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Alleinerziehende/finanziell Schwache und Wohnungssuche

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Gel06

Gast
Ich muss das jetzt mal ausbrechen, da geht was auf dem Wohnungsmarkt, das ich echt Ungeheuerlich finde. Schon mehrmals gab es hier im Forum alleinerziehende mit wenig Einkommen oder naja, auch die finanziell Schwachen ohne Kinder, den ersten Fall finde ich bedeutend schlimmer, die eine Wohnung suchen und keine mehr bekommen. Ich kenne das aus eigener Erfahrung, Wohnungssuche unter diesen Umständen ist schwieriger als irgendeine Arbeit zu finden. Als Putze findet man i.d.R. doch manchmal noch was, aber bei Wohnungen gibt es keine Abstellkammern, die man nehmen kann. Von wegen in diesem Staate sei noch niemand verhungert oder auf der Straße gelandet. Ich hätte den hier Hilfesuchenden so gerne irgendetwas motivierendes geantwortet, aber was soll ich sagen.... es ist so und glauben tun es immer nur die, die es selbst in Deutschland erlebt haben.
Ich war damals in der Ausbildung und hatte eine Tochter, weder Ausbildungsvergütung noch Unterhalt oder Kindergeld wurden als Sicherheiten akzeptiert... denn weiß der Vermieter denn, ob der Vater morgen noch zahlt? Weiß der Vermieter denn, ob man nach der Ausbildung übernommen wird? Natürlich nicht, aber wo sind die vielzitierten Sozialwohnungen???
Ich war damals, als ich vor meinem Mann flüchtete, tatsächlich obdachlos und das mit Kind, das Wohnungsamt wusste das. Nicht eine Wohnung hat man mir angeboten. Nicht eine! Ich wohnte dann bei meiner Mutter, bin täglich 130km gefahren, um die Kleine zur Schule zu bringen, danach 50km zurück zu meinem Ausbildungsplatz, Nachmittags wieder 50 km um die Kleine vom Hort zu holen und wieder 130km zurück zu meiner Mutter, wir standen um halb sechs auf und waren gegen 21 Uhr zurück - soll ja sehr gesund sein für Kinder mit so wenig Schlaf. Nach einem halben Jahr fand sich endlich eine liebe Vermieterin, die mir traute und mir 54qm für 600€ vermietete. Hatte ich eine Wahl? Ich musste das teure 2-Zimmer-Ding nehmen. Aber in diesem Land sind ja alle gleich, alle Kinder haben die gleichen Chancen und hier ist noch nie jemand verhungert oder erfroren.
Es gibt viel zu viel in diesem Land, was nicht gesehen wird. Schon gar nicht von denen, die immer predigen "nicht jammern, was anpacken".
Ich frage mich ernsthaft, warum die Politiker meinen, sie könnten mit einem Elterngeld wieder zu mehr Zeugungsfreudigkeit beitragen.

Gel06
 
S

Stan

Gast
Gel06 meinte:
Ich frage mich ernsthaft, warum die Politiker meinen, sie könnten mit einem Elterngeld wieder zu mehr Zeugungsfreudigkeit beitragen.
Gel06
Hallo Gel06,

das liegt m.E. daran, dass die Politiker überhaupt nicht mehr wissen, was tatsächlich an der Basis los ist.

Bei den sogenannten Politikern zählt doch die Sekundärmotivation mehr als die Primärmotivation. Das heißt, sie denken nur noch an ihr eigenes Schäfchen, das sie ins Trockene bringen wollen. Der Wähler, das Volk, interessiert die doch nicht mehr.

Das zeigt doch schon die Wohnungspolitik, die betrieben wird. Seit 1972 gab es mal das Verbot der Zweckentfremdung von Wohnraum, das es untersagte aus Wohnungen Büros etc. zu machen. In ihrer grenzenlosen Güte wurde dies vor etwa zwei Jahren abgeschafft. Gibt nur noch ganz wenige Bundesländer, wo es noch Gültigkeit hat.

Das gleiche gilt für den sozialen Wohnungsbau. Es wird kaum noch öffentlich gefördert gebaut und der Bestand an Wohnraum nimmt Jahr für Jahr ab, da die Bindungen auslaufen. Hier im Rhein-Main-Gebiet bedeutet dies, dass pro Jahr ca. 5 % der öffentlich geförderten Wohnungen weggefallen sind. Betrachtet auf 10 Jahren ergibt dies eine erhebliche Anzahl. Aber seitens unserer Volksvertreter passiert nichts.

Und das perverseste war bzw. ist die Praxis der ARGE gewesen bei Beziehern von ALG II die zu leistende Miete an der Miethöhe zu orientieren, nach der das Wohngeld berechnet wird. Dies hatte zur Folge, dass selbst Sozialwohnungen, die ja für die Ärmsten gedacht sind, seitens der ARGE zu teuer waren und nicht finanziert wurden. Zum Glück hat das Sozialgericht Aurich mittlerweile ein Urteil gesprochen, dass die Höhe der ortsüblichen Vergleichsmiete zu berücksichtigen ist. Diese Praxis hatte sogar dazu geführt, dass in Ballungsgebieten die Anzahl der Bewerber auf Sozialwohungen zurückgegangen ist und dafür im Umland drastisch gestiegen ist. Ich würde dies auch einen politisch gewollten Verdrängungsprozess nennen, wie er auch schon vor 2 Jahren in einer Studie des Maklerbüros Ballwanz als erwünscht!!! veröffentlicht wurde (Ballwanz-Studie).

Gruß

Thomas
 
G

Gel06

Gast
Störer meinte:
Diese Praxis hatte sogar dazu geführt, dass in Ballungsgebieten die Anzahl der Bewerber auf Sozialwohungen zurückgegangen ist und dafür im Umland drastisch gestiegen ist. Ich würde dies auch einen politisch gewollten Verdrängungsprozess nennen, wie er auch schon vor 2 Jahren in einer Studie des Maklerbüros Ballwanz als erwünscht!!! veröffentlicht wurde (Ballwanz-Studie).
Aha... und dann die Leute, wenn sie die Nase voll haben - wie in Paris, beschimpfen und die Gegend "bereinigen" wollen... wird echt Zeit, dass mal was Größeres passiert, als nur eine vorgezogene Bundestagswahl und große Koalition.

Das mit der Arge kenn ich auch, genau um eben besagte Wohnung ging es, nachdem ich die Ausbildung beendet hatte (übernommen werden konnte ich garnicht, weils eine schulische Ausbildung war). Da fingen die dann an, mich da raus haben zu wollen, weil die Bude zu teuer sei.

Danke für den interessanten Ansatz!

Gel06
 
S

Stan

Gast
Gel06 meinte:
Aha... und dann die Leute, wenn sie die Nase voll haben - wie in Paris, beschimpfen und die Gegend "bereinigen" wollen... wird echt Zeit, dass mal was Größeres passiert, als nur eine vorgezogene Bundestagswahl und große Koalition.

Das mit der Arge kenn ich auch, genau um eben besagte Wohnung ging es, nachdem ich die Ausbildung beendet hatte (übernommen werden konnte ich garnicht, weils eine schulische Ausbildung war). Da fingen die dann an, mich da raus haben zu wollen, weil die Bude zu teuer sei.

Danke für den interessanten Ansatz!

Gel06
Hallo Gel06,

der Vergleich mit Paris stimmt. Da hatte sich dann durch diese Verdrängungspolitik der sogenannte "banlieu rouge" gebildet mit der Konzequenz, dass in diesen Randgebieten in den Wahlkreisen die linken Parteien naturgemäß als Wahlsieger hervorgingen. Aber die Politik war dann auch wieder clever. Die haben dann dort einfach die Wahlkreise geographisch umgestaltet, so dass dann leider keine entsprechenden roten Mehrheiten mehr zustande gekommen sind.

Hier nochmals das Urteil wegen der Mietübernahme. Da ich davon ausging, dass es für viele interessant sein könnte, hatte ich es gestern schon mal in diesem Bereich hier gepostet.

http://www.hilferuf.de/forum/upload/showthread.php?t=8170

Gruß

Thomas
 
G

Gel06

Gast
Mehr Demokratie wagen... jaja. Will manchmal gar nicht mehr wissen, wo das alles endet. Dass die Schweinehunde aber auch immer einen Weg finden, das kleine Volk für dumm zu verkaufen oder eben mittels Macht zum Schweigen zu bringen. Der Fernseher gehört ja wohl auch völlig abgeschafft, das mit den Wahlkreisen hatte ich noch nie gehört und eigentlich bilde ich mir ein, das politische Geschehen stets ganz gut zu verfolgen.

Falls der Link speziell für mich gemeint war: Bei mir hat sich das mit der Wohnung erledigt, ich wohn jetzt im (subjektiv natürlich) schönsten Fleckchen Deutschlands, wo kaum jemand hin will und ich mir deshalb ein Eigenheim mit einem halben Hektar Land für 380€ im Monat leisten kann. Hatte die Nase zu voll von den ach so zivilisierten Menschen - was aber ja nicht heißen soll, dass ich deren Ausgestoßene vergessen habe. Und ich krieg echt die Krise, was ich hier so lesen muss, wie es den Leuten ergeht, besonders eben den Alleinerziehenden und den Kindern und nichts, rein gar nichts liegt in meiner Hand, etwas zu verändern. Ist nicht der erste Tag, an dem mich das frustet, aber schön, dass Du Anteil daran nimmst :)

Gel06
 
S

Stan

Gast
Gel06 meinte:
Mehr Demokratie wagen... jaja. Will manchmal gar nicht mehr wissen, wo das alles endet. Dass die Schweinehunde aber auch immer einen Weg finden, das kleine Volk für dumm zu verkaufen oder eben mittels Macht zum Schweigen zu bringen. Der Fernseher gehört ja wohl auch völlig abgeschafft, das mit den Wahlkreisen hatte ich noch nie gehört und eigentlich bilde ich mir ein, das politische Geschehen stets ganz gut zu verfolgen.
Gel06
Hallo Gel06,

das mit den Wahlkreisen in Paris das ist geschehen, nachdem die Vorstädte mit den Hochhaussiedlungen entstanden sind. Das waren dann eigenständige Wahlkreise mit dem entsprechenden Wählerpotential. Die hat man dann so geändert, dass sie bis in die Innenstadt hineinreichten. Das Ergebnis war, dass die ursprünglich sieghaften Parteien dann in der Minderheit waren durch die mehr bourgeoisen Wähler.

Fernsehen und Internet, ist trotz Informatiionsvielfalt eine nicht zu unterschätzende Verdummungsmaschinerie. Aber die Masse ist ja lenkbar und lässt sich lenken. Es werden "Wahrheiten" verbreitet und der User nimmt sie glücklich und zufrieden auf und ist satt.

Wenn ich mir vorstelle, dass politische Entscheidungen, wie sie heute getroffen werden, in den 60ern auf der Tagesordnung gewesen wären, dann hätte der Planet aber gebrannt.

Heute kann doch jedem alles mögliche an Überwachungspotential erklärt werden und er sagt noch glücklich, ja das finde ich gut. Und wenn er dann mal wirklich eine arme Sau ist und macht einen Banküberfall, dann hat er noch sein Handy dabei, sein Auto mit Navigationssystem (GPS), die Satelliten gehören übrigens der US-Army, und jeder weiß wo er war. Da regt sich keiner auf. Und dann fährt er noch unter einer Mautbrücke durch und das Kennzeichen wird auch noch gespeichert. Nicht nur die der LKW! Aber keiner regt sich darüber auf.

Der gute alte Honnecker hätte doch an diesen subtilen Verfahren seine Freude gehabt.

Eigentlich sind wir doch alle an dieser Entwicklung selbst mit dran schuld.

Mittlerweile ist es schlimmer wie im Buch 1984. Stimmt, wir haben ja schon 2006.

Und was mir auffällt, es gibt hier wirkliche Probleme.

http://www.hilferuf.de/forum/upload/forumdisplay.php?f=4

Aber die scheinen doch nicht von so großem Interesse zu sein. Man muss sich doch mehr über Sachen auslassen, die eigentlich keine Probleme sind, sondern eher Spielchen nach hausmacher Art. Es ist doch schön zu erkennen, wo die Prioritäten des wirklichen Lebens, das sich auch hier wiederspiegelt, liegen.

Gruß

Thomas
 
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