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(Ehemaliger) Partner eines Vergewaltigungsopfers versteht die Welt nicht mehr

FalscherHase

Neues Mitglied
Ich weiß nicht so richtig wie ich anfangen soll. Und es tut mir leid, aber das wird viel Text.

In diesem Jahr wurde meine (ehemalige) Freundin vergewaltigt.
Wir waren zu dem Zeitpunkt schon ein paar Monate zusammen, waren aber eigentlich noch im Kennenlernen.
Ich würde sagen, dass wir sehr glücklich miteinander waren. Haben uns zusammen ausprobiert und viel Zeit miteinander verbracht. Wir waren auch sehr offen miteinander und konnten über alles reden und haben das auch getan.
Es gab auch ernste Gespräche, wie wir unsere Beziehung gestalten wollen und was wir doof fanden oder wie unsere Beziehung nicht sein soll. Ich würde sagen, dass war alles noch sehr normal für den Anfang einer Beziehung. Um einen eigenen Weg zu finden, wie wir das Miteinander gestalten wollen. So viel vorweg.

Dann kam der Vorfall. Ich war beruflich nicht in der Heimat und meine Freundin hat sich mit einem Bekannten getroffen. Dieser hat sie dann leider in ihrer eigenen Wohnung vergewaltigt und das mit extremer Gewalt.
Sie hat sich mir direkt am nächsten Tag anvertraut, als ich zurück war.
Sie war am Tag danach auch im Krankenhaus, ist aber schlecht aufgenommen und noch mehr verunsichert worden. Im Endeffekt gab es dann keine Spurensicherung und Anzeige, weil sie nur noch wollte, dass es aufhört. Ich versuchte mit ihr darüber zu reden, aber ohne Erfolg und lies es dann erstmal sein. Ich wollte, dass es besser wird!
Sie zog danach bei mir ein, da sie sich bei mir wohlgefühlt hat. Sie konnte sogar die Nacht darauf neben mir einschlafen, auch wenn sie keine ruhige Nacht hatte. Ich habe damals gar nicht geschlafen. Ihre Wohnung hat sie behalten und wollte sie nicht aufgeben. Sie war dort frisch eingezogen.
Die ersten Wochen kann ich gar nicht mehr wirklich beschreiben, sie fühlen sich total verschwommen an.
Ich habe ihre Arbeit abgesagt und einen Termin bei einer Beratungsstelle für sie gemacht und mich so gut es geht um sie gekümmert. Lieblingsessen, Massagen wegen starker Verspannungen (das ging für sie) und immer wieder kleine Aufmerksamkeiten, die ihr helfen sollten wieder mehr zu sich selber zu zurückzufinden.
Sie erzählte mir sogar ab und an von dem Vorfall und ich hörte einfach zu und lies sie reden, so viel sie konnte und wollte.

Es klappte irgendwie und ich hatte das Gefühl, dass sie an Sicherheit gewann und auch unser miteinander sich nochmal intensiviert hatte. Wir waren ja auch ständig umeinander. Nach einigen Wochen konnten wir sogar wieder miteinander schlafen und hatten viel Sex, was mich etwas verunsichert hat, ich aber nicht infrage stellen wollte, aus Angst sie zu kränken oder etwas zurückzuholen. Sie fing auch eine Therapie an, welche sie aber nach einigen Sitzungen abgebrochen hat, nachdem sie eine Empfehlung für eine analytische Therapie bekam. Ich versuchte darüber mit ihr zu reden, weil ich mir Sorgen gemacht habe. Sie wollte aber lieber versuchen alleine zurecht zu kommen, denn bis dahin sei sie ja auf einem guten Weg gewesen.
So gingen also die Wochen ins Land und irgendwie stabilisierte sich unsere Situation. Wir haben sogar wieder lachen und Witze machen können. Trotzdem konnte ich sehen, wenn sie im Kopf woanders war und ich würde sagen "gekämpft" hat. An mir ist diese Zeit auch nicht ohne Spuren vorbeigegangen. Ich habe mich in Therapie gegeben, weil ich Mordfantasien habe, gegenüber dem Täter und das hat mir Angst gemacht. Dabei wurde auch ein allgemeiner Therapiebedarf festgestellt. Ich lebe sehr im äußeren Gefühl und bin sehr fürsorglich gegenüber Freunden und meinen engsten Menschen. Bin dafür aber in mir selber unsicher. Ich habe auch versucht mich sehr fürsorglich um sie zu kümmern und als sie bei mir gewohnt hat, schien das ganz gut zu funktionieren.

Aufgrund ihrer beruflichen Situation musste sie dann aber vor ein paar Wochen anfangen zu pendeln und unter der Woche in einer anderen Stadt leben. Dort kennt sie auch eigentlich niemanden. Ab hier wurde es dann sehr schwierig. Unser täglicher Kontakt schien für sie anstrengend zu sein und meine Nachfragen, wie es ihr geht oder ob sie Gesellschaft will und ob ich sie mal besuchen soll schienen zu viel zu sein. In diesen drei Wochen haben wir ein paar Gespräche geführt, wenn sie wieder zurück war. Sie sagte mir, dass es ihr zu viel wäre und sie damit nicht zurecht kommt, wenn ich so sehr daran interessiert bin, wie es bei ihr ist und dass sie mehr Raum braucht. Sie müsse schließlich auch wieder alleine zurecht kommen und kann sich ja nicht nur auf mich verlassen. Da pflichte ich ihr auch vollkommen bei, aber bis vor wenigen Wochen konnte ich ihr damit noch helfen. Ich habe versucht es umzusetzen, was mir aber nicht auf anhieb gelungen ist. Ihr Zustand hat sich aber auch direkt in der ersten Woche von diesem neuen Abschnitt verschlechtert, dass drückte sich dann durch eine Panikattacke auf dem Rückweg aus. Was sonst war kann ich nicht wirklich sagen, sie war ja allein. Allerdings klagte sie darüber wenig schlafen zu können und war furchtbar verspannt, angeblich alles wegen des Bettes dort.

Nach drei Wochen mit dieser neuen Situation kam dann der Supergau. Sie war gerade wieder in der Heimat angekommen und ich habe ihr geschrieben, ob wir uns am nächsten Tag sehen. Es gab was zu feiern, von meiner Seite aus. Ich bekam keine Antwort und habe sie auch nach einigen Minuten angerufen. Das Telefon war wohl aus -> Mailbox. Nach 15 Minuten bin ich zu ihr gefahren und wollte wissen was los ist und habe geklingelt. Es war furchtbar. Ihr Trauma kam zurück und sie bekam eine Panikattacke. Eine weitere, denn auf dem Rückweg hatte sie schon eine erlebt, erzählte sie mir. Ich saß fünf Meter von ihr entfernt, im Flur und sie saß zusammengekauert auf dem Bett. Wir konnten dann trotzdem noch miteinander reden. Für sie muss es eine Höllenqual gewesen sein, dass ist mir im Nachhinein bewusst geworden. Um unser Gespräch kurz zusammenfassen nur in Stichpunkten: Sie könne das nicht mehr, erkennt sich selber nicht mehr, ich tue ihr nicht gut, sie tut mir nicht gut, sie könne mir nichts bieten, das sei zu viel und sie muss mit sich selber klarkommen, sie käme kaum durch den Tag, ich hätte nur einen Bruchteil von dem mitbekommen, was in ihr vorgeht und noch einiges mehr. Sie erzählte mir, dass sie am nächsten Tag mit mir hätte reden wollen und bat mich zu gehen, was ich dann auch tat. Wir wollten am nächsten Tag miteinander reden, wenn sie sich meldet.
Am nächsten Tag bat sie mich es zu vertagen und wir sprachen ein paar Tage später erneut in Ruhe über alles.
In der Zwischenzeit war ich total geschockt und erkannte, dass sie gerade nicht anders kann. Ich wollte ihr jedoch vorschlagen alles so anzugehen, wie sie es sich vorstellt und den Abstand durch die räumliche Distanz auch zu akzeptieren. Nur Kontakt zu haben, wenn sie Kontakt haben kann und will.
Wie gesagt, wir sprachen dann nochmal und ich war danach noch verwirrter. Zu Beginn meinte sie, dass es ihr viel besser gehe, später bekam sie wieder eine Panikattacke und meinte, dass es immer schlimmer wird. Ich hielt sie dann im Arm um sie zu beruhigen. Danach behauptete sie dann, dass wir nicht zusammenpassen und ganz unterschiedliche Vorstellungen haben. Es einfach nicht passt. Ich habe ihr da widersprochen und im nächsten Satz bestätigte sie, dass es wunderschön gewesen sei. Zum Schluß sagte sie mir noch, dass sie sich kaum selber spürt und auch zu anderen wenig fühlen kann. Und wenn ich nicht gewesen wäre, es sie nicht mehr geben würde. Positiv war, dass sie nun eine Verhaltenstherapie anfangen wollte.

Ich konnte all die Widersprüche nicht nachvollziehen und war nun völlig verwirrt.
Wir machten aus unsere Sachen in der nächsten Woche auszutauschen und verblieben so. Ich rannte also sehr verwirrt und nach Fehlern in unserer Beziehung suchend eine Woche rum (ohne wirkliches Ergebnis) und entschloss mich dann dazu den Austausch zu machen. Allein das zusammenpacken war sehr schwer für mich. Wir trafen uns also eine Woche nach unserem letzten Gespräch bei mir und das gab mir dann den Rest. Sie begrüßte mich mit einem kurzen Drücker und der Frage wie es mir geht. Nach meinem 'Es geht so' fragte ich ebenfalls und sie erwiderte nur (gespielt?) fröhlich es gehe ihr gut. Nachdem ich ihr ihre zusammengesuchten Sachen gab konnte sie gar nicht schnell genug gehen. Ich war danach völlig perplex und fühlte mich auch sehr.. ungewollt und schlecht. Fast so, als wäre ich schuldig.
Ich habe versucht zumindest ein wenig meinen Frieden damit zu machen und mir zu sagen, dass sie nicht anders kann. Es nicht an mir liegt und es jetzt an der Zeit sei, dass ich mich auf mich konzentriere. Während all dem bin ich ziemlich traurig und fertig mit der Welt. Am nächsten Tag postete sie dann in den sozialen Medien ein fröhliches Bild von sich und dass sie diesen Tag lieben würde. Das Bild strotze nur so vor "Mir gehts gut!".

Rein rational verstehe ich, was sie bezwecken will. Sie versucht mit jedem Mittel ihr Leben zurückzubekommen, allerdings bekomme ich grade viel davon ab und das fühlt sich richtig beschissen an.
Dazu kommt noch, dass sie wenig mit ihrer Familie über den Vorfall gesprochen hat (zumindest zu unserer Zeit) und ich mir wirklich doll Sorgen mache. Dolle Sorgen mache, dass da noch der richtig fiese Crash für sie kommt. Und ja, ich weiß, dass ist nicht mehr meine Baustelle. Aber meine Gefühle für sie kann ich nicht abstellen.
Außerdem hat sie den Täter in ihrem sozialen Netzwerk. Sie hat ihn nicht blockiert, da sie es dazu genutzt hat um Ausschau nach ihm zu halten. Damit sie ihm nicht begegnet.

Ich bin grade vollkommen überfordert und verstehe die Welt nicht mehr und was meine ehemalige Freundin da gerade tut. Ist das Verdrängung oder kommen jetzt all die negativen Dinge unserer Beziehung viel mehr zur Geltung? War unser Beziehung Mist? Bin ich schuld daran, dass es ihr wieder schlechter ging/ geht? War ich zu fürsorglich und habe sie damit nicht verarbeiten oder verdrängen lassen? Ich bin fix und fertig. Ich verstehe grade nicht, was hier passiert.
 
Zuletzt bearbeitet:
h dennoch zerbricht. Meine damalige Freundin war/ist stark traumatisiert.

Was kann ein traumatisierter Mensch in den einzelnen Situationen erleben? In dem Zeitpunkt, in dem sie mich auffand, unternahm sie alles Notwendige, um mich zu retten. Sie funktionierte. Es war natürlich für sie ein unvorstellbarer Stress, gerade auch das Telefonat mit der Polizei, da diese sie am Telefon hielt, um natürlich zu schauen, was passiert, kommt der Täter evtl zurück etc.... Für meine damalige Freundin kann also Stress ein Trigger sein, der sie in die Vergangenheit zurückholt. Dies kann ich Dir auch aus eigener Erfahrung bestätigen. Seit dem Attentat gegen mich ist meine Stressgrenze stark gesenkt, was sich bei mir z.B. auch auf der Arbeit zeigt - obwohl ich hier nie einen Zusammenhang vermutet hätte.

Die Möglichkeit, dass Stress einen traumatisierten Menschen triggern kann, konntest Du natürlich nicht wissen. Aber warum sollte Deine damalige Freundin evtl. Stress bei Dir empfunden haben? Ich antworte wieder mit meinen Erlebnissen. Ich war auch fürsorglich, fragte auch, wie es ihr ging, also machte auch vieles von dem, was Du beschreibst. Dies war für meine damalige Freundin dennoch Stress. Fragen, die ich ihr stellte, konnte sie auch nicht für sich beantworten. Nun stellte ich sie, was Stress für sie war, denn sie wurde wieder in eine äußerst unangenehme Situation gebracht, aus der sie keinen Ausweg fand, da sie selbst nicht wusste, was los ist. Einen Ausweg fand sie letzendlich darin, sich von mir zurückzuziehen - was absolut ok ist, denn Stress ist schädlich für sie, egal wodurch er verursacht wird. Ähnlich kann es bei Deiner ehemaligen Freundin gewesen sein. Ich könnte mir vorstellen, das den Supergau, den Du beschreibst, eine solche Stressituation für sie war, auch wenn Du nur possitiv und fürsorglich agieren wolltest.

Ein weiterer Punkt, der für meine damalige Freundin, Stress bedeutete, lag natürlich in meiner eigenen Traumatiserung, für die sie sich die Schuld gab. Auch hierin liegt also ein Grund, weswegen sich zurückziehen, nach so einem dramatischen Ereignis eine normale Reaktion ist. Sie hat also in den meisten Fällen nichts mit der Beziehung selbst zu tun, sondern nur mit der Tat. Auch Deine Gedanken dem Täter gegenüber können für sie Stress bedeutet haben, wenn sie diese mitbekommen haben sollte. Diese Gedanken stehen Dir als ebenfalls traumtisierter Mensch zu, lass Dich durch diese aber nicht lenken, denn dadurch hat der Täter weitere macht über Dich und über sie. Seine Macht zu brechen ist wesentlich und dafür hast Du mit Deiner begonnen Therapie den richtigen Schritt gemacht.

Weiterhin glaube ich, dass ein weiterer Punkt eine Rolle bei traumatiserten Menschen spielt. Traumatiserte Menschen können eine Sehsucht nach Kontrolle ( über ihr eigenes Ich) haben. Was bedeutet dies? Sie versuchen das, was ihnen durch die Tat geraubt wurde, wieder zu gewinnen, nämlich über sich selbst bestimmen zu können. Ich war fürsorglich, machte viel und stand damit ihrer Sehnsucht nach der Kontrolle über sich eigentlich im Weg. Auch aus diesem Aspekt heraus ist es verständlich, dass sie sich von mir zurückgezogen hat. Kann es bei Dir ähnlich gewesen sein? Das kannst letzendlich nur Du irgendwann beurteilen, es kann, muss aber nicht so oder so ähnlich gewesen sein.

Ich hoffe, Du kannst Deine ehemalige Beziehung als das sehen was sie war, als wunderschön vor der Tat und eine Zeit lang danach. Ich hoffe Du kannst ihr sagen,die Zeit war wunderschön, aber eure Trennung ist normal und auch richtig nach einem solchen Erlebnis, wenn man sich nach einer solchen Tat ungewollt irgendwann nur noch gegenseitig quält. Zur Liebe gehört, sich Freiheit zu schenken, ich hoffe, Du kannst diese Freiheit ihr, aber genauso Dir schenken.
 
Den ersten Teil finde ich nicht mehr, dieser ist weg. Verkürzt geschrieben ging es in diesem Teil, dass weder Dich noch sie eine Schuld für das Beziehungsende trifft. Weiterhin schrieb ich, dass ich Ähnliches selbst erlebt habe, also dass eine junge Beziehung nach einer Gewaltat zunächst gut weiter lief, aber es irgendwann zum Bruch kam - und das dies verständlcih ist, wenn man bedenkt, dass einem bisher jede Lebenserfahrung diesbezüglich fehlt, man aber auch zunächst keine Hilfe von außen hat.
 
Wenn du dir extreme Sorgen machst (im Sinne von: sie könnte sich etwas antun oder komplett zusammenbrechen), würde ich mal in Erwägung ziehen, ihre Eltern anzusprechen – vorausgesetzt, sie hat zu diesen ein liebevolles Verhältnis. Du musst ihnen ja nicht sagen, was genau vorgefallen ist, aber du kannst andeuten, dass es ihr phasenweise psychisch sehr schlecht geht und dass du glaubst, dass sie Unterstützung braucht.
Vielleicht können die sie dann auffangen, wenn sie nicht mehr kann, und ihr die nötige psychologische Hilfe organisieren, die sie braucht.

Dies würde ich nicht in Erwägung ziehen, es widerspricht der Sehnsuch nach der Kontrolle über das eigene Ich des Opfers . Denn sie wird selbst entscheiden wollen, wem sie wieviel erzählt. Und bisher scheint sie es ja nur ansatzweise ihrer Familie erzählt zu haben. Falscherhase schreibt ja:"
Dazu kommt noch, dass sie wenig mit ihrer Familie über den Vorfall gesprochen hat (zumindest zu unserer Zeit) und ich mir wirklich doll Sorgen mache.
Hierfür wird sie ihre Gründe haben, die es zu respektieren gilt. Jeder Mensch sollte auch akzeptieren, dass er nicht jedes Problem für andere lösen kann und muss somit manche Sorge auch ertragen. Ich könnte mir sogar vorstellen, dass, wenn sich FalscherHase an ihre Eltern wenden würde, sie dies als aboluten Vertrauensbruch empfindet, der ihr in ihrer jetzigen Lage auch nicht gut wäre. Ihr Vertrauen in Menschen könnte dadurch weiter reduziert werden, da sie bereits bei der Vergewaltigung einen aboluten Vertrauensbruch erleben musste.


Aber, was ich bisher schrieb, ist nur meine persönliche Meinung und besitzt keine Allgemeingültigkeit. Deswegen hoffe ich, dass FalscherHase dies auch in seiner Therapie besprechen kann, wo es für mich richtig aufgehoben wäre, weil dann eine Fachperson darauf reagiert.

Was ich natürlich bei Deinem Kommentar unterschreibe, ist, dass FalscherHase absolut auf sich achten sollte.
 
@Stone
Psychologische Hilfe hat sie in Anspruch genommen. FalscherHase schrieb ja, dass sie eine Therapie abbrach. Dies bedeutet, dass sie letztendlich den ersten Schritt gemacht hat, einen weiteren Schritt machte sie auch, in dem sie nun eine Verhaltenstherapie anfangen möchte. Mir zeigt dies, dass sie durchaus spürt, dass sie Hilfe braucht.

Der Abbruch der ersten Therapie muss man nicht kritisch sehen, er ist verständlich, da es durchaus Phasen bei traumatisierten Menschen geben kann, in denen ihnen einfach allles zu viel wird. So kann auch eine Therapie für den traumitisierten Menschen Stress bedeuten, den dieser dann zu vermeiden sucht. Ich erlebte dies bei meiner damaligen Partnerin ebenso und ich las in Artikeln, dass dies bei einigen traumatisierten Menschen passieren kann. Man sollte dabei auch berücksichtigen, dass eine Therapie, zu der ein traumatisierter Mensch nicht wirklich innerlich bereit ist, nicht unbedingt nützlich sein kann, wenn es evtl. nicht geschafft wird die innere Nichtbereitschaft aufzulösen. Ich glaube, dann wäre die Therapie sogar eher kontraproduktiv, da sie dann wahrscheinlich auch Frust, dass sich die eigene Lage nicht bessert, erzeugen könnte.

In diesen Phasen kann man als Außenstehender nie oder kaum erreichen, den traumatisierten Menschen zu einer Therapie zu bewegen. Die eigentliche Verantwortung liegt auch immer beim traumatisierten Menschen selbst. Als Beispiel kann ich selbst dienen. Ich dachte 2 Jahre lang keine Therapie zu brauchen, bis ich merkte, dass dies ein Trugschluss war. Seidem befinde ich mich in Therapie. Ich brauchte also über 2 Jahre dies zu verstehen, und ich brauchte einen konkreten Anlass, nämlich meine erste Panikattacke. In den 2 Jahren konnte niemand Verantwortung für mich übernehmen, sie lag in mir selbst und ich selbst konnte sie nur ergreifen. Natürlich verstehe ich, wenn dies für andere ein schwieriger Zustand sein kann, wenn man nicht wirklich helfen kann. Ich hoffe, dass dies FlascherHase in seinem Fall sehen können wird.

Seine Freundin hat ihm auch nicht ungewollt durch ihr Agieren eine ziemlich große Last aufgebürdet. Im ersten Moment kann man so denken, da man einen wesentlichen Punkt aus den Augen verloren hat, nämlich dass der Täter mit der Tat all dieses Chaos und den Schmerz verursacht hat, was nicht nur Auswirkungen auf die ehemalige Freundin von FalscherHase hat, sondern durch die emotionale Beziehung auch auf FalscherHase selbst. Es gibt also nur einen der Verantwortung für das Ganze tragen müsste, nämlich der Täter selbst.

Dies bedeutet letztendlich, dass der Täter durch seine Tat indirekt weiterhin Macht auf beide ausübt, die es zu brechen gilt, damit beide wieder zu einem Leben finden, welches möglichst nah an ihren Wünschen angesiedelt ist. Beide können hierfür aber unterschiedliche Zeitpunkte haben, in denen sie dazu durch eine Psychotherapie in der Lage sein werden - und dies ist weder ihm noch ihr anzulasten.

Ich schrieb nun über FalscherHase zu Dir, Stone. Ich müsste eigentlich FalscherHase direkt ansprechen, was ich nun am Ende machen möchte. FalscherHase, ich wünsche Dir vom Herzen, dass sowohl Du als auch sie diesen Weg aus Dir/ihr heraus finden werdet. Ich hoffe, dass Du mit der Zeit begreifst, dass Du nicht die Verantwortung für all das trägst. Ich verstehe aber Deine Sorge um Deinen geliebten Menschen. Ich habe es selbst erlebt, wie unerträglich eine solche Situation sein kann. Du und Deine ehemalige Freundin haben mein tiefstes Mitgefühl.

P.S.: @Stone. Du brauchst Deine Beweggründe für Deinen Kommentar nicht zu begründen. Ich weiß, Du wolltest das Beste erreichen, aber jedem von uns kann aufgrund fehlender Lebenserfahrung in solch einem massiven Eingriff ins Leben dabei passieren, dass er im Trüben fischt.
 
Danke! Danke für eure Antworten und dass ihr euch so intensiv damit auseinandersetzt! Es hilft mir, glaube ich zumindest.

Ein paar Dinge wollte ich noch klarstellen. Sie hat ihren Eltern und ihrer Schwester davon erzählt, sogar ein paar Freundinnen. Richtig drüber gesprochen hat sie mit diesen jedoch nicht, höchstens mal mit Ihren Freundinnen.
Obwohl sie ein gutes Verhältnis zu ihren Eltern und ein noch besseres zu ihrer Schwester hat.
Als wir noch zusammen waren, war ich aber wohl die einzige Person, die es so intensiv mitbekommen hat.

Psychologische Hilfe hat sie in Anspruch genommen. FalscherHase schrieb ja, dass sie eine Therapie abbrach. Dies bedeutet, dass sie letztendlich den ersten Schritt gemacht hat, einen weiteren Schritt machte sie auch, in dem sie nun eine Verhaltenstherapie anfangen möchte. Mir zeigt dies, dass sie durchaus spürt, dass sie Hilfe braucht.

Es scheint so, als sei dies ein Lippenbekenntnis gewesen zu sein. Aufgrund ihres Berufes ist sie privat versichert und müsste 1/4 der Kosten selber tragen. Das hatte sie vorher schonmal erzählt und dass sie das auch zurückhält. Leider wird sich daran auch in den nächsten zwei Jahren nichts ändern, solange bis ihre berufliche Situation sich ändert.
Natürlich kann es auch sein, dass sie innerlich noch nicht bereit ist, eine Therapie zu beginnen. So wie KBS schrieb. Bestimmt ist liegt irgendwo in der Mitte die Wahrheit.

In diesen Phasen kann man als Außenstehender nie oder kaum erreichen, den traumatisierten Menschen zu einer Therapie zu bewegen. Die eigentliche Verantwortung liegt auch immer beim traumatisierten Menschen selbst. [...] Natürlich verstehe ich, wenn dies für andere ein schwieriger Zustand sein kann, wenn man nicht wirklich helfen kann. Ich hoffe, dass dies FlascherHase in seinem Fall sehen können wird.

Das sehe ich und verstehe ich auch. Kann ich allerdings nur schwer aushalten, da es meine Gefühle sehr belastet.
Es ist rein rational zu begreifen, aber emotional doch so weit weg. Bevor sich ihre berufliche Situation geändert hat und sich unser Miteinander so massiv verschlechtert hat, stand sie noch in meiner Wohnung hat mir erzählt, dass sie sich vorstellen könne in zwei Jahren mit mir zusammenzuziehen, wenn sie nicht mehr pendeln müsse. Zwischen diesem Gespräch und der Trennung lagen vielleicht 4 Wochen. Und auch ich hätte mir eine Zukunft mir ihr vorstellen können, sehr sogar.

Da wir einen gemeinsamen Freundeskreis haben, habe ich etwas Angst bekommen, dass ich dort Berührungsängste entwickle. Denn auch ihre Schwester ist in diesem Freundeskreis. Unser Freundeskreis weiß auch von dem Vorfall und unserer Trennung. Ich habe mich dann mit der Schwester und ihrem Freund (ein guter Freund von mir) getroffen, damit wir uns erstmal in kleiner Runde wieder "beschnuppern" können.
Außerdem wollte ich tatsächlich auch meine Verantwortung verbal abgeben und ihrer Schwester sagen, dass ich mir Sorgen mache, nun aber nichts mehr tun kann und werde. Es ging mir darum es loszuwerden. Das ist natürlich eine blöde Situation für ihre Schwester, aber ich wollte es gerne abgeben. Sie war sehr verständnisvoll und wirkte auch so, als wenn sie im trüben fische. Denn sie fing dann auch an zu erzählen und zu berichten, dass meine ehemalige Freundin gerade 'Einfach nicht dran denken will' und sauer wird, wenn man sie auf einer Therapie anspricht. Ich habe versucht das Gespräch in diesem Bereich so kurz wie möglich zu halten! Schön war, dass ich keine Berührungsängste haben musste, da ich sehr herzlich aufgenommen wurde. Das war schonmal positiv.

FalscherHase, ich wünsche Dir vom Herzen, dass sowohl Du als auch sie diesen Weg aus Dir/ihr heraus finden werdet. Ich hoffe, dass Du mit der Zeit begreifst, dass Du nicht die Verantwortung für all das trägst. Ich verstehe aber Deine Sorge um Deinen geliebten Menschen. Ich habe es selbst erlebt, wie unerträglich eine solche Situation sein kann. Du und Deine ehemalige Freundin haben mein tiefstes Mitgefühl.

Vielen Dank!
Ich werde meinen Weg daraus beginnen und versuche auch schon erste Schritte zu tun.
Eigentlich war ich bis gestern Abend auf einem guten Weg und hatte das erste mal seit langem wieder etwas Schwung und Muse irgendwas zu tun. Bis mich dann meine ehemalige Freundin vom Bildschirm angrinste, mit der Parole "Mir geht es gut!".

Ich werde wieder anfangen alte Hobbys zu aktivieren und habe gestern einfach mal wieder Bleistifte und Kohle rausgeholt. Ich will versuchen nach dieser Trennung mehr bei mir anzukommen und gelassenerer zu werden, auch wenn ich so viel im Äußeren wahrnehme. Es soll nicht mehr so extrem mein Handeln bestimmen. Achtsamkeit für mich selber und mein Leben entwickeln und mich selber voranbringen. Meine Therapie wird mir dabei sicher helfen, aber im Moment fühlt sich das alles noch wie eine Mammutaufgabe an.
 
Die Möglichkeit, dass Stress einen traumatisierten Menschen triggern kann, konntest Du natürlich nicht wissen. Aber warum sollte Deine damalige Freundin evtl. Stress bei Dir empfunden haben? Ich antworte wieder mit meinen Erlebnissen. Ich war auch fürsorglich, fragte auch, wie es ihr ging, also machte auch vieles von dem, was Du beschreibst. Dies war für meine damalige Freundin dennoch Stress. Fragen, die ich ihr stellte, konnte sie auch nicht für sich beantworten. Nun stellte ich sie, was Stress für sie war, denn sie wurde wieder in eine äußerst unangenehme Situation gebracht, aus der sie keinen Ausweg fand, da sie selbst nicht wusste, was los ist. Einen Ausweg fand sie letzendlich darin, sich von mir zurückzuziehen - was absolut ok ist, denn Stress ist schädlich für sie, egal wodurch er verursacht wird. Ähnlich kann es bei Deiner ehemaligen Freundin gewesen sein. Ich könnte mir vorstellen, das den Supergau, den Du beschreibst, eine solche Stressituation für sie war, auch wenn Du nur possitiv und fürsorglich agieren wolltest.

[...]

Weiterhin glaube ich, dass ein weiterer Punkt eine Rolle bei traumatiserten Menschen spielt. Traumatiserte Menschen können eine Sehsucht nach Kontrolle ( über ihr eigenes Ich) haben. Was bedeutet dies? Sie versuchen das, was ihnen durch die Tat geraubt wurde, wieder zu gewinnen, nämlich über sich selbst bestimmen zu können. Ich war fürsorglich, machte viel und stand damit ihrer Sehnsucht nach der Kontrolle über sich eigentlich im Weg. Auch aus diesem Aspekt heraus ist es verständlich, dass sie sich von mir zurückgezogen hat. Kann es bei Dir ähnlich gewesen sein? Das kannst letzendlich nur Du irgendwann beurteilen, es kann, muss aber nicht so oder so ähnlich gewesen sein.

Und ich glaube, dass du damit etwas ganz wesentliches angesprochen hast. Ich glaube, dass ich sie mit meiner Fürsorge nicht positiv verstärkt habe, sondern eher negativ, also noch mehr belastet habe. Allein durchs Nachfragen, wenn ich gesehen habe, dass etwas in ihr vorgeht.

Auch in dem 'viel für sie machen' erkenne ich mich und sie in dem Wunsch nach Freiheit und Kontrolle über sich selbst. Zumindest in den letzten Wochen kam das zum Vorschein, wenn ich versuche es zu reflektieren.

Ich hoffe, Du kannst Deine ehemalige Beziehung als das sehen was sie war, als wunderschön vor der Tat und eine Zeit lang danach. Ich hoffe Du kannst ihr sagen,die Zeit war wunderschön, aber eure Trennung ist normal und auch richtig nach einem solchen Erlebnis, wenn man sich nach einer solchen Tat ungewollt irgendwann nur noch gegenseitig quält. Zur Liebe gehört, sich Freiheit zu schenken, ich hoffe, Du kannst diese Freiheit ihr, aber genauso Dir schenken.

Das ist irgendwie sehr schwierig. Das will ich wirklich gerne und ja, weil ich sie liebe werde ich das tun.
Trotzdem gibt es in meinem Herzen eine Ecke, die hofft. Hofft, dass wir uns irgendwann nochmal begegnen können und eine zweite Chance erhalten. Ich weiß, dass ist sehr illusorisch und verklärt. Aber es fühlt sich so an, als hätten wir keine wirkliche Chance bekommen.
 
@FalscherHase

Ich bekomme angezeigt, dass Du auf meinen Kommentar geantwortet hast, kann dies aber noch nicht lesen. Wahrscheinlich liegt es daran, dass Dein Kommentar noch frei geschaltet werden muss. Daher kann ich noch nicht darauf reagieren.
 

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