E
Exer
Gast
Das Schöne am Internet ist, dass wenn man in den diversen Foren zu seinen eigenen "höchstbedeutenden" Problemen forscht, plötzlich merkt, wie „gewöhnlich“ das doch alles ist, was einem so zustößt, dass es 100.000 Leuten genauso geht und dass immer wieder die gleichen Fragen, Verdächtigungen, Schuldzuweisungen auftauchen.
In Beziehungsforen besteht offensichtlich ein hoher Frauenüberschuss. Frauen fragen andere Frauen wie Männer eigentlich „ticken“. Frauen kommen überein, dass fremdgehende Männer eben „Schweine“ sind, die gleichzeitig Ehefrau und Geliebte betrügen.
Ich stelle mich hier gern durch Virtualität ausreichend geschützt mal als fremd-(gegangener) Mann (45) euren Fragen damit ihr Einblick in die „dunkle Männerseele“ nehmen könnt.
Nachdem ich hier einige sehr differenzierte Postings gelesen habe, bin ich mir gar nicht mehr so sicher, ob ich noch Neues zum Thema beitragen kann. Wir werden es an der Lebensdauer des Threads ja sehen.
Warum mache ich das? Weil ich selber noch am Forschen bin, was eigentlich mit mir los war und ich gelernt habe, dass das Grübeln besser funktioniert, wenn man Input von anderen dazu erhält, weil mich natürlich einseitige, frustrationsbedingte „Männer=Schweine“-Diskussionen nerven, sich aber die meisten meiner Geschlechtsgenossen damit wenig auseinandersetzen. Die lamentieren untereinander lieber über ihre „Schlampe“, die sie gerade betrügt oder verlassen hat. Damit schließt sich der Kreis (s.o.) und ich frage mich, ticken Männer wirklich sooo viel anders als Frauen?
Meine Geschichte:
Wie konnte es soweit kommen?
Weil nach 15 Jahren Beziehung irgendwie der Wurm drin war. Bestimmte Eigenschaften und Einstellungen der Partnerin haben genervt. Der Alltag mit gemeinsamem Kind hat den „wilden Krieger“ domestiziert und fett werden lassen. Unser Sex war O.K., routiniert und problemlos – aber ich hatte mit der Zeit auch andere Bedürfnisse entwickelt, die ich meinte, bei meiner Partnerin nicht anbringen zu können. Meine Partnerin ist so alt wie ich – muss ich bei ihrem Anblick immer an mein Älterwerden erinnert werden?
Der Auslöser
An einem beziehungstechnischen Tiefpunkt erhielt ich unerwartet die Liebeserklärung meiner zukünftigen Geliebten. Ich hatte schon Erfahrungen mit glimpflich abgelaufenen ONS und Affairen und nahm das als „Einladung“ zu einem neuen Abendteuer. Ich fand sie höchst attraktiv, hatte vorher aber nie wirklich drüber nach gedacht, mich in sie zu verlieben, weil sie auch mit Mann und Kind zusammen lebte. Das war doch ein „tolles Arrangement“, beide offiziell gebunden mit einem gemeinsamen prickelnden Geheimnis.
Der Verlauf
Verliebtheit wie beim ersten Mal. Sex in einer neuen Dimension. Liebesschwüre und Tränen, Gefühle in einer Intensität, die vorher nicht erlebt hatte, explodierende Benzin-, Hotel-, Handykosten. Gegenseitige Trennungsversuche von mir und der Geliebten, die immer wieder vom anderen unterlaufen wurden, Abtreibungen. Schließlich trennt sie sich von ihrem Mann und erwartet selbiges von mir. Briefe an die aus allen Wolken fallende Ehefrau, Tränen, Beschimpfungen, zersplitternde Hochzeitsbilder, körperliche Auseinandersetzungen, weinende Kinder.
Der Versuch von zu Hause auszuziehen - es geht nicht, lange waren wir uns nicht mehr so nahe wie in dieser Auseinandersetzung, noch nie konnten wir so über unsere Gefühle sprechen. Die Erkenntnis, dass die Bank noch ziemlich stabil ist, auf der wir sitzen – sowas schmeißt man nicht weg.
Endgültiger Kontaktabbruch zur Geliebten.
Warum habe ich das solange gespielt?
Weil es mir so unendlich viel gebracht hatte: Aufregung, persönliche Bestätigung, neue sexuelle Erfahrungen und Befriedigung wie noch nie zuvor. Das Gefühl, die Uhr nochmal 10 Jahre (das war unser Altersabstand) zurück gedreht zu haben. Stunden wie sie waren als ich noch als ungebundener Studi um die Häuser ziehen konnte.
Was war der Preis?
Schwere Schuldgefühle gegenüber meinem verunsicherten Kind und meiner Frau.
Scham, dass ich moralisch so unterirdisch handeln konnte.
Kosten des (fast perfekten Lügens): Gewissensbisse, hoher Blutdruck, Magengeschwür.
Sexuell ist was kaputt. Ich habe mit meiner Frau eine neue Verständnisebene erreicht, aber der Weiterbestand unserer Beziehung wird auch davon abhängen, ob wir unsere Innigkeit im „Bett“ nochmal finden können.
Ja, und auch Trauer über das Ende dieser aufregenden Zeit. Ich habe die Sonne gesehen, auch wenn es die Sonne des Junkies war.
Meine (vielleicht trivialen Allerwelts-) Schlussfolgerungen aus der Geschichte für
- Alle Beteiligten
Moralische Diskussionen bringen relativ wenig. Die Gefühle, die im Spiel sind, sind m.M. stärker als alle erworbenen Vorstellungen von richtigem und gutem Handeln.
Ich nehme das alles auf mich, weil das, was ich aktuell gewinne mir unendlich mehr bringt als das schlechte Gewissen über übertretene Normen wie „Du sollst nicht Lügen“ oder „Du sollst nicht Ehebrechen“. Die intensiven Gefühle sind Hier und Jetzt. Die Folgen sind scheinbar nur hypothetisch. Vor dem Hintergrund der aufregenden Gegenwart verschiebt man Gedanken an die Folgen auf „Sankt Nimmerlein“. Das, was mir die Geliebte in den Momenten des Zusammenseins gibt, will ich mir für den Augenblick retten – auch mit Lügen
Fremdgehen ist ein eigenes Arrangement, das nur zum Schein was mit „normalen“ Beziehungen zu tun hat. Das Fremdgehen mit der Geliebten kann sehr prickelnd sein, eine Beziehung mit ihr vielleicht gar nicht mehr..
- Ehefrau
Liebst du ihn trotzdem noch? Wenn ja, dann zeig ihm das und mach ihm gleichzeitig klar, dass du auch ohne ihn klar kommen wirst. Vergiss es, einen Mann durch ein schlechtes Gewissen an dich zu binden. Was hat er in eurer Beziehung vermisst, dass er fremdgehen „musste“? Warum ist dir das nicht aufgefallen?
Verabrede klare Verhaltensregeln unter deren Voraussetzung du dir ein gemeinsames Weiterleben vorstellen kannst. Bespreche ruhig schon mal die Trennungsformalitäten, Geld, Wohnung, Kinder. Bleibt nicht aus Angst, Gewohnheit oder der Kinder wegen zusammen.
- Geliebte
Du hast es dir wirklich gut überlegt und willst ihn für dich ganz? Lasse dich auf keine weiteren Diskussionen ein. Beende den Sex mit ihm und bespreche, wie lange du dir vorstellen kannst zu warten. Lass dich erst wieder mit ihm ein, wenn er es geschafft hat auszuziehen.
Lass seine Familie in Ruhe. Was hat sie dir getan? Wenn er es nicht fertigbringt, seiner Frau reinen Wein einzuschenken, dann ist seine Angst größer als seine Gefühle zu dir. Vielleicht schmeißt sie ihn raus, wenn sie erfährt was los war – aber hast du dadurch wirklich was gewonnen?
- Fremdgeher:
Alles hat ein Ende nur die Wurst hat zwei.
Das seelische Chaos löst man schließlich nur, wenn man sich ehrlich macht gegenüber Frau und Familie. Da muss man einfach durch und das gelingt nach meiner Erfahrung besser, wenn man in dieser Zeit keinen Kontakt zur Geliebten hat. Wenn die Liebe zwischen deiner Geliebten und dir so stark ist, hält sie das aus.
In Beziehungsforen besteht offensichtlich ein hoher Frauenüberschuss. Frauen fragen andere Frauen wie Männer eigentlich „ticken“. Frauen kommen überein, dass fremdgehende Männer eben „Schweine“ sind, die gleichzeitig Ehefrau und Geliebte betrügen.
Ich stelle mich hier gern durch Virtualität ausreichend geschützt mal als fremd-(gegangener) Mann (45) euren Fragen damit ihr Einblick in die „dunkle Männerseele“ nehmen könnt.
Nachdem ich hier einige sehr differenzierte Postings gelesen habe, bin ich mir gar nicht mehr so sicher, ob ich noch Neues zum Thema beitragen kann. Wir werden es an der Lebensdauer des Threads ja sehen.
Warum mache ich das? Weil ich selber noch am Forschen bin, was eigentlich mit mir los war und ich gelernt habe, dass das Grübeln besser funktioniert, wenn man Input von anderen dazu erhält, weil mich natürlich einseitige, frustrationsbedingte „Männer=Schweine“-Diskussionen nerven, sich aber die meisten meiner Geschlechtsgenossen damit wenig auseinandersetzen. Die lamentieren untereinander lieber über ihre „Schlampe“, die sie gerade betrügt oder verlassen hat. Damit schließt sich der Kreis (s.o.) und ich frage mich, ticken Männer wirklich sooo viel anders als Frauen?
Meine Geschichte:
Wie konnte es soweit kommen?
Weil nach 15 Jahren Beziehung irgendwie der Wurm drin war. Bestimmte Eigenschaften und Einstellungen der Partnerin haben genervt. Der Alltag mit gemeinsamem Kind hat den „wilden Krieger“ domestiziert und fett werden lassen. Unser Sex war O.K., routiniert und problemlos – aber ich hatte mit der Zeit auch andere Bedürfnisse entwickelt, die ich meinte, bei meiner Partnerin nicht anbringen zu können. Meine Partnerin ist so alt wie ich – muss ich bei ihrem Anblick immer an mein Älterwerden erinnert werden?
Der Auslöser
An einem beziehungstechnischen Tiefpunkt erhielt ich unerwartet die Liebeserklärung meiner zukünftigen Geliebten. Ich hatte schon Erfahrungen mit glimpflich abgelaufenen ONS und Affairen und nahm das als „Einladung“ zu einem neuen Abendteuer. Ich fand sie höchst attraktiv, hatte vorher aber nie wirklich drüber nach gedacht, mich in sie zu verlieben, weil sie auch mit Mann und Kind zusammen lebte. Das war doch ein „tolles Arrangement“, beide offiziell gebunden mit einem gemeinsamen prickelnden Geheimnis.
Der Verlauf
Verliebtheit wie beim ersten Mal. Sex in einer neuen Dimension. Liebesschwüre und Tränen, Gefühle in einer Intensität, die vorher nicht erlebt hatte, explodierende Benzin-, Hotel-, Handykosten. Gegenseitige Trennungsversuche von mir und der Geliebten, die immer wieder vom anderen unterlaufen wurden, Abtreibungen. Schließlich trennt sie sich von ihrem Mann und erwartet selbiges von mir. Briefe an die aus allen Wolken fallende Ehefrau, Tränen, Beschimpfungen, zersplitternde Hochzeitsbilder, körperliche Auseinandersetzungen, weinende Kinder.
Der Versuch von zu Hause auszuziehen - es geht nicht, lange waren wir uns nicht mehr so nahe wie in dieser Auseinandersetzung, noch nie konnten wir so über unsere Gefühle sprechen. Die Erkenntnis, dass die Bank noch ziemlich stabil ist, auf der wir sitzen – sowas schmeißt man nicht weg.
Endgültiger Kontaktabbruch zur Geliebten.
Warum habe ich das solange gespielt?
Weil es mir so unendlich viel gebracht hatte: Aufregung, persönliche Bestätigung, neue sexuelle Erfahrungen und Befriedigung wie noch nie zuvor. Das Gefühl, die Uhr nochmal 10 Jahre (das war unser Altersabstand) zurück gedreht zu haben. Stunden wie sie waren als ich noch als ungebundener Studi um die Häuser ziehen konnte.
Was war der Preis?
Schwere Schuldgefühle gegenüber meinem verunsicherten Kind und meiner Frau.
Scham, dass ich moralisch so unterirdisch handeln konnte.
Kosten des (fast perfekten Lügens): Gewissensbisse, hoher Blutdruck, Magengeschwür.
Sexuell ist was kaputt. Ich habe mit meiner Frau eine neue Verständnisebene erreicht, aber der Weiterbestand unserer Beziehung wird auch davon abhängen, ob wir unsere Innigkeit im „Bett“ nochmal finden können.
Ja, und auch Trauer über das Ende dieser aufregenden Zeit. Ich habe die Sonne gesehen, auch wenn es die Sonne des Junkies war.
Meine (vielleicht trivialen Allerwelts-) Schlussfolgerungen aus der Geschichte für
- Alle Beteiligten
Moralische Diskussionen bringen relativ wenig. Die Gefühle, die im Spiel sind, sind m.M. stärker als alle erworbenen Vorstellungen von richtigem und gutem Handeln.
Ich nehme das alles auf mich, weil das, was ich aktuell gewinne mir unendlich mehr bringt als das schlechte Gewissen über übertretene Normen wie „Du sollst nicht Lügen“ oder „Du sollst nicht Ehebrechen“. Die intensiven Gefühle sind Hier und Jetzt. Die Folgen sind scheinbar nur hypothetisch. Vor dem Hintergrund der aufregenden Gegenwart verschiebt man Gedanken an die Folgen auf „Sankt Nimmerlein“. Das, was mir die Geliebte in den Momenten des Zusammenseins gibt, will ich mir für den Augenblick retten – auch mit Lügen
Fremdgehen ist ein eigenes Arrangement, das nur zum Schein was mit „normalen“ Beziehungen zu tun hat. Das Fremdgehen mit der Geliebten kann sehr prickelnd sein, eine Beziehung mit ihr vielleicht gar nicht mehr..
- Ehefrau
Liebst du ihn trotzdem noch? Wenn ja, dann zeig ihm das und mach ihm gleichzeitig klar, dass du auch ohne ihn klar kommen wirst. Vergiss es, einen Mann durch ein schlechtes Gewissen an dich zu binden. Was hat er in eurer Beziehung vermisst, dass er fremdgehen „musste“? Warum ist dir das nicht aufgefallen?
Verabrede klare Verhaltensregeln unter deren Voraussetzung du dir ein gemeinsames Weiterleben vorstellen kannst. Bespreche ruhig schon mal die Trennungsformalitäten, Geld, Wohnung, Kinder. Bleibt nicht aus Angst, Gewohnheit oder der Kinder wegen zusammen.
- Geliebte
Du hast es dir wirklich gut überlegt und willst ihn für dich ganz? Lasse dich auf keine weiteren Diskussionen ein. Beende den Sex mit ihm und bespreche, wie lange du dir vorstellen kannst zu warten. Lass dich erst wieder mit ihm ein, wenn er es geschafft hat auszuziehen.
Lass seine Familie in Ruhe. Was hat sie dir getan? Wenn er es nicht fertigbringt, seiner Frau reinen Wein einzuschenken, dann ist seine Angst größer als seine Gefühle zu dir. Vielleicht schmeißt sie ihn raus, wenn sie erfährt was los war – aber hast du dadurch wirklich was gewonnen?
- Fremdgeher:
Alles hat ein Ende nur die Wurst hat zwei.
Das seelische Chaos löst man schließlich nur, wenn man sich ehrlich macht gegenüber Frau und Familie. Da muss man einfach durch und das gelingt nach meiner Erfahrung besser, wenn man in dieser Zeit keinen Kontakt zur Geliebten hat. Wenn die Liebe zwischen deiner Geliebten und dir so stark ist, hält sie das aus.