Hallo Leute,
Da sich in diesem Thread scheinbar mehrere Emetophobiker gemeldet haben, habe ich beschlossen das, was ich bei sinaw als Profilnachrichten geschrieben habe hier in den Thread reinzustellen.
Ich hoffe, irgendjemandem ist damit geholfen.
Erstmals solltest Du schauen, dass Du Dir über Deine Angstsymptome im Klaren wirst.
Herzrasen, schneller Atmen, vllt das Gefühl nicht richtig atmen zu können, Schweißausbruch..... Die Liste ist lang, und Du solltest sie möglichst gut auswendig wissen.
Denn: Es ist nur eine Angst.
Deine Bedenken bezüglich des Erbrechens sind irrational. "Angst" ist eine Möglichkeit, wie der Körper Gefahr meldet. Du weißt aber, dass da keine Gefahr besteht... Also betrachte Deine Angst als eine (wenn auch gut gemeinte!) Fehlleistung Deines Körpers.
Häufig kommt das Gefühl "ich muss hier weg!" dazu. Das ist eines der Knackpunkte, an denen Du arbeiten solltest.
Kommt eine Angst auf, dann finde Dich damit ab, dass Du Angst hast. Der Körper meldet Gefahr, und es ist ja auch nichtmal so abwegig zu sagen, dass Flucht angebracht wäre. Tus trotzdem nicht, sondern finde Dich damit ab, dass Du nunmal grade im Moment Angst empfindest, und dass Du weder vor ihr davonlaufen kannst, noch sie mit irgendeinem Schalter ausknipsen.
Denn wenn Du das geschafft hast - dass Du dieses "ich muss hier weg"-Gefühl unter Kontroll bringst, indem Du Direingestehst Angst zu empfinden, dann fällt der emotionale Teil der Angst größtenteils weg. Dann ist es nicht mehr quälend. Du merkst halt, dass Dein Herz schneller geht, dass Schweiß kommt, wie sich vielleicht ein paar Muskeln verspannen... aber das sind nur körperliche Reatkionen, die vollkommen ungefärhlich sind.
Was ist im Endeffekt schon so schlimm daran, Herzklopfen zu erleben? Im Grunde garnichts, wenn man sich davon nicht erschrecken lässt, und sich denkt "ich muss hier weg!"
Noch ein paar Sachen zu Angst generell:
Das, was man während einer Angst erlebt, sind recht heftige körperliche Reatkionen. Aber sie sind ungefärhlich. Evolutionär waren sie dazu gedacht, dem Individuum bei der Flucht die bestmögliche Ausgangssituation zu geben. Sich "zu Tode ängstigen" oder sowas - völliger Humbug.
Zu dem Verdauungssystem allgemein:
"Ungesunde Lebensmittel" sind ungesund, wenn man sich nur davon ernährt.
Unser Verdauungssystem ist eine Art Fließbandverarbeitung. Oben kommt die Nahrung rein, und unten kommt das raus, was der Körper nicht verwerten konnte.
Nur, weil Du fettige Pommes ist, musst Du nicht erbrechen. Fett führt im Schlimmsten Fall dazu, dass die Nahrung von den Verdauungssäften nicht ausreichend aufgeschlossen werden kann, und dass es dadurch zu Durchfall kommt. Unten kommt eben raus, was der Körper nicht verwerten kann - und mit zu viel Fett machst Du es ihm schwerer, die Nahrung effektiv zu verwerten.
Schonmal einen Magen gesehen?
Oder eine Speiseröhre?
Der Magen ist ein recht großer Muskelschlauch, mit einer oberen und unteren Begrenzung. Und er ist mit Salzsäure gefüllt. Diese Salzsäure lässt er auch nur sehr ungern heraus - evolutionär hatten die Individuen schlechtere Karten, deren Magen nicht "abgedichtet" war.
Das heißt auch: Dein Magen steht am Ende einer mehrere millionen Jahre dauernden Entwicklung!
Bereits Fische haben einen Magen.
Erbrechen als Reaktion kommt nur vor, wenn man unter einem akkuten Vergiftungszustand leidet.
Entweder durch Giftstoffe wie Alkohol, oder durch die Stoffwechselendprodukte von Bakterien - das nennt sich dann Magen-Darm-Grippe.
Aber solange Du Dich nicht sonderlich krank fühlst, und keine Unmengen an Alk getrunken hast, passiert Dir in der Hinsicht garnichts.
Wie gesagt: Dein Magen hat sich Millionen von Jahre über entwickelt. Sogar Plattwürmer haben nen Magen, und die Stehen nicht grade am Ende der Nahrungskette
Die Entwicklung Deines Körpers dauerte sehr lange. Und er ist sehr gut auf das abgestimmt, was er tun soll.
Verstehst Du... An sich hält das Verdauungssystem noch viel mehr aus, wie wir ihm in unserer zivilisierten Gesellschaft zumuten!
Wir sind dazu fähig, aus Maden und Würmern Nährstoffe aufzuschließen - oder die Inuid essen rohes Waalfett... Das macht unser Körper alles mit!
Dein Verdauungssystem hat sich vielleicht etwas abgestellt, wenn Du wenig isst. Insofern wäre es angebracht, nicht gleich voll mit allem loszulegen.
Aber wenn Du alles ruhig angehen lässt, kannst Du wieder zu einem normalen Essverhalten zurückkehren. Auch Dein Körper kriegt das hin.
Jetzt noch zu zwei sehr tückischen Angstsymptomen, die Du auch erkennen lernen solltest. Denn wenn Du ein Angstsymptom erkennst, und feststellst dass es "nur" ein Angstsymptom ist - dann erschrickt es Dich nicht mehr, und Du kannst damit umgehen...
Das erste: Fatalisierende Gedanken.
Das ist, dass man beginnt über den Worst Case nachzudenken. Wenn man ne Pommes auch nur anfasst, malt man sich schon mit dem inneren Auge aus, wie schlimm das alles enden könnte, und sieht sich gleich erbrechend auf dem Boden liegen oder sowas....
Das sind fatalisierende Gedanken. Der Gedanke kommt, aber er ist FALSCH! Das ist auch nur eine Fehlleistung Deines Unterbewusstseins, das meint Dich vor Schaden bewahren zu müssen.
Rational gesehen: Essen ist gesund und wichtig. Nahrung wird beim Mund aufgenommen, und beim After ausgeschieden - so läuft das seit Millionen von Jahren. Erkenne Deine fatalisierenden Gedanken, und lass Dich nicht so sehr von ihnen erschrecken. Nimm sie als Angstsymptom hin; ein Warnblinker am Armaturenbrett, von dem Du weißt dass es unbegründet angegangen ist..
Das zweite Angstsymptom, auf das ich eingehen wollte:
Die Gedankensperre.
Um "unnötiges Nachdenken" und daraus folgich ein Zögern zu verhindern, und Deine Reflexe bei einer möglichen Flucht schneller werden zu lassen, verlagert Dein Körper Blut vom Groß- ins Kleinhirn.
Das Kleinhirn ist unter anderem für Reflexe zuständig. Mit dem Großhirn denkst Du aber!
Während einer Panik hast Du oft nicht die Fähigkeit, so klar zu denken wie Du das willst. Desshalb schreib Dir Dinge, die ich Dir hier gesagt habe auf Zettel auf.
Deine Angstsymptome vielleicht, oder ein "ich lass mich von fatalisierenden Symptomen nicht irritieren und erkenne sie als Angstsymptom".
An den rettenden Zettel in der Hosentasche denkt man eher, als an die Gedanken die einem helfen sollen, mit der Angst umzugehen.
Okay, jetzt nochmal die Kurzzusammenfassung:
Deine Angst ist eine Fehlleistung. Erkenne sie als solche, und lass Dich von Deiner Angst nicht erschrecken. Ab dann ist es nur noch Herzklopfen und Schweißausbrüche - und kein kleiner Horror der Alltages.
Dein Körper funktioniert super. Er hat sich sehr, sehr lange darauf spezialisiert, super zu funktionieren. Du kannst Deinem Körper vertrauen.
Schreib Dir Zettel auf, die Dich dabei unterstützen, dass Dir die hilfreichen Gedanken während einer Angstreaktion auch einfallen.