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Angst vor Autorität

Sommerkind82

Aktives Mitglied
Hi,
ich möchte euch um Rat fragen. Wenn ich jmd gegenübertrete, der eine autoritäre Ausstrahlung hat (u.a. Arbeitskollegen, Bekannte etc) lasse ich mich sofort einschüchtern, kann nicht kontern, hab regelrecht Angst. Ich habe herrausgefunden, das das eine Stressreaktion auf Gefahr ist. Aber: Wo liegt da die Gefahr? Ich vermute da eine Neurose aufgrund früherer Erfahrungen. Da mein Körper in diesen Situationen auf Gefahr reagiert, überspült mich das Adrenalin und ich bekomme fast keinen Ton mehr raus. Könnte das auch ein Trauma sein? Was kann ich dagegen unternehmen? Eine Therapie möchte ich nicht machen, habe schon eine hinter mir, diese hat aber damit nix zu tun. Was ratet ihr mir?

LG
 
Hallo Sommerkind,

es könnte zwar sein, dass es an früheren negativen Erfahrungen beim Kontakt mit einer Autoritätsperson liegt. Aber das halte ich für weniger wahrscheinlich, weil die Angstreaktion dann wohl eher auf diese spezielle Person beschränkt wär. Da ich das aber so verstanden habe, dass es generell bei für dich autoritären Personen auftritt, denke ich dass es eher eine Art Versagensangst ist. Diese Angstreaktion mit ihren entsprechenden Begleiterscheinungen funktioniert "besonders gut", weil sie sich selbst erhält: "ich bekomme fast keinen Ton mehr raus" = Versagen

Versagen --> Streßreaktion --> Black Out --> noch mehr Versagen

Soweit ist also alles normal ;-) Nicht so ganz normal ist aber, dass es überhaupt zu diesem Kreislauf kommt...
Auf die Gefahr hin, dass du vor lauter Streß gleich gar nicht mehr verstehst, was ich erkläre (weil du mich als allwissende Autoritätsperson ansiehst *g*), werde ich mal die Hintergründe darstellen:
Angst ist ein Gefühl. Gefühle entstehen durch Gedanken - auch wenn das manchmal anders zu sein scheint; es ist aber so, dass jedem Gefühl ein Gedanke voraus geht. Manchmal sind diese Gedanken nämlich so kurz, dass sie gar nicht richtig bewusst werden.
Also Gedanken an Autorität lösen Ängste aus, die wiederum den Körper in einen Alarmzustand versetzen, in dem man eher instinktiv als rational reagiert.
So, nun haben wir also den Übeltäter: ungünstige, automatische Gedanken. Jetzt müssen realistischere Gedanken her. Welche da wären z.B.: "Autoritäten sind auch nur Menschen", "wenn ich erstmal so lange dabei bin, kann ich das genauso gut (oder sogar besser)", "die machen auch noch manchmal Fehler, obwohl sie viel mehr Erfahrung haben"...

Solche Sätze solltest du dir dann sagen, wenn Gespräche mit Autoritäten anstehen - also bevor der Angstkreislauf losgeht. Ganz wichtig dabei ist, dass du von diesen Aussagen überzeugt bist. Es gilt nämlich: der Wille unterliegt dem Glauben.[*]

Viele Grüße,
Jens

--

[*] www.allmystery.de/koerper_seele/hypnose/hypnose_ges.shtml
 
Hallo Sommerkind,

vielleicht solltest du es mal mit dem Autogenen Training probieren. Das hat bei meinem Sohn (damals am Gymnasium) und bei mir sehr geholfen. Bei langer Übung kann man sich innerhalb von ca. 3 Minuten wieder entspannen oder sogar mitten in einem Gespräch Ruhe finden, Ängste abbauen. Um so gelöster kann man dann agieren.

Allerdings sollte man sich dafür einen guten Lehrer suchen. Nicht jeder kann das so gut rüberbringen. Mein Sohn und ich haben das in der Gruppe eines Psychologen erlernt und es funktioniert immer noch.
 
Hallo Sommerkind!

Ich hab mir mal Deine Themen alle angeschaut, und es sieht so aus, dass Du erst mal „gelernt“ hast, Dich nur gut zu fühlen, wenn Du von anderen geliebt wirst. Also versuchst Du es den anderen recht zu machen, und schenkst Dir selbst, also Deinen eigenen Bedürfnissen und Wünschen, zu wenig Beachtung.

Dein Selbstbewusstsein hat sich nicht so entwickelt, wie es gesund für Dich wäre. Und wenn solche Situationen auftreten, in denen Du Dich behaupten solltest, machst Du innerlich einen Rückzieher, was Dir natürlich das Leben nicht leichter macht.

Ich denke, das hast Du aus der Kindheit behalten und wenn Du Dir dessen bewusst wirst, kannst Du es verändern.

Eltern sollten ihre Kinder so viel wie möglich selbst machen lassen, damit sie Selbstvertrauen lernen. Und Liebesentzug bei schlechten Leistungen setzt das Kind sehr unter Druck, so dass dann gar nichts mehr rauskommen kann.

Niemand hat das Recht, Dich schlecht oder herablassend zu behandeln. Und wer das tut, ist keine große Persönlichkeit und hat auch keinen besonderen Respekt verdient.
Indem Du Dich „vor ihnen auf die Knie wirfst“, gibst Du von Deiner Energie ab, die Du selbst dringend brauchst.
(Menschen, die die Aura sehen können, würden diesen Energiefluß auch sehen)

Aber ich denke, dass diese „autoritären“ Menschen gar nicht so autoritär sind, wie Du es empfindest.

Nach meiner Erfahrung findet bei einer Begegnung von zwei Menschen immer eine unbewusste Rolleneinteilung statt.
Z.B. hab ich mit jemandem zu tun, der sehr unterwürfig ist, dann rutsche ich automatisch in die „Autoritätsrolle“, weil ich dazu quasi genötigt werde. Und umgekehrt genauso.

Oder wenn jemand sehr viel redet und Unruhe verbreitet, dann komme ich mir als die Ruhe in Person vor, während ich mich zappelig und unruhig fühle, wenn ich es mit einem leisen und fast apathischen Menschen zu tun hab.
Allerdings finden „gesunde“ Kommunikationen immer auf der gleichen Ebene statt, was auch oft vorkommt.

Wenn Du lernst, Dich selbst als genauso wertvoll und liebenswert zu betrachten, wie andere, und Dir grundsätzlich Respekt und Liebe entgegenbringst, auch wenn Du mal Fehler machst, was ja dazu gehört, dann verlierst Du auch Deine Unsicherheit und Angst in Situationen mit autoritären Menschen.

Es kann sein, dass Du jedes Mal Deinen Vater vor Dir siehst, bzw ein Automatismus in gang gesetzt wird, wenn Du jemandem begegnest, der sich ähnlich wie er verhält.

Wie gesagt, erst durch das Bewusstwerden dieser Dinge kannst Du sie verändern.

Da diese Erfahrungen in Dir drin sind, träumst Du wahrscheinlich auch solche Situationen, in denen Du Dir schuldig vor kommst, obwohl Du weißt, das Dich keine Schuld trifft.
Kinder fühlen sich oft schuldig, wenn in der Familie was danebengeht. Und wenn das zur Gewohnheit wird, prägt sich das ein und kommt beim Erwachsenen dann in den unmöglichsten Situationen wieder zum Vorschein.

Ich denke, dass auch Deine Probleme mit Freundschafen auf die selbe Ursache zurückzuführen sind, nämlich Deine „falsche“ Einstellung Dir selbst gegenüber und somit auch anderen gegenüber.

Es ist sehr hilfreich, wenn Du Dir ein paar Leitgedanken zurecht legst. Schreibe sie auf, und halte sie Dir immer vor Augen.

Z.B.: „ Jeder Mensch macht Fehler, und ich darf das auch. Deswegen bin ich nicht weniger wert.“
Oder: „ Wer mich schlecht behandelt kann nur ein Schwachkopf sein.“

So was in der Art. Wirst sehen, dass Dir das schon weiterhilft.

Viele Grüße

Marcus
 

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