AW: Attestierte "intellektuelle Hochbegabung", aber schlechte Leistungen im Studium
Ja, das kenne ich - Abitur unter minimaler Leistung und bei maximalen Fehlzeiten geschafft... bin dann mehr oder minder größenwahnsinnig an die Uni gegangen und habe da erst mal realisiert, dass ich überhaupt nicht effizient lernen kann 😀
Habe mich nun mal mit Lerntypen auseinandergesetzt, ich bin recht stark auditiv... künftig sollten wahrscheinlich keine Vorlesungen mehr ausgelassen werden. Kam in der Vergangenheit oft vor, ob aus Depressivität, Faulheit, Realitätsflucht oder Arbeitsnotwendigkeit.
Ja, einige Klausuren habe ich verhauen, weil mir Leute aufs Blatt schauen konnten, einmal mein Freund. Das macht mich wahnsinnig nervös... ich bin da durchaus paranoid, aber es darf wirklich niemand draufgucken können, sonst macht meine Angst, vor den Augen anderer Fehler zu machen, mich so wahnsinnig, dass ich nicht mehr klar denken kann.
Dafür wäre ein Nachteilsausgleich gut - den bräuchte ich aber in Form von zusätzlichen Klausurversuchen (die ich gar nicht unbedingt nutzen will! Aber ich brauche die Sicherheit, dass ich ruhig verhauen könnte, so treibt mich das ebenfalls in den Wahnsinn), das soll es an meiner Uni aber angeblich nicht geben.
Konzentration ist nicht optimal, u.v.a habe ich eine ADHS-Diagnose. Aber das nur am Rande, in Therapie bin ich deshalb bereits, medikamentöse Therapie ist nicht möglich. Mit Koffeintabletten oder viel Kaffee kann ich das eigentlich auch ziemlich gut ausgleichen. Was mir noch ständig einen Strich durch die Rechnung macht, ist mein Selbstvertrauen. Ich wollte von früher Kindheit an studieren, bin auch die Erste in meiner Familie, die studiert.. meine entfernten Verwandten finden mich deshalb seltsam und beäugen meinen Werdegang kritisch. Manchmal verletzt mich das, manchmal motiviert mich das, weil ich eben doch ein klein wenig erreichen konnte, das allen anderen in meiner Familie verwehrt blieb.
Draußen zu lernen, könnte eine gute Idee sein. Wahrscheinlich mit Musik, damit mich die Akustik nicht irritiert.
Ich beginne in der Regel ein paar Tage vor Klausuren mit dem Lernen. Ob das der Fehler ist? Ich bin mir immer ziemlich sicher, dass das Pensum zu schaffen ist, aber wenn da noch irgendwelche mir nicht bekannten psychologischen/neurobiologischen Faktoren hinzukommen, sollte ich längerfristiges Lernen mal erwägen... habe aber viele negative Lernerfahrungen gemacht und wurde einige Jahre erheblich ausgebrembst und in allen irgendwie anspruchsvolleren Belangen belächelt.
Konnte meinen Traum vom Studieren trotzdem bis hierhin verfolgen und will/werde deswegen nicht aufgeben.
Es gibt Tage, an denen es mir bereits beschissen geht, wenn ich aufstehe, weil ich bald Ende 20 bin und noch nichts erreicht habe. Das zertrampelt natürlich auch wieder jedweden Motivationsanflug. Wenn ich an meinen Vater denke... Lehre gemacht, die ihm überhaupt nicht lag, Realschule nachgeholt, Abitur begonnen - und abgebrochen, weil er - exakt in meinem Alter - keinen Nerv mehr hatte, neben einem Vollzeitjob zu lernen/studieren.
Mit 50 dann in Frührente gegangen, weil er in seinem Beruf arbeitsunfähig wurde. Selten Spaß an der Arbeit gehabt und heute kaum Geld zum Leben... tolle Aussicht.
Ich will um nichts in der Welt dieses Studium abbrechen, es gibt für mich wohl keine besseren Fächer als die, welche ich studiere. Ich bin ein sehr theoretischer Mensch, habe zwei linke Hände und bin unstrukturiert. Ein repetitiver Job, in dem es routiniert zugange und allgemein mehr um Struktur und Ordnung als außerordentliches Können geht, würde mich auf Dauer wahnsinnig machen. Ich möchte Neues erleben, gefordert werden, erschaffen dürfen.
Aktuell habe ich einen Nebenjob in Aussicht, bei dem ich vielleicht 5x4 Stunden zur immer gleichen Tageszeit pro Woche arbeiten kann. 20 Stunden arbeiten müssen tu ich ohnehin. Aber diese Regelmäßigkeit zermürbt mich... ich sollte einfach Ja sagen. Die dadurch gewonnene Struktur kann sich doch nur positiv auswirken, oder? 😕 Ich hatte in meinem ganzen Leben nie wirklich einen strukturierten Tagesablauf, habe in der Schule so oft gefehlt wie möglich. Daher weiß ich nicht, wie ich drauf bin, wenn ich diesen habe.
Gut, nun entartet das wirklich in einen "Aufmerksamkeitsdefizitshyperaktivitätssyndromskomorbiditätsthread" 😀
Was studiert(et) ihr?
Und @Deso, welchen Nutzen ziehst du daraus, dass ich die Frage beantworte? 😉 Das war einfach nur die einleitende Frage, die darauf folgenden waren entscheidend.