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Ambivalenz, Nähe u. Distanz

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M

Michael

Gast
Hallo!

Ich (41) habe vor 5 Monaten eine Frau (43) kennengelernt und wir sind nach kurzer Zeit eine Beziehung eingegangen. Es gab eine wunderbare Verliebheitsphase und wir hatten von Anfang an auch tiefe, ehrliche Gespräche. Die körperlichen Begegnungen und der Sex war erfüllend und heftig, von uns beiden auch so gewollt.
Damals konnte ich mit ihren Andeutungen " Ich weiß nicht, ob ich für eine Beziehung wieder bereit bin, ich sehe es mir mal an" nicht viel anfangen. Ich spürte ziemlich rasch eine unsicheres Gefühl, da ich merkte, dass sie sich nicht unbelastet verhielt und sehr, sehr unsicher war. Auf meine Worte " Sag mir bitte, was dich bewegt, ich will dich kennenlernen" wich sie mir zumeist aus, sodass ich weiterhin auf Vermutungen angewiesen war. Sie konnte auch nicht damit umgehen, wenn ich sagte, dass ich sie liebe so wie sie sei, da sie sich nicht als liebenswert empfindet. Sie wehrte es ab und meinte ich könne dass doch nach einigen Wochen gar nicht wissen.
Sie selbst bezeichnet sich als unsicheren-ambivalenten Bindungstypen. Da mir sehr viel an ihr liegt und es sich dabei um wahre Gefühle handelt und nicht um eine "Kopfsache" habe ich mich zunehmend mit ihrem Problem beschäftigt. Ich wollte die Dinge mit ihren Augen sehen, also aus ihrem Blickwinkel, um alles besser verstehen zu können.
Ich denke, dass sie aufgrund ihrer (negativen) Lebenserfahrung - und in 42 Jahre kommt schon einiges zusammen - sehr vorsichtig wurde und auch glaubt, dass sich eine Beziehung und Partnerschaft nicht positiv entwickeln kann. Meiner Ansicht, dass eine vertrauensvolle Beziehung helfen kann, alte Verletzungen zu heilen, kann sie nicht abgewinnen. Ihre Überzeugung " Alle Männer sind gleich, sind triebgesteuert...." kann sie nicht ablegen.
Sagen möchte ich noch, dass ich seit fast 2 Jahren geschieden bin und meine 2 Töchter bei meiner Exfrau leben. Wir haben ein gutes, distanziertes Verhältnis und den Kindern geht's sehr gut.
Danach hatte ich 18 Monate eine Wochenendbeziehung, die ich Herbst, kurz unmittelbar vor der derzeitigen Beziehung beendet. Wie ich ihr das sagte, hatte sie beinahe einen Kollaps. Ich glaube sie hatte Angst, dass ich zweigleisig fahren und sie betrügen würde. Es gab aber keine Anzeichen dafür, keine heimlichen telefonate, sms, emails....die ihr Misstrauen begründeten.
Ich erwarte nun nicht, dass sie mir, einem Mann wie tausend anderen, nach einigen Monaten ihr volles Vertrauen schenkt. Ich denke, dass kann lange dauern.
Ende Jänner hat sie die Beziehung abgebrochen, da sie nicht mehr konnte und ihr alles zuviel war. Obwohl ich innerlich damit gerechnet habe, hat mich trotzdem der Hammer getroffen. Im gleichen Gespräch sagte ich ihr " Okay, ich akzeptiere, dass du alleine leben willst, bitte verstehe mich, denn ich werde mich um unsere Beziehung bemühen".
Wir haben uns in kurzer Zeit emotional überfordert, vielleicht war der Sex auch zu intensiv, das kann schon sein. Ich meine aber, dass es möglich ist, die seelische Entwicklung aufzuholen, wenn beide es wollen. Nach 3 Monaten die Beziehung einfach so hinzuwerfen, halte ich für sehr unreif. Ich habe ihr das auch vor kurzem so gesagt.
Seit der Trennung führten wir einige Gespräche die noch weiter unter die Haut reichten und ich währenddessen merkte, dass auch sie sich entspannte und wohl fühlte. Ich meinte zu ihr, dass das nun die Basis sein kann um eine ehrliche Beziehung zu bilden. Es ist doch wichtig, sich unmaskiert gegenüberzutreten. Leider sieht sie das nicht so.
Danach hielt sie mich einige Wochen an der langen Leine, wir sahen uns ab und zu, wir telefonierten wann sie es wollte. Diesen Zustand habe ich vor einigen Tagen beendet, da sie nun begann, mich zu verletzen. Ich konnte ihre Launen nicht mehr ertragen und wollte nicht mehr passiv warten, ob irgendetwas passieren würde und habe ihr höflich und bestimmt meine Meinung gesagt. Ich hatte den Eindruck, dass sie diese Gespräch berührte da ihr ein Mann vermutlich schon lange nicht mehr diese Worte sagte.
Die letzten Beziehungen hat immer sie beendet, um vielleicht selbst nicht verlassen zu werden.
Das Blöde ist, dass ich von ihr weiß, dass sie mit ihrem Leben, so wie sie es führt unglücklich ist und es gerne ändern würde. Es fehlt ihr der Mut und die Kraft dazu, diese Schwelle zu übertreten und sich positive Erfahrungen zuzumuten.
Ich glaube auch, dass sie unsere Angelegenheit beschäftigt, doch ihre Gefühle reichen nicht aus, um sich mir zu nähern.
Obwohl Distanz nun der einzige Ausweg erscheint, glaube ich an sie und bringe ihr den Vorschuß an Liebe entgegen. Vielleicht bekommt sie das Vertauen, dass Männer nicht alle gleich (triebgesteuert) sein müssen und es doch einige gibt, die auch mit Gefühl, Geborgenheit und Ehrlichkeit etwas anfangen können. Mir ist es nie in den Sinn gekommen zu sagen "Das alles ist wirklich dein Problem, geht mich nichts an". Möglicherweise war ich zu offen und habe sie gefühlsmäßig überfordert. Wahrscheinlich mich auch, denn Glücksgefühl und Euphorie kamen komplett unerwartet. Hätte ich mich verstellen sollen bzw. habe ich ihr es zu leicht gemacht?
Manchmal glaube ich, dass die sogenannten A********* das Charisma des Unerreichbaren, Unnahbaren an sich haben. Frauen stehen sich's fürchterlich darauf und fallen immer wieder darauf hinein. Wahrscheinlich hätte ich sie nicht so liebevoll behandeln sollen. Möglicherweise war unsere Sache für sie nur eine sexuelle Affaire und nie Gefühl und Liebe im Spiel. Das könnte sie mir aber auch sagen, dann wäre vieles einfacher und mir ging´s leichter.
Ich hätte was versäumt, wenn ich die Beziehung schon früher beendet hätte, da ich dann nie die Chance gehabt hätte, sie in ihrem Wesen kennenzulernen.
Ich denke, wenn sie nun aufgibt, scheitert sie möglicherweise beim nächsten Typen wieder in derselben Phase.
Nun, frage ich euch, ob ihr solche Situationen kennt und wie Frauen dieses Problem sehen. Ich glaube, jeder ist ambivalent, und versucht die richtige Dosis Nähe und Distanz zu finden. In dieser Heftigkeit habe ich das noch nicht erlebt und daher bin ich echt verwirrt. Wie gehe ich als Partner damit um?
Ehrlich gesagt, weiß ich nicht wie ich mich verhalten soll. Zu einer neuen Beziehung habe ich null Bock und in o-n-s sehe ich nicht mein Glück und denn ich glaube aus meinem tiefsten Inneren an sie und mich.
Erwähnen wollte ich noch, dass wir uns im Vorfeld vom Sehen kannten und eine gewisse gegenseitige Anziehung vorhanden war. Aufgrund der jeweiligen privaten Situation ( Beziehungen, Scheidung,..) kam es erst im Herbst zum Kontakt. Ich war sprachlos, dass sie ziemlich gut über mich Bescheid wusste und interpretierte das als Interesse an mir.
Sie liegt mir am Herzen und ich empfinde sie trotz allem was passiert ist als liebenswert und das gibt mit die Kraft, das noch eine Zeit durchzustehen. Wir haben beide momentan nicht die Energie uns weiter im Kreis zu drehen und sind komplett erschöpft. Es ist für mich verdammt schwer die notwendige Gelassenheit aufzubringen.

Vielen Dank für Antworten,
Michael
 
Hallo Michael,

ich denke prinzipiell seid Ihr auf einem guten Weg - also den Umständen entsprechend. Dieses Gefühl "ich gehe, bevor ich verletzt werde" oder auch "lieber verletze ich selber, bevor ich verletzt werde" ist wahrscheinlich vielen Frauen bekannt. Ich schließe mich da ein. Ebenso schließe ich mich Dir an, dass die vergangenen Beziehungen von ihr wahrscheinlich sehr sehr verletzend waren. Ich gehe sogar einen Schritt weiter und behaupte, dass sie sich in diesen Beziehungen zu oft zu sehr aufgegeben hat, in der Hoffnung es würde sich etwas bessern. Das Rezept (das in aller Regel aber ja schiefgeht) lautet dabei: ich will mehr Liebe? Dann gebe ich mehr Liebe und hoffe, dass es zurückkommt. Ich will mehr Respekt? Dann respektiere ich noch mehr, in der Hoffnung, dass es zurückkommt. Irgendwann kommt natürlich der resignierte Punkt, an dem man zu gar nichts mehr bereit ist. Man (Frau) weiß, dass man nicht mehr verzeihen würde, vielleicht sogar Kleinigkeiten nicht mehr, man weiß, dass man nicht mehr bereit ist, tief in sich hineinblicken zu lassen, man weiß, dass man geliebt werden möchte, aber das nur noch ohne Risiko - und man weiß, dass das nicht geht. Das einzige was da hilft ist Zeit. Zeit ohne Druck, Zeit ohne Bedrängnis, Zeit ohne Risiko wieder vertrauen zu lernen, nicht nur einem anderen Menschen wieder zuvertrauen, sondern auch dem, was er sagt ("ich liebe Dich" ist bloß ein hohler Satz hat schließlich die Erfahrung gelehrt).

Du gehst nun sehr sensibel und mit Verstand an ihre Probleme, das finde ich schön. Emotionale Ausbrüche deinerseits wären hier wohl völlig fehl am Platze. Und wenn Du nicht wärst, wäre das Thema Beziehung für sie wahrscheinlich zur Zeit gar keines - aber Du bist nun da. Klar ist das für sie schwierig und das heißt auch nicht, dass Du nun nach ihrer Nase tanzen sollst.

Ich sage Dir, was der Mann tat, der es geschafft hat, mich aus der gleichen Situation trotzdem als Lebensgefährtin zu gewinnen:
Er blieb mir ein sehr guter Freund, auf den ich mich stets verlassen konnte, dessen Rat nie seinen Interessen, sondern nur meinen folgte, er sagte mir, was er für mich empfindet, ich lächelte höflich darüber, nahm es nicht ernst und er erwartete auch nicht, dass ich es ernst nehme oder gar erwidere, ich verletzte ihn trotz allem und er sagte nüchtern zu mir, dass es ihm weh tat, behandelte mich danach aber nicht anders als vorher, er respektierte bedingungslos, was ich sagte (wenn ich z.B. ein Gespräch beenden wollte) und hat mich nicht einmal "damit belastet", wie schwer die ganze Situation für ihn ist. Das hat mich schwer beeindruckt - ich lernte ihm zu vertrauen - und das bevor ich mich darauf "festlegen" musste eine Beziehung mit ihm zu führen. Irgendwann kam ich zu dem Schluss, dass dieser Mann "mich verdient" hat.

Er war der erste, der es sich so hart "verdienen" musste und ehrlich gesagt bereue ich es nicht. Frauen lassen viel zu häufig viel zu schnell Männer viel zu nah an sich heran und sind sich über ihren eigenen Wert gar nicht so bewusst.

Deine Freundin mag das vielleicht auch gerade erst lernen, dass sie mehr Wert ist, als das wofür sie sich in der Vergangenheit hergegeben hat. Lass sie ihren "Wert" spüren durch Respekt, Achtung, Verständnis und auch Distanz, die sie braucht. Und so wie Du schreibst, klingt es ohnehin so, als wäre das der Weg, der Deiner Persönlichkeit entspricht. Insofern wünsche ich Dir und auch Euch alles Glück für die Zukunft, ich denke das wird schon noch.

Gel06
 
Hallo Michael,

manchmal ist es einfach nur zu schwer, sich auf Liebe einzulassen, wenn man viel Schmerz hinter sich hat. Frau entwickelt eine Bindungsangst, weil Frau nicht mehr verletzt werden will. Die Vergangenheit spielt eine große Rolle dabei, weil man das Erlebte nicht abschütteln kann.
Ich bin auch schon über 40 und habe mich auf eine neue Liebe eingelassen, aber es ist nicht immer einfach, weil mich die Vergangenheit oft einholt und ich dann Sachen mache, die nicht gut sind.
Es gibt Tage, da ist der Selbsterhaltungstrieb größer als die Liebe (mindestens so geht es mir).
Nach vielen Enttäuschungen ist es nicht einfach, daran zu glauben, man könnte nur ansatzweise Glück haben. Es ist ein Teufelskreis ...
Wenn Du kannst, hab Geduld mit ihr, und zeige ihr, dass sie sich auf Dich verlassen kann... Ich weiß, es ist nicht leicht!
Ich wünsche Euch viel Glück!
 
Liebe Gel06 & Moonlight!
Ihr sprecht das aus, was ich vermute. Jeder trägt seine Lebensgeschichte mit sich herum und einige haben weniger Glück gehabt und mussten sich schützen um nicht weiter bzw. wiederholt verletzt zu werden. Zeit zu haben und die nötige Gelassenheit ist sicher wesentlich. Ich glaube, dass ich die Zeit habe, allerdings gibt es jetzt keine Anzeichen, dass sie bereit ist, sich zu entwickeln. Passiert das im Verborgenen, im Unterbewusstsein?
Ich bringe ihr Respekt, Verständnis und den Vorschuß an Liebe entgegen. Ich habe wenig Grund mich aufzuregen, denn ich habe ihr Unglück nicht verursacht, sondern neuerlich ausgelöst. „Du bist nicht schuld, ich muss meine Einstellung ändern“ habe ich von ihr schon einige Male gehört.
Ich finde es schön, dass das Verhalten deines Freundes dir Mut und Vertrauen wieder ermöglicht. Das ist prinzipiell auch mein Weg, ich versuche zusätzlich sie aus der Reserve zu locken. In diesen Augenblicken rutscht sie unruhig am Sessel hin und her, weil ihr ihre innerliche Dehnung unangenehm wird. Offenbar konfrontiere ich sie dann mit den richten Dingen, treffe sie an ihrem wunden Punkt.
Es ist so, dass man zu schnell ins Bett geht, das war auch bei uns so. Ich wollte es vermeiden, aber wir wollten es beide. Ich halte es aber für möglich die Seele zu entwickeln, wenn beide es erkenn und wollen. Meinem Vorschlag „ Überlege dir nicht warum es nicht funktionieren kann, sondern warum es funktionieren kann, denn das Unglück muß nicht wachsen, je tiefer die Beziehung wächst“ kann sie leider nichts abgewinnen.
3 Monate sind zu wenig Zeit um sich kennen zu lernen. Die Euphorie überwiegt und man befindet sich bald wieder in der Realität und in der ersten Krise. Ich bin ihr dankbar, dass sie offen ausgesprochen hat, dass sie jetzt keine Beziehung mag, anstatt sich und mich zu quälen. Das hat uns unnötiges Leid erspart.
Es ist eine Herausforderung, denn ich lerne mich kennen und entwickle mich weiter. Alleine zu sein ist in diesem Fall sehr förderlich. Ich stecke auch fest in alten Bildern und erkenne dann doch den Teufelskreis. Da wieder heraus zu kommen ist manchmal nicht so leicht. Wer von uns kennt das nicht?
Ihr habt mir neue Sichtweisen ermöglicht, dafür danke ich euch.

Liebe Grüße
Michael
 
Hallo Michael,

Du sagst, es gäbe bei ihr keinerlei Anzeichen für eine Entwicklung und fragst, ob das im Verborgenen / Unterbewusstsein passiert.

Unterbewusst wohl nicht, das ist ja das Schlimme. Man nimmt eine Veränderung / Entwicklung an sich wahr und der Verstand sträubt sich aus Erfahrung dagegen. Erst daraus dürfte resultieren, dass die Entwicklung schlussendlich Dir oder anderen gegenüber tatsächlich im Verborgenen bleibt. Denn diese Veränderungen zu zeigen, könnte ja bedeuten, dass nun jemand ankommt und Anspruch auf die Veränderung erhebt, die noch gar nicht abgeschlossen und somit noch sehr wackelig ist. Käme dann ein Rückschritt in der Entwicklung, sagen wir aus Angst, die nun doch wieder stärker wird, kämst Du vielleicht plötzlich an und würdest sagen "Was soll das denn jetzt?". Sie wird die Gefühle für Dich nicht einfach in Stillstand versacken lassen, dafür hat sie wahrscheinlich doch noch viel zu viel Hoffnung, dass Du vielleicht doch anders bist!? Sie weiß doch selbst, dass sie es immer bereuen würde, wenn sie es nicht mal versucht hätte herauszufinden....

Gel06
 
Hallo Michael,

ich kann nur aus eigener Erfahrung sprechen, wie das so ist mit der Veränderung ... Möchte Dir dazu ein wenig von meiner letzten Trennung und meinen Neuanfang erzählen.
Nachdem die Trennung endlich vollzogen war (nach 3 Jahre pure Hölle), war ich nur froh, meine Ruhe zu haben. Ich konnte mir nicht vorstellen, mir würde jemals wieder ein Mann zu nahe kommen und führte ein recht zufriedenes Leben. Tatsache war, dass ich nicht fähig war, Gefühle an mich ran zu lassen. So vergingen einige Jahre und das seltsame dabei war, ich habe nichts vermisst. Aber plötzlich hatte ich eine Begegnung, und ohne Vorwarnung war ich wieder verliebt ... aber zu dem Zeitpunkt war ich nicht bereit, Nähe zuzulassen. Die Gefühle waren da, mein Kopf hat nur "nein" geschrien und ich war mehr als verwirrt. Es blieb eine unglückliche Verliebtheit mit einen schönen Nebeneffekt ... ich konnte wieder fühlen. Manchmal entwickeln sich eben Feelings, ohne die Bereitschaft dazu, diese auch so leben zu können. Nach diesem Wirrwarr hatte ich endgültig genug, denn auch diese unglückliche Verliebtheit hatte mir Schmerz gebracht. Nach einer Weile war ich mir selbst genug und war mit meinem Sigle-Dasein echt total zufrieden. Ich suchte nichts aber ließ mich finden. Auch wenn sich das nach einen Happy-End anhört ... der Kampf ging weiter.
Ich hatte zwar die Bereitschaft und konnte auch lieben, aber Nähe zuzulassen musste ich neu erlernen. Ich kam mir teilweise vor, als würde ich meine ersten Schritte ins Leben wagen. Nun fast 1 Jahr später kämpfe ich manchmal noch mir den Schatten meiner Vergangenheit. Ich gerate in einer Situation, die mir bekannt vorkommt und bin davon überzeugt, dass sie sich wieder so entwickeln wird, wie es schon mal gewesen ist. Dabei baue ich Mist ohne Ende. Was mir sehr viel Mut macht, den Weg mit meinem Süßen weiter zu gehen, ist eben mein Süßer. Er zeigt mir täglich, dass er mich liebt und respektiert (letzteres kannte ich so nicht).
Manchmal dauert es ein wenig, bis man die Liebe zulassen kann.
Die Vergangenheit wird man nie ganz los, aber sie macht uns zu den Mensch, den wir sind.
Ich hoffe, ich konnte Dir ein wenig helfen zu verstehen.
I.Ü. am Anfang meiner jetzigen Beziehung bin ich nachts aufgestanden, weil ich dachte, ich müsste ersticken in seinen Armen. Obwohl ich mich nach seinen Umarmungen gesehnt habe ohne Ende, kam auch das Gefühl hoch diese nicht ertragen zu können. Aber auch das haben wir überwunden. Lass Euch die Zeit mitteinader wachsen zu können.
 
Hallo!
Nach meinem Urlaub bin ich wieder online. Danke für eure Antworten. Einige Tage fern vom Alltag am Meer, viel Sonne und Sport haben mir gut getan.
Wir haben auf freundschaftlicher Basis Kontakt, sehen uns etwa einmal wöchentlich. Sie hatte offenbar Gespräche mit Freunden, auf diese Andeutungen reagiere ich aber nicht. Damit meine ich, dass ich nicht nachfrage, worüber sie gesprochen hat. Sie detailiert nichts und so bleibt es bei Bemerkungen. Ich rufe sie auch ab und zu an und unsere Gespräche bzw. Treffen verlaufen freundschaftlich. Ich fühle mich dann recht gut,wenn ich etwas aktiv bin, da ich das Gefühl habe, unsere "Beziehung" gestalten zu können. Ihre "zufälligen" und zärtlichen Berührungen registriere ich aufmerksam, beantworte ich aber in keiner Weise, denn sie sind bedeutungslos. Meine Gedanken sagen mir, dass es an ihr liegt, mir ihre Gefühle zu zeigen. Momentan verhält sie sich wahrscheinlich freundschaftlich, wie anderen Menschen gegenüber auch. Wahrscheinlich wär es besser, sich für längere Zeit überhaupt nicht zu sehen, denn was soll sich denn ich wenigen Tagen oder Wochen ändern? Sich Zeit zu geben und sich gelassen verhalten ist vermutlich der sinnvollste Weg. Ich spüre keine Veranlassung Druck auszuüben. Ich verstricke mich aber immer wieder in Gedanken und Illusionen und stoße dabei auch an Belastungsgrenzen. Mich selbst verrückt zu machen kostet viel Energie und bringt eigentlich nichts. Die unseligen Denkgewohnheiten machen alles kompliziert. Ihr wisst sicherlich, wie schwierig es ist, sich zu disziplinieren und zu erkennen, dass mit Gedanken nichts zu erreichen ist. Sie weiß, dass ich da bin und dass ich sie liebe. Ich glaube, mehr kann ich nicht tun.

...liebe Grüße, Michael
 
Hallo Michael,

ich finde es echt toll, daß Du so einfühlsam bist.

Zu dem Thema Ambivalenz, Nähe und Distanz gibt es ein klasse Buch: "nah und doch so fern" -RÜGER Verlag

Unsere Umwelt, Partner ist der Spiegel. Wahrscheinlich hast auch Du irgendwo eine Ambivalenz in Dir, die Du aber bei Deiner Bekannten nicht spürst..wie auch sie hält Dich derzeit ja auf Distanz. Du hast sie aber angezogen.

In diesem genannten Buch, habe ich vieles an mir wieder erkannt, was mir zuvor nicht so bewusst war!!!

Es ist richtig, ihr zeit zu geben, nicht zu drängen. Trotzdem würde ich ihr konkrete Fragen stellen. Ob sie Dich als Partner überhaupt vorstellen kann...wie reagiert sie...weicht sie aus..? Achte darauf!!!!

Liebe Grüße von Sandra 34
 
Hallo Sandra 34!
Mein Leben war viele Jahre ohne wesentliche Höhen und Tiefen. Ich hatte 20 Jahre lang eine Beziehung, die ziemlich abflachte. Ich kenne einige meiner Eigenschaften und eine davon war, viele Emotionen, vor allem schlechte Gefühle zu schlucken und nicht zu zeigen. Stammt leider aus meiner Kindheit. Kurz nach meiner Scheidung hatte ich über 16 Monate eine Wochenendbeziehung, mehr oder weniger (Sie war nicht der Scheidungsgrund, es hat sich so ergeben). Mir war bewusst, dass ich emotional sein wollte und ich wollte Gefühle zeigen. Das gelang mir auch zunehmend und in dieser Zeit erkannte ich meine Ambivalenz. Wenn ich damals mit meiner Freundin durchgehend einige Tage zusammen war, bekam ich keine Luft und wollte weg. Die Nähe war mir zu eng. Sie war darüber enttäuscht und wir versuchten darüber zu sprechen. Da ich mir nicht im Klaren war, was da mit mir passiert, fiel es mir schwer es zu erklären. Sie erkannte meine Situation und ließ mir den Freiraum, drängte mich nicht wesentlich. Es war für uns beide frustrierend, denn sie konnte sich eine gemeinsame Zukunft vorstellen, ich blockte ab, da meine Ehe noch zu kurz zurücklag. Ich hatte Angst, wieder in eine eheähnliche Beziehung zu kommen, was ich absolut nicht wollte. Ich fühlte mich nicht reif dazu. Diese Beziehung endete schließlich, da wir unterschiedliche Zukunftspläne hatten.
Das wechselnde Gefühl zwischen Nähebedürfnis und Distanz habe ich selbst erfahren. Daher weiß ich, dass es Zeit bedarf, sich damit auseinander zusetzen. Ich hatte damals eine Partnerin, die mir die Zeit und den Raum ließ, um dieses Gefühlsschwankungen bewältigen zu können. Dafür bin ich ihr sehr dankbar. Es fällt mir jetzt einfacher die Situation zu verstehen, da ich ähnliches schon selbst erlebt habe.
Neu war allerdings, dass ich mich heftigst verliebt habe und nach kurzer Zeit das Gefühl hatte: „ Ja, sie ist es!“. Ich hatte erkannt, dass ich von mir wesentlich mehr geben muss. In der Vergangenheit war es so, dass ich gefühlsmäßig nur soviel gab, dass die Beziehung meiner Meinung nach passte. Das war aber zuwenig und ich spürte den Wunsch, das in dieser neuen Beziehung ändern zu wollen. Nach langer Zeit und glaube sogar erstmals habe ich meinen Liebesgefühlen freien Lauf gelassen und habe damit meine Freundin überfordert und sie flüchtete. Offenbar war ihr meine Liebe, das Verständnis für ihre Probleme, meine Offenheit und Ehrlichkeit zuviel. Ich erkannte nicht ihren Hinweis „ Du darfst mich nicht zu gut behandeln“. Heute sehe ich da einen Zusammenhang.
Zeit zu geben bedeutet wahrscheinlich auch, den Kontakt auf ein Mindestmaß zu reduzieren. Auch wenn´s mir schwerfällt. Ich spreche nicht von Abbruch, sondern davon sich für einen längeren Zeitraum nicht zu sprechen und zu sehen. Möglicherweise wird man sich über seine Gefühle und Vorstellungen klarer.

Liebe Grüße, Michael
 
Hallo, lieber Michael

da schreibst du ja das, was ich vermutete..Du hast auch diese Angst, vor Nähe...Du spiegelst Dich in dieser Person

lies mal dieses Buch: Nah und doch so fern...Krüger-Verlag (super Buch=

Deine eigene Angst vor Nähe scheint es nicht zu geben, da Sie dich nun auf Distanz hält. Das sagt aber nicht das Deine Ambivalenz nicht mehr vorhanden ist.

Du schreibst Du gibst ihr ein "Vorschuß an Vertrauen" welches ich bewundere, denn es zeigt, das Du eine Entwicklung durchgemacht hast, wo viele Menschen gar nicht so weit kommen.

Distanz ist wichig, oft erkennt man erst was einen der Partner bedeutet, wenn er nicht da ist, das schreibt John Gray auch sehr schön in Mars sucht Vernus, Venus sucht Mars.

Ich habe mich indem was Du schreibst, wieder erkannt..
Du schreibst, Du hast Dich zu offen gezeigt...so bin ich auch..ich habe das Gefühl das es auch oft ausgenutzt wird, wenn der Partner am Anfang zu sehr spürt wie wichtig er für uns ist..ich gebe mich immer sehr offen, dann spielen manche Männer mit mir

siehe: "ich bin am Ende, ständig werde ich verlassen" bei mir ist es aber ganz verrückt, durch mein Helfersyndrom ziehe ich meistens Chaoten an..welches aber auch mit der unverarbeiteten Kindheit zu tun hat.

Ich würde an Deiner Stelle, ihr Zeit geben..aber auch mal ein klärendes Gespräch suchen...sag ihr Du gibst ihr Zeit, und frage sie ob sie Dich überhaupt als Partner vorstellen könnte..gibt sie klare Antworten oder weicht sie aus, um Dich hinzuhalten?

Sie scheint Dich irgendwie zu mögen, aber vielleicht will sie Dich nur hinhalten..das ist hier noch nicht so klar. Ich versuche auch wenn ich merke, das ein Mann nicht als Partner zu mir passt, eine freundschaftl. Basis aufzubauen..aber sie sollte ehrlich Dir sagen können, was sie für Vorstellungen hat, wie sehen ihre Ziele aus?

Ich wünsche Dir viel Erfolg, sag ihr aber auch sie ist nicht die Einzige die verletzt wurde, jeder hat seine Vergangenheit...und indem sie Dich monatelang hinhält verletzt es Dich auch, oder???

Liebe Grüße und einen schönen Tag wünscht Dir:

Sandra 34
 

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