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Abschiedsbrief

Tekla

Mitglied
Mich würde eure Meinung hierzu interessieren. Würdet ihr einen Brief schreiben und wem - oder eher nicht ?

Ich glaube, wenn es wirklich mal soweit wäre würde ich keinen Brief schreiben. Ich würde es niemandem sagen, weil ich es nicht erklären könnte. Und dann wären die Argumente von anderen, es doch nicht zu tun, vermutlich so massiv, dass sie bedrohlich auf mich wirken würden.

Außerdem hätte ich Angst, dass man mich vorher finden würde und es dadurch nicht mehr meine eigene "freie" Entscheidung wäre bzw. ich nicht mehr selbst entscheiden könnte, ob ich leben und tot sein möchte.

Wie denkt ihr über dieses Thema ?

Tekla


 
Hallo Tekla,

meiner Meinung nach sind Abschiedsbriefe nichts anderes als ein Hilfeschrei der zu spät "gehört" wurde.
Wenn jemand die Entscheidung fasst - seiner/ihrer Misere ein Ende zu setzen dann sollte diese Person auch keine Worte der "Erklärung" verschwenden. Denn verstehen, wird es niemals jemand.
Ich, für meinen Teil... finde Selbstmord egoistisch..
Es gibt für alles eine Lösung und es gibt immer Leute die einem über alles hinweg helfen.
Wenn man selbst nicht stark genug ist um es zu schaffen dann muss und sollte man sich Hilfe suchen.
Denn die jenigen..die man durch einen Selbstmord zurücklässt .. trauern und das manchmal nicht zu knapp.
Es gab diverse Fälle wo Kinder ihrem Leben ein Ende gesetzt haben und die Eltern ihnen folgten bzw. ein Elternteil weil sie mit dem Verlust nicht klar kamen.
Somit.. Selbstmord ist für mich nur ein anstoß eines Dominosteines welcher eine Kette von viel Schmerz und Trauer nach sich zieht.

Die feigste Lösung die ich mir denken kann.
Natürlich.. wird es nun Leute geben die sagen "du kannst die Leute doch nicht verstehen.. die keinen Ausweg mehr wissen" ..
Doch, das kann ich sehr gut..
Dennoch ist IMMER ein Ausweg zu finden..
 
Hi Du,

ich habe vor vielen Jahren schon mal so etwas geschrieben; aber zum Glück ist es dann anders gekommen. Er war kurz und knapp. Und ich habe geschrieben, dass KEINER Schuld trägt und dass ich es aus freien Stücken machen werde. Mir ging durch den Kopf, was ich meinen Freunden und Angehörigen damit antue und wollte zumindestens nicht, dass sich jemand Vorwürfe macht. Im Nachhinein kann ich nur sagen, dass es so schlimm ist, wenn man dabei vergißt, dass es Menschen gibt, die unendlich darunter leiden.
Aber sag mal, warum fragst Du das denn jetzt? Warum beschäftigt Dich das?
Liebe Grüße🙂
 
Ich hab damals einen Brief geschrieben und ihn in der Wohnung platziert, ihn also nicht an jemanden verschickt. Ich wollte ihn auch nicht verschicken damit man mich doch noch "davon" abbringt und ich hätte auch gar nicht gewusst an wen ich ihn hätte schicken sollen, weil ohnehin niemand da war; ich schrieb ihn nur als Erklärung, für diejenigen, die mich finden.

Glücklicherweise bin ich nicht drauf gegangen und hab den Brief danach zerrissen und das Klo runter gespült.

Würde ich heute noch einmal in eine aussichtslose Situation geraten und alles würde über mich zusammenstürzen, würde ich wohl einige Briefe schreiben, da es heute einige Freunde in meinem Leben gibt, die einen solchen Brief verdient hätten. Das wären dann aber keineswegs anklagenden Briefe, sondern des Dankes.
 
Ich könnte keinen Brief schreiben. Ich könnte all diesen Menschen es nicht antun, dass Sie meine Begründungen lesen, weshalb ich sterben möchte, denn ich weiß, es gäbe keine Begründung dafür feige zu gehen, meinen Freunden und Familien so leiden zu lassen, wo sie mir sicher Lösungen und Hilfe angeboten hätten.

Deshalb verachte ich Suizid.

In meinem engen Freundeskreis haben sie innerhalb 2 Jahre 3 Väter meiner Freunde, grausam & freiwillig vom Leben verabschiedet. Ich sehe wie sehr die Kinder darunter leiden, eine davon ist gerade in einer tiefenpsychologischen Behandlung. Ich sehe, welche Selbstvorwürfe deren Familien sich machen. Ich habe Abschiedsbriefe mit klaren Schuldzuweisungen gelesen... eigentlich sind es Dinge, die man hätte lösen können.
Diese Vorwürfe, ihnen nicht haben helfen zu können, machen es dem Leben meiner Freunde sehr , sehr schwer. 2 davon haben selbst Familien, Kinder usw. Sie können keinen Fuss fassen, weil sie es nicht begreifen.
Eine ist immernoch stocksauer auf ihren Vater...

Da scheiden sich vermutlich auch sowieso die Meinungen.

Mein Vater befindet sich gerade in solch einer Situation.... und ich DARF ihm nicht sagen, wie feige ich das finde... Wie es mich zerreist, dass mein Sohn (8 Jahre alt) an seinem Krankenbett vor zwei Jahren stand und sagte: Opa, ich dachte du bist jetzt ein Engel! .... und danach weinte. Er sagte er macht dies nicht... dabei war er gestern wieder kurz davor.... und jetzt in der Klinik, (psychosomatischen Klinik). Ich habe sehr große Angst um ihn... und das letzte was ich lesen will, ist ein verdammt feiger Abschiedsbrief!!!!
 
Abschiedsbriefe würde ich sowieso nur verschicken, die Polizei behält sonst das Original und rückt (im schlimmsten Falle) nicht mal eine Kopie davon heraus. So darf der Empfänger dann darüber entscheiden.

Meinen "Brief" würde Mutter bekommen, allerdings in Form eines Päckchens mit Liedern, Zeichnungen, Filmszenen auf DVD und dem Testament, mit der Hoffnung, das sie diese Entscheidung irgendwann akzeptiert und zumindest auch etwas von meinem wahren Ich kennenlernen darf.
 
Ich würde keinen Brief bekommen wollen, da ich es pathetisch und irgendwie sinnlos finde.
Die großen Fragen werden in solch`einem Brief, der dem Adressaten keine Chance der Reaktion erlaubt, sicher nicht geklärt.

Ein Abschied ist eine beidseitige Sache. Der Hinterbliebene kann sich jedoch nicht verabschieden. Er kann nur zur Kenntnis nehmen. Eine Art Anti-Kommunikation. Und im schlimmsten Falle entstehen Schuldgefühle bei den anderen oder es geht um eine subtile "Rache"; so nach dem Motto: "Jetzt, wo es zu spät ist, rede ich!".

Wenn es dem Selbstmörder gut tut, soll er es machen. Als Adressat fände ich es ärgerlich.
 
Ich hab jetzt länger überlegt und würde wahrscheinlich keinen schreiben oder ihn nur als Art Gedankenzusammenfassung schreiben und dann vernichten.
Wenn es Menschen gibt, die mir wirklich nahe stehen und die mir etwas beudeuten, würde ich diesen Schritt nicht gehen. Wenn sie mir wirklich so nahe stehen, könnte ich auch erst mal mit ihnen über meine Probleme reden und muss nicht hinterher einen Brief schreiben "Ihr seid so toll, Ihr habt alles richtig gemacht und es war nicht Eure Schuld".
Hier sehe ich es wie Patch, wenn ich dann als Freund einen Brief bekomme, wo drin steht, dass ich ja so ein toller Freund war, würde ich mich verarscht fühlen, da nie mit mir darüber gesprochen wurde.

Wenn ich dagegen einsam bin und mich umbringen will, gibt es ohnehin niemanden, an den ich schreiben könnte. Immerhin ein Problem weniger. 😉

Ich persönlich denke mir, dass meine Eltern den Rest ihres Lebens nicht mehr glücklich wären, egal ob mit Abschiedsbrief oder ohne. Also würde ich zu ihren Lebzeiten ohnehin nichts unternehmen. Und danach gibt es niemanden mehr, bei dem ich das Gefühl hätte, er würde nicht in absehbarer Zeit drüber hinweg kommen. Also ist gar kein Abschiedsbrief notwendig.

Im Allgemeinen bin ich jemand, der es akzeptieren würde, wenn jemand nicht weiter leben will. Mag zwar schade sein, aber es ist auch nur ein vorzeitiges Ende, das irgendwann sowieso gekommen wäre. Natürlich macht es Sinn, diese Person vorher noch mal zum Nachdenken anzuregen, aber wenn es die endgültige Entscheidung ist, akzeptiere ich es und erwarte auch nicht, dass es in einem Brief noch einmal erklärt wird. Mir fallen auch genügend Gründe ein, wo ich es verstehen würde und wo gar kein Brief notwendig wäre.
 
Als ich tieftraurig war, da habe ich mal welche geschrieben und dabei Bäche vergossen....danach habe ich sie wieder vernichtet!
Ich hätte allerdings bedenken jmd. könnte die letzten Worte irgendwie missverstehen und sie bleiben dann einfach so stehen-

Interessant finde ich, dass man formlose Verfügungen schreiben kann, wenn man irgndjemanden etwas hinterlassen möchte, sie werden rechtlich anerkannt.
 

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