empty vision
Neues Mitglied
Ich habe ein substanzielles Problem in meinem Leben. Mir ist bewusst, wie vermessen das, in Anbetracht der Tatsache, dass anderswo auf diesem (einst schönen) Planeten Menschen verhungern, gefoltert werden und dafür morden würden mit mir tauschen zu können, klingen mag, aber darum soll es an dieser Stelle nicht gehen, obgleich die Schmerzen, die mir diese Gedanken in einigen Stunden bereiten, einen eigenen Thread verdient hätten.
Ich selbst kann in dem Moment, in dem ich diese Zeilen verfasse, nicht mit Sicherheit sagen, ob ich mir tatsächlich einen Rat erhoffe, den ich dann befolgen würde, ob es nur darum geht die Meinungen anderer Menschen zu lesen oder ob der wichtigste Punkt für mich der des Niederschreibens ist. Die Frage lässt sich wohl auch erst bei der Lektüre der kommenden Kommentare beantworten. Zu diesem Zeitpunkt kann ich einfach keinen klaren Gedanken fassen.
Der Text wird, so vermute ich, sehr lang werden, da zur Verständnis des Problems eine gewisse Vorkenntnis von Nöten ist. Ich komme also nicht um einen kurzen Abriss meines bisherigen Lebens herum.
Ich beginne naheliegender Weise mit meiner Kindheit. Meine Kindheit war okay. Ich wurde nicht geschlagen, missbraucht, vergewaltigt, so wie viele andere hier. An dieser Stelle mein aufrichtiges Beileid. Ich hatte wenig Freunde, war nicht beliebt, wurde in der frühen Kindheit gehänselt, wie es bestimmt auch viele Menschen kennen. Damals war es für mich schwer, mittlerweile habe ich das, bis auf einen Punkt, der später noch wichtig wird, ganz gut verarbeitet. Grund für die Boshaftigkeiten mir gegenüber war in erster Linie meine sehr helle Haut. Später kamen dann noch so andere Dinge dazu: Musikgeschmack, Haarlänge (damals hatte ich lange Haare), Kleidungsstil (mit Nietenarmbändern und sowas) und von der Norm abweichende Interessen. Während die meine Mitschüler_innen Bravo gelesen und über Fußball geredet haben, hörte ich lieber Musik und las Bücher.
Wichtig ist das deshalb, da mein Selbstbewusstsein und die Art wie ich mich selbst und meinen Körper wahrnehme stark darunter gelitten haben. Früher mehr als heute.
Als ich etwa 12 Jahre alt war, sind wir umgezogen. Durch den Schulwechsel ging auch das mit den Hänseleien wieder los, bis auf, dass ich jetzt auch einige Male mehr oder weniger physische Gewalt zu spüren bekam, da ich eben nicht in dem Dorf, das meine neue Heimat sein sollte, geboren war und somit als "Fremder" abgestempelt wurde. Das führte dazu, dass ich mich mehrere Jahre sehr zurück gezogen habe und eigentlich keine sozialen Kontakte im positiven Sinne hatte. Freunde hatte ich in der darauf folgenden Zeit nicht, habe also die meiste Zeit alleine verbracht. Irgendwann schlug diese allgegenwärtige Traurigkeit in eine Art Depression um und ich fing an mich auf vielfältigste Art und Weise selbst zu verletzen. Ich muss gestehen, dass ich an diese ganze Zeit auch nicht viele Erinnerungen habe und es mir relativ schwer fällt die Fetzen in eine halbwegs verständliche Form zu gliedern.
Mit 14-15 etwa bekam ich meinen eigenen Computer mit Internetanschluss, wodurch ein neuer Abschnitt meines Lebens begann. Das mag sich jetzt vielleicht für viele merkwürdig anhören, aber ich bitte euch einmal zu versuchen euch in meine Lage zu versetzen. Ich lebte in irgendeinem winzigen Dorf, die nächste Stadt weit entfernt. Auf Sportvereine hatte ich keine Lust, da ich dort eh nur die mir aus der Schule verhassten Menschen wiedersehen würde. Andere Möglichkeiten irgendwie aktiv zu sein, waren einfach nicht gegeben. Die Passivität und Langeweile machte mir das Leben nicht gerade leicht, da kamen die unendlichen Weiten des Internets gerade recht.
In Onlinespielen bekam ich Anerkennung, die mir sonst verwährt wurde. In Chats und Communites knüpfte ich die ersten Kontakte zu Menschen, von denen ich mich verstanden fühlte und mit denen ich gerne Zeit verbrachte. Wenn auch nur gemeinsam vor dem Bildschirm. Irgendwann gab es dann die ersten Mädchen, die der Meinung waren sich in mich verliebt zu haben und sich in Folge dessen unbedingt mit mir treffen wollten. Das Problem war, dass ich vor soetwas immer Angst hatte, da ich, aus den oben genannten Gründen, davon ausging, dass mich jemand, der mich erstmal im "echten Leben" kennen würde, kein Interesse mehr an mir haben könnte, mich nicht mögen würde. Hauptsächlich weil ich selbst mit meinem Aussehen nicht glücklich war.
Es passierte dann ein paar Mal, dass ich Menschen kennen lernte, mit denen ich mich gerne getroffen hätte, die sich gerne mit mir getroffen hätten, aber für mich war die einzige Perspektive, dass sie bei meinem Anblick schreiend davonlaufen würden. Deshalb wurde daraus nie etwas.
Irgendwann, später als meine Mitschüler_innen auf jeden Fall, entdeckte ich dann den Alkohol und hatte durch die weiterführende Schule auch ein paar andere, von der Gesellschaft mehr oder weniger verstoßene, Seelen gefunden, mit denen sich Zeit verbringen lies. Ich war jedes Wochenende betrunken und fühlte mich integriert. Ich hatte das Gefühl Freunde zu haben und konnte meine Probleme vergessen. Zumindest für die Zeit des Rausches. Irgendwann war ich dann auch in der Woche betrunken, was darin gipfelte, dass ich es nicht mehr zur Schule schaffte, ohne vorher enen Schluck Schnaps getrunken zu haben. Häufig lag ich einfach weinend im Bett und konnte nicht aufstehen, weil mir das ganze Leben sinn- und vor allem freudlos erschien und mir vor der Schule graute. Dass die Wochenenden nur Selbstbetrug waren, habe ich eigentlich die ganze Zeit gewusst. Mittlerweile nehme ich keine Drogen mehr (außer vielleicht mal eine Tasse Kaffee) und bin mit dem Gefühl der Ehrlichkeit mir gegenüber bisher glücklicher als zuvor.
Ich war nichtsdestoweniger relativ gut in der Schule und mit den voranschreitenden Jahren schienen mich die Menschen mehr oder weniger zu akzeptieren.
Was mir aber die ganze Zeit fehlte, und das ist der wichtigste Punkt der Vergangenheit, war ein anderer Mensch. Ein Mensch der mich liebt, platonisch oder als Beziehung, egal. Natürlich lieben mich meine Eltern, aber das ist nicht was ich meine. Ich habe mir, seit ich denken kann, einen Menschen gewünscht mit dem ich mein Leben teilen kann, der an meinem Leben teilhaben möchte und mich zu einem Teil seines Lebens macht. Jemand mit dem ich Abenteuer erleben kann, reisen, Momente teilen, traurige wie glückliche. Jemand der gerne mit mir Zeit verbringt, jemand mit dem ich gerne Zeit verbringe. Jemand der einfach mit mir in meinem Zimmer sitzt und da ist, sich mit mir zusammen langweilt und der sich genau das gleiche von mir erhofft. Einen "Seelenverwandten", auch wenn ich das selbst nicht unbedingt so nennen würde. Bisher war es bei allen meinen sozialen Beziehungen so, dass ich irgendwann gelangweilt war oder mir gewünscht habe wieder alleine zu sein, weil mich die Anwesenheit anderer Menschen, die nicht diesen Kriterien entsprechen, nach einer gewissen Zeit verrückt macht. Woher das kommt, kann ich nicht sagen. Ich will keinen großen Freundeskreis, ich will nicht möglichst viele Leute kennen lernen, ich will nicht jedes Wochenende einen anderen Sexpartner, das scheint mir keine Bereicherung meines Lebens sein zu können. Darin kann ich niemals Erfüllung finden. Das könnte niemals das Loch stopfen, das in mir schon so lange größer wird.
Das ist alles, was ich vom Leben erwarte, mir vom Leben erträume. Alles andere würde ich dafür aufgeben.
Das mag sich kitschig anhören, aber so ist es. Besser vermag ich es nicht in Worte zu fassen, auch wenn ich nicht glaube, dass sich jemand vorstellen kann wie ich es wirklich meine. Worte sind ein Gefängnis für Gedanken, aber zumindest kommt es dem irgendwie nah.
Ich kann nicht behaupten, dass ich aktiv suchen würde. Lange Zeit habe ich einfach traurige Musik gehört und mich einsam gefühlt. Das war okay. Ich habe geträumt, wie es wäre nicht allein zu sein aber es war nichts konkretes. Dann ist es passiert.
Durch eine merkwürdige Verkettung von Zufällen habe ich via Internet ein Mädchen kennen gelernt. Mittlerweile kennen wir uns fast zwei Jahre.
Das versuche ich jetzt relativ kurz zu machen:
Zu dem Zeitpunkt war ich so weit, dass ich angefangen habe mir einen Freundeskreis aufzubauen. Ich war politisch aktiv, hatte soziale Kontakte und war relativ zufrieden. Wie gesagt, die Einsamkeit kann soetwas für mich nicht beseitigen, aber zeitweise betäuben. Ich brauchte das Internet nicht mehr so, wie ich es früher brauchte. Ich hörte auf meine Zeit mit Onlinespielen zu verschwenden, alles war mehr oder weniger okay.
Dann lernte ich Sie kennen. Am Anfang war das wie jede andere Internetbekanntschaft, was wohl viele hier nachvollziehen können. Man redet über Gott und die Welt, und sowas eben. Seit diesem Tag schreiben wir jeden Tag miteinander, wenn nicht einer von uns im Urlaub ist. Meistens mehrere Stunden. Die ganzen Protokolle durchzulesen, würde eine Ewigkeit dauern. Ich kann nicht einschätzen ob sich die Anzahl der sms, die wir einander geschrieben haben, im 100er oder im 1000er Bereich bewegt. Ich weiß, das werden viele nicht verstehen können, aber wir haben uns irgendwie verliebt. Ich glaube, dass Sie genau das sein könnte, was ich immer wollte. Wenn ich Sie richtig einschätze, dann ist es so, als wäre nach dem Plan aus meinem Traum geschaffen worden. Ich könnte jetzt nochmal genau so viel Text darüber schreiben, warum ich ausgerechnet an Ihr festhalten, aber das spare ich mir.
Jetzt müssten wir uns nur noch treffen und um den Hals fallen. So einfach ist das leider nicht. Ohne weiter darauf einzugehen warum das so ist, kann sie sich nicht mit mir treffen. Sie will, aber ein Teil ihrer Psyche verhindert das. Klingt komisch, ist aber so. Natürlich ist es theoretisch möglich, dass Sie mich anlügt, aber aus mehreren Gründen, die nicht genannt werden müssen, gehe ich nicht davon aus.
Sie will also und kann nicht. Ich will.
Von Anfang an wusste ich das und wir gingen beide davon aus, dass sich daran etwas ändern würde. Also an dem Können, nicht an dem Wollen. Dem war leider nicht so und mittlerweile sind wir an einem Punkt angekommen, an dem Sie sich mir total verschließt, weil Sie nicht davon ausgeht, dass das alles eine Zukunft außerhalb des Internet hätte.
Das wäre ja nun auch nicht so schlimm, wenn Sie nicht Sie sondern einfach irgendwer wäre. Ihr müsst euch das vorstellen wie der Blick durch ein milchiges Fenster auf eine bunte, wunderschöne Welt, ihr allerdings seid gefangen in einem kleinen, dunklen Raum und könnt nichts als die unscharfen Konturen eures Glücks betrachten, die euch ins Gesicht schreien, dass ihr es niemals schaffen werdet auch nur einen Fuß in diese Welt zu setzen.
Das ist keine besonders gute Metapher, aber so fühle ich mich momentan. Es ist zum verrückt werden. Ich weiß einfach nicht mehr weiter.
Ich habe einen Menschen gefunden, der perfekt ist. Zumindest nach meiner bisherigen Einschätzung. Ich bin keineswegs so naiv, dass ich glauben könnte wir würden bei unserem ersten Treffen, wenn es denn überhaupt dazu kommen sollte, direkt zum Standesamt rennen und heiraten. Ich gehe sehr wohl davon aus, dass die Möglichkeit besteht, dass ich Sie oder Sie mich vollkommen falsch eingeschätzt hat und einem Hirngespinst nachjagt. Ebenso bin ich immernoch so gebeutelt, dass ich es auch für möglich halte, dass sie keine Beziehung mit mir wollen würde, wenn sie mich erstmal zu Gesicht bekommt. Das halte ich sogar für nicht unwahrscheinlich. Aber trotzdem besteht die Chance, dass es nicht so ist, dass ich glücklich sein könnte, dass Sie glücklich sein könnte. Darauf würde ich es ankommen lassen, denn wenn der Funke zwischen uns dann nicht überspringen sollte, könnte ich damit leben. Schade wäre es, aber dann hätte ich die Gewissheit.
Sie zieht sich aber immer weiter zurück, da Sie sagt Sie würde es einfach nicht schaffen und bald könnte sie auch so nicht weiter machen.
Was mich nun in den Wahnsinn treibt, um das zu verstehen der ganze Text irgendwie notwendig war, ist die Tatsache, dass ich vielleicht den Menschen gefunden habe, mit dem ich mein Leben teilen will, der genau das gleiche will, aber es nicht kann. Ich könnte sagen "Scheiß drauf!", aber das kann ich nicht. Dafür scheint mir die Chance zu niedrig, dass ich in meinem Leben nochmal jemanden finde, der so perfekt zu mir passen würde.
Das schreckliche daran ist die Vorstellung niemals zu wissen, ob ich nun mit ihr bis an das Ende meines Lebens hätte glücklich sein können oder eben nicht. Jede Zurückweisung, jede Trennung könnte ich viel einfacher verarbeiten, weil ich dann sagen kann "Es hat halt einfach nicht geklappt." aber in diesem Fall weiß ich es eben nicht. Das ist ein Gefühl, das ich nicht beschreiben kann.
Jedes Mal, wenn ich darüber nachdenke, sterbe ich ein bisschen.
Ich hoffe das hört sich nicht zu bescheuert an. Mich jedenfalls lässt es weder schlafen noch essen.
Hat jemand gute Ideen?
Ich selbst kann in dem Moment, in dem ich diese Zeilen verfasse, nicht mit Sicherheit sagen, ob ich mir tatsächlich einen Rat erhoffe, den ich dann befolgen würde, ob es nur darum geht die Meinungen anderer Menschen zu lesen oder ob der wichtigste Punkt für mich der des Niederschreibens ist. Die Frage lässt sich wohl auch erst bei der Lektüre der kommenden Kommentare beantworten. Zu diesem Zeitpunkt kann ich einfach keinen klaren Gedanken fassen.
Der Text wird, so vermute ich, sehr lang werden, da zur Verständnis des Problems eine gewisse Vorkenntnis von Nöten ist. Ich komme also nicht um einen kurzen Abriss meines bisherigen Lebens herum.
Ich beginne naheliegender Weise mit meiner Kindheit. Meine Kindheit war okay. Ich wurde nicht geschlagen, missbraucht, vergewaltigt, so wie viele andere hier. An dieser Stelle mein aufrichtiges Beileid. Ich hatte wenig Freunde, war nicht beliebt, wurde in der frühen Kindheit gehänselt, wie es bestimmt auch viele Menschen kennen. Damals war es für mich schwer, mittlerweile habe ich das, bis auf einen Punkt, der später noch wichtig wird, ganz gut verarbeitet. Grund für die Boshaftigkeiten mir gegenüber war in erster Linie meine sehr helle Haut. Später kamen dann noch so andere Dinge dazu: Musikgeschmack, Haarlänge (damals hatte ich lange Haare), Kleidungsstil (mit Nietenarmbändern und sowas) und von der Norm abweichende Interessen. Während die meine Mitschüler_innen Bravo gelesen und über Fußball geredet haben, hörte ich lieber Musik und las Bücher.
Wichtig ist das deshalb, da mein Selbstbewusstsein und die Art wie ich mich selbst und meinen Körper wahrnehme stark darunter gelitten haben. Früher mehr als heute.
Als ich etwa 12 Jahre alt war, sind wir umgezogen. Durch den Schulwechsel ging auch das mit den Hänseleien wieder los, bis auf, dass ich jetzt auch einige Male mehr oder weniger physische Gewalt zu spüren bekam, da ich eben nicht in dem Dorf, das meine neue Heimat sein sollte, geboren war und somit als "Fremder" abgestempelt wurde. Das führte dazu, dass ich mich mehrere Jahre sehr zurück gezogen habe und eigentlich keine sozialen Kontakte im positiven Sinne hatte. Freunde hatte ich in der darauf folgenden Zeit nicht, habe also die meiste Zeit alleine verbracht. Irgendwann schlug diese allgegenwärtige Traurigkeit in eine Art Depression um und ich fing an mich auf vielfältigste Art und Weise selbst zu verletzen. Ich muss gestehen, dass ich an diese ganze Zeit auch nicht viele Erinnerungen habe und es mir relativ schwer fällt die Fetzen in eine halbwegs verständliche Form zu gliedern.
Mit 14-15 etwa bekam ich meinen eigenen Computer mit Internetanschluss, wodurch ein neuer Abschnitt meines Lebens begann. Das mag sich jetzt vielleicht für viele merkwürdig anhören, aber ich bitte euch einmal zu versuchen euch in meine Lage zu versetzen. Ich lebte in irgendeinem winzigen Dorf, die nächste Stadt weit entfernt. Auf Sportvereine hatte ich keine Lust, da ich dort eh nur die mir aus der Schule verhassten Menschen wiedersehen würde. Andere Möglichkeiten irgendwie aktiv zu sein, waren einfach nicht gegeben. Die Passivität und Langeweile machte mir das Leben nicht gerade leicht, da kamen die unendlichen Weiten des Internets gerade recht.
In Onlinespielen bekam ich Anerkennung, die mir sonst verwährt wurde. In Chats und Communites knüpfte ich die ersten Kontakte zu Menschen, von denen ich mich verstanden fühlte und mit denen ich gerne Zeit verbrachte. Wenn auch nur gemeinsam vor dem Bildschirm. Irgendwann gab es dann die ersten Mädchen, die der Meinung waren sich in mich verliebt zu haben und sich in Folge dessen unbedingt mit mir treffen wollten. Das Problem war, dass ich vor soetwas immer Angst hatte, da ich, aus den oben genannten Gründen, davon ausging, dass mich jemand, der mich erstmal im "echten Leben" kennen würde, kein Interesse mehr an mir haben könnte, mich nicht mögen würde. Hauptsächlich weil ich selbst mit meinem Aussehen nicht glücklich war.
Es passierte dann ein paar Mal, dass ich Menschen kennen lernte, mit denen ich mich gerne getroffen hätte, die sich gerne mit mir getroffen hätten, aber für mich war die einzige Perspektive, dass sie bei meinem Anblick schreiend davonlaufen würden. Deshalb wurde daraus nie etwas.
Irgendwann, später als meine Mitschüler_innen auf jeden Fall, entdeckte ich dann den Alkohol und hatte durch die weiterführende Schule auch ein paar andere, von der Gesellschaft mehr oder weniger verstoßene, Seelen gefunden, mit denen sich Zeit verbringen lies. Ich war jedes Wochenende betrunken und fühlte mich integriert. Ich hatte das Gefühl Freunde zu haben und konnte meine Probleme vergessen. Zumindest für die Zeit des Rausches. Irgendwann war ich dann auch in der Woche betrunken, was darin gipfelte, dass ich es nicht mehr zur Schule schaffte, ohne vorher enen Schluck Schnaps getrunken zu haben. Häufig lag ich einfach weinend im Bett und konnte nicht aufstehen, weil mir das ganze Leben sinn- und vor allem freudlos erschien und mir vor der Schule graute. Dass die Wochenenden nur Selbstbetrug waren, habe ich eigentlich die ganze Zeit gewusst. Mittlerweile nehme ich keine Drogen mehr (außer vielleicht mal eine Tasse Kaffee) und bin mit dem Gefühl der Ehrlichkeit mir gegenüber bisher glücklicher als zuvor.
Ich war nichtsdestoweniger relativ gut in der Schule und mit den voranschreitenden Jahren schienen mich die Menschen mehr oder weniger zu akzeptieren.
Was mir aber die ganze Zeit fehlte, und das ist der wichtigste Punkt der Vergangenheit, war ein anderer Mensch. Ein Mensch der mich liebt, platonisch oder als Beziehung, egal. Natürlich lieben mich meine Eltern, aber das ist nicht was ich meine. Ich habe mir, seit ich denken kann, einen Menschen gewünscht mit dem ich mein Leben teilen kann, der an meinem Leben teilhaben möchte und mich zu einem Teil seines Lebens macht. Jemand mit dem ich Abenteuer erleben kann, reisen, Momente teilen, traurige wie glückliche. Jemand der gerne mit mir Zeit verbringt, jemand mit dem ich gerne Zeit verbringe. Jemand der einfach mit mir in meinem Zimmer sitzt und da ist, sich mit mir zusammen langweilt und der sich genau das gleiche von mir erhofft. Einen "Seelenverwandten", auch wenn ich das selbst nicht unbedingt so nennen würde. Bisher war es bei allen meinen sozialen Beziehungen so, dass ich irgendwann gelangweilt war oder mir gewünscht habe wieder alleine zu sein, weil mich die Anwesenheit anderer Menschen, die nicht diesen Kriterien entsprechen, nach einer gewissen Zeit verrückt macht. Woher das kommt, kann ich nicht sagen. Ich will keinen großen Freundeskreis, ich will nicht möglichst viele Leute kennen lernen, ich will nicht jedes Wochenende einen anderen Sexpartner, das scheint mir keine Bereicherung meines Lebens sein zu können. Darin kann ich niemals Erfüllung finden. Das könnte niemals das Loch stopfen, das in mir schon so lange größer wird.
Das ist alles, was ich vom Leben erwarte, mir vom Leben erträume. Alles andere würde ich dafür aufgeben.
Das mag sich kitschig anhören, aber so ist es. Besser vermag ich es nicht in Worte zu fassen, auch wenn ich nicht glaube, dass sich jemand vorstellen kann wie ich es wirklich meine. Worte sind ein Gefängnis für Gedanken, aber zumindest kommt es dem irgendwie nah.
Ich kann nicht behaupten, dass ich aktiv suchen würde. Lange Zeit habe ich einfach traurige Musik gehört und mich einsam gefühlt. Das war okay. Ich habe geträumt, wie es wäre nicht allein zu sein aber es war nichts konkretes. Dann ist es passiert.
Durch eine merkwürdige Verkettung von Zufällen habe ich via Internet ein Mädchen kennen gelernt. Mittlerweile kennen wir uns fast zwei Jahre.
Das versuche ich jetzt relativ kurz zu machen:
Zu dem Zeitpunkt war ich so weit, dass ich angefangen habe mir einen Freundeskreis aufzubauen. Ich war politisch aktiv, hatte soziale Kontakte und war relativ zufrieden. Wie gesagt, die Einsamkeit kann soetwas für mich nicht beseitigen, aber zeitweise betäuben. Ich brauchte das Internet nicht mehr so, wie ich es früher brauchte. Ich hörte auf meine Zeit mit Onlinespielen zu verschwenden, alles war mehr oder weniger okay.
Dann lernte ich Sie kennen. Am Anfang war das wie jede andere Internetbekanntschaft, was wohl viele hier nachvollziehen können. Man redet über Gott und die Welt, und sowas eben. Seit diesem Tag schreiben wir jeden Tag miteinander, wenn nicht einer von uns im Urlaub ist. Meistens mehrere Stunden. Die ganzen Protokolle durchzulesen, würde eine Ewigkeit dauern. Ich kann nicht einschätzen ob sich die Anzahl der sms, die wir einander geschrieben haben, im 100er oder im 1000er Bereich bewegt. Ich weiß, das werden viele nicht verstehen können, aber wir haben uns irgendwie verliebt. Ich glaube, dass Sie genau das sein könnte, was ich immer wollte. Wenn ich Sie richtig einschätze, dann ist es so, als wäre nach dem Plan aus meinem Traum geschaffen worden. Ich könnte jetzt nochmal genau so viel Text darüber schreiben, warum ich ausgerechnet an Ihr festhalten, aber das spare ich mir.
Jetzt müssten wir uns nur noch treffen und um den Hals fallen. So einfach ist das leider nicht. Ohne weiter darauf einzugehen warum das so ist, kann sie sich nicht mit mir treffen. Sie will, aber ein Teil ihrer Psyche verhindert das. Klingt komisch, ist aber so. Natürlich ist es theoretisch möglich, dass Sie mich anlügt, aber aus mehreren Gründen, die nicht genannt werden müssen, gehe ich nicht davon aus.
Sie will also und kann nicht. Ich will.
Von Anfang an wusste ich das und wir gingen beide davon aus, dass sich daran etwas ändern würde. Also an dem Können, nicht an dem Wollen. Dem war leider nicht so und mittlerweile sind wir an einem Punkt angekommen, an dem Sie sich mir total verschließt, weil Sie nicht davon ausgeht, dass das alles eine Zukunft außerhalb des Internet hätte.
Das wäre ja nun auch nicht so schlimm, wenn Sie nicht Sie sondern einfach irgendwer wäre. Ihr müsst euch das vorstellen wie der Blick durch ein milchiges Fenster auf eine bunte, wunderschöne Welt, ihr allerdings seid gefangen in einem kleinen, dunklen Raum und könnt nichts als die unscharfen Konturen eures Glücks betrachten, die euch ins Gesicht schreien, dass ihr es niemals schaffen werdet auch nur einen Fuß in diese Welt zu setzen.
Das ist keine besonders gute Metapher, aber so fühle ich mich momentan. Es ist zum verrückt werden. Ich weiß einfach nicht mehr weiter.
Ich habe einen Menschen gefunden, der perfekt ist. Zumindest nach meiner bisherigen Einschätzung. Ich bin keineswegs so naiv, dass ich glauben könnte wir würden bei unserem ersten Treffen, wenn es denn überhaupt dazu kommen sollte, direkt zum Standesamt rennen und heiraten. Ich gehe sehr wohl davon aus, dass die Möglichkeit besteht, dass ich Sie oder Sie mich vollkommen falsch eingeschätzt hat und einem Hirngespinst nachjagt. Ebenso bin ich immernoch so gebeutelt, dass ich es auch für möglich halte, dass sie keine Beziehung mit mir wollen würde, wenn sie mich erstmal zu Gesicht bekommt. Das halte ich sogar für nicht unwahrscheinlich. Aber trotzdem besteht die Chance, dass es nicht so ist, dass ich glücklich sein könnte, dass Sie glücklich sein könnte. Darauf würde ich es ankommen lassen, denn wenn der Funke zwischen uns dann nicht überspringen sollte, könnte ich damit leben. Schade wäre es, aber dann hätte ich die Gewissheit.
Sie zieht sich aber immer weiter zurück, da Sie sagt Sie würde es einfach nicht schaffen und bald könnte sie auch so nicht weiter machen.
Was mich nun in den Wahnsinn treibt, um das zu verstehen der ganze Text irgendwie notwendig war, ist die Tatsache, dass ich vielleicht den Menschen gefunden habe, mit dem ich mein Leben teilen will, der genau das gleiche will, aber es nicht kann. Ich könnte sagen "Scheiß drauf!", aber das kann ich nicht. Dafür scheint mir die Chance zu niedrig, dass ich in meinem Leben nochmal jemanden finde, der so perfekt zu mir passen würde.
Das schreckliche daran ist die Vorstellung niemals zu wissen, ob ich nun mit ihr bis an das Ende meines Lebens hätte glücklich sein können oder eben nicht. Jede Zurückweisung, jede Trennung könnte ich viel einfacher verarbeiten, weil ich dann sagen kann "Es hat halt einfach nicht geklappt." aber in diesem Fall weiß ich es eben nicht. Das ist ein Gefühl, das ich nicht beschreiben kann.
Jedes Mal, wenn ich darüber nachdenke, sterbe ich ein bisschen.
Ich hoffe das hört sich nicht zu bescheuert an. Mich jedenfalls lässt es weder schlafen noch essen.
Hat jemand gute Ideen?