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Ein Freund, ein guter Freund...

L

L.M.

Gast
Ich habe einen sehr guten Freund. Bis ich es geschaft habe, mir das Vertrauen, dass er mir heute entgegenbringt, zu verdienen, hat es schon ein paar Jahre gedauert. Er hatte (und hat) es echt nicht leicht.
Bei ihm hing der Haussegen permanent schief. Sein Vater ist cholerisch veranlagt. Geschlagen hat er ihn und seine Mutter aber nicht. Doch was er sich an manchen Abenden zusammenbrüllt hat, war echt was für sich (wir wohnen im selben Haus). In der Schule wird er, man kann es nur noch so nennen, gedemütigt. Er hats etwas schlecht abgegriffen. Ich meine, blasse Haut, dazu schwarze Haare, er ist etwas mager, hat runde Schultern. Die anderen haben genug, um ihn regelmäßig mit Spott zu beschehren. Er ist in meiner Klasse und am Anfang war er mir recht suspekt. Ein schweigsamer Einzelgänger. Liegt wohl am Elternhaus, dass er sich so verschließt. Den Mitschülern war ein so leichtes Ziel nur recht als schwarzes Schaf.
Auch wenn ich das ungern so sage, aber er tat mir leid. Deshalb suchte ich den Kontakt zu ihm. War echt nicht leicht, zumal er doch recht unkommunikativ ist, aber mit meinen etwas eigensinnigen Humor (siehe auch: "Bin ich verrückt?" im Forum "Ich") konnte ich ihm wenigstens dann und wann ein paar Lacher abgewinnen. Nun, ich habe es immer vermieden ihn in irgendeiner Weise zur Erwiderung meiner Kennenlernversuche zu zwingen und es ging auch ganz von selbst, auch wenn es Zeit in Anspruch genommen hat. Jetzt sind wir schon soweit, dass ihn auch mal auf die Schippe nehmen kann, ohne dass er sich angegriffen fühlt und weiß, dass ich es nicht so meine, ich kann offen mit ihm reden und er redet offen mit mir redet.
Er ist ein großartiger Mensch. Sehr intelligent, hat viel Verständnis für andere und ist eigentlich grundgut.
Man merkt es nur nicht, wenn man ihn nicht kennt. Von seinen Gefühlen (und damit meine ich alles: Trauer, Schmerz, Freude,...) man merkt es ihm nie an, wann er was fühlt oder denkt. Ein Abwehrmechanismus. Er denkt wahrscheinlich, dass jedweges Gefühl als Waffe gegen ihn verwendet wird.
So hat er sich auch angeeignet, die anderen zuerst anzugreifen. Er hat 'nen ausgesprochen zynischen Humor entwickelt, wodurch sich auch Leute, die es nicht auf ihn abgesehen haben, vor den Kopf gestoßen fühlen. Er benutzt ihn auch bei mir, doch wirklich nur im Scherz und ich zahl es ihm immer heim. Das erwartet er sogar ein bisschen.
Er hat große Mauern um sich rum gebaut. Und bis jetzt hält er nur mir eine Hintertür offen, worauf ich wirklich stolz bin. Ich bin stolz seine beste Freundin zu sein. Nun habe ich mich ja als Mädchen geoutet. Dass er praktisch nur mit mir redet war natürlich auch ein Problem. Da gibst zum Bsp. den Klassiker im "Was sehn wir da, ein verliebtes Ehepaar." Stil. Peinlich war es mir nicht und zum Glück sieht er das auch locker. ("Warum Nerven und Zeit opfern, wenn man's besser weiß?)
Mittlerweile leben er und seine Mutter von seinem Vater getrennt. Es ist gut so. Er lässt sie in Ruhe.
Aber er tritt der Außenwelt immer noch unglaublich misstrauisch gegenüber.
Ich könnte ihn dazu bringen, sich den anderen etwas mehr zu öffnen, doch die ständigen (und echt heftigen) Verbalattacken machen das echt schwer und, wie ich finde, auch unnötig.
Mein größtes Problem ist, dass die meisten Attacken von einigen meiner besten Freunde kommen. Früher, als sich unsere Freundschaft sich noch nicht ankündigte, habe ich auch andere Freunde gefunden. Und wir sind wie Geschwister. Dennoch kann ich sie nicht dazu bringen, ihn in Ruhe zu lassen. Meist, weil ich sie dazu permanent im Auge haben müsste, doch er hat manchmal in anderen Kursen und meine anderen Freunde sind zwar im gleichen Jahrgang, aber nicht in der selben Klasse. So hänge ich mal mit ihm, mal mit meinen anderen Freunden rum. Wenn ich aber mal nicht in der Nähe bin und sie aufeinander treffen, dann ist Holland in Not. Sie verabscheuen einander. Bei ihm ist es klar warum, doch bei meinen Freunden liegt es mehr daran, dass er auch oft mit Leuten Zeit verbringt, die der Gothic-Scene angehören, und sie sind da echt intolerant, vielleicht machen sie sich auch Sorgen, dass er mich da "reinziehen" will, aber ich weiß, wo ich hingehöre.
Ich weiß nicht, wie ich das regeln soll.
 
G

Gel06

Gast
Hey L.M.,

ich hatte auch mal so eine Freundin, sie hatte zwar nicht diese Probleme zu Hause, dafür aber andere und das Verhältnis von ihr zu den Mitschülern war ziemlich gleich. Ich stand oft zwischen den Stühlen meiner anderen Freunde und ihr. Dass ich sie kennenlernte ist nun - äh - *rechne* - 16 Jahre her. Wir hatten 14 Jahre davon eine sehr sehr intensive Freundschaft, die wir wohl beide so schnell nicht wieder finden werden, meine anderen Freunde sind sehr schnell nach der Schule keine mehr gewesen. Insofern bereue ich nicht, dass ich in der Schule und gegenüber meinen anderen Freunden immer zu ihr gestanden habe. Da habe ich schon immer die Meinung vertreten, dass derjenige, der mir gute Kontakte zu anderen vermiesen will, bloß weil er/sie einen komischen Status in der Schule oder sonstwo hat, kein wirklich guter Freund sein kann. Helfen wirst Du Deinem Freund direkt kaum können, nur mit dem, was Du ohnehin schon tust. Dasein, vertrauen, anvertrauen, verzeihen, reden, gemeinsam erleben. Der Rest muss und wird auch in ihm selber wachsen. Meine Freundschaft zu diesem Mädel zeichnete sich im Wesentlichen dadurch aus, dass wir uns immer respektierten und akzeptierten, wo wir grundlegend unterschiedlicher Meinung waren wurde das nicht bis zum Kot**en ausdiskutiert, sondern blieb auch mal so stehen, wir haben vertraut, nie enttäuscht und im anderen den Mensch gesehen. Dass diese freundschaft brach liegt an anderen Dingen, ansonsten kann ich Dir das o.g. gerne als "Glücksrezept" überlassen. Ich denke ihr geht Euren Weg schon richtig.

Gel06
 
S

Sunset23w

Gast
Huhu,
ich kann die Problematik teilweise nachvollziehen. Ich bin seit ca. 4 Jahren mit einem 19 jährigem Mädel befreundet. Sie ist sehr schwierig, was mit Missbrauch- und Mobbingerfahrungen zusammenhängt. Freunde hat sie fast keine außer mir. Sie hat eine Mauer um sich rumgezogen. Sie ist sehr empfindlich und wenn sie sich angegriffen fühlt wird sie sehr schnell sehr laut, angreifend und flüchtet. Das können die banalsten Dinge sein ^^ Und was deine Freunde angeht... Was zur Hölle geht in denen ab einen Menschen, dem es sowieso schon dreckig genug geht und der in der Schule ein Prügelknabe ist, zusätzlich noch anzumachen?! Bei so etwas geh ich sofort die Wände hoch! Ich nenn das sadistisch. Es ist eine Frechheit was sich auch seine Schulkollegen leisten! Niemand, wirklich niemand hat das Recht einen anderen Menschen zu demütigen! Egal ob er moppelig, einen Iro trägt, sich die Nägel schwarz lakiert oder was auch immer ist! Boah, ich könnte mich so aufregen...
Dir muss ich ein Lob aussprechen. Gegen alle sozialen "Regeln des Schulhofes" hast du dich mit ihm angefreundet und bleibst es auch. Das zeugt von menschlicher Größe.
Deinem Freund rate ich zu einer Psychotherapie um die schlimmen Erfahrungen zu verarbeiten.

Ich wünsche euch beiden alles Liebe und viel Kraft und Mut.

LG Sunset
 
L

L.M.

Gast
Hallo an alle.

Sunset23w, als ich deinen Beitrag gelesen habe...du hast dich schon aufgeregt :)

Ansonsten würde ich meine Freunde gerne in Schutz nehmen, aber es geht nicht. Wenigstens den einen. Er ist voll in Ordnung, er beteiligt sich auch nicht an den Attacken an meinen Freund. Allerdings traut er sich auch nicht gegen die anderen aufzubegehren. er macht das nicht mit Absicht, er ist nur zu feige. Ein sehr gefühlsbetonter Mensch. Er hat Angst, er könnte dann ausgeschlossen werden oder als Spießer gelten oder so, obwohl das Band zwischen uns allen so stark ist. Nun, er glaubt, dass er uns was schuldig ist, weil er sehr große Probleme in der Schule hatte und wir ihm da unter persönlichen Opfern raus geholfen haben. Jetzt ist er sogar Pausenaufsicht auf Zeit geworden, was die Sache nur noch noch schlimmer macht, denn den Lehrern will er es ja auch recht machen und seinen Posten nicht vernachlässigen. Wenn er aber gegen uns aufbegehrt, denkt er, verletzt er unsere Freundschaft, weil wir ja so viel für ihn getan haben. Er hat nichts gegen meinen Freund, doch er sieht weg. er weiß gar nicht was er machen soll! Er hat mir endlich seinen ganzen Kummer gebeichtet (obwohl ich die Situation auch schon vorher erkannt und indirekt angedeutet habe, doch er ist nicht drauf eingegangen). In der letzten Sozialkundestunde, erzählte er mir, hat sein Lehrer das Thema Gewalt angefangen und als der Satz "Wer weg sieht ist genauso schuldig." fiel, ist ihm ganz schlecht geworden. Er ist ein echter Freund und hat furchtbare Gewissensbisse. Den Lehrern, meinen Freund und mir gegenüber. Was sollte ich ihm raten?
 
S

Sunset23w

Gast
Huhu,
Es scheint wirklich sehr schwer für deinen Kumpel zu sein... auf der einen Seite sein "Rudel" und auf der anderen sein Gewissen. Meine ehrliche Meinung ist: Er soll aufhören wegzusehen und offen seine Meinung preisgeben und sich dazu bekennen. Sicher, es ist ein Risiko. Aber dadurch das er wegschaut ändert er nix aktiv an der Situation und belastet sich selbst. Eines vorweg: Die anderen werden garantiert keinen Beifall klatschen. Denn jahrelang hat er sich in seiner sozialen Rolle innerhalb der Gemeinschaft "festgefahren" und wenn er sich verändert gibt es innerhalb der Gruppe auch Veränderungen, das wird zu Unruhe führen. Aber wenn das eine endet beginnt automatisch etwas anderes. Aber wenn es dann soweit ist soll er sich nicht aufgrund des Gruppendrucks klein beigeben. Denn dadurch das alle wegschauen haben Begriffe wie Mobbing und Gewalt an der Schule immer neuen Nährboden. Wenn er einschreitet bietet er auch ein sehr gutes Vorbild, dem sicher einige folgen werden.

Auszug aus einem Lied der Böhsen Onkelz:
"Du unterwirfst dich den großen und trittst nach den Kleinen
Du benimmst dich wie Scheiße auf 2 Beinen"

Ist kein Angriff, aber das Lied fiel mir sofort ein als ich deinen Beitrag las.

LG Sunset
 
L

L.M.

Gast
Hallo.

Das Wort "Rudel" ist extrem gut gewählt. Er liebt Wölfe.

Ansonsten kann ich euch nur für euren Rat und vor allem für die anerkennenden Worte danken. Mal gelobt zu werden, für das, was einem so normal vorkommt, tut wirklich gut.

LG L.M.
 
L

L.M.

Gast
Dit kann man wohl sagn! Mein schüchterner Freund ist zur Abwechslung mal über den eigenen Schatten gesprungen und mittlerweile springt er wie'n Karnickel :)) Ne, Spaß beiseite. Wir haben uns jetzt zusammengeschlossen zur Schutzkompanie. Wenn er als Pausenaufsicht auf Streife geht, macht er keine Unterschiede mehr. Richtig gemausert hat er sich. Wir haben ihn nicht verstoßen deswegen. Das hat ihn positiv überrascht, er hat jetzt keine hemmungen mehr, auch mal seine Meinung zu sagen. Wenn ich nicht bei meinen Jungs sein kann, passt er auf, dass sie keinen Blödsinn machen. Und wenn ich dabei bin, trauen sie sich sowieso nicht, meinen gepeinigten freund auch nur anzusprechen*very happy*
Ansonsten leben wir wie es sonst auch gewesen wäre. Aber alles läuft viel besser. Vielen vielen Dank für den Rat. Andere behalten bei so vielen Problemen halt besser den Überblick.
Ich glaube, den Fall "Pausenaufsicht mit Angstgefühlen" kann man getrost zu den Akten legen.
 

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