Na, sowas aber auch.
Gab es da nicht vor ein paar Wochen eine Studie zur Wirksamkeit der Arbeitsmarktreformen, die "herausfand", dass die 400-Euro-Jobs keine neuen sozialversicherungspflichtigen Stellen geschaffen, sondern die Teilzeitjobs eher abgelöst haben? Komisch, ich hab das jede Woche im Stellenteil der Zeitung gesehen, ich sollte mich mal anbieten Geld für meine "Studien" zu nehmen.
Wie auch immer, es ist ja bloß die Binnenkonjunktur, die lahmt, im Export sind wir ja Weltspitze. Trotzdem frage ich mich, warum gestern im Radio eine Arbeitslosenquote in Bremerhaven von 22% (!) verkündet wurde. Dachte ich doch tatsächlich bisher, Bremerhaven lebe vom Export...???
Oder aber ich habe einfach ein falsches Bild der Bremerhavener - die haben einfach noch nicht verstanden, dass SIE Deutschland sind und einfach endlich was anpacken müssen.
Erinnert mich gleich an eine - war´s Maischberger? oder Berlin Mitte? - Sendung, in der ständig gefragt wurde, WAS denn so ein Arbeitsloser anpacken soll, um Deutschland zu sein. Leider wurde dieser Frage verbissen und noch leiderer erfolgreich über eine Stunde ausgewichen. Mich hätte die Antwort doch sehr interessiert.
Warum müssen die, die Arbeit haben, immer mehr Überstunden machen, während andere diese Stunden liebend gern "übernehmen" würden?
Weil Variante eins für die Firma die billigere ist, für den Staat aber die teurere, da muss man sich doch nochmal fragen, ob man wirklich die Politiker meint, wenn man von Machthabern des Landes spricht. Weitergedacht heißt das: Kann eine Arbeitsmarktreform aus Politikerhand überhaupt etwas nutzen? Nö, nicht wirklich.
Ach ja... die Stellen fehlen ja hauptsächlich im minderqualifizierten Sektor, sprich Produktion z.B. - aber ich glaube irgendwann in der 7. Klasse hat man uns in Erdkunde beigebracht, dass ein Land umso "weiter entwickelt" sei, je mehr Anteil der Dienstleistungssektor am Bruttoinlandsprodukt habe. Jetzt muss ich den Lehrstoff tatsächlich in Frage stellen, wenn ich nun feststelle, dass wir uns an jeder Ecke bedienstleisten lassen sollen (ich behaupte einfach mal in ein paar Jahren rufen wir alle uns nur noch gegenseitig an, um uns irgendwas zu verkaufen, was keiner braucht), aber ausgerechnet die fehlende einfache Produktion, sprich unser "Fortschritt", unser öffentlich dargestellter Henker ist. Hochqualifizierte Stellen soll es ja geben - dazu nur leider nicht die Bildungsgrundlage, um Personal dafür bereit zu stellen.
Jaja, gestern war Elternabend, Thema Nr. 1: Unterrichtsausfall. Es gab im letzten Halbjahr NICHT EINE Woche, in der voller Unterricht nach Plan gemacht wurde. Dazu klingt mir der Satz des Klassenlehrers in den Ohren nach, der mal wieder davon sprach, dass Gymnasiasten schließlich die Elite seien. Wie hat mich diese Aussage schon zu meiner eigenen Schulzeit angekotzt. Die armen Kinder. Und noch schlimmer die armen armen Kinder. Der Apfel fällt eben nicht weit vom Stamm -weil Äpfel nur umso weiter fallen können, je größer der Baum ist. Kleiner arbeitsloser Baum, kleines Äpfelchen, das später nur selten die Chance auf einen hochqualifizierten Job hat. Oder das Äpfelchen muss eben freundlich am Telefon Gewinnlose verkaufen und damit etwas für unseren Dienstleistungssektor tun. Also brauchen wir uns doch keine Sorgen machen, die Dienstleistung wird weiter wachsen - der Fortschritt ist gesichert.
Ich bin Deutschland, ich bin ein "Jammerer" in den Augen derer, die sich kaputt machen, um den Vorgarten im Frühjahr nett zu bepflanzen und mit den Nachbarn ums Auto konkurrieren (auch wenn das natürlich nie jemand für sich selbst so zugeben würde) und auch in den Augen derer, die immernoch glauben, alles würde gut, wenn sie nur hart, hart arbeiten. Denen will ich sagen: Nehmt Euch mal einen Tag Urlaub und geht auf die Suche nach den Ursachen, anstatt das treudoofe Schaf zu machen, dass mit Stolz seine Wolle hergibt, nur weil es dann nackich eine "Du bist Deutschland"-Plakette auf den A**** geklebt bekommt.
Gel06