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39 Jahre und völlig falscher Beruf raubt mir den Lebenswillen

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Gast

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Hallo zusammen,

ich habe eine echtes Problem, das mir jeglichen Lebenswillen raubt. Ich bin bereits 39 Jahre alt und hasse meinen Beruf abgrundtief.
Mal von vorn, in der Hoffnung, es kurz zu fassen.
Ich bin weiblich, wollte immer Mechanikerin werden (Flugzeuge, Industrie, Feinwerk, Auto) oder was in der Natur oder mit Tieren machen. Vor 25 Jahren wurde ich als Mädchen für bescheuert und "nicht ganz dicht" bezeichnet, weil ich Mechanikerin werden wollte. Ich war ein Fall für die Klapse, wurde in der Schule gemobbt (so wie man es heute sagt, damals jedoch unbekannt war). Auch meine Eltern schämten sich für mich anstatt mich zu unterstützen. Sie wollten eine Banklehre für mich! Grusel! Ich machte schließlich eine Ausbildung zur Fremdsprachenkorrespondentin und Übersetzerin. Sprachen lagen mir, ich lernte gern und ich konnte die Banklehre rauszögern. Ich verabscheue Computer und Schreibtischarbeit. In der Sprachschule hatte ich Supernoten außer in Schreibmaschine und Informatik. Ich hasste die zwei Schulstunden Informatik so sehr, dass es mich blokierte, für den Rest zu lernen. Ich schlief vor lauter Grauen 2 Tage vorher nicht! Irgendwann entschied ich, Maschineschreiben und Informatik mit Steno auszugleichen. Diese drei Fächer gaben eine Note. Ich musste in Steno eine 1 haben, um mir in den beiden anderen Fächern eine 6 zu erlauben. Gesagt getan: Ich schaffte das. Dies sollte ein Beispiel sein, wie sehr ich Schreibtischarbeit verabscheue. An den Beruf und wohin die Schule führt, dachte ich nicht. Nach dieser bescheuerten Ausbildung landete ich schließlich im Büro. Nie wollte ich dahin.
Ich machte eine berufsbegleitende Ausbildung zur Rettungssanitäterin und wechselte nach einem Jahr Büro in den Rettungsdienst. Ich interessiere mich Null für Medizin. Dennoch war ich fast 10 Jahre glücklich: Körperliche Arbeit, draussen unterwegs - naja, und die medizinische Hilfe versuchte ich so zu machen wie ich gerne möchte, dass meinen Liebsten geholfen wird. Ich war relativ glücklich. Irgendwann kam ich psychisch nicht mehr mit dem Beruf klar und wechselte wieder ins Büro. In den letzten 9 Jahren war ich in verschiedenen medizinischen Büro-Jobs tätig. Keinen habe ich länger als 14 Monate durchgehalten. Ich habe beides vereint: Verhasstes Medizin, das mich Null interessiert und noch verhassteren Büro-Job. Ich schlafe kaum noch, ich habe täglich Kopfschmerzen (seit ca. 6 Jahren), ich leide an Zähneknirschen,..... Ich hasse mein Leben. Ich hasse jeden Tag. Ich kann Urlaub nicht mehr geniessen, weil es mir schon am ersten Urlaubstag vorm Tag nach dem Urlaub graut.
Ich war bei diversen Psychotherapeuten ohne Erfolg.
Ich träume immer noch verschiedenen Berufen: Ranger, Tierpfleger, Mechaniker.
Ich muss aus dem Büro raus. Wie, wie nur finde ich den Mut zu diesem Schritt mit fast 40 Jahren? Was soll ich nur tun? Soll ich eine Ausbildung wagen? Übernimmt mich jemals einer als 43jährige Berufsanfängerin? Ich habe solche Angst vor Arbeitslosigkeit und Armut. Ich habe Angst, dass mein Leben weitergeht wie es ist. Ich habe Angst - ich will nicht mehr, ich kann nicht mehr. Noch 27 Jahre Büro? 27 Jahre Computer und Schreibtisch? Lieber sterbe ich 🙁
Gibt es Stellen, an die man sich in meiner Situation wenden kann? Kennt jemand einen Therapeuten oder / und Berufsberater o.ä., der auf "falsche Berufswahl" spezialisiert ist?

Danke schon mal....
 
Naja, also gestorben wird hier erst mal nicht.

Vorher solltest du erst mal versuchen, das Problem anzugehen. Du weißt ja imemrhin schon mal, was du gerne machen möchtest, damit ist der erste Schritt schon gemacht.

Warum sollte das nicht klappen mit deinen Wunschberufen? Du möchtest ja keine Astronautin werden, sondern Tierpflegerin oder Mechanikerin.

Wobei ich da im Bereich Tierpflege mehr Chancen sehe und das scheint dir auch noch etwas mehr zu liegen, wenn ich den Text so lese. Versuche es doch erst mal, Kontakte mit Zoos etc. zu knüpfen und Praktika zu machen.

Es ist allerdings auch ein körperlich anstrengender Job, wie auch dein Rettungsdienst, daran musst du denken, man ist die meiste Zeit mit Putzen und Aufräumen und Schleppen beschäftigt und muss am Wochenende arbeiten.

Sicher gibt es Beratungen für Berufsumsteiger, du kannst dich auch beim Arbeitsamt zwecks Umschulung informieren, aber ob die dir helfen bzw. das kostenlos machen, kann ich nicht beurteilen.

Die Alternative Mechaniker bleibt ja dann auch noch.
 
Hallo Schwester! Schön, mal von jemandem zu lesen, dem es so ähnlich geht. Also schön ist es natürlich nicht.
MIr geht es recht ähnlich. Ich sage immer: mein erster Beruf klebt wie Pattex an mir. Ich versuche ihn im Grunde loszuwerden, seitdem ich ihn habe. Und schon vorher. Das Diplom wollte ich schon nicht mehr machen, aber meine Chef (ich arbeitete bereits während des Studiums) drängt mich dazu. War gut gemeint. Ob es gut war, bezweifle ich manchmal sehr stark.
Was war passiert?
Der ehemals handwerkliche Beruf mutierte zum reinen Computerjob. Das war wirklich nicht das, was ich wollte.
Zwar habe ich den Switch zur Rechnerarbeit hinbekommen, aber ich habe es von anfang an gehasst. Ich muss und möchte mich bewegen, muss mit meinen Händen arbeiten, Material spüren, sinnlich etwas erFASSEN. Statt dessen klebt man wie eine Kartoffel vor dieser Kiste, stiert da hinein, völlig autistisch und tippelt herum. Furchtbar.
Ich habe versucht, meinem Leiden ein Ende zu setzen, bzw. eine Hausärztin hatte das Drama wohl erfasst. Denn - und das war tatsächlich so - meine Migräneanfälle wurde öfter und heftiger. Damals war ich um die 30. Sie schrieb mir ein Attest und ich bekam eine (Reha-)Umschulung in ein Baugewerk bezahlt. Das war durchaus schon ein Kampf und ich musste mir alles selber zusammensuchen, denn vom Arbeitsamt bekam ich zu hören: "Frauen in Männerberufe fördern wir nicht." Und das im 21.Jhd.! Sagenhaft, ich dachte, wir leben im Mittelalter. Doch ich machte erst mal bei meinem damaligen Partner ein Praktikum, konnte also testen, ob ich das körperlich schaffe. Ich habe den Beruf geliebt. Und auch nach Abschluss darin gearbeitet. Im Gegensatz zu Dir habe ich ein Faible für die Medizin unnd während meines ersten Berufes auch lange dafür gearbeitet. Und sogar im meinem Zweiten, Therapiegeräte entwickelt. Es war ein Traum. Der jäh zerstört wurde durch den Schub einer ausbrechenden Autoimmun-Krankheit. Ich verlor den Job. Bis heute für mich eine Katastrophe. Die Krankheit hat es mir auch zerstört, in diesem zweiten Beruf zu arbeiten.
Ich wurde wieder auf den ersten reduziert. Furchtbar. Zudem blieb mir nichts anderes übrig, als mich darin auch noch selbständig zu machen, denn angestellt arbeiten geht mit den Erkrankungen gar nicht. Der Arbeitgeber müsste sich auf meinen Körper einstellen und nicht ich mich auf die Arbeitserfordernisse. Wo geht das schon? Natürlich war und ist das Unternehmen Selbständigkeit in einem Job, den man hasst, halbwegs zum Scheitern verurteilt.
Dieses ist das alles nun in eine EM-Rente gemündet. Eine soziale Katastrophe, Armut, krank... Teufelskreis. Ich komme mir immer vor wie ein Maikäfer, der irre mit den Beinchen paddelt, um oben zu bleiben.
Und träume von Fort-Bildung, wie Du. Mittlerweile - und ich bin fast ein halbes Jahrhundert alt! - liebäugle ich mit einem Medizin-Grundstudium, um damit dann zusammen mit meinem Berufserfahrungen in med. Bereich in einen anderen Vorzustoßen. Aber auch Ansätze sind im Werden, mit handwerklicher Arbeit (aufgrund der Erkankung und mangels Mut, eine Werkstatt einzurichten - Kredite, etc. - ) anderer Art, irgendwie doch noch zu noch ein bisschen Erfüllung zu kommen.
Bisweilen aber bin ich auch innerlich am Aufgeben. Es ist auch nicht leicht, wenn man regelmäßig noch ausgeknockt wird von den Schüben. Nur frage ich mich häufig, wo da Henne und wo Ei ist. Will sagen: vielleicht ginge es mir gesundheitllich besser, wenn ich mehr Erfolg und Anerkennung beruflich gefunden hätte und fände.
Die Option: Mann suchen und aushalten lassen gab es für mich NIE. Abhgängigkeiten sind der Tod für Beziehungen. Zumal das ebenfalls keinerlei Erfüllung brächte.
Angst vor (Alters-)Armut habe ich massiv, denn sie klopf ja schon kräftig gegen die Türe.
Was kann ich Dir schon raten? Ich habe ein berufliches Coaching mitgemacht. Ich fand es gut, um mich zu "sortieren". Aber Schritte gehen wirst Du alleine müssen. Bei mir ist die Zeit des "Blablas" vorbei. Aber es ist nützlich, sie auch erst einmal gehabt zu haben, um den Status Quo besser zu erfassen. Mein Motto ist: es ist nie zu spät. Wenigstens das lasse ich mir nicht vermiesen. Wünsche Dir viel Glück!
 
Wobei ich da im Bereich Tierpflege mehr Chancen sehe und das scheint dir auch noch etwas mehr zu liegen, wenn ich den Text so lese. Versuche es doch erst mal, Kontakte mit Zoos etc. zu knüpfen und Praktika zu machen.

Vielen lieben Dank für die Antwort. Vielleicht mache ich mir echt zu viel Stress. Mehr als schiefgehen kann es nicht, wenn ich nochmal eine Ausbildung starte. Und unglücklicher werden kann ich auch nicht mehr (glaub ich zumindest).

Das Tierpflege körperlich anstrengend ist, ist klar. Aber das stört mich nicht. Den Rettungsdienst konnte ich aus psychischen Gründen nicht mehr machen und weil ich einfach diese ewig kranken Menschen nicht mehr ertrage. Geschleppt habe ich teilweise schwerer als meine männlichen Kollegen. Und Rückenschmerzen o.ä. kenne ich bis heute nicht. Ich kenne nur Verspannungen vom Sitzen, Kopfschmerzen vom Bildschirm, Übelkeit und wieder Kopfschmerzen durch ewiges Sitzen, zu wenig Bewegung - und jetzt auch noch hartnäckige Sehnenscheidentzündung von der Maus und der Tastatur. Vermutlich sitze ich auch falsch auf dem Stuhl, weil mich das steife, ewige rumgehocke völlig irre macht 🙁

Sterben will ich eigentlich nicht. Es gibt noch so viele Dinge, die ich erleben möchte und sehen möchte. Aber ich muss aus dem Büro raus, um diese Dinge genießen zu können. Im Moment macht mir gar nichts mehr Spaß 🙁
 
Hallo Schwester! Schön, mal von jemandem zu lesen, dem es so ähnlich geht. Also schön ist es natürlich nicht.
Zwar habe ich den Switch zur Rechnerarbeit hinbekommen, aber ich habe es von anfang an gehasst. Ich muss und möchte mich bewegen, muss mit meinen Händen arbeiten, Material spüren, sinnlich etwas erFASSEN. Statt dessen klebt man wie eine Kartoffel vor dieser Kiste, stiert da hinein, völlig autistisch und tippelt herum. Furchtbar.

Du sprichst mir eins zu eins aus der Seele. So traurig es ist, so schön ist es, wenn man weiß nicht alleine mit solch einem Problem zu sein.

Alles Gute Dir!

🙂
 
Warum sollte es denn nicht klappen?

Bist Du für eine Weile finanziell abgesichert und könntest mit weniger Geld klarkommen? Dann würde ich es auf jeden Fall versuchen!

Ich komme selbst aus einem Bürojob. Das an sich gefällt mir schon, die gesamte Organisation und das Drumherum mag ich. Nur der ständige Zeit- und Leistungsdruck, der hat irgendwann sehr an meinen Kräften und meiner Motivation gezerrt. Also hab ich mich nebenbei selbständig gemacht und arbeite zur Sicherheit nur noch in Teilzeit als Bürogehilfe (ohne große Verantwortung, und wenn ich Feierabend habe, dann wünscht man mir nen schönen Nachmittag, anstatt: "Wie, sie wollen schon gehen? Sie KÖNNEN noch nicht gehen!"). Das alles übrigens mit Mitte 30.

Orientiere Dich um, mach Praktika, um in den Bereich reinzugucken. Schau, was Du für Vorbildungen brauchst (für Ranger übrigens oft ein abgeschlossenes Studium, soweit ich weiß), und im nächsten Schritt guck, wie Du den Weg gehen kannst.

Mach einen Schritt nach dem nächsten, um Dein Ziel zu erreichen. Wer nicht wagt, der nicht gewinnt. 🙂
 

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