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Ausbildung abbrechen? ... auch keine Lösung

JackyBrown

Neues Mitglied
Hi,

21 Jahre alt, Ausbildung im bald 2. Lehrjahr (habe 11 1/2 Monate hinter mir) bei einem großen, bekannten deutschen Unternehmen im kaufmännischen Bereich.

2 Tage vor Ausbildungsbeginn die Diagnose multiple Sklerose. Kompletter Schock und Schicksalsschlag für mich. Bin in eine unfassbar schwere Depression versunken. Trotzdem diese 11 1/2 Monate Ausbildung durchgezogen, trotzdem viele Fehlzeiten aufgrund von Depressionen, jedoch gegenüber Kollegen und Ausbildungsbetrieb komplett geheimgehalten. Ziehe die Ausbildung auch sehr halbherzig durch, kriege keine besonderen positiven Bewertungen/Beurteilungen und bin ziemlich unkonzentriert, scheu geworden, habe meinen Charakter durch die Diagnose halt leider auch total verändert. Habe auch bisher noch keine Therapie begonnen, weil ich mit aller Kraft versuche beim Betrieb zu erschienen, habe dennoch wie bereits erwähnt enorme Fehlzeiten für einen Auszubildenden.

Wieso ich mich an euch wende: es kann so nicht weitergehen. Weder für den Ausbildungsbetrieb, der natürlich das Interesse hat, dass er einen Auszubildenden vernünftig ausbildet, aber auch für mich, der schwer depressiv ist, seine Diagnose noch nicht verdauen konnte bzw. hat und nicht mal seine notwendige Therapie begonnen hat.

Wie soll ich weitermachen? Könnte ich die Zeit zum Tag der Diagnose, vor fast einem Jahr, zurückdrehen könnte, würde ich natürlich unverzüglich zur Ausbildungsleitung gehen und diesen alles erzählen, was gerade bei mir los ist. Der Zeitpunkt ist leider vergangen. Ziemlich sicher bin ich mir, dass viele dazu raten würden, dass ich mit unserer Ausbildungsleitung reden soll, diese einweihen soll, etc. (dazu würde ich genauso raten). Die weitergehende Frage, die sich mir stellt, ist jedoch: und dann? Was passiert dann? Gut, dann wissen sie über alles Bescheid, wissen über meine Fehlzeiten etc. aber 1. bin ich sehr diskret mit der Diagnose, außer meiner Eltern und meiner Freundin weiß keiner von der Diagnose. Und 2. welchen Vorteil habe ich dann, wenn der Betrieb davon eingeweiht ist? Laut (eigenen) Recherchen gibt es keine Möglichkeit die Ausbildung für ein Jahr zu pausieren o.ä., deshalb ist es doch im Endeffekt unnötig Leute da einzuweihen, oder?

Meines Erachtens gibt es nur 2 Möglichkeiten: 1. durchziehen, wie es halt geht oder 2. die Ausbildung abbrechen... oder irre ich mich? Jemand Erfahrungen oder hilfreiche Tipps?

Vielen, vielen Dank fürs Lesen! Habe versucht die Nachricht so kurz wie möglich zu halten, wenig Emotionen einzubringen und mich einfach nur aufs Wesentliche zu fokussieren, damit es dem Leser nicht ewig vorkommt.

Liebe Grüße!
 
Hallo,

Das es dir so schlecht geht tut mir wirklich Leid. Wie du selbst schon erkannt hast ist deine Gesundheit Körperlich so wie Seelich wichtig für dich und auch für die Ausbildung. Bis jetzt hattest du einen Starken Willen das durchzuziehen und hast die anderen Dinge leider Zimlich verdrängt.

Klar geht das so nicht weiter du brauchst auf jeden Fall Hilfe. Ich denke wenn du zu deinen Arzt gehst und mit ihm über dieses Sprichst kann er dich länger Krank schreiben. Vielleicht kannst du dich um eine Therapie, Rhea .... was dir am besten tut kümmern. Wenn du Krank geschrieben bist selbst wenn es ein Jahr lang dauert darf man dich nicht kündigen und ich glaube auch das du die Möglichkeit deine Ausbildung wenn es dir wieder besser geht zu beenden bekommen würdest.

In meiner Ausbildungzeit wurde ich auch sehr Krank und war nicht mehr in der Lange zu Arbeiten ich war über ein Halbes Jahr in einer Klinik doch Krank noch viel Länger ( 1 Jahr). Danach hatte ich die Möglichkeit meine Ausbildung in dem Jahr wo ich Krank wurde zu wiederholen. Heute weiß ich das es richtig war.

Ich würde dir den Tipp geben zum Arzt zu gehen mit ihm über dich sprechen und dann auch mit deinem Betrieb.

Ich wünsche dir alles Gute und das du auf dich aufpasst. Gute Besserung .
 
Jacky,

wenn es sich bei dem Unternehmen um ein namhaftes, großes Unternehmen handelt, dann gibt es da sicher auch eine Behinderten-Vertretung. An die solltest Du Dich genauso wenden wie an das zuständige Integrationsamt.
Aufgeben solltest Du auf keinen Fall.

Ich hatte auch viele Jahre einen MS-Kollegen, der trotz seiner Erkrankung seinen Dienst bis 62 versah, um dann in Pension zu gehen.

Burbacher
 
Danke an euch beiden für die Antwort schon mal!

Ist es denn wirklich so, dass ich während der Ausbildung einen bestimmten längeren Zeitraum von mal angenommen 6 oder 12 Monaten einfach pausieren kann? Gibt es dann auch normale Lohnzahlungen, zählt man quasi als krankgeschrieben dann? Bzw. ist es so, dass man sich für diesen langen Zeitraum immer weiter krankschreiben lässt oder ist es eine Vereinbarung mit dem Betrieb irgendwie? Zudem kann ich mir das alles leider schwer vorstellen, denn man muss ja auch blockweise in die Berufsschule, circa alle 3-4 Monate für circa 6 Wochen. Da würde dann doch alles durcheinander gebracht werden, oder? ... ich weiß echt nicht was ich tun soll, mein größter Wunsch wäre einfach alles abzubrechen und dem ganzen zu entfliehen. Aber ich weiß auch, dass das keine Lösung ist, die Ausbildung der begehrt ist und das ein Fehler wäre...
 
Suche unbedingt das Gespräch mit den Vorgesetzten. In so einem großen Unternehmen gibt es zudem sicher Betriebsrat und Co. Ich glaube, du siehst deine Lage viel zu pessimistisch. Dabei wird es sicher Lösungen geben, wie du deine Ausbildung trotz der Erkrankung und der damit einhergehenden Depressionen fortsetzen kannst.
Bitte nimm all deinen Mut zusammen und sprich offen und ehrlich mit den für deine Ausbildung Verantwortlichen.
 
Jacky,

Du fragst:

"Ist es denn wirklich so, dass ich während der Ausbildung einen bestimmten längeren Zeitraum von mal angenommen 6 oder 12 Monaten einfach pausieren kann?"

Unabhängig davon, ob das richtig ist oder nicht, ist es der falsche Denkansatz. Frag Dich nicht, wie Du rauskommst, sondern drin bleiben kannst.

LG Burbacher
 
Ich denke, unter bestimmten Umständen kann man die Ausbildung für einige Zeit aussetzen - ich würde aber an deiner Stelle mal die IHK kontaktieren, die ist für dich als Azubi zuständig. Fragen kostet nichts und wenn du Angst hast, dass sie dir einen Strick daraus drehen, ruf meinetwegen Anonym an oder schreib eine Mail, die wenig Rückschlüsse auf deine Person lässt. Du kannst ja trotzdem deinen Fall schildern und Fragen dazu stellen. Ich denke, nur die IHK wird dir ausreichend und klare Antworten geben können.

Unabhängig davon: wie weit hast du dich mit deiner Krankheit schon befasst und außeinandergesetzt? Auf mich wirkt es so, als wäre das ein riesen Hammer für dich und du hattest bisher noch keine Zeit, das alles zu erfassen und sacken zu lassen. Fakt ist, das kann man auch, wenn man in einer Ausbildung ist. Vielleicht könntest du die Ausbildungszeit auf Teilzeit runterfahren, dann würdest du allerdings entsprechend länger in der Ausbildung sein (z. B. bei Azubis, die Eltern sind, geht das. Die machen dann in Teilzeit ihre Ausbildung, damit sie sich ausreichend um ihr Kind kümmern können).

Die Gefahr, die ich sehe, wenn du komplett aussteigst oder sogar die Ausbildung ganz abbrichst, ist dass du den Absprung nicht mehr schaffst und dann erst recht in einer Krise stecken bleibst.

Ja, MS ist keine kleine Sache. Es bedeutet aber auch kein kollektives Aus für alles. Ich habe eine sehr gute Freundin, die MS hat. Die hat studiert, die arbeitet und macht vieles im Alltag, was alle anderen möglichen Leute auch machen. Natürlich muss sie bei einigen Punkten aufpassen und manchmal geht nicht alles so, wie es ideal wäre, aber es ist auch nicht so, als wäre sie komplett eingeschränkt und hilflos. Die Forschung ist bei MS mittlerweile sehr weit. Es gibt gut Selbsthilfegruppen, wo man sich mit anderen Betroffenen austauschen kann. Auch in Form von Online-Foren. Ich denke, dass du dir jetzt positiven Input und Informationen holst, könnte jetzt sehr wichtig und wertvoll für dich sein.

Die Krankheit kann dir einen Strich in manchen Dingen durch die Rechnung machen, muss es aber nicht. Und es kommt immer darauf an, was du daraus machst.

Ich würde dir dringend raten: rede mit deinem Chef und Ausbilder. Es geht einfach auch darum, ein positives Verständnis für dich aufzubauen. Vielleicht erfährst du Rückendeckung und Unterstützung von deinem Betrieb, die du so nicht erwartet hättest, die dir aber viel Halt gibt. Und ich bin ehrlich: ein Azubi, der erklärt, dass er wegen seiner Krankheit so oft fehlt, hinterlässt schon mal einen ganz anderen Eindruck, als ein Azubi, wo man überlegen könnte, ob der einfach nur faul ist. Unabhängig davon sollte dein Arbeitgeber wissen, dass du MS hast. Besagte Freundin von mir kann z. B. immer mal wieder ein paar Tage von zuhause aus arbeiten, wenn es ihr wegen der Medikamente nicht so gut geht. Oder sie bekommt spontan frei. Wenn du da einen fairen Arbeitgeber hast, geht vieles. Dazu muss er aber wissen, dass du überhaupt betroffen bist.

Ich denke, darüber zu reden, dass du MS hast, nimmt auch ein wenig diesen Schock von dir. Und diese Übermacht, die für mich beim Lesen durchdringt, die MS für dich zu haben scheint. Als wäre es ein unheilvoller Fluch, der über dich hängt.
 

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