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Wenn Freunde den Kontakt abbrechen

cafard

Sehr aktives Mitglied
Ghosting ist ja heute ein großes Thema. Immer wieder hört man, dass Freunde oder andere Menschen aus dem Lebensumfeld den Kontakt abbrechen und sich nicht mehr melden.

Ich würde hier gerne eine Diskussion über die Ursachen dieses Ghostings führen. Was steckt dahinter, und was habt ihr selber für Erfahrungen damit gemacht?

Ich muss gestehen, dass ich selber das auch schon mehrfach gemacht habe, und es hatte immer seine guten Gründe gehabt.

Die Leute verletzten mich, wissentlich oder unwissentlich, an Stellen, wo ich verletzlich war, an heiklen Punkten in meinem Leben. Die Themen waren zu schmerzhaft, als dass ich es hätte dikutieren wollen, und ich traute den betreffenden Leuten die Einsicht und das Feingefühl dafür nicht zu.

Andere Leute hatten sich immer wieder an mir aufgewertet: "Ich bin ja ein großer Freund von ..., aber das sagt DIR ja alles nichts, da verstehst DU nichts von." Ich hatte dann die Schnauze voll von sowas.

Es gab auch Leute, die mischten sich immer wieder in Dinge, die sie nichts angingen, in die Ehe und anderes.

Andere erpressten emotional. Sie bekamen irgendwelche Krankheiten, sobald ich mich nicht nach ihren Vorstellungen verhielt. Sie wollten mir auch vorschreiben, dass ich ihnen meine Zeit zu widmen hatte und nicht anderen.

Manche Leute spielten Spielchen, hatten immer keine Zeit, wenn ich sie kontaktierte, hingen mit "Hab jetzt keine Zeit" einfach ein und das etliche Male hintereinander. Meldete ich mich dann nicht mehr, waren sie zutiefst beleidigt.

Bei manchen Leuten kam ich zu Besuch, es war ein Ausflug geplant, ich wurde aber einfach links liegen gelassen, der Fernseher lief oder man stritt miteinander, vom geplanten Ausflug keine Spur.

Es gibt viele solcher Gründe. Ich würde sie gerne hier zusammentragen.
 

cafard

Sehr aktives Mitglied
Leute, die sich gerne als Opfer sehen, werden das erst recht tun, wenn man sich an einer Aussprache versucht. Also keine Aussprache mehr.

Leute, die immer keine Zeit haben, haben erst recht keine, wenn man die Aussprache sucht... Also keine Aussprache mehr.

Ich denke, es gibt viele Situationen, wo es wirklich keinen Sinn macht, sich noch einmal aussprechen oder wieder annähern zu wollen.
 
N

Nudelholz

Gast
Ich würde behaupten eine ganz generelle Entwicklung vom wir zum ich. Eine zunehmende Ich Zentrierung in der das Gegenüber weniger für die eigene Entwicklung als wertvoll erachtet wird. Ich, ich, ich anstatt eine auf dem wir ausgerichtete, offene Kommunikation. Eine Gesellschaft voller sozialer Krüppel...

Eine ehrliche, Bedürfnisorientierte Aussprache ist in meinen Augen niemals sinnlos. Mich wundert der Trend zur subjektiv empfundenen Vereinsamung nicht.
 
G

Gelöscht 130920

Gast
Ich kann viele deiner guten Gründe verstehen, Freundschaften zu beenden.

Ich sehe aber keinen einzigen, der eine schriftliche Nachricht "Ich habe mich entschieden, unsere Freundschaft zu beenden. Respektiere das bitte." verhindert, in der Bonus-Version sogar noch mit einer Begründung. Per Brief, Mail, Whatsapp, was auch immer.

Das erspart dem Gegenüber viel Gegrübel und die Demütigung, es noch ein paar mal erfolglos zu versuchen.
 
Z

Zollstock

Gast
15 % der jungen Leute bis 29 Jahre fühlen sich einsam. Ca. 11 % der gesamten Bevölkerung Deutschlands gibt an, sich einsam zu fühlen. Immer wieder gibt es auch hier im Forum Threads von Menschen, die keinen Freundeskreis aufgebaut bekommen. Und jetzt diskutieren wir hier (mal wieder) darüber, welche guten Gründe es gibt, Freundschaften mal eben wegzuwerfen? Und das auf die feige Art, bei der das Gegenüber keine Möglichkeit hat, sich zu erklären.

Etwas salopp gesagt, gibt es aus meiner Sicht zwei gute Gründe, eine Freundschaft ohne darüber zu reden zu beenden: a) Der Freund will mir die Frau ausspannen und b) er beklaut mich. Über alles andere lässt sich reden.

Die Leute verletzten mich, wissentlich oder unwissentlich, an Stellen, wo ich verletzlich war, an heiklen Punkten in meinem Leben. Die Themen waren zu schmerzhaft, als dass ich es hätte dikutieren wollen, und ich traute den betreffenden Leuten die Einsicht und das Feingefühl dafür nicht zu.
Wie wäre es, etwas zu sagen, wenn man verletzt wird? Zum Beispiel: "Der Spruch gerade war jetzt wirklich daneben."

Es gab auch Leute, die mischten sich immer wieder in Dinge, die sie nichts angingen, in die Ehe und anderes.
Auch hier gilt, Mund aufmachen: "Ich weiß, du meinst es gut, aber ich brauche keine Tipps für meine Ehe."

Was für den einen OK ist, ist für den anderen eine Grenzüberschreitung. Der eine möchte einen guten Rat, der andere empfindet ihn als Belehrung. Eine Freundschaft wird immer von beiden Seiten gestaltet, deswegen: Kommunizieren, Grenzen setzen. Das bewirkt mehr, als sich passiv-aggressiv zurückzuziehen. Zusätzlich ist eine gewisse Resilienz hilfreich, nicht alles als persönlichen Angriff zu werten. Es scheint mir, dass solche grundlegenden sozialen Fähigkeiten in der Breite verloren gehen.
 
G

Gelöscht 130656

Gast
Ich würde behaupten eine ganz generelle Entwicklung vom wir zum ich. Eine zunehmende Ich Zentrierung in der das Gegenüber weniger für die eigene Entwicklung als wertvoll erachtet wird. Ich, ich, ich anstatt eine auf dem wir ausgerichtete, offene Kommunikation. Eine Gesellschaft voller sozialer Krüppel...

Eine ehrliche, Bedürfnisorientierte Aussprache ist in meinen Augen niemals sinnlos. Mich wundert der Trend zur subjektiv empfundenen Vereinsamung nicht.
Danke dein Post finde ich ungemein wertvoll.
 

Arktur

Sehr aktives Mitglied
Ich finde es im übrigen interessant, dass es hier zu dieser Problematik sogar zwei themenverwandte Threads gibt. Es zeigt mir, dass das doch häufiger vorkommt, als ich angenommen hatte.

Bisher habe ich immer gedacht, das würde nur mir so ergehen, und daraus habe ich ehrlich gesagt oft abgeleitet, dass ich wahrscheinlich irgendwie ein schlechter (oder zumindest nicht liebenswerter) Mensch sein müsste, wenn ehemalige Bekannte und Freunde sich nicht mehr melden wollen.
 
G

Gelöscht 130656

Gast
Leute, die sich gerne als Opfer sehen, werden das erst recht tun, wenn man sich an einer Aussprache versucht. Also keine Aussprache mehr.
Andere Leute hatten sich immer wieder an mir aufgewertet: "Ich bin ja ein großer Freund von ..., aber das sagt DIR ja alles nichts, da verstehst DU nichts von." Ich hatte dann die Schnauze voll von sowas.

Hmmm .. aber laut deinem Eingangspost bist du ja auch Opfer von Manipulatoren, emotionalen Erpresseren oder ignoranten ??


Und du hättest in jedem Fall den Raum nehmen können und Tacheles reden -> danach kannst du dich immer noch distanzieren :)
Aber dir waren dann deine sogenannten Freunde auch nicht wichtig genug….um eine Erklärung abzugeben…

Wie schon in dem anderen Thread geschrieben.. am leichtesten ist es Menschen mit ähnlichen Interessen und Wertvorstellungen zu finden und dann schauen ob das Gegenüber respektvollen Umgang beherrscht - wichtiger Punkt!

Ich habe auch schon geghosted aber das hatte mehrere Gründe wenn jemand zu krass über deine Grenzen geht dann erklär ich einer „normalen“ Person nicht die über 30 ist was ist ok und was nicht…. Das Erwarte ich mir von einem erwachsenen Menschen mit halbwegs Hirnschmalz.. der Hinschmalz kann aber auch -> Gründe unbekannt demoliert sein, aber da sehe ich mich nicht in der Aufklärungsrolle… In dem Sinne von die Person kann richtig und falsch in einer Freundschaft weder praktizieren noch erkennen noch ausleben . Dann gestehe ich ehrlich -> erkläre ich so einer Person auch nicht hör mal zu das war so daneben das es echt jeden Rahmen sprengt … sorry so nicht!

Ich habe ehrlich gesagt auch keine Kapazitäten mehr für Persönlichkeitsgestörte Menschen, oder Menschen die irgendwie nicht erkennen wie sie andere Menschen schlechte behandeln aber in der Regel bezieht sich dass dann nicht nur auf einen selbst.. , über Grenzen gehen, respektlos sind oder nicht mal schaffen den Hauch von gewaltfreier Kommunikation zu praktizieren -> ist ein Nein.

Aber es war ein wichtiger Lernprozess in meiner Persönlichkeitsentwicklung …
Trauma bonding ist keine Freundschaft als Beispiel! Um nur eines zu nennen…

Und je mehr du dein innerstes heilst desto besser erkennst du vibes .. im Sinne von du siehst schneller ne die Person verhält sich jetzt schon völlig daneben .. boshaft .. respektlos etc…. Muss dann gar nicht gegen einen selbst gehen …

Solchen Menschen braucht man nicht nachtrauern man kann ihnen nur wünschen das sie sich weiterentwickeln und wenn sie es nicht tun dann brauchen sie auch nicht am selben Tisch sitzen und du hast Platz für was besseres. So be it.

Oder man konzentriert sich gleich auf oberflächliche Freundschaften das praktizieren auch ganz viele die sind aber bekanntlich auch nicht da wenn man etwas brauchen sollte. Präferenz

Das ist dann wohl Akzeptanz vs. Erwartungshaltung

Besser wäre Akzeptanz = Erwartungshaltung

Je mehr du erkennst was du selber willst und was nicht und selbst praktizierst und dann auch noch gelernt hast gut Grenzen zu setzen + halt stopp frühzeitig zu rufen -> desto besser lernt man auch die „falschen“ Menschen früher auszusortieren und die richtigen in seinem Leben zu behalten.
Da sind die Präferenzen allerdings unterschiedlich weil wir ja nunmal alle individuell sind :)

Viele Wege führen nach Rom …

Man muss einfach nur seinen eigenen finden!
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:

MissVerständnis

Aktives Mitglied
Dieses Thema beschäftigt mich schon lange und immer wieder, daher ne kleine Warnung:
dieser Text wird wahrscheinlich recht lang.🙈

Danke für diese interessante und zum Nachdenken anregende Threaderöffnung, @cafard,
und vor allem für deine Offenheit, deine eigenen Erfahrungen preiszugeben!
Ich finde das sehr mutig, denn, ich nenn sie jetzt mal "Ghoster" werden ja oft in einem eher schlechten Licht gesehen.
Daher stell ich mich jetzt mal direkt neben dich und ja, ich hab das auch schon gemacht.

Besonders in diesen Gründen find ich mich wieder:
Die Leute verletzten mich, wissentlich oder unwissentlich, an Stellen, wo ich verletzlich war, an heiklen Punkten in meinem Leben. Die Themen waren zu schmerzhaft, als dass ich es hätte dikutieren wollen, und ich traute den betreffenden Leuten die Einsicht und das Feingefühl dafür nicht zu.
Es gab auch Leute, die mischten sich immer wieder in Dinge, die sie nichts angingen, in die Ehe und anderes.
Was ich noch dazu aufzählen möchte, sind Leute, die Energie fressen...
die, nachdem man sie getroffen hat, eine riesengroße Erschöpfung zurücklassen,
die, die es einfach nicht schaffen, auch mal zuzuhören
(und was bringt es mir, wenn jemand sich anstrengen muss, zuzuhören, weil ich ihn darum gebeten habe?)
die, die ständig Aufmerksamkeit einfordern
( "warum meldest du dich nicht?" /
/ "ich habe gesehen, dass du meine Nachricht schon vor einer Stunde gelesen hast!"/
"ich habe heute Geburtstag, du hast bestimmt vergessen, mir zu gratulieren" -original so passiert)
und die dann völlig verständnislos reagieren, wenn man das Problem anspricht, das man mit ihnen hat.
und dann diejenigen, bei denen man ständig das Gefühl hat, ihnen irgendwie helfen zu müssen...

Und ja, es gab auch Kontakte, da war ich irgendwann genervt von der Art der Person, sie konnte nichts dafür, war nun mal einfach so - wie erklärt man dann den Abbruch?

Und auch das gebe ich zu: ich war auch schon mal neidisch und bin deshalb aus einem Kontakt gegangen.

Warum ich das erzähle ist, um deutlich zu machen, dass der "Ghoster" sich auch einfach manchmal schämt, seine Gründe zu nennen.

Nun war ich aber nie stolz auf mein Ghosting, hatte immer ein schlechtes Gewissen,
habe es natürlich auch von der anderen Seite erfahren und gewußt, wie es sich anfühlt.

Also was nun tun, wenn man den Kontakt nicht mehr möchte, wenn es verletzend wäre, den Grund zu nennen,
oder weil man sich selbst nicht "nackig machen" will,
oder...
- wie du schon schriebst:
Ich denke, es gibt viele Situationen, wo es wirklich keinen Sinn macht, sich noch einmal aussprechen oder wieder annähern zu wollen.
Da stimme ich zu!

Und trotzdem, als ich den Beitrag von Barbapapa gelesen habe, dachte ich:
Stimmt. Da hat er einfach recht.
Besonders hiermit:
Das erspart dem Gegenüber viel Gegrübel und die Demütigung, es noch ein paar mal erfolglos zu versuchen.
Ich habe auch schon mit Begründung "Schluß gemacht", das waren dann laaange Mails, voll mit Rechtfertigungen, an den Haaren herbeigezogenen Gründen und tausend Entschuldigungen...
Gut?
Nein, nicht gut. 😏

Ich finde es sehr schwierig, da einen guten Mittelweg zu finden.
Ich denke, wichtig ist, dabei bei sich zu bleiben:
"ich habe mich verletzt/unverstanden/überfordert..." gefühlt, anstatt "du hast das und jenes gemacht"
oder
"ich habe gerade zu viel mit mir selbst zu tun"
"ich kann mich einfach nicht gut genug abgrenzen"
"es ist mir nicht möglich, dir das zu geben, was du gerade von mir möchtest"
oder auch ganz einfach: "du, ich denk, es passt nicht mehr zwischen uns".

Man fürchtet ja oft, das würde dann noch ewig lange Diskussionen nach sich ziehen, aber ich glaub das gar nicht mal.
Die meisten Leute möchten einfach nur noch mal was abschließendes/erklärendes hören.

Mein Fazit jetzt gerade:
Ich für mich finde es gut, so selbst reflektierend wie möglich damit umzugehen.

Lieber der Fairness halber kurz was schreiben (und wenn's vielleicht auch ne kleine Notlüge enthält)
und zweitens aber auch:
sich nicht zerfleischen, wenn man mal ohne Abschiedsworte aus dem Kontakt schleicht,
manchmal geht das wirklich nicht anders.


so, das war jetzt mal ne ganze Dose voller #2cents ;)
 
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