Hallo Lisbeth,
bei Psychopharmaka ist es so, dass die Nebenwirkungen in den ersten 2-4 Wochen am stärksten sind und danach erheblich abnehmen. Wenn die Nebenwirkungen jedoch derart heftig sind wie in Deinem Fall, dann solltest Du Deinen Arzt hierüber schnellstmöglich informieren. Es kann nämlich vorkommen, dass man ein bestimmtes Präparat einfach nicht verträgt und auf ein anderes umsteigen muss (oder die Dosis muss geändert werden). So war es auch bei meiner Frau - ein bestimmtes Antidepressivum brachte sie in einen Zustand, der nur mit dem zu vergleichen wäre, was sonst Drogen anrichten können. Sie musste dieses Medikament absetzen und kommt jetzt mit einem anderen prima zurecht. Mache jedoch nicht den Fehler, Dein Medikament ohne Rücksprache mit dem Arzt abzusetzen!
Darf ich Dir noch einige Tipps geben, die im Kampf gegen Depressionen sehr hilfreich sein können?
Ich kann mir vorstellen, dass es nicht leicht für Dich ist, aktiv zu werden, da die Depression Deine Kräfte lähmt. Sich überhaupt zu irgendetwas aufzuraffen erfordert enorme Kraftanstrengungen, doch Du wirst sehen, es lohnt sich! Es gehört eben zum Wesen einer Depression, das Gefühl zu haben, nicht in der Lage zu sein, in irgendeiner Weise aktiv zu werden. Doch höre **nicht** auf Dein Gefühl! Dieses Gefühl betrügt dich, da es Dich nur noch tiefer in die Depression treibt. Fang doch mit ganz kleinen Schritten an, z.B. mit einem kurzen Spaziergang (das gilt allerdings erst dann, wenn Du medikamentös einigermaßen eingestellt bist).
Es ist ganz verständlich, dass Du so schnell wie möglich wieder aus Deiner Depression herauskommen willst und Du machst Dir womöglich Vorwürfe, dass Du nicht mehr so leistungsfähig bist wie früher. Vielleicht sagst Du Dir innerlich immer öfter: "Ich bin doch zu nichts mehr zu gebrauchen". Doch mit solchen Selbstvorwürfen raubst Du Dir nur Dein Selbstwertgefühl und Du verschlimmerst Deine Depression.
Ganz wichtig ist es gerade jetzt, dass Du nachsichtig und geduldig mit Dir selbst bist. Mach Dir immer wieder klar, dass es eben Zeit braucht, aus Deinem Tief wieder herauszukommen und dass eine Depression nicht ewig dauert. Du kannst sie überwinden und wieder völlig gesund werden! Vergiss das nie!
Da die Depression vorübergehend Deine Leistungsfähigkeit hemmt, solltest Du Dir nie zu viel an einem Tag vornehmen. Lerne es, immer nur kleine Aktivitäten durchzuführen und belohne Dich , wenn Du sie geschafft hast.
Wenn man eine Depression hat, dann saugt man negative Gedanken quasi wie ein Staubsauger in sich auf. Außerdem drehen sich Deine Gedanken wahrscheinlich ständig um Deine eigene schlimme Situation und immer wieder kommt Dir Negatives in den Sinn. Was könntest Du gegen die Negativspirale tun, in der Du gefangen bist?
Versuche doch einmal ganz bewusst über Folgendes nachzudenken: Gibt es etwas in Deinem Leben, wofür Du dankbar sein kannst? Welche Menschen sind für Dich da und lieben Dich? Gibt es weitere Menschen, die Dir helfen könnten? Gibt es etwas, was Dir guttun würde, um Dich für eine gewisse Zeit von Deinen negativen Gedanken abzulenken?
Manchen hilft es, wenn sie im Laufe des Tages mehrmals etwas Schönes und Angenehmes tun und es ganz bewusst wahrnehmen. Ein Beispiel: die geliebte Tasse Tee oder Kaffee in Ruhe trinken und versuchen, die damit verbundene Freude bewusst wahrzunehmen. Oder: In einer sonstigen angenehmen Situation verweilen und das Schöne daran eine ganze Zeitlang bewusst auf sich wirken lassen. Das wirkt wie Streicheleinheiten für Deine Seele! Probiere es doch einmal aus!
Wenn man depressiv ist, dann sucht man verständlicherweise Hilfe und Trost bei anderen. Leider sind in unserer hektischen Zeit viele mit ihren eigenen Problemen und Sorgen beschäftigt und haben nicht immer die Gedanken frei, einem anderen mitfühlend und geduldig zuzuhören. Wenn Du das schon erlebt hast, dann kann das für Dich sehr verletzend sein.
Da ich in meinem Leben auch schon viele schlimme Dinge erlebt habe und nicht immer jemand da war, der mir hilfreich zur Seite stand, konnte ich dennoch erfahren, dass es jemanden gibt, der um den Schmerz des Herzens weiß und auf jeden Fall mit den Leidenden mitfühlt. Ja, ich spreche von Gott. Heutzutage haben viele den Gedanken an ihn verloren und erwarten keine Hilfe aus dieser Richtung. Wenn man sich jedoch mit seinem Wort, der Bibel, ein wenig beschäftigt, findet man dort viele sehr trostreiche Gedanken, die einem echt wieder Auftrieb geben können. Ein Text, der mir besonders gut gefällt und mir sehr zu Herzen geht ist dieser:
"Fürchte dich nicht, denn ich bin mit dir. Blicke nicht gespannt umher, denn ich bin dein Gott. Ich will dich stärken. Ich will dir wirklich helfen. Ja, ich will dich festhalten mit meiner Rechten der Gerechtigkeit" (Jesaja 41🤐0)
Ich habe darin auch entdeckt, dass es schon zu biblischer Zeit Personen gab, die depressive Gedanken kannten, wie z.B. der Prophet Jeremia, der einmal sagte:
" Unheilbarer Kummer ist in mir aufgekommen. Mein Herz ist krank" (Jeremia 8🤐8).
Mir ist auch aufgefallen, dass es Gott nicht gleichgültig ist, wie es uns geht und dass er besonders für Niedergedrückte da ist. So wird er in der Bibel auch der "Gott allen Trostes" genannt (siehe 2. Korinther 1:3,4).
Meiner Frau, die auch an schweren Depressionen litt, hat die Bibel viel gegeben und sie findet darin täglich viel Trost und Ermunterung. Natürlich macht die Bibel einen Kranken nicht wieder gesund, doch vermittelt sie etwas, was für einen Depressiven äußerst wichtig ist: Hoffnung und Zuversicht.
Ich wünsche Dir von Herzen, dass die Medikamenteneinstellung klappt und dass es Dir bald wieder besser geht! Falls Du jemanden "zum Reden" brauchst, kannst Du mich jederzeit anschreiben.
Liebe Grüße
Finn 🙂