wenn wir schon im Bett liegen. Er schrie mehrmals rauf, dass wir uns ja eine andere Wohnung suchen können.

Vor einem halben Jahr kam unser Vermieter zu mir und sagte, dass Herr Doktor sich beschwert habe, dass ich so oft "Ruhe" rufe, herumstöhne und angeblich Tiergeräusche mache, wenn er die Türe schließt (also gebellt oder gewiehert habe ich noch nie). Der Vermieter steht voll auf seiner Seite und sagte, Herr Doktor sei ein feiner und gebildeter Mensch. Ich müsse Respekt vor dem Alter haben.

Ich hielt also jetzt ein halbes Jahr die Füße still und habe keinen Ton mehr von mir gegeben, wenn der Knall der Türen wieder durchs ganze Haus zu hören war.

Vor 2 Wochen klingelte es Montagmorgens bei mir und ein Mann sagte, dass er ein Mitarbeiter von Herrn Doktor sei und in dessen Wohnung müsse. Ob ich ihn ins Haus lassen würde, da er noch keinen Schlüssel für das neue Schloss der Haustür habe. Am Wochenende ist dieser ätzende Nachbar bei seiner Freundin und war noch nicht zurück. Nur wusste ich nicht, ob das mit dem Mitarbeiter stimmte und sagte, dass ich ihn nicht ins Haus lassen wolle, um keinen Ärger zu riskieren. Der Mann antwortete, dass er das respektieren würde und klingelte daraufhin bei anderen Nachbarn.

Heute nun, als ich zur Bushaltestelle wollte, um zum Dienst zu fahren, wurde ich im Treppenhaus von Herrn Doktor überraschend angeschnauzt. Warum ich seine Putzfrau vor der Tür haben stehen lassen? Das sei eine Unverschämtheit. Ich sagte, dass ein Mann an der Sprechanlage war und dass ich keine Fremden ins Haus lasse, die sich als Mitarbeiter ausgeben. Herr Doktor behauptete, es sei eine Frau gewesen und kein Mann. Ich bin aber nicht taub! Ich sagte, dass er mich doch vorher hätte informieren können, dass er jemanden erwartet und vielleicht nicht rechtzeitig zu Hause sei. Dass ich doch bitte die Tür öffnen möge. Da wurde er frech und meinte, ich sei eine sehr unhöfliche Person. Ich sei schon mehrmals damit aufgefallen und sei auf dem Weg, mich im ganzen Haus unbeliebt zu machen. Er würde mir doch dringend davon abraten!

Ich war total fertig, als ich am Arbeitsplatz ankam und hätte heulen können, denn ich habe wahrlich genug andere Probleme.

Was beabsichtigt Herr Doktor mit diesem Schwachsinn?
Was meint er mit, er würde mir doch dringend davon abraten, mich im ganzen Haus unbeliebt zu machen?
Will er mich rausekeln?

Es grüßt euch
Marika
 

Dalmatiner

Aktives Mitglied
Schreibe eine Mail in freundlichem Ton an den Vermieter. Der Herr Doktor hat sich an diesem bestimmren Tag nicht mehr besonnen, wen er zu sich in die Wohnung bestellt hat. Er machte einen leicht verwirrten Eibdruck, und dir sei dies schon des Öfteren aufgefallen. Dazu passe auch, dass sich der Herr Geräusche einbilde und wirklich glaube, die Haustür einzuklinken statt zuzuknallen. Du möchtest niemandem etwas unterstellen und das Verhältnis zu dem Herr Doktor sei mittlerweile auch gut. Aber vielleicht sollte jemand des Öfteren nach ihm schauen oder sonstwie Hilfe anbieten.

Die Kurzform lautet: Lenke die Energie des Angreifers auf diesen selbst um.
 

Salome64

Aktives Mitglied
Ätzend, wenn man solche “netten“ Nachbarn hat.
Welches Verhältnis hast Du zu den übrigen Nachbarn? Kannst du dich nicht mal umhören, wie die so zu dem werten Herrn Doktor stehen? Eventuell fällt er ja auch anderen unangenehm auf und eine gemeinsame Beschwerde würde mehr bewirken.
 
G

Gelöscht 128502

Gast
Was soll ich dir sagen... der Mann ist 80 und wir fühlen mit.
Es gibt keine Lösung außer mit ihm.

Kann schon sein, dass er sich sehr einsam fühlt und einfach niemanden hat.
Aber wer würde sowas schon offen ansprechen.

Ich finde sein Verhalten auch nicht in Ordnung.
Bin gespannt was die anderen so für Lösungen haben, weil ich keine sehen kann.
 

blackstone

Aktives Mitglied
Er war mir von Anfang an unsympathisch, denn er hält sich für etwas Besseres, wahrscheinlich, weil er einen Doktortitel hat. Einmal sagte er so herablassend zu mir, wie ich denn als Alleinerziehende von einem Teilzeitjob leben kann (ich arbeite 30 Std. pro Woche). Dann prahlte er damit, dass seine Kinder Ärzte sind und auch seine Kindeskinder Medizin studieren.
Damals galt ein Doktortitel noch viel, auch was persönliches Ansehen anbetrifft. Die Kinder in gut situierten Jobs unterzubringen war zu jener Zeit wichtiger, als ihnen völligen Freiraum zu lassen für alles, was sie werden wollen. Der Mann ist 80. Seine alten Gewohnheiten, seine Erziehung und seine Weltansicht werden sich nicht mehr den heutigen Vorstellungen anpassen. Auch wenn wir über vieles heute den Kopf schütteln, sollten wir das den Älteren nicht vorwerfen. Was bringt es jetzt noch? Wir leben dafür heute, wie wir wollen.

Das Türenknallen kann man ja vielleicht mal versuchen aufzunehmen und ihm dann zeigen, wie es sich bei dir oben anhört. Das daraufhin Entgegenbrüllen mag zwar den Nerven geschuldet sein, ist aber nicht hilfreich und führt keine Änderung herbei. Du kannst eh nicht erwarten, dass der Mann dein Brüllen Wort für Wort genau versteht. Dafür wird zu viel Schall verschluckt. Bei ihm kam das vielleicht wirklich an wie Tiergeräusche. Aus seiner Sicht macht er also nichts und du brüllst rum wie wild.
Es ist immer eine Sache der Ansicht.

Im Prinzip, je energischer du dich gegen einen älteren Mann zur Wehr setzt umso mehr wirst du auf der Verliererseite stehen. Zudem deine Schilderungen vielleicht einen vergnatzten Mann vermuten lassen, aber definitiv keinen böswilligen Hausmobber, der absichtlich Stunk macht.

Ich will damit sagen, dass du dich etwas zurücknehmen solltest und weiterhin friedlich auf ihn einwirken solltest. Ohne Gebrüll, ohne Vorwürfe. Mit etwas mehr Empathie, Gelassenheit und logischerweise auch "Mir-Egal-Haltung". Du musst ihn ja nicht heiraten und er wird auch bestimmt nicht alle 5 Minuten seine Türen benutzen.
 

Marisol

Sehr aktives Mitglied
Er lebt ia voraussichtlich nicht mehr so lange, ich würde da nichts weiter unternehmen.
Ansonsten würde ich mich an seine Kinder wenden.
Sie sollen mal nach dem alten Papa gucken, der sei...merkwürdig geworden.
 
G

Gelöscht 127254

Gast
Wichtiger Punkt. Wenn sich andere Nachbarn durch das Türenknallen auch gestört fühlen oder es wenigstens wahrnehmen, dann hast du bessere Karten beim Vermieter.
Jaaaa, wenn die Nachbarn denn etwas hören wollen, sie hören nämlich nichts, weil sie keinen Stress haben wollen. Bei uns im Haus hört auch keiner was.
 

Marika46

Mitglied
Guten Abend,

danke für eure Antworten.

Ich glaube, dass ich da echt nicht viel machen kann, weil der Vermieter voll auf der Seite von Herrn Doktor steht. Natürlich geht es da auch um Prestige. Mein Vermieter ist sehr vermögend und sieht Herrn Doktor, ein ehemals erfolgreicher Architekt, als ebenbürtig. Mich als alleinerziehende Mutter und Pflegerin in einem Altenheim akzeptiert er notgedrungen solange die Miete pünktlich kommt.

Meine Vermutung ist, dass sich bisher kein anderer Mieter über das Türenknallen beschwert hat. Sonst hätte der Vermieter den alten Herrn vielleicht doch mal um mehr Rücksicht gebeten. Da ich aber möglicherweise die Einzige bin, die das stört, juckt es ihn nicht weiter.

Ich weiß, mein Gebrüll nach mehr Ruhe war sicherlich nicht klug und es ändert auch nichts. Nur lagen irgendwann wirklich meine Nerven blank. Mein Job ist körperlich und emotional fordernd, meine jüngere Tochter braucht noch viel Unterstützung. Außerdem ist es ja nicht nur die Türenknallerei, sondern eben auch das Getrampel auf den Fliesen bis nach Mitternacht und der laute Fernseher. Wenn ich von Fremden um den Schlaf gebracht werde, könnte ich echt ausflippen.

Ich habe zu den übrigen Nachbarn ein distanziertes, aber halbwegs freundliches Verhältnis. Wenn man sich begegnet, grüßt man sich und spricht kurz über das Wetter. Für mehr reicht es nicht, weil es hier in der Großstadt im Allgemeinen in Mietshäusern eher anonym zugeht. Als in der Nachbarwohnung auf meiner Etage ein Pärchen einzog, haben sie sich nicht einmal vorgestellt, als wir uns im Treppenhaus begegneten.

Das Verhalten von Herrn Doktor gestern fand ich jedenfalls unmöglich.
Ich bin unhöflich, weil ich einen fremden Mann nicht ins Haus gelassen habe?
Er rät mir davon ab, mich weiter unbeliebt zu machen?
Was soll das?
Weder meine Töchter noch ich provozieren hier jemanden. Man wird auch kaum etwas aus unserer Wohnung hören. Meine jüngere Tochter und ich sind eh ruhige Menschen, meine Ältere ist in ihrer Freizeit mehr bei ihrem Freund als zuhause.

Ich wollte die gestrige Anschnauzerei einfach abhaken, doch das kann ich jetzt nicht.
Als ich heute Morgen vom Einkaufen kam, begegnete ich wieder Herrn Doktor im Treppenhaus. Ich wollte wortlos an ihm vorbeigehen, während er provozierend laut "Guten Tag" sagte. Als ich nichts sagte, kam von ihm: "Ach übrigens, hier im Haus grüßt man sich".
Denkt er allen Ernstes, dass ich nach dem Vorfall von gestern heute freundlich die Tageszeit sage?

Ich möchte keinen Stress mit ihm, sondern einfach nur meine Ruhe.
 

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