Ich bin 1 Jahr mit Hund und Katze im Wohnmobil durch Europa gereist. Sabbatjahr.
Später habe ich noch mal im Umkreis von meinem Wohnort im Wohnmobil gelebt, weil mein alter Hund nicht mehr die Treppe hinauf kam in unsere Wohnung im 3. Stock. Das waren 9 Monate bis zu seinem Tod.
Ich habe also insgesamt ca. 2 Jahre im Womo gelebt.
Es ist ein Riesenunterschied, ob man herumreist, frei und ungebunden, klimatisch immer den angenehmen Temperaturen hinterher fährt oder ob man hier in Deutschland auch im Winter bei Dunkelheit, Schnee und Regen, Vollzeit arbeitend mit alten Tieren im Womo lebt. Das war schon eine ziemliche Herausforderung, aber was tut man nicht alles für den Kumpel Hund?
Ich kenne einige Leute, die komplett im Womo leben, im Herbst/Winter im Süden sind und im Sommer in Deutschland Freunde und Familie besuchen und Arzttermine wahrnehmen. Einige haben auch noch eine Wohnung hier und sind nur von Oktober bis März unterwegs. Im Winter ist es übrigens im Süden ziemlich voll. Nix mit einsam am Strand stehen. Das knubbelt sich voller Womos in einigen Gegenden von Spanien, Portugal, Marokko und Sardinien, weil sich nur wenige Gegenden temperaturmäßig zum Überwintern eignen. Und die Anwohner sind immer weniger begeistert wegen der Vielzahl an Womos.
Mit dem Alleinsein muß man klarkommen. Das ist nicht anders als Zuhause. Gefährliche Situationen habe ich auch nicht häufiger erlebt als Zuhause. Einmal hat man in Spanien versucht das Womo aufzubrechen, während ich darin am Straßenrand schlief. Da hab ich flott den Wagen gestartet und bin weggefahren. Hab natürlich trotzdem einen ziemlichen Schreck bekommen. Sonst ist bisher wenig Beängstigendes passiert.
Ich habe ein kleines Womo, 5.40m Kastenwagen komplett ausgestattet mit Küche, Bad, Dieselheizung und Solaranlage. Der Platz ist absolut ausreichend für 1 Person mit Tieren. Ich stehe überwiegend frei und bevorzugt allein. Ca. einmal pro Woche fahre ich für ein oder zwei Nächte auf Camping- oder Stellplätze zum Ver- und Entsorgen, wenn ich langzeit unterwegs bin.
Aktuell nutze ich das Womo nur für Wochenendausflüge und Urlaube. Wenn ich nicht arbeiten müßte, wäre ich aber bestimmt wieder länger am Stück unterwegs. Mir gefällt das Spontane und Ungeplante, das mit Womo möglich ist. Und daß ich mein kleines Zweitzuhause mit allem Nötigen immer dabei habe. Ich mag die Einfachheit des Womolebens.
Aber komplett auf eine feste homebase in Deutschland zu verzichten, wäre nicht meins.
Ich habe während der Coronazeit erlebt, wie schwer es die im Womo Lebenden hatten als die Stellplätze zu machten, Grenzen geschlossen wurden...
Und auch bei Freunden, die ausschließlich im Womo lebten, habe ich mitbekommen, wie schwierig das ist, wenn man krank wird und älter ist. Die hatten ihr Haus verkauft und fast ein Jahrzehnt im Womo gewohnt bis es zu beschwerlich wurde. Jetzt haben sie ihr Womo verkauft und wohnen in einer kleinen Mietwohnung.
Apropos: alleinstehend und krank im Womo ist nicht schön. Überhaupt nicht schön. Weder Magen-Darm noch Grippe oder Verletzung. Hab ich alles schon erlebt. Da fühlst Du Dich viel einsamer und hilfloser als Zuhause mit Nachbarn, Familie, Freunde, gewohnter Infrastruktur, richtiger Toilette, bekannten Ärzten, deutscher Sprache... Ich war zum Glück nicht oft krank, aber wenn ist es deutlich unangenehmer und schwieriger als Zuhause.
Leben im Womo kann kostengünstig sein, wenn man viel frei steht, nicht ständig lange Strecken fährt, sparsam und genügsam lebt. Aber die Kosten des Womos selbst sind nicht unerheblich: Anschaffung, Unterhaltung, Reparaturen, Abschreibung/Rücklagen für Neuanschaffung...
Für mich ist mein Womo ein wunderbarer Ort zum Leben. Ich liebe es allein in Ruhe zu stehen, morgens die Tür aufzumachen und direkt draußen in der Natur zu sein. Aber es ist absolut nicht so wie man Dir das auf Instagram etc. zeigt. Nix mit nur Friede, Freude, Freiheit.
Es ist oft nervig und anstrengend immer woanders zu sein, ständig neue Schlafplätze zu suchen, die Enge auf Stellplätzen, alles von den Womonachbarn mitzubekommen, manchmal nur nen blöden Pkw-Parkplatz in der Stadt zum Schlafen zu finden, ständig zu überlegen, wo man Abwasser loswird und seine Toilette leeren kann, total wetterabhängig zu sein, wenn man keine Dieselheizung hat alle paar Tage Gasflaschen in der Heizperiode zu tauschen, ewig zu suchen bis man einen schönen Platz am See oder in den Bergen für die nächsten Tage findet, im Winter mit dem Strom haushalten zu müssen, weil die Sonneneinstrahlung für die Solaranlage nicht reicht...
Es gibt ne Menge alleinreisender Frauen mit und ohne Hund. Manchmal ergeben sich nette Bekanntschaften oder sogar Freundschaften. Ich habe im Sabbatjahr unterwegs immer mal wieder Frauen getroffen mit denen ich dann eine Weile gemeinsam gereist bin, wenn es sich so ergeben hatte. Das sind Kontakte, die teilweise heute noch bestehen und man besucht sich gelegentlich.
Für mich ist diese Art zu Reisen und zu Leben prima.
Wenn Du über sowas nachdenkst, probiere es aus für einige Wochen. Geh in facebookgruppen und Foren von im Womo Lebenden, geh auf Stellplätze und schwätz mit den Langzeitwohnmobilisten. Mach eine schönen Womourlaub mit den Hunden. Es gibt Wohnmobilvermietungen, die extra Wohnmobile für Leute mit Hund vermieten. Es gibt auch Internetplattformen wo Privatleute ihr Womo vermieten in der Zeit wo sie nicht selbst unterwegs sind.