Hallo Vindobona !
Da bin ich also wieder und freue mich,dass Du noch Fragen hast,die ich Dir aufgrund meiner eigenen Dialyse-Erfahrung gerne beantworten werde.
zu 1: Also,Du bekommst einen Shunt gelegt(Verbindung zwischen Arterie und Vene).Wenn Du Rechtshänder bist,wird dieser Eingriff am linken Unter- oder Oberarm gemacht,je nach dem wo die Gefäße besser sind.Nach dieser OP dauert es ca. 4 Wochen,bis man den Shunt punktieren kann.Nach der Dialyse werden dann die Nadeln gezogen und die Punktionsstellen werden mit einem Druckpflaster versehen.Manchmal wickelt man zur Sicherheit auch noch einen Verband drum.Oder,wenn Du kein Pflaster verträgst,nimmt man nur Kompressen und einen Verband.Diesen kannst Du dann,wenn Du am Mittag von der Dialyse nach Hause kommst noch ein paar Stunden drum lassen und dann abnehmen.An den Zwischentagen musst Du sowieso keinen Verband tragen,kannst mit dem Shunt ohne Probleme Schwimmen,Baden/Duschen etc.
zu 2: Tja,mit der Toilette wird es vielleicht etwas schwierieger.Wenn die Nieren nicht mehr oder nur noch ganz wenig arbeiten,wirst Du nicht mehr viel oder gar kein Wasser lassen müssen.Ansonsten gibt es die Möglichkeit,dass Du eine Bettpfanne benutzen musst,aber es besteht durchaus auch die Möglichkeit,dass man Dich von der Maschiene solange abklemmt und Du dann zur Toilette gehen kannst.Nur sollte das natürlich nicht gerade vier,fünf Mal während der Dialyse vorkommen,weil es mit Aufwand und Arbeit für das Personal verbunden ist.
zu 3: Ja,die Flüssigkeit ist ein echtes Problem für Dialysepatienten und man muss wirklich lernen so diszipliniert wie möglich zu sein.Ein Liter Flüssigkeit am Tag bedeutet natürlich nicht,dass man einen Liter trinken kann,oh nein,da sind flüssige oder teilflüssige Speisen wie Suppe,Joghurt,Sauce usw. natürlich mit eingerechnet.
Ich z.B.esse nie mehr Suppe.Morgens eine Tasse Kaffee,ein paar Schluck Wasser für die Tabletten,Ein Glas Wasser zum Mittag,nachmittags und abens noch einmal eine Tasse bzw. ein Glas zu trinken und das war's dann für den Tag.
Damit man nicht viel trinken muss und trotzdem nicht vor Durst umkommt,gibt es Tricks,die einem helfen können.Man kann z.B. zwischendurch immer mal einen Eiswürfel lutschen oder an einer Zitronenscheibe lutschen.Auch saure Bomboms sind geeignet.Es ist immer gut,wenn man so wenig wie möglich an Gewicht,also Flüssigkeit zunimmt,denn je mehr Gewicht/Flüssigkeit bei der Dialyse aus dem Körper gezogen werden muss,desto belastender ist die Prozedur für Dich und um so kaputter fühlst Du Dich danach.Also wenig trinken ist das A und O.
zu 4: Auch die Diät wird viele Probleme machen.Selbst kochen ist schon angebracht,denn Fertigprodukte sind nicht gut,weil sie sehr viel Phosphat enthalten.
Pizza,Currywurst,Fischkonserven,alle Maggi/Maggi-Fix Produkte usw.sind auf den Tod zu vermeiden.Auch Cola,Schokolade und Nüsse sind total ungesund für Dialysepatienten.Die Dialysestationen haben aber meist einen Ernährungsberater,der einem Tipps gibt.Man bekommt Listen in denen genau steht,in welchen Lebensmittel besonders giftige Stoffe enthalten sind.Trotzdem bleibt es sehr schwierig,dass muss ich zugeben.Alles was einem schmeckt ist tabu und man darf nur in Ausnahmefällen(Geburtstag,Weihnachten usw.) mal sündigen.
zu 5: Die Fahrten zur Dialysestation/Zentrum bezahlt die Krankenkasse in voller Höhe.
Du wirst von zu Hause mit dem Taxi morgens abgeholt und mittags wieder bis vor die Haustür gefahren und musst nichts dafür bezahlen.Selbst in diesem Winter gab es bei mir zumindest keine Probleme und die Taxen waren immer pünktlich zur Stelle.
zu 6: Was die Medikamente betrifft,so wirst Du sicherlich einige in Flüssiger Form während der Dialyse bekommen.Sie werden einfach ins Schlauchsystem gespritzt und Du merkst nichts davon.Ansonsten wirst Du zu Hause natürlich viele Sachen schlucken müssen,aber das hängt natürlich von Deinen Erkrankungen/Werten ab.
Wenn es Probleme mit dem Blutdruck gibt(zu hoch/zu niedrig),wirst Du sicher etwas bekommen.Auf jeden Fall musst Du Phosphatbinder während des Essens schlucken,damit nicht zuviel davon in den Blutkreislauf gelangt.Wahrscheinlich wirst Du auch noch einige Vitaminpräparate schlucken müssen,je nach dem,was Du noch für Nebenerkrankungen hast.Ohne Medikamente wirst Du nicht mehr leben können,auch nicht,wenn Du transplantiert wirst.
So,ich hoffe,ich habe alles verständlich für Dich beantwortet.Gerne stehe ich Dir für weitere Fragen zur Verfügung.Wenn Dir wieder etwas einfällt,frage bitte erneut an.
Wenn Du Dir bei dem Bericht über die Dialyse im Prosper-Hospital die Fotos genau angesehen hast,hast Du sicher gesehen,dass alle ganz fröhlich dreinschauen und nicht so,als wären sie gerade gefolter worden.Auch die Pflegekräfte sehen doch nicht wie Folterknechte aus,oder?Also solltest Du Dir nicht zu viele Sorgen machen.
Übrigens,dieser Klaus Gerlach,das bin ich,auf einem Bild mit Andreas und Birgit zu sehen.
So,jetzt aber Schluss.Vielleicht fällt Dir ja noch was ein,bis bald,liebe Grüße