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Borderline-Erkrankung erst auf dem Weg der Genesung bemerken?

Gretchen Wieners

Aktives Mitglied
Hallo,
mir stellt sich gerade folgende frage: kann es sein, dass man als betroffener eine borderline-erkrankung bzw. auch generell persönlichkeitsstörungen bei sich selber erst bemerken kann, wenn man schon auf dem weg der heilung ist?

ich meine das so: ich habe mich v.a. im letzten jahr sehr positiv weiterentwickeln können durch die therapie. ich habe im letzten jahr ganz neue erfahrungen gemacht. davor kannte ich bestimmte gefühle gar nicht bzw. hatte ganz andere wahrnehmungszustände als jetzt.

jetzt, wo ich es selber kenne anders zu denken, zu fühlen und wahrzunehmen als ich es die ersten 19 jahre meines lebens getan habe, merke ich z.b. erst, dass ich total schwarz-weiß gedacht habe, dass ich starke schuld- und schamgefühle hatte, dass ich total aufgewühlt war innerlich, zerrissen, unter extremen negativen gefühlen gelitten hatte, angst hatte, das alles kam immer schlag auf schlag, ich war nicht in der lage mich zu wehren. ich hatte null selbstbeherrschung bzw. konnte mich selber überhaupt nicht "organisieren" d.h. beruhigen, meine gefühle zuordnen, ich fühlte nicht richtig, dass mich z.b. dies und jenes verletzt, ich konnte es keiner ursache zuordnen, alles war chaos.

jetzt wo ich viele erfahrungen gemacht habe und es mir besser geht, jetzt wird mir das erst vieles klar. weil ich jetzt einen vergleich habe.

früher hätte ich z.b. nicht von mir gesagt, dass ich ein schwarz-weiß-denker/fühler bin. denn es war jetzt nicht so, dass ich vor einer person z.b. erst in die knie gefallen bin und ihr im nächsten augenblick ene runtergehauen habe. aber es war schon sehr wohl so, dass ich im einen moment noch total happy war mit einer person, am liebsten mit ihr verschmolzen wäre, aber auch da schon unsicher war.
denn fast immer hat die person dann etwas gesagt, was mich verletzt hat (auch wenn das aus heutiger sicht fast immer etwas ganz lapidares war, einfach nur eine grenzziehung, wie z.b. "ich möchte nicht, dass du die ganze zeit in meinem zimmer rumhängst"), dann habe ich mich in dem moment zutiefst gekränkt und zurückgewiesen gefühlt und war oft kurz davor zu weinen oder habe tatsächlich geweint.
ich habe die personen dann also zunächst als vollkommen liebevoll wahrgenommen, sobald sie mich aber verletzt hatten auch wieder nur als herzlose, gemeine, kalte menschen. das war also sehr wohl eine spaltung in schwarz-weiß.

und ist man dann nun eigentlich schon geheilt, wenn man es nun bemerken kann wie anders man früher gefühlt hat und es jetzt so kann wie die anderen leute?
 

Hexe46

Aktives Mitglied
Hallo Gretchen,

ich freue mich, dass du jetzt so viele Gefühle fühlen und auch einordnen kannst.
Ob du geheilt bist...keine Ahnung...fühlen wie andere Leute...nun ich denke jeder von uns fühlt ein wenig anders;).
Das ist auch normal. Wichtig ist es doch, das du mit deinen Gefühlen jetzt umgehen kannst.
Du kannst jetzt auch ein wenig differenzieren.
Also, wenn jetzt ein eigentlich in deinen Augen netter Mensch mal nicht so nett ist, weil er schlechte Laune hat oder so, dann kannst du das jetzt besser verstehen und nimmst es nicht mehr so persönlich, richtig?
Das ist doch toll.;)

l.g. Hexe
 

Wolfsadler

Mitglied
Hallo,
es ist nun einmal so, dass es für dein seelisches Denken keine Norm gibt. Jeder denkt anders und verhält sich anders. Fühlst du dich mit deinem Denken oder deinem Handeln krank, dann bist du es. Fühlst du dich normal und im Grunde glücklich, dann bist du gesund. Es ist sehr schwer einzuordnen. Es freut mich für dich, dass du offenbar sehr große Fortschritte gemacht hast, doch wie mein Vorgänger kann ich dir deine Frage leider nicht beantworten. Ich kann dir nur dringend empfehlen dich an deinen Therapeuten, der dir zu deiner Besserung verholfen hat, zu halten. Hör auf seinen Rat und bring die Therapie erst zu Ende wenn er es mit dir gemeinsam entschieden hat. Du musst stabil werden um auch alleine bestehen zu können.
Viel Glück :)

Wolfsadler
 
J

Jun

Gast
Hallo Gretchen,

ich habe mal sinngemäß gelesen: "Die Gefühlswelt eines Borderliners schwankt zwischen Extremen und Unsicherheiten. Manche haben Streckenweise kein Gefühl dafür, wer sie sind und was sie ausmacht. Dieses Spannungsfeld kommt einer regelmäßigen Verbrennung gleich."

Respekt, dass Du für dich einen Weg gefunden hast aus deinen Extremen heraus zu kommen. Ich kann mir Vorstellen, dass dieser Weg wie jede Anstrengung mit Rückschlägen und wertvollen Momenten gepflastert ist :).

Um auf deine Frage zurück zu kommen. Ich glaube auch, dass man erst im Rückspiegel der Zeit wirklich das ganze Ausmaß seiner Ansichten und Werte hinterfragen kann und erkennt. Ich habe auch das eine oder andere Problem. Als erstes steht ja die Entscheidung - "So geht es nicht weiter und so möchte ich nicht weiter machen müssen".

Ich vergleiche es Mal mit einer Lernaufgabe. Am Anfang hat man keine Ahnung von zum Beispiel einem Wissenschaftsgebiet. Mit jedem Schritt lernt man mehr und mehr dazu. Dann beginnt man plötzlich mit dem neuen Wissen eigene Erfahrungen zu machen. Probiert sich aus. Fällt auf die Nase. Muss wieder aufstehen, auch mal das ganze Thema geraume Zeit ruhen lassen. Nacharbeiten und manches Mal Zähneknirschend an den Anfang zurück kehren und einiges erneut aufrollen.
Mit zunehmender Erfahrung und Wissen fühlt man sich auf dem Gebiet sicherer und traut sich genug zu. Experte ist man nicht, doch ausreichend gerüstet und um seine Brötchen zu verdienen :).


Viel Glück auf deinem weiteren Weg.
Jun

Ps.: Den kennst Du bestimmt: „Es geht nicht darum, wie hart du zuschlagen kannst, sondern darum, wie viele Schläge du einstecken kannst und trotzdem wieder aufstehst!“
 

Jokaste

Mitglied
Was Du beschreibst kann ein Teil einer Borderline Erkrankung sein aber muss nicht.

Um eine Borderline Persönlichkeitsstörung zu haben müssen mehr Kriterien erfüllt sein:

Mindestens fünf der folgenden Kriterien müssen erfüllt sein, wenn von einer solchen Störung gesprochen wird:
  1. Starkes Bemühen, tatsächliches oder vermutetes Verlassenwerden zu vermeiden. Beachte: Hier werden keine suizidalen oder selbstverletzenden Handlungen berücksichtigt, die in Kriterium 5 enthalten sind.
  2. Ein Muster instabiler, aber intensiver zwischenmenschlicher Beziehungen, das durch einen Wechsel zwischen den Extremen der Idealisierung und Entwertung gekennzeichnet ist.
  3. Identitätsstörung: ausgeprägte und andauernde Instabilität des Selbstbildes oder der Selbstwahrnehmung.
  4. Impulsivität in mindestens zwei potenziell selbstschädigenden Bereichen (z. B. Geldausgeben, Sexualität, Substanzmissbrauch, rücksichtsloses Fahren, zu viel oder zu wenig essen). Beachte: Hier werden keine suizidalen oder selbstverletzenden Handlungen berücksichtigt, die in Kriterium 5 enthalten sind.
  5. Wiederholte suizidale Handlungen, Selbstmordandeutungen oder -drohungen oder Selbstverletzungsverhalten.
  6. Affektive Instabilität infolge einer ausgeprägten Reaktivität der Stimmung (z. B. hochgradige episodische Dysphorie, Reizbarkeit oder Angst, wobei diese Verstimmungen gewöhnlich einige Stunden und nur selten mehr als einige Tage andauern).
  7. Chronische Gefühle von Leere.
  8. Unangemessene, heftige Wut oder Schwierigkeiten, die Wut zu kontrollieren (z. B. häufige Wutausbrüche, andauernde Wut, wiederholte körperliche Auseinandersetzungen).
  9. Vorübergehende, durch Belastungen ausgelöste paranoide Vorstellungen oder schwere dissoziative Symptome.
Aber es kann natürlich gut sein dass Du eine hast - weil Du die sowieso dein ganzes Leben mit dir herumträgst und dass es dir momentan richtig gut geht...

Dir geht es ja nicht unbedingt immernur schlecht wenn Du eine Persönlichkeitsstörung hast sondern es kommt ganz auf die Belastung usw.
 

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