Polarbärin1995
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"Schmerzen [...] stellen uns unter anderem vor die Herausforderung, dass wir sie eigentlich nur durch Metaphern ausdrücken können. Schmerz lässt sich sprachlich nicht erfassen wie ein Tisch oder andere Gegenstände. In gewisser Weise ist Schmerz das Gegenteil von Sprache." (John Green)
Ich habe Gedanken und Gefühle, die ich nicht haben sollte. Und ich kann nicht darüber reden. Dennoch will ich es hier versuchen. Einfach, weil es in der Therapie nicht klappt, mit Freunden nicht klappt, mit Eltern nicht klappt... Ich spreche ohne zu reden. Ich nutze Worte, ohne etwas zu sagen. Was ironisch ist, weil ich mehrere Sprachen spreche. Aber in keiner davon kann ich sagen, was für mich gerade Gewicht hat. Deshalb werde ich mich jetzt überwinden und einen Hilferuf verfassen. Denn ich bin am Limit.
Das ist nichts Neues, das bin ich seit Monaten. Vor drei Monaten etwa muss meine depressive Episode angefangen haben. Natürlich habe ich mich da nicht die ganze Zeit immer nur depressiv gefühlt. Aber aus Warnsignalen wie meiner Unfähigkeit, meine Wäsche zu waschen oder meine Essensreste wegzuwerfen (und ja, das ist genauso eklig wie es klingt) wurde nach und nach eine unerträgliche Leere und Dunkelheit in meinem Innersten.
Ich habe einen sehr engen (platonischen) Freund, der so gar nicht an Grenzen glaubt und manchmal recht übergriffig sein kann. Aber wir arrangieren uns und das läuft alles irgendwie. Aber bei ihm ist mir zum ersten Mal aufgefallen, dass ich mich fühle, als wäre nichts mehr von mir übrig. Wenn er meine Grenzen einreißt, die Mauern zu Fall bringt, die verhindern, dass andere sehen, was in mir ist, dann wird er nichts anderes als ein großes Nichts sehen. Genau wie ich in mir jeden Tag nur ein großes Nichts sehe.
Klar, ich habe Suizidgedanken. In diesem Stadium einer Depression ist das völlig normal. Und ich weiß, dass Sterben keine Option ist. Ich hätte zwar die Möglichkeiten, mich zu vergiften; ich beherrsche mein Studienfach. Aber so ein Suizidversuch kostet Kraft, Zeit und Mut. Ich habe nichts davon im Moment. Keine Gefahr.
Jeden Morgen stehe ich auf, gehe arbeiten, gehe in die Uni, schreibe meine Klausuren, treibe Sport, tue alles, was ich in der Therapie gelernt habe und funktioniere. Aber ich tue nichts anderes als das. Ich funktioniere einfach. In einem Zustand vollkommener Gleichgültigkeit tue ich das, was ich immer tue und klammere mich an meinen einzigen Erfahrungswert: Eines Tages werde ich aufwachen und mir wird das alles nicht mehr egal sein. Und die Welt wird sich weitergedreht haben. Mit mir oder ohne mich. Das könnte morgen sein, ist aber unwahrscheinlich. Ich hatte schon so viele Episoden in meinem Leben, ich weiß, wie es weitergeht. Aber ich fühle es nicht. Ich weiß auch, dass alles in Ordnung ist. Ich habe Geld, ich habe Freunde, ich habe keine ungelösten Konflikte und ich würde mein Spiegelbild am liebsten anschreien: "WARUM BIST DU NICHT GLÜCKLICH?", aber es wird mir nicht antworten, weil das alles eine Illusion ist, ein Systemfehler in meinem Gehirn, das nicht richtig funktioniert.
Alle reden davon, dass man das Leben genießen soll. Und ich weiß, dass das Leben nicht scheiße ist, ich weiß, dass man das soll und dass man das tut, indem man sich mit Leuten trifft und Sachen tut, die Spaß machen, indem man Sport treibt und sich über die kleinen Dinge im Leben freut, ich weiß das! Ich weiß auch, dass ich mich nicht dauernd nach meinem Sinn auf der Erde fragen sollte und nicht jedes Mal, wenn ich aufwache, denken sollte, dass ich jetzt ja die ganze Nacht nur Sauerstoff verbraucht habe... Ich weiß. Aber ich tue es trotzdem.
Und wenn ich einen Weg finden würde, auszudrücken, was in mir vorgeht, wäre es wohl etwas einfacher, weil mich dann jemand in den Arm nehmen und mir sagen könnte, dass ich nicht überflüssig bin, dass meine Existenz kein Fehler ist, dass ich nicht immer nur funktionieren muss...
Ich weiß, ich muss eigentlich diese Person selbst sein, der ich nicht egal bin. Aber wie soll das gehen, wenn mir sogar die Sachen egal sind, die mir immer wichtig waren? Ich drehe mich im Kreis. Die ganze Zeit. Immer und immer wieder.
Ich kann nicht mal mehr Schmerz spüren. Schmerz darüber, dass ich mein Leben verschwende, dass ich permanent eine handbreit über dem Abgrund bin, einen Zentimeter entfernt davon, alles wegzuwerfen, was ich mir erkämpft habe. Es ist, als würde ich die ganze Zeit in einem Keller sitzen und Steine essen. Es aussitzen, bis es vorbei geht. Steine essen, bis sie alle aufgegessen sind. Aber das kann nicht der Weg sein.
Jetzt habe ich ungefähr 1000 Wörter darüber geschrieben, was das Problem ist und habe immer noch das Gefühl, das Wesentliche nicht gesagt zu haben. Aber besser wird's nicht. Vielleicht findet ihr das Problem ja selbst... Ich kann es nicht sagen. Es ist da und ich finde die Worte nicht.
Ich habe Gedanken und Gefühle, die ich nicht haben sollte. Und ich kann nicht darüber reden. Dennoch will ich es hier versuchen. Einfach, weil es in der Therapie nicht klappt, mit Freunden nicht klappt, mit Eltern nicht klappt... Ich spreche ohne zu reden. Ich nutze Worte, ohne etwas zu sagen. Was ironisch ist, weil ich mehrere Sprachen spreche. Aber in keiner davon kann ich sagen, was für mich gerade Gewicht hat. Deshalb werde ich mich jetzt überwinden und einen Hilferuf verfassen. Denn ich bin am Limit.
Das ist nichts Neues, das bin ich seit Monaten. Vor drei Monaten etwa muss meine depressive Episode angefangen haben. Natürlich habe ich mich da nicht die ganze Zeit immer nur depressiv gefühlt. Aber aus Warnsignalen wie meiner Unfähigkeit, meine Wäsche zu waschen oder meine Essensreste wegzuwerfen (und ja, das ist genauso eklig wie es klingt) wurde nach und nach eine unerträgliche Leere und Dunkelheit in meinem Innersten.
Ich habe einen sehr engen (platonischen) Freund, der so gar nicht an Grenzen glaubt und manchmal recht übergriffig sein kann. Aber wir arrangieren uns und das läuft alles irgendwie. Aber bei ihm ist mir zum ersten Mal aufgefallen, dass ich mich fühle, als wäre nichts mehr von mir übrig. Wenn er meine Grenzen einreißt, die Mauern zu Fall bringt, die verhindern, dass andere sehen, was in mir ist, dann wird er nichts anderes als ein großes Nichts sehen. Genau wie ich in mir jeden Tag nur ein großes Nichts sehe.
Klar, ich habe Suizidgedanken. In diesem Stadium einer Depression ist das völlig normal. Und ich weiß, dass Sterben keine Option ist. Ich hätte zwar die Möglichkeiten, mich zu vergiften; ich beherrsche mein Studienfach. Aber so ein Suizidversuch kostet Kraft, Zeit und Mut. Ich habe nichts davon im Moment. Keine Gefahr.
Jeden Morgen stehe ich auf, gehe arbeiten, gehe in die Uni, schreibe meine Klausuren, treibe Sport, tue alles, was ich in der Therapie gelernt habe und funktioniere. Aber ich tue nichts anderes als das. Ich funktioniere einfach. In einem Zustand vollkommener Gleichgültigkeit tue ich das, was ich immer tue und klammere mich an meinen einzigen Erfahrungswert: Eines Tages werde ich aufwachen und mir wird das alles nicht mehr egal sein. Und die Welt wird sich weitergedreht haben. Mit mir oder ohne mich. Das könnte morgen sein, ist aber unwahrscheinlich. Ich hatte schon so viele Episoden in meinem Leben, ich weiß, wie es weitergeht. Aber ich fühle es nicht. Ich weiß auch, dass alles in Ordnung ist. Ich habe Geld, ich habe Freunde, ich habe keine ungelösten Konflikte und ich würde mein Spiegelbild am liebsten anschreien: "WARUM BIST DU NICHT GLÜCKLICH?", aber es wird mir nicht antworten, weil das alles eine Illusion ist, ein Systemfehler in meinem Gehirn, das nicht richtig funktioniert.
Alle reden davon, dass man das Leben genießen soll. Und ich weiß, dass das Leben nicht scheiße ist, ich weiß, dass man das soll und dass man das tut, indem man sich mit Leuten trifft und Sachen tut, die Spaß machen, indem man Sport treibt und sich über die kleinen Dinge im Leben freut, ich weiß das! Ich weiß auch, dass ich mich nicht dauernd nach meinem Sinn auf der Erde fragen sollte und nicht jedes Mal, wenn ich aufwache, denken sollte, dass ich jetzt ja die ganze Nacht nur Sauerstoff verbraucht habe... Ich weiß. Aber ich tue es trotzdem.
Und wenn ich einen Weg finden würde, auszudrücken, was in mir vorgeht, wäre es wohl etwas einfacher, weil mich dann jemand in den Arm nehmen und mir sagen könnte, dass ich nicht überflüssig bin, dass meine Existenz kein Fehler ist, dass ich nicht immer nur funktionieren muss...
Ich weiß, ich muss eigentlich diese Person selbst sein, der ich nicht egal bin. Aber wie soll das gehen, wenn mir sogar die Sachen egal sind, die mir immer wichtig waren? Ich drehe mich im Kreis. Die ganze Zeit. Immer und immer wieder.
Ich kann nicht mal mehr Schmerz spüren. Schmerz darüber, dass ich mein Leben verschwende, dass ich permanent eine handbreit über dem Abgrund bin, einen Zentimeter entfernt davon, alles wegzuwerfen, was ich mir erkämpft habe. Es ist, als würde ich die ganze Zeit in einem Keller sitzen und Steine essen. Es aussitzen, bis es vorbei geht. Steine essen, bis sie alle aufgegessen sind. Aber das kann nicht der Weg sein.
Jetzt habe ich ungefähr 1000 Wörter darüber geschrieben, was das Problem ist und habe immer noch das Gefühl, das Wesentliche nicht gesagt zu haben. Aber besser wird's nicht. Vielleicht findet ihr das Problem ja selbst... Ich kann es nicht sagen. Es ist da und ich finde die Worte nicht.