Anzeige(1)

  • Liebe Forenteilnehmer,

    Im Sinne einer respektvollen Forenkultur, werden die Moderatoren künftig noch stärker darauf achten, dass ein freundlicher Umgangston untereinander eingehalten wird. Unpassende Off-Topic Beiträge, Verunglimpfungen oder subtile bzw. direkte Provokationen und Unterstellungen oder abwertende Aussagen gegenüber Nutzern haben hier keinen Platz und werden nicht toleriert.

Depression - Arbeitslosigkeit

Paddy741

Neues Mitglied
Hallo zusammen,

ich habe ein Problem und möchte mir das hier von der Seele schreiben:

Kurz zu mir: Ich bin 30 Jahre alt und verheiratet.

Bei mir wurde vorige Woche eine mittelschwere Depression sowie eine Panikstörung diagnostiziert. Vermutlich ist für diese Depression mein berufliches Versagen. Ich bin gelernter Industriekaufmann und habe eine Weiterbildung zum Betriebswirt.

Angefangen hatte alles mit dem Wechsel zu einem neuen Arbeitgeber in die Automobilbranche. Bei meinem ersten Arbeitgeber war ich fast 10 Jahre beschäftigt und musste dort aufgrund von Rationalisierungsmaßnahmen gehen. Ab diesem Zeitpunkt ist ein beruflicher Werdegang ein Desaster. Bei meinem zweiten Arbeitgeber (Automobilbranche) hatte ich überhaupt keine Einarbeitungszeit und es wurde mir alles zuviel. So kam es, dass ich nach nur drei Monaten mein Arbeitsverhältnis gekündigt habe. Das war der Zeitpunkt, als sich meine Angst krankhaft über mein Leben gelegt hat. Ich habe mittlerweile vor allen Situationen, welche das Leben mit sich bringt, eine krankhafte Angst in mir. Nun dachte ich, dass sich das wieder von selbst erledigt und die Angst verschwindet.

Dann habe ich zu einem neuen Arbeitgeber gewechselt. Hier wurde ich gleich von den neuen Kollegen sehr gut aufgenommen. Leider hatte dann dieser nach nur neun Monaten Insolvenz angemeldet. Ich habe selbst noch die eine betriebliche Insolvenz mitgemacht. Wieder diese Angst den Arbeitsplatz zu verlieren. Die lieb gewonnenen Kollegen und Kolleginnen zu sehen, wie auch diese um ihren Job bangen. Ich bin ein Mensch, der sehr viel Sicherheit im Leben benötigt. Durch diese Insolvenz bin ich wieder in ein tiefes Loch gestürzt. Dort zu arbeiten, war dennoch eine große Bereicherung für mich. Hier habe ich selbst mein Arbeitsverhältnis nach nur einem Jahr gekündigt.

Danach bin ich wieder zu einem neuen Arbeitgeber gewechselt. Aber hier war ich nur zwei Wochen beschäftigt, da dort ein schreckliches Betriebsklima geherrscht hat. Auch dadurch bekam meine Angst wieder überhand und ich konnte nicht mehr arbeiten. Ich saß an meinem PC und wusste, was zu tun war. Aber meine Angst hatte mich so gelähmt, dass ich handlungsunfähig war. Wurde dann von meiner Ärztin krank geschrieben und daraufhin von meinem Arbeitgeber innerhalb der Probezeit gekündigt.

Nach einer kurzen Zeit der Arbeitslosigkeit wechselte ich in ein Start - Up - Unternehmen. Dort habe ich mich in sämtliche Bereiche eingearbeitet und alles auf einen aktuellen Stand gebracht. Da ich bei einem Start - Up - Unternehmen beschäftigt war, war mir klar, dass ich mit weniger Verdienst auskommen muss. Ich hatte dem Start - Up und mir eine Chance gegeben, da ich in diesem Unternehmen ein großes Potential gesehen habe. Nach der Probezeit habe ich um eine Gehaltserhöhung gebeten, da es dem Unternehmen wirtschaftlich gut ging. Bei der Nachfrage wurde mich deutlich gesagt, dass man mich nicht benötige und sich mein Chef nicht erpressen ließe. Ich war daraufhin sehr verunsichert und meine Angst begann wieder zu wachsen. Nach langem Hin und Her habe ich dann die Gehaltserhöhung erhalten. Doch danach hat sich alles verändert. Die Persönlichkeit meines Chefs hatte sich sehr zum negativen verändert. Eine Arbeitskollegin hatte viel Mist gebaut, wodurch wir einen unserer wichtigsten Kunden verloren hatten. Das konnte ich verstehen, doch mein Chef fing an, die Fehler anderer auf mich zu projizieren und behandelte mich auch dementsprechend. Durch den Verlust des wichtigsten Kunden liefen die Geschäfte immer schlechter und ich hatte mich dazu entschlossen, mich weiter zu bewerben.

Einen neuen Arbeitgeber hatte ich dann zum 01.10.2017 gefunden und es wurde mir auch eine intensive Einarbeitung versprochen. Voller Elan und Motivation bin ich dann zur Arbeit gegangen. Doch bereits am ersten Arbeitstag wurde mir mitgeteilt, dass die Kollegin, welche mich einarbeiten soll, nur noch eine Woche da sei. Ebenfalls wurde mir gesagt, dass das nun eine Doppelbelastung für die Firma sei. Letzte Woche konnte ich dann einfach nicht mehr. Schon wieder der falsche Arbeitgeber. Mein Kopf war wie leer, ich habe nur noch gezittert.
Die Kündigung innerhalb der Probezeit kam letzten Samstag.

Diagnose einer mittelschweren Depression. Meine Fachärztin hat mir nun einen stationären Aufenthalt in einem Fachkrankenhaus empfohlen, was ich jetzt auch tun werde. Jetzt habe ich natürlich sehr viele Schuldgefühle in meinem Kopf und mache mir sehr viele Gedanken, wie es weiter gehen soll. In den letzten zweieinhalb Jahren habe ich insgesamt sechs Mal meine Arbeitsstelle gewechselt. So kann es nicht mehr weiter gehen. Immer werde ich enttäuscht. Ich bin ratlos.

Ist es hier jemandem ebenfalls so ergangen? Ich fasse keinen Fuß mehr in meinem Berufsleben :confused:. Ich fühle mich als kompletter Versager.
Wichtig für mich ist es jetzt, eine stationäre Therapie durchzuführen, um meine Depression und meine Ängste in den
Griff zu bekommen.

Nachgedacht habe ich auch über eine Umschulung. Aber zu was konnte ich mir noch nicht beantworten :confused:

Danke, dass ihr diesen langen Text durchgelesen habt. Ich musste mir das mal von der Seele schreiben.
 

Nordrheiner

Sehr aktives Mitglied
hallo Paddy,

es tut mir leid, dass Du so viel Unglück bei Deinen Arbeitsstellen erlebt hast. In Deinem Berufsfeld geht es manchmal recht rau zu. Manchmal hat man Glück und lebt in seinem Beruf wie auf einer Insel, auf der alle miteinander gut umgehen und der Arbeitsplatz nicht gefährdet ist. Aber das ist eben auch oft ganz anders .....

Und damit sollte man umgehen können.

Überhaupt sollte man damit gut umgehen können, wenn man an seinem Arbeitsplatz auf grundsätzliche Probleme stößt. Du würdest Dich wundern, was arbeitende Menschen z.B. im sozialen Bereich erleben und ertragen müssen.

Was hilft - ist - wenn Du zur Insel wirst, also der Ruhepol in der Firma, bei der Kollegen alles das finden, was man sich von einem guten und friedlichen und trotzdem auch kompetenten Kollegen wünscht. Wenn alle arbeitenden Menschen jemanden suchen, der der Ruhepol ist, dann begeben sich alle auf die Suche und finden nirgends, weil alle so jemanden suchen. Du verstehst, was ich meine?

Also lautet aus meiner Sicht die Frage: Wie werde ich selbst zum Ruhepol, den ich mir auch bei Kollegen wünsche?

Die Antwort erschließt sich Dir, wenn Du einen Sinn in Deinem Leben gefunden hast und Dich geliebt weißt, egal welche Umstände gerade vorherrschen.

Es heißt: Der Mensch braucht für seine geistige und seelische Gesundheit ein Prinzip, welches höher ist als der Mensch selbst. Für den einen Menschen ist das Allah, für den anderen ist es die Liebe und für andere ist es eine Ideologie. Für mich ist es Jesus Christus, der anbot: "kommt her zu mir alle, die ihr mühselig und beladen seid."

Helfen Dir diese Gedanken weiter?

LG, Nordrheiner
 

Cinne

Aktives Mitglied
Liebe TE,

bitte kümmere dich zunächst darum, dass du wieder auf die Beine kommst.

Deine beschriebene Situation ist unschön, ich vermute das hängt mit deinen Depressionen zusammen.

In der Branche (bin auch im kaufmännischen Bereich) ist es völlig normal, dass die Stellen immer erst dann besetzt werden, wenn der eigentliche Stelleninhaber längst weg ist. Ich erlebe dies hier als Alltag.

In vielen Bewerbungsgesprächen hies es, die Einarbeitung erfolgt im "Learning bei Doing".

Wenn du in einen anderen Bereich wechselst, muss dir klar sein, dass andere Dinge auf dich zu kommen.

Mein Freund hatte/hat auch Depressionen und ihn stresst auch absolut alles in der Arbeit... (und ich denke vieles ist alltag bzw. normale situationen) Damit sollte man halbwegs zu recht kommen, denn eine stressfreie Stelle wirst du nicht finden.
 

ringobert

Mitglied
Hallo Paddy,

es tut mir leid, dass du in letzter Zeit so viel Pech im Berufsleben hast. Gerade die Automobilbranche und die Start-Up-Szene sind ziemlich steinige Pflaster für Arbeitnehmer. Ich habe selbst einmal in einem so genannten Start-Up gearbeitet und dabei einen ziemlich miesen Umgang der (zumeist jungen) Chefs mit ihren Mitarbeitern erlebt. Daher kenne ich dieses Gefühl, wenn man am Arbeitsplatz nicht gewürdigt wird.

Wenn deine Angst dich in letzter Zeit immer mehr lähmt, ist eine Therapie, ob nun stationär oder ambulant, sicherlich eine gute Möglichkeit. Eventuell kannst du dich mit deiner Krankenversicherung in Verbindung setzen, um mögliche Fördermaßnahmen in Anspruch zu nehmen.

Falls sich herausstellt, dass dein Beruf dir insgesamt keinen Spaß macht, solltest du vielleicht überlegen, etwas anderes zu tun. Da hilft vielleicht die Frage, woran du wirklich Freude hast, wobei du die Zeit vergessen kannst etc. Vielleicht lässt sich eine Arbeit finden, die in diesem Bereich angesiedelt ist?

Ich wünsche dir alles Gute für deinen weiteren Weg!
 

Anzeige (6)

Ähnliche Themen

Anzeige (6)

Anzeige(8)

Regeln Hilfe Benutzer

Du bist keinem Raum beigetreten.

    Anzeige (2)

    Oben