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Alles in mir sträubt sich gegen mich...

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sinclair

Gast
Hallo,

ich weiß gerade nicht mehr weiter... ich habe gerade eine Psychotherapie hinter mir, da ich seit jeher große Probleme mit mir selbst hatte. Ich schäme mich für mich selbst, habe große Probleme mit Sexualität.

Schon als Kind hatte ich Kontaktschwierigkeiten, habe mich immer außen vor gefühlt. Ich fühlte mich mit allen anderen (ob Kinder oder Erwachsene) nicht verbunden, ich empfand keine wirklichen Emotionen für sie, sie waren mir fremd, schienen mir stärker als ich selbst zu sein.

In der Pubertät wurde es schlimmer, ich schämte mich für meine sexuelle Entwicklung, die anderen wurden zu meinen Richtern… ich achtete ständig darauf, ob „jemandem etwas auffiel“ und versuchte darüber hinaus, nicht aufzufallen, es den anderen „Recht zu machen“. Gleichzeitig war ich unter größeren Menschengruppen (bei denen ich dann den Überblick verlor) wie in Trance, ich konnte keinen klaren Gedanken fassen, alles in meinem Kopf wand sich und ich wollte nur verschwinden. Wenn mir mal eine echte Emotion herausrutschte, gefror alles in mir wie in Schockstarre, ein Lachen fror mir im Gesicht ein. „Jetzt haben sie was gemerkt!“.

Diese Probleme habe ich bis heute, 20 Jahre später. Ich empfinde Sexualität als etwas Schmutziges, Verwerfliches, Ekliges, gleichzeitig kann ich meine Triebe nicht unterdrücken. Ich kontrolliere mich ständig, filtere alles, was aus mir heraus will (wenn denn etwas heraus will), achte fast schon in Panik darauf, „unauffällig“ und „normal“ zu wirken unter der festen Überzeugung, dass ich nicht in Ordnung bin.

In meinen Therapiegesprächen wurde mir bewusst, wie sich dieses Verhalten mit der Art deckt, wie meine Familie seit jeher mit mir umgegangen ist. Meine Mutter war und ist selbst immer sehr kontrolliert und beherrscht, ja fast emotionslos. Mein Vater war immer gleich von mir genervt, wenn ich nicht „funktionierte“. Mein Onkel (väterlicherseits) zeigte mir von klein auf, dass er sich nicht für mich interessiert und nicht hinter mir steht. Meine Tante (mütterlicherseits) hatte viel von meiner Mutter. Geschwister habe ich keine.

So fühlte ich mich schon immer, als ob ich etwas Unangenehmes, Peinliches, Belastendes bin. Da Sexualität in meiner Familie nie Thema war (erzkatholisch, meine Tante hatte bis heute nie einen Partner), kann ich meine Pubertät heute nur mit einem Wort charakterisieren: Hilflosigkeit. Zu den genannten Gefühlen kam die oben beschriebene Selbstscham, der völlige Selbsthass.

Kontakt habe ich heute nur noch zu meiner Mutter und sporadisch zu meiner Tante. Beide sagen mir, dass sie mich liebhaben… nur spüren lassen sie es mich nicht. Freunde habe ich nicht viele, und überall stehe ich eher im Hintergrund. Ich werde freundlich aufgenommen, aber ich spüre, dass ich mit meinen Problemen alleine bin. In der Vergangenheit habe ich mal vorsichtig angefangen, darüber zu reden… anfangen konnte niemand etwas damit.

Jetzt stehe ich hier, sehe einerseits, wie meine Entwicklung kein dummer Zufall, sondern vorprogrammiert (und auch nicht meine Schuld) war. Gleichzeitig laufen die alten Programme in meinem Kopf weiter ab. Ich widere mich selbst an, spüre mich selbst nicht, habe Angst vor anderen und fühle mich gleichzeitig allein. Die Abweisung, die ich von früher kenne, erwarte ich vermutlich heute noch von Menschen, die ich neu kennenlerne – und bekomme sie in der Regel auch. Wenn ich aus der Haustür gehe und unter Menschen bin, machen in meinem Kopf alle Schotten dicht, ich verkrampfe mich, fühle mich wie auf einem Drahtseil. "Bloß nix falsch machen, sonst bist Du unten durch..." Wenn ich länger unter Menschen bin, bin ich danach völlig erschöpft und habe im Extremfall richtige Kopfschmerzen, weil mein „Computer“ im Kopf völlig überlastet ist.

Gibt es hier vielleicht jemanden, der meine Situation kennt? Oder der vielleicht einen Tip für mich hat? Die Psychotherapie endete mit dem typischen "Vielleicht müssen sie es einfach akzeptieren..." und hat mich mit meinen Erkenntnissen allein gelassen...

Und bitte kein "Du musst halt lockerer werden." oder "Du musst es halt weiter versuchen." Das kann ich nicht mehr hören...


Liebe Grüße

sinclair
 
Was deine Familiengeschichte betrifft, insbesondere deinen Vater, ist er denn dein Vater?
Du klingst wie jemand der gar nicht in diese Familie passt, der da nicht willkommen ist. Selbst wenn du das Kind deiner Mutter bist.
Es sieht fast immer so aus als sei bei allen anderen alles in bester Ordnung. Alles so wunderbar und wohlbehütet.
In manchen Fällen ist das auch so.
Deine Tante ist nur deine Tante. Dein Vater nur dein Vater!
Du bist DU!
Lebe DEIN Leben, so wie es für DICH richtig ist und nichts sonst!
 
Was deine Familiengeschichte betrifft, insbesondere deinen Vater, ist er denn dein Vater?
Du klingst wie jemand der gar nicht in diese Familie passt, der da nicht willkommen ist. Selbst wenn du das Kind deiner Mutter bist.

Ja, er ist ohne Zweifel mein leiblicher Vater...
 
Gut, auch das gibt es Sinclair! Mach dich dennoch frei, geh, geh deinen Weg, nur der ist der Richtige.
Eltern, die keine sind sollte man den Rücken kehren. Das ist so. Jedes Tier in der Natur tut das! Du bist frei zu tun was immer du willst, wenn es niemandem schadet.
LEBE !!!!
 
Ich danke Dir für Deine Antwort, aber das klingt für mich genau nach den Floskeln, die mir auch mein Psychologe um die Ohren gehauen hat. Das fühlt sich für mich momentan so an, als würde man jemand mit einem gebrochenen Bein sagen: "Sie müssen halt einfach mal loslaufen!". Ich würde gerne, aber ich kann nicht. :-/
 
Mit Selbstmitleid kommst du jedenfalls nirgendwo hin und bevor du etwas nicht ausprobiert hast solltest du es auch nicht verurteilen.
Das ist, als würdest du über den Geschmack einer Frucht sprechen die du noch nie gegessen hast.
Sich hinzustellen und zu sagen "ich kann nicht" ist ein toller Trick.
Wie wäre es mit "ich will nicht" ! Das wäre ehrlicher und dann kannst du dich fragen warum du nicht willst.
Keiner außer dir selbst wird etwas in deinem Leben ändern.
Aber du musst es wie gesagt auch wollen, sonst tut sich gar nichts.







 

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