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Hat diese Beziehung noch eine Chance?

Lele92

Neues Mitglied
Liebe Forumsmitglieder,

ich wende mich an euch, da ich schon lange in einer für mich misslichen Lage in meiner Partnerschaft stecke und allein keinen Ausweg finde. Es ist eine lange Geschichte, die ich deshalb in verschiedene Teile geteilt habe und bin dankbar für jede Einschätzung von außen.

Ich bin w, 32 Jahre alt, mein Partner ist m, 36 Jahre alt. Wir haben beide feste, gute Jobs und leben schon immer in getrennten Wohnungen (früher während des Studiums in Wohnheimen/WGs). Zusammengekommen sind wir vor 11 Jahren, wir haben uns damals während des Studiums in einer anderen Stadt kennengelernt und uns auf Anhieb toll verstanden. Es hat uns all die Jahre ausgezeichnet, dass wir uns immer und stundenlang über Gott und die Welt unterhalten konnten und uns nie auch nur eine Sekunde langweilig zusammen war - das war und ist bist heute etwas Besonderes für mich.

Jedoch war es mit der körperlichen Anziehung und damit auch Zärtlichkeiten und Sex ziemlich schnell vorbei - von meiner Seite aus. Damals konnte ich das noch nicht richtig einordnen, mittlerweile denke ich aber, dass ich unter einer ausgeprägten Beziehungsangst leide. Es ist typisch für meine Beziehungen, dass ich nach einigen Monaten ganz plötzlich Beklemmungen bekomme, die Gefühle für meinen Partner verliere und dann auch keine Körperlichkeit mehr zu ihm zulasse bzw. mich regelrecht davor grusle. Da ich meinen Partner aber unglaublich für seinen Charakter schätze, wir uns unfassbar gut verstehen und ich weiß, dass er mich nach wie vor sehr liebt, habe ich seitdem versucht, an der Beziehung festzuhalten. In den ersten zwei Jahren konnte ich Sex noch sporadisch zulassen, ehrlicherweise war es nach einer anfänglichen Hochphase von ein paar Monaten jedoch sehr selten und wir hatten oft monatelang keinen Sex. Das letzte mal Sex hatten wir dann an Silvester 2015/2016 und ich erinnere mich noch, dass es sich damals wie eine Pflichtübung für mich anfühlte. Danach haben wir bis Ende 2019 so gut wie ohne Körperlichkeit gelebt. Geredet haben wir darüber nie. Ich habe das Thema nie angesprochen, da ich mich geschämt habe und ihn nicht verletzen wollte und auch er hat das Thema nie angesprochen. Heute fällt mir auf, dass wir generell nie wirklich über uns als Paar geredet haben. Wir konnten uns immer unfassbar gut unterhalten, aber emotional intime Kommunikation über uns als Paar hat nie stattgefunden.

An dieser Stelle muss ich schmerzlich zugeben, dass ich mich in der Zeit immer mal wieder für andere Männer interessiert, mich sozusagen immer mal wieder fremdverknallt habe. Ich habe also kein generelles Problem mit Sexualität, aber es erscheint mir so als könnte ich Anziehung und Begehren immer nur für kurze Zeit für eine Person empfinden, bis Anziehung und Begehren ganz plötzlich verschwinden und ich beginne, mich für andere Männer zu interessieren. Ich schäme mich sehr dafür und leide dann immer unter starken Schuldgefühlen, die mich sehr belasten, da ich meinen Partner weder emotional noch körperlich betrügen möchte, aber meine Gefühle nicht im Griff habe. Ich wünsche mir nichts sehnlicher, als nur meinen Partner zu wollen, nur ihn zu sehen und nur ihm alles geben zu können, was er sich wünscht. Er ist der wundervollste Mensch den ich kenne und ich möchte ihn so gerne glücklich sehen…

Wir sind dann beide für das Studium in eine Großstadt gezogen, in der wir heute noch leben. Rückblickend bin ich mir nicht sicher, ob wir damals bereits eher freundschaftlich nebeneinander her gelebt haben. Generell bin ich mir unsicher, inwiefern sich eine gute Freundschaft von einer Beziehung ohne Körperlichkeit unterscheidet. Bis 2019 haben wir noch regelmäßig beieinander geschlafen, jedoch ohne groß zu kuscheln oder ähnliches und das Küssen hat sich auf einen Kuss zur Begrüßung und zum Abschied beschränkt. Aber wir haben viel Zeit zusammen verbracht, haben viel zusammen unternommen, die neue Stadt kennengelernt, aber auch viele gemütliche Abende auf dem Sofa verbracht. Ich habe die Zeit mit ihm immer genossen, aber mich nie wieder nach mehr Körperlichkeit, Sex oder Küssen mit ihm gesehnt. Anziehung und Begehren kamen meinerseits leider nie zurück. Soweit ich mittlerweile weiß empfindet er diese dagegen auch heute noch für mich und leidet sehr darunter, dass wir diese Art von Nähe nicht teilen.

Seit wir uns vor 11 Jahren kennengelernt haben hat mein Partner schleichend bis zu 30 kg zugenommen, was dazu geführt hat, dass er nachts stark schnarcht. So stark, dass ich oft kaum neben ihm schlafen konnte. Viele Nächte waren für mich unerträglich, ich musste immer auf Sofa ausweichen und selbst dort habe ich ihn manchmal noch gehört. Leider hat er mich früher nie wirklich ernst genommen, wenn ich versucht habe ihm klar zu machen, dass ich nachts nicht schlafen kann und wenn er mehrere Nächte hintereinander bei mir schläft total gerädert bin. Rückblickend kann ich sagen, dass es ihm peinlich war, genauso wie seine Zunahme - ein weiteres Thema, das wir jahrelang neben der fehlenden Körperlichkeit einfach ausgeklammert und nie angesprochen haben. Ich habe mich dafür geschämt, dass mich seine Zunahme stört, denn ich möchte meinen Partner so lieben wie er ist und ihm nicht das Gefühl geben, er sei nicht gut genug, so wie er ist. Und er hat sich für seinen Körper geschämt…

Ich denke, ich war dann bereits eine ganze Weile nicht mehr glücklich in der Beziehung, als ich mich Ende 2019 in einem Streit von ihm getrennt habe. Im Wesentlichen waren meine Gründe die fehlende körperliche Anziehung, dass ich sein Übergewicht als sehr unattraktiv empfand und nicht das Gefühl hatte, dass er dagegen angehen möchte und dass er einfach generell weniger Drive hat, als ich bzw. wir auf dieser Ebene sehr unterschiedlich sind. Die Trennung war damals sehr schmerzhaft, aber es hat sich auch irgendwie wie ein Befreiungsschlag für mich angefühlt. Ihm so das Herz zu brechen und ihn leiden zu sehen hat mir jedoch extrem zugesetzt, es war unglaublich schwer auszuhalten für mich. Ich konnte dann jedoch relativ schnell nach vorne schauen, habe mich auf Tinder angemeldet, wollte mich ausprobieren, habe generell wieder mehr unternommen und habe mir die Beziehung eigentlich nicht zurück gewünscht. Während der Corona-Zeit haben wir uns dann jedoch schleichend wieder angenähert, da er nach einer OP für mich da war und ich einige Tage bei ihm verbracht habe. Über den Zeitraum von ca. einem Jahr haben wir dann einfach wieder immer mehr miteinander unternommen, jetzt allerdings ohne beieinander zu übernachten und auch Küsse zur Begrüßung bzw. zum Abschied gab es nicht mehr, denn wir haben nie darüber gesprochen, ob wir wieder zusammen sein wollen. In diesem Jahr waren wir außerdem beide auf Tinder unterwegs und haben uns gegenseitig von Dates erzählt. Ich habe die Trennung damals gleich meinem Umfeld gegenüber kommuniziert, er nicht. Rückblickend weiß ich, dass er wohl gehofft hatte, dass wir wieder zusammenkommen. Und nach gut einem Jahr hat er mich das erste mal wieder gefragt, ob ich übers Wochenende mit zu seiner Familie fahren möchte und ich habe zugestimmt, da ich seine Familie sehr gern habe. Und so sind wir schleichend wieder in eine Art Beziehung gerutscht, in der wir gemeinsam unsere Familien besucht und viel unternommen haben und irgendwann auch wieder täglich ganz normal Kontakt hatten, wie vor der Trennung. Auch Urlaub haben wir zusammen gemacht, teilweise sogar gemeinsam mit unseren Familien.
 
Zuletzt bearbeitet:

Lele92

Neues Mitglied
Zu Beginn habe ich noch versucht, immer mal wieder darauf hinzuweisen, dass ich eigentlich aktuell keine feste Beziehung möchte bzw. insbesondere niemandem "gehören" möchte. Dass ich unabhängig und frei sein und mich ausprobieren möchte. Auf Tinder unterwegs waren wir beide dann aber irgendwann nicht mehr, er hat irgendwann sogar alle Apps gelöscht und mich im Familien-, Freundes- und Arbeitskollegenkreis immer als seine Partnerin vorgestellt. Wohl gefühlt habe ich mich damit nie, ich habe uns in meinem Umfeld immer eher als eine Art offene Beziehung dargestellt. Über unseren tatsächlichen Status und was wir beide wollen haben wir jedoch nie geredet. Und das bis vor zwei Monaten.

Ich muss leider gestehen, dass ich vorallem in den letzten fünf Jahren immer unzufriedener mit der Situation wurde, da die Beziehung irgendwie einfach nicht das war, was ich mir gewünscht habe. Mein Partner ist nach wie vor der tollste Mensch, den ich kenne, ich kann mich mit ihm über Gott und die Welt unterhalten, wir können die einfachsten Momente zusammen genießen und uns wird niemals langweilig zusammen. Auch im Alltag funktionieren wir als Team super. Aber mir hat immer etwas gefehlt. Sein Übergewicht stört mich extrem. Ich selbst war nie übergewichtig und habe diesbezüglich immer auf mich geachtet. Es stört mich, dass mein Partner schon so lange nichts dagegen tut und er ist im Vergleich zu mir auch eher Typ Couchpotato. Er ist ein absolut gebildeter, vielseitig interessierter und aufgeschlossener Mensch - das schätze ich unglaublich an ihm. Auch in seinem Job ist er absolut spitze, er geht vollkommen darin auf, arbeitet viel und beschäftigt sich auch in seiner Freizeit gerne damit. Ansonsten verbringt er seine Freizeit aber hauptsächlich mit sich selbst, das heißt zu Hause mit Musik, Podcasts, Filmen, lesen oder informativen Videos. Wir leben jetzt seit 8 Jahren in der neuen Stadt und während ich mir vorallem in den letzten 3 Jahren einen Freundeskreis, Kontakte und neue Hobbies gesucht habe, ist er fast immer zu Hause. Es sei denn, er unternimmt etwas mit mir. Er hat gute Freunde aus der Jugend, die er ein paar mal im Jahr trifft und ansonsten ein paar lose Kontakte, mit denen er alle paar Monate mal essen oder auf einen Kaffee oder so geht. Er ist einfach eher introvertiert und vermisst nach eigener Aussage nichts. Ich fühle mich aber irgendwie nicht wohl damit zu wissen, mehr oder weniger sein einziger Kontakt zu sein, mit dem er einfach abends mal spontan was essen, trinken, kochen, Film schauen, ins Kino gehen oder einen Spaziergang machen kann. Ich fühle mich irgendwie verantwortlich für sein Sozialleben, auch wenn er das nach eigener Aussage gar nicht braucht.

Ich habe während meines Studiums sehr viel mit mir selbst zu kämpfen gehabt, habe unter starken Versagensängsten und wiederkehrenden depressiven Phasen gelitten. In meinen 20ern hatte ich kaum Freunde, hatte kaum Selbstbewusstsein und habe meinem Empfinden nach wenig gelebt. Mein Partner hat mich all die Jahre unfassbar unterstützt, war immer für mich da, hat mir immer beigestanden, alles getan, um für mich da zu sein und sich meine immer im Kreis drehenden Sorgen immer und immer wieder angehört. In dieser Zeit habe ich ihm glaube ich auch ein Stück weit "abtrainiert", aktiv in der Beziehung zu sein, Unternehmungen vorzuschlagen und zu planen, da ich mich ständig unter Druck gefühlt habe und Vorschläge seinerseits meist im Streit endeten, da ich einfach keine Kapazität für Unternehmungen hatte und mich das bloße darüber reden und planen bereits stark unter Stress gesetzt hat. Seit ich arbeite hat sich das jedoch stark verändert, ich habe mir einen Freundeskreis, Kontakte und Hobbies aufgebaut, habe an Selbstbewusstsein gewonnen und bin lebenshungriger denn je. Ich möchte so viel unternehmen, habe sehr viele Ideen und reichlich Energie. Die Passivität meines Partner, für die ich vermutlich zum Großteil mitverantwortlich bin, stört mich jedoch immer mehr.

Unsere Unternehmungen beschränken sich schon eine ganze Weile darauf, nach der Arbeit noch etwas trinken oder essen zu gehen, gemeinsam einkaufen zu gehen, einen Film zu schauen oder vielleicht mal ins Kino zu gehen. An den Wochenenden gehen wir auch mal frühstücken, ins Café oder besuchen unsere Familien. Wir schreiben und telefonieren täglich, tauschen uns über alles aus, reden aber nach wie vor nicht über uns als Paar. Körperliche Nähe gibt es eigentlich bis auf eine Umarmung zur Begrüßung und zum Abschied nicht und wenn es nicht, wie zB. im Urlaub, notwendig ist, schlafen wir auch nicht zusammen, sondern jeder bei sich. Ich weiß mittlerweile, dass er sich das anders wünschen würde, ich habe jedoch nach wie vor kein Bedürfnis nach Körperlichkeit, seine Berührungen sind mir meist zuwider und ich schäme mich jedes mal dafür. Oft versuche ich dann, es auszuhalten, wenn er mich zB. liebevoll am Arm, Rücken oder Bein berührt, weil ich ihn nicht verletzen will, aber manchmal ist meine innere Abwehr einfach so groß, dass ich mich ihm entziehen muss. Ich kann jedes mal die Enttäuschung in seinem Gesicht sehen, was mir so unendlich weh tut, schaffe es aber nicht, mich jedes mal dazu zu zwingen… Auch in einem Bett zu schlafen ist schwierig für mich, da ich so viel Nähe eigentlich nicht will und mich irgendwie erdrückt fühle. Wenn es mal dazu kommt, dass wir in einem Bett schlafen, würde er sich oft wünschen, dass wir morgens noch zusammen liegen bleiben oder kuscheln, ich flüchte meist jedoch regelrecht ins Bad, weil ich das nicht möchte…

Und in diesem Zustand leben wir nun schon seit Jahren. Es ist nicht so, dass es schlecht ist. Er ist der wundervollste Mensch, den ich je kennenlernen durfte und ich würde alles für ihn und auch seine Familie tun, die ich unfassbar lieb gewonnen habe. Gleichzeitig drängt sich mir immer und immer wieder der Gedanke auf, dass das nicht das Richtige für mich ist und ich ihn nicht liebe. Bei diesen Gedanken dreht sich mir immer regelrecht der Magen um, wenn ich daran denke, dass ich mich dann von ihm trennen müsste und ich schiebe die Gedanken schnell weg. Es zerreißt mir das Herz bei dem Gedanken, den Mann zu verlassen, mit dem ich seit 11 Jahren durchs Leben gehe, mit dem ich alles teile, der mich so gut kennt und den ich so gut kenne, mit dem ich gemeinsam erwachsen geworden bin, mit dem ich gemeinsam alles gemeistert habe. Wir haben uns immer gegenseitig unterstützt, gemeinsam Niederlagen verarbeitet und Erfolge gefeiert, uns gegenseitig in allen Lebenslagen beigestanden, so viel gemeinsam unternommen und erlebt. Ich weiß, dass er mich liebt und sich nichts sehnlicher wünscht, als eine Zukunft mit mir. Und auch ich habe in weiter Zukunft immer irgendwie das Bild von uns als altes Paar gehabt, das gemeinsam durch das Leben gegangen ist. Trotzdem konnte ich mir nie vorstellen, mit ihm einen Schritt weiter zu gehen und zB. in eine gemeinsame Wohnung zu ziehen oder zu heiraten. Ich bin generell ein Mensch, der sehr viel Freiraum braucht und weiß nicht, ob ich mir das jemals vorstellen könnte. Von ihm weiß ich jedoch, dass er eigentlich gerne mit mir zusammen in eine gemeinsame Wohnung ziehen würde. Kinder plane ich für mein Leben ebenfalls nicht, er wäre da flexibler, Kinder sind für ihn nach eigener Aussage aber kein Muss/nichts was er vermisst.

Im letzten Jahr ist mein Leidensdruck jedoch immer weiter angestiegen. Ich schäme mich, das zuzugeben, aber in meinen Gedanken habe ich mir fast jeden Abend vorgestellt, wie es wäre, mit jemandem Arm in Arm einzuschlafen oder nach vier Jahren endlich mal wieder körperliche Nähe, Zärtlichkeit und Sex mit einem Mann zu erleben. Oft habe ich dabei an attraktive Arbeitskollegen gedacht und mich geschämt. Auch die Gedanken, dass ich in der Beziehung nicht glücklich bin und mich eigentlich trennen sollte, haben sich insbesondere im letzten halben Jahr immer und immer wieder aufgedrängt. Und ich habe immer weiter versucht, sie in die hinterste Ecke meines Gehirns zu verbannen. Vermutlich, weil das Kartenhaus, in dem ich seit Jahren lebe, dann in sich zusammen fallen und ich es nicht ertragen würde, mir einzugestehen, dass ich seit Jahren eine Lüge lebe und nicht nur mir, sondern vorallem auch meinem Partner die Chance auf eine erfüllte Partnerschaft nehme. Aber allein der Gedanke an eine Trennung, ihn so sehr zu verletzen, ihm so weh zu tun und diesen wunderbaren Menschen zu verlieren bringt mich fast um. Außerdem würde mit mir eine wichtige Stütze in seinem Leben wegfallen, da er hier kaum jemanden hat, mit dem er einfach spontan etwas unternehmen könnte, wenn es ihm nicht gut tut und er auch nicht der Typ ist, der mit Freunden und Familie über seine Gefühle oder Probleme spricht - all das habe immer ich aufgefangen. Wenn ich gehen würde, hätte ich mittlerweile ein ganz gutes Netz aus Sozialkontakten und Aktivitäten, das mich auffangen würde, aber er hat das nicht, ich bin all das in einem für ihn. Über die Situation geredet habe ich mit niemandem, weil ich mich für meine Empfindungen und den Zustand meiner Beziehung so sehr schäme. Und mir dann vermutlich eingestehen müsste, dass ich mich trennen muss.
 

Lele92

Neues Mitglied
Und dann habe ich den bisher größten Fehler meines Lebens begangen und bin im Oktober letzten Jahres eine Art Affäre mit einem Arbeitskollegen eingegangen. Wir arbeiten nicht direkt zusammen und der Kollege weiß um meine Situation, wünscht sich jedoch mittlerweile ebenfalls eine Beziehung mit mir. Ich schäme mich unglaublich für mein Verhalten und weiß, dass ich damit eine rote Linie überschritten habe. Im ersten Monat der Affäre stieg mein Leidensdruck ins Unermessliche, meine Schuldgefühle haben mich regelrecht aufgefressen, so dass ich einen Paartherapeuten aufgesucht habe. Nach einer Einzelsitzung wollte ich dann mit meinem Partner eine gemeinsame Sitzung vereinbaren. Hierfür musste ich aber zunächst mal unsere unsichtbare Mauer, das ungeschriebene Gesetz unserer Beziehung, dass wir zwar über alles reden, aber nicht über uns als Paar, brechen. In diesem Gespräch haben wir dann auch zum ersten mal seit unserer Trennung 2019 über unseren Status gesprochen und sein Standpunkt war, dass er zwar gerne mit mir in einer richtigen Beziehung wäre, aber durchaus weiß, dass wir nie darüber gesprochen haben, ob wir wieder zusammen sein wollen und ich immer betont habe, dass ich frei und unabhängig sein und niemandem gehören möchte. Er sah uns also nicht wirklich in einer richtigen oder einer Art offenen Beziehung. Bei dieser Gelegenheit habe ich ihm dann auch gebeichtet, dass ich mit jemandem schlafe, die Details kennt er aber nicht und er hat auch nicht weiter gefragt. Er verurteilte mich nicht dafür und ist auch nicht der Meinung, dass ich ihn betrogen habe, aber ich konnte sehen, dass es ihm sehr weh tut. Ich habe ihn dann gebeten, mit mir gemeinsam zur Paartherapie zu gehen und er hat zugestimmt.

Bis zur gemeinsamen Sitzung Mitte Dezember haben wir dann wieder nicht über uns als Paar und unsere Situation gesprochen, sondern einfach so weitergemacht, wie bisher. Keine weiteren Gespräche, kein Austausch darüber, was wir jeweils wollen, welche Ziele wir mit der Paartherapie verfolgen, nichts dergleichen. Vor unserer gemeinsamen Sitzung waren wir jedoch beide nochmal zum Einzelgespräch beim Paartherapeuten, so dass dieser sich ein Bild von unserer Situation aus der jeweiligen Perspektive machen konnte.

Die gemeinsame Sitzung war dann eine sehr schlimme Erfahrung für mich. Da völlig klar war, dass wir ein riesiges Kommunikationsproblem bzw. schlichtweg gar keine Kommunikation über uns als Paar haben und ich meinem Partner nicht sagen konnte, ob ich nicht mehr als Freundschaft für ihn empfinde und mir aktuell auch nicht vorstellen kann, wie wir die körperliche Ebene in unsere Beziehung zurückholen können, haben wir uns gemeinsam mit dem Paartherapeuten getrennt. Ich habe noch nie in meinem Leben so viel geweint, wie in dieser Sitzung. Diesen wundervollen Menschen zu verletzen und loslassen zu müssen war für mich fast unerträglich. Zudem habe ich ehrlicherweise nicht gleich mit einer Trennung gerechnet, sondern erst mal mit dem Versuch, die Kommunikation wieder herzustellen und die jeweiligen Sichtweisen und Wünsche herauszuarbeiten. Aber ich glaube, der Paartherapeut hat hier eher die Trennung forciert…

Nach der Sitzung saß der Schock bei uns beiden tief, da wir beide nicht mit diesem Ausgang gerechnet haben. Ich wollte jedoch nicht, dass wir einfach so auseinandergehen und habe meinen Partner gebeten, bei einem Kaffee noch weiter zu reden. Wir haben uns dann bei ihm getroffen und bis spät abends endlich über uns als Paar geredet. An diesem Abend habe ich mich ihm zum ersten mal wieder ein kleines bisschen näher gefühlt. Wir haben dann eine Pause von vier Wochen beschlossen, in der sich jeder Gedanken macht, wie es weitergehen soll. In dieser Pause haben wir uns noch einmal getroffen, um unsere Weihnachtsgeschenke bei einem Kaffee auszutauschen. Auch an diesem Tag habe ich ihn danach noch darum gebeten, nicht gleich zu gehen, sondern zu reden. Wieder haben wir bis spät abends geredet. Ansonsten haben wir uns nur kurz zu Weihnachten und Silvester ein paar Glückwünsche geschickt, ansonsten herrschte Funkstille. Ich muss mir jedoch eingestehen, dass ich ihn nicht wirklich vermisst habe. Vielmehr haben mich viele Dinge oder Orte an ihn erinnert und die Gedanken daran haben sehr weh getan, aber ein wirkliches Vermissen war das glaube ich nicht. Aber vielleicht weiß ich auch einfach nicht, wie sich das anfühlt.

Jetzt steht das Ende der Pause bevor und ich bin verwirrter denn je. Ich kämpfe innerlich so sehr mit mir und schaffe es kaum, mich wirklich zielgerichtet mit meiner Beziehung auseinanderzusetzen. Stattdessen greift ständig der altbewährte Mechanismus der Verdrängung, ich schiebe die Gedanken weg, weil es einfach zu sehr weh tut und ich es kaum aushalte. Deshalb schreibe ich diese Zeilen, da ich einfach nicht mehr weiter weiß und mir so sehr eine Einordnung von außen wünsche. Zusätzlich habe ich für morgen nochmals eine Einzelsitzung beim Paartherapeuten gebucht, da ich einfach völlig überfordert mit der Situation bin.

Ein Teil von mir möchte sich trennen und sieht die Trennung als einen längst überfälligen Befreiungsschlag. Dieser Teil will raus in die Welt und endlich leben. Ich möchte so viele. Dinge in meinem Leben angehen und verändern. Ich möchte viel unternehmen, neue Dinge ausprobieren, neue Leute kennenlernen, ausprobieren, alleine zu verreisen, eine neue Sprache lernen, aktiv leben, wandern und Fahrradtouren machen, mich beruflich umorientieren und endlich ein Fernstudium in Teilzeit beginnen in dem Fach, das ich immer studieren wollte aber damals aus den falschen Gründen nicht studiert habe. Ich habe manchmal das Gefühl, einen relativ klaren inneren Kompass zu haben, den ich aber aus den falschen Gründen immer und immer wieder übergehe, was mit daran schuld ist, dass ich in den letzten Jahren psychisch sehr angeschlagen war. So habe ich zB. seit vielen Jahren den Gedanken, doch noch das andere Fach zu studieren und dann beruflich in ein paar Jahren etwas ganz anderes zu machen, da ich mich für das Thema sehr interessiere, bereits ehrenamtlich in dem Bereich arbeite und sich dieser Gedanke einfach so hartnäckig hält. Genauso wie der Gedanke, dass ich einfach mal gerne eine Weile frei und ohne Beziehung leben möchte, um zu entdecken, wer ich bin, um zu reisen und neue Dinge auszuprobieren, um mal nur mit mir zu sein. Da ist so ein großes Bedürfnis in mir, diesen Schritt endlich zu gehen und ich merke richtig, wie die Begeisterung in mir anschwillt, wenn ich darüber nachdenke. Oder der Gedanke, dass ich seit vielen Jahren in der falschen Beziehung lebe und meinem Partner und mir etwas vormache und uns beiden auf diese Weise die Chance, glücklich zu werden, nehme. Trotzdem habe ich große Angst vor diesen Gedanken und davor, ihnen nachzugeben. Ich habe jedoch auch riesige Angst davor, immer in meiner Komfortzone zu bleiben und mich nie wirklich selbst zu finden, wenn ich meinen inneren Kompass immer und immer weiter übergehe und diese Schritte nicht gehe.

Ein anderer Teil von mir möchte die Beziehung retten. Aus Angst vor dem Alleinsein, aus Schuldgefühlen, weil ich meinen Partner nicht verlieren und verletzen will, oder weil es doch tiefe Liebe ist, die ich für ihn empfinde? Wieso tut der Gedanke an eine Trennung so unfassbar weh, wieso will ich so sehr an uns festhalten, wenn es keine Liebe ist? Ich weiß allerdings nicht, wie ich es anstellen sollte, unsere Beziehung zu retten. Ich denke an weitere Paartherapie, um eine funktionierende Kommunikation zu lernen, das Finden gemeinsamer Ziele, Kompromisse auf beiden Seiten (zB. ich binde ihn mehr in mein Leben und meinen Freundeskreis ein, was ich bisher nie gemacht habe und er sucht sich ein neues Hobbie/Sozialkontakte und wird aktiver, auch im Hinblick auf sein Gewicht), mehr gemeinsame, echte Paarzeit (zB. deutlich weniger Alltagsaktivitäten, dafür richtige Dates, gemeinsame lange Wochenenden und Urlaube)… Ob die Anziehung und das Begehren dadurch in die Beziehung zurückkommen können, kann ich allerdings nicht einschätzen. Vielleicht ist das auch einfach nicht möglich, wenn man sich bereits so lange kennt. Und ich muss ehrlich eingestehen, dass ich eine Art Beklemmung und innere Abwehrhaltung empfinde, während ich diese Zeilen tippe.

Jetzt könnte man sagen, dass sich diese beiden Teile doch eventuell euch verbinden lassen, aber irgendwie fühlt sich das für mich nicht richtig an. Ich möchte gerne explizit alleine neue Erfahrungen machen, alleine neue Leute kennenlernen. Ich weiß nicht, wieso das so ist. Von ihm weiß ich, dass er sich wünschen würde, mit mir gemeinsam neue Dinge zu probieren und neue Erfahrungen zu machen, jedoch sträubt sich irgendetwas in mir. Ich weiß nicht, woran es liegt, dass ich so gern allein in die Welt hinaus möchte und das nicht mit ihm teilen will. Jedenfalls nicht als Partner. Ich schäme mich, mir das einzugestehen, aber ich würde mir so sehr wünschen, ihn einfach als guten Freund in meinem Leben haben zu können. Seine Aussage dazu in der Paartherapie war jedoch, dass er nicht weiß, ob er das kann.
 

Lele92

Neues Mitglied
Ein weiterer Teil von mir hat solche Angst vor einer Trennung und davor, ihn, seine Familie und Freunde und alles, was uns ausgemacht hat, zu verlieren, dass ich mir wünsche, dass einfach alles so bleibt wie es ist. Auch wenn ich dann wohl für immer auf Anziehung und Begehren verzichten müsste. Aber ich weiß, dass das keine Option ist und auch er hat bereits gesagt, dass das für ihn keine Option ist.

Ehrlich gesagt weiß ich nicht mehr weiter. Irgendwo habe ich das Gefühl, dass die Beziehung so keinen Sinn mehr macht. Er und ich leiden unter der Situation und nehmen uns die Chance, jeder für sich glücklich zu werden. Er wünscht sich Körperlichkeit und Sex mit mir, ich möchte am liebsten nicht von ihm berührt werden. Er wünscht sich mehr gemeinsames Leben, in meinen Freundeskreis integriert zu werden und gemeinsame Aktivitäten, ich wünsche mir mehr Zeit für mich und alleine neue Erfahrungen machen zu können. Er ist ein entspannter Couchpotato, der mit sich, seinem Job, seinen Interessen und seinen Sozialkontakten zufrieden ist, ich möchte mich komplett neu aufstellen im Leben, sprudle vor Lebenshunger und würde mir wünschen, dass wir uns da ähnlicher wären. Er fokussiert sich sehr auf mich, ich bin gerne frei und unabhängig und würde mir wünschen, dass er ebenfalls freier und unabhängiger und weniger auf mich fokussiert wäre.

Aber es gibt auch so viele gute Seiten. Wir können uns toll unterhalten, rumalbern, langweilen uns nie zusammen. Er ist der rationale und erwachsenere Teil der Beziehung, der mich in meiner Emotionalität oft gut einfängt und mir neue Sichtweisen aufzeigt, mir ein Vorbild ist, mich wachsen lässt. Ich bin der sensible und emotionale Teil der Beziehung, der ihm manchmal ebenfalls neue Sichtweisen aufzeigen kann. Wir funktionieren gut im Alltag, achten aufeinander, unterstützen einander, sind immer da, wenn der andere einen braucht, halten uns gegenseitig den Rücken frei. Teilen manche Interessen, manche nicht, aber erfahren dadurch immer wieder Neues. Wir kommen toll mit der Familie des jeweils anderen aus, gemeinsame Urlaube inklusive. Wir sehen viele Dinge ähnlich und teilen viele Werte und Einstellungen. Wäre es nicht unfassbar dumm, so etwas aufzugeben?

Damit wäre ich am Ende angekommen. Ich bin dankbar für jede Antwort und Sichtweise, vielen Dank fürs Lesen.
 

El1te

Mitglied
Also ich habe es nun bist zum 3. Post gelesen, danach war es mir zu viel. Ich finde schön dass du es so detailliert uns wiedergibst, aber die Masse an Daten ist schon immens um nun eine gerechte Antwort zu schreiben.

Ja was soll ich sagen… Dein (EX-)Partner ist schon nen kleiner Schluffi und andersrum bist du als Partnerin ihm auch nicht gerecht geworden.
Lass den armen Mann frei, ihr versteht euch top und werdet bestimmt eine super Freundschaft aufbauen können (oder eine WG etc.) und ich bin mir sicher, dass du auch deinen Weg finden wirst. Du hast nun gelernt, dass man Dinge im Leben festmachen muss. Das ist viel wert, nun kannst du frei durch das Leben gehen und schauen was dich glücklich macht.

Ähnlich bei deinem (EX-)Partner, du kannst für ihn als Freundin da sein, dass er auch den richtigen Weg einschlägt und nicht vor der Couch verhockt.

Ich wünsche euch beiden alles Gute
 

Leere?Zukunft

Sehr aktives Mitglied
Deine Frage ist:
Hat diese Liebe noch eine Chance?
Und ich frage:
Ist es denn Liebe?
Irgendwie ist es irgendetwas zwischen Freundschaft und den Wunsch,dass es zwischen euch klappt.
Gefühle kann man nicht erzwingen.
Wäre es nicht unfassbar dumm, so etwas aufzugeben?
Ja,ihr habt viel zusammen.
Aber so richtig glücklich bist du doch nicht.
( Und er doch auch nicht,oder?)
 

Leere?Zukunft

Sehr aktives Mitglied
Deine Frage ist:
Hat diese Liebe noch eine Chance?
Und ich frage:
Ist es denn Liebe?
Irgendwie ist es irgendetwas zwischen Freundschaft und den Wunsch,dass es zwischen euch klappt.
Gefühle kann man nicht erzwingen.

Ja,ihr habt viel zusammen.
Aber so richtig glücklich bist du doch nicht.
( Und er doch auch nicht,oder?)
Ich sehe gerade:
Deine Frage war :
Hat diese Beziehung noch eine Chance?

Wenn es keine Liebe ist,wird es dir nie genug sein,denke ich.
 

cucaracha

Urgestein
Du schreibst gut, aber der Text wiederholt sich extrem oft, daher konnte ich nicht mehr weiter lesen.


Meine Zusammenfassung :

Du liebst deinen Freund, willst aber seit sehr vielen Jahren nur den freundschaftlichen Draht, die Sicherheit, Geborgenheit, die Gewohnheit, die Gespräche und keinerlei körperliche Berührungen.

Sex hast du und willst du nur mit anderen Männern.

Entweder habt ihr eine offene Beziehung oder behalte ihn nur als Kumpel.

Er weiss dies bereits alles.

Zieht bloss nicht wieder zusammen.

Gönne ihm eine andere Frau mit welcher er Sex hat.

Sein Übergewicht wird psychisch bedingt sein.
 
Zuletzt bearbeitet:

-sofia-

Sehr aktives Mitglied
Wie soll eure Beziehung noch eine Chance haben?
Du liebst ihn nicht, vermisst ihn in eurer Pause nicht, willst keinen Sex, keine Berührungen, betrügst ihn, selbst der Paartherapeut rät zur Trennung.
Dann trenn dich endgültig und bleib dabei.
Du hast ihm schon genug zugemutet.
Wenn du im Alleingang noch so viel erleben willst , dann wäre er ja überflüssig.
Der Mann kann einem ja leid tun.
Er ist mit seinem Leben zufrieden und du willst ihn nach deinem Gusto umformen.
Wenn er so ein toller Mensch ist, wird er eine Frau finden, die besser zu ihm passt.
 

Floridah

Aktives Mitglied
Ihr führt quasi eine sehr schöne Bruder/Schwester Beziehung miteinander.
Deshalb fällt dir der Verlust so schwer.

Wenn du ihn freigibst, kannst du dir deine Wünsche erfüllen.

Und wer weiß, vielleicht nutzt er dann die Chance, sich soziale Kontakte zu suchen und seinen Lebensstil zu ändern?

Würdest du damit klarkommen, wenn er irgendwann die Frau seines Lebens finden würde?
Die gerne mit ihm Sex hat und mit ihm kuschelt und gemeinsam mit ihm in einem Bett schlafen möchte?

Ihr habt doch die Bruder/Schwester Beziehung bereits beim Therapeuten beendet.
Belasst es doch bitte dabei, ihr habt es beide verdient, eine glückliche und erfüllende Liebesbeziehung zu führen.

Du brauchst keine Schuldgefühle haben, du bist nicht alleine dafür verantwortlich, wie sich eure Beziehung entwickelt hat.
Auch dein Partner hätte schon vor Jahren das Gespräch mit dir suchen können oder die Beziehung beenden können.

Ihr habt diesen Zustand also beide so ertragen.

Gebt euch frei!
 

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