Ich habe mir hier jetzt viele Beitrage nochmals durchgelesen.
Es ist schwer darauf zu antworten, weil man ja die einzelnen Personen nicht wirklich kennt, und auch niemanden verurteilen möchte. Weder die Mutter, noch die Tochter.
Ich glaube, symbiotische Beziehungen können für die beteiligten Menschen in vielerlei Hinsicht auch sehr problematisch sein.
Eine sehr enge Verbindung zwischen Mutter und Tochter, in der alles geteilt wird, einerseits die Probleme der Tochter, wofür Mutter anscheinend immer wieder eine Regelung oder Lösungen fand, andererseits die Probleme der Mutter, wobei die Tochter ja früher auch immer helfen wollte.
Und wenn dann noch die Tochter sich aber grundsätzlich der Mutter unterlegen fühlt, weil diese ihrer Meinung nach, schöner, stärker, schlauer ist, dann liest sich das irgendwie nicht gesund.
Und ab einem bestimmten Alter will man sich ja auch irgendwie abgrenzen von den Eltern, ganz anders sein, rebellieren und so. Also sich selbst finden.
So eine Symbiose kann einen dann ganz schön durcheinander bringen. Kann mir vorstellen, dass das ein großes Gefühlswirrwar bringen kann.. Zum Teil auch mit Gefühlen, die man als Tochter vielleicht gar nicht benennen kann.
Wenn man dann auch noch so einige schwere Sachen in der Kindheit hat durchmachen müssen, psychisch kranker Vater, übergriffige Großmutter, wovor man durch die Mutter beschützt werden musste,, dann geht man vielleicht ziemlich labil und unsicher in die Erwachsenenwelt.
Eben noch überhaupt nicht wirklich erwachsen. Wenn vorher immer alles für einen geregelt wurde, hatte man ja auch keine Erfahrungen damit, selbst etwas zu regeln, selbst Erfolge oder Misserfolge zu haben, und dann damit umzugehen.
Wenn man dann noch als Tochter, die sich ja irgendwie ihrer Mutter unterlegen fühlt, dass Unstimmigkeiten und ähnliches, die Mutter in Angst und Panik versetzen könnten, was man ja eigentlich nicht will, dann ist man ja total in dem Konflikt, eigene Vorstellungen zu haben oder so, aber diese könnten die Mutter ja ängstigen.
Also Unsicherheit pur.
Irgendwann zieht man nach Berlin, lernt hier Party, Multi Kulti, Demos, ein sehr buntes Leben kennen, und man taucht erstmal ein, will so viel wie möglich davon mitbekommen.
Das Dorf der Mutter ist nicht mehr wichtig, die Mutter scheint weit entfernt. Endlich hat man das Gefühl, ein eigenes, ein ganz anderes Leben zu haben. Möglicherweise auch verspätete Pubertät, verspätete Ablösung
Und dann denkt die Tochter vielleicht über ihr Leben nach, auch über ihr zukünftiges Leben und erzählt ihrer Mutter von dem Entschluss, keine Kinder zu bekommen. Fragt die Mutter noch, ob die denn deswegen traurig wäre, weil traurig will sie ihre Mutter nicht machen.
Und Mutter sagt, dass sie das traurig macht. Sie sagt auch, dass es für sie das Schönste war, ein Kind zu bekommen, wie schön es sei, ein Kind zu bekommen. Vielleicht sagt sie noch: Es ist aber dein Leben, du musst wissen, was du machst. Oder so.
Tochter fühlt sich vielleicht nicht gesehen. Sie sagt, guck mal, das ist jetzt mein ganz eigenes Leben, und ich möchte kein Kind.
Möchte vielleicht einfach nur hören: Das ist völlig okay, Kind. Für mich wäre das nix gewesen, ich fand es toll, ein Kind zu haben, aber es ist völlig in Ordnung, wenn man sich anders entscheidet, einen anderen Lebensentwurf hat. Kann ja auch seine Vorteile haben.
Schon alleine diese Aussage: Ich bin traurig.
Muss das sein? Kann man nicht einfach sagen: Ach naja, ich hätte schon gerne Enkelkinder gehabt. Aber ich finde es gut, dass du selber guckst, was für dich gut ist, was du brauchst.
Muss man dann ausführlich erklären, wie toll es doch ist, ein Kind zu bekommen? Dass das das Schönste auf der Welt sei?
Naja, und wenn man alles hier gelesen hat, also ich konnte feststellen, dass die Tochter gar nicht sooo unempathisch reagiert hat.
Auf den Tod des Großvaters hat sie gar nicht reagiert. Das kann tausend Gründe haben. Vielleicht war sie selbst traurig, wollte sich aber darüber nicht mit dir austauschen. Wollte vielleicht auch nicht auf eine Beerdigung gehen, wo sie dich dann treffen würde.
Vielleicht wollte sie eben mit allem abschließen und sich gar nicht mit dem Tod des Großvaters beschäftigen.
Auf die Nachricht, das dein Bruder gestorben ist, hat sie doch immerhin mit einem: Es tut mir leid, reagiert.
Und warum sollte sie auf die Nachricht des Todes deiner Mutter, die offensichtlich schon für dich sehr übergriffig war, dann auch für deine Tochter, du musstest sie ja vor deiner Mutter beschützen, irgendwie empathisch reagieren?
Und das mit der Freundin. Ich weiß nicht, wenn ich den Kontakt zu einem nahen Menschen einstellen würde, und meine Freundin aich nicht die Zeit nehmen würde, herauszufinden, warum das so ist, sondern schnell sich dann aus meiner Sicht mit der Person "verbünden" würde, hätte ich auch keine Lust mehr auf den Kontakt.
Also, ich finde, man kann alles aus verschiedenen Perspektiven sehen. Ich habe gerade mal versucht, eine mögliche Perspektive deiner Tochter zu sehen.
Muss überhaupt nicht stimmen. Und ich glaube dir auch, dass du aus deiner Perspektive das Beste versucht hast.