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Empathielosigkeit

Apollon

Neues Mitglied
Hallo Zusammen,

nun bin ich hier gelandet...und möchte mir meine Sorgen von der Seele schreiben.

Ich lebe seit 9 Jahren mit meiner Partnerin zusammen, wir sind seit 2.5 Jahren verheiratet und haben keine Kinder. Mit meinen 46 Jahren befinde ich mich seit einigen Monaten in einer ziemlichen Krise mit meiner Frau. Zu Beginn unserer Beziehung ist mir aufgefallen, dass ihre Fähigkeit zur Empathie nicht besonders ausgeprägt war. Ich habe mich aber über die Jahre damit arrangiert und in guten Zeiten war das auch in Ordnung. Ich selbst würde mich als sehr empathischen Menschen bezeichnen: Wenn andere Sorgen oder Nöte haben, dann kann ich diese nachfühlen und ich versuche dann auch zu helfen. Auch Gesichtsausdrücke kann ich gut interpretieren. Meine Frau hat mit beiden ihre Schwierigkeiten. Das mag daran liegen, dass sie in ihrer Kindheit sehr streng katholisch erzogen wurde und kaum Liebe von ihrer Mutter empfing. Mehr dazu später. In diesem Jahr hat uns nun eine heftige Krise getroffen: Sie hat im Oktober im Netz über eine Kontaktseite für Seitensprünge Kontakt zu einem fremden Mann aufgenommen. Ich habe das am 11.11.16 herausbekommen als ich sie gefragt hatte, warum sie denn neuerdings ein Password auf ihrem Handy hat. Nach Zögern und Insistieren von mir hat sie es dann herausgegeben. Ihr müsst wissen, dass ich in den ganzen Jahren zuvor immer volles Vertrauen zu ihr hatte. Der gesamte Mailverkehr war nun für mich sichtbar. Anfänglich ging es in den Mails und sms nur ums Flirten. Das änderte sich aber schnell und es ging zur Sache...nur leider in eine Richtung, die ich so nicht erwartet hätte: Dieser Mann weckte in ihr eine Seite, die ich aus den Anfängen unserer Beziehung kannte: BDSM. Ich hatte ihr damals gesagt, dass dies nichts für mich sei. Das Thema war dann auch jahrelang für sie vom Tisch. Ihr müsst wissen, dass wir einige Jahre lang wegen Hormonproblemen meiner Frau nicht sehr oft Sex hatten. Das fanden wir beide nicht schön, hatten uns aber damit abgefunden. Ihre Ärztin empfahl ihr Ende letzten Jahres dann, die Pille abzusetzen, was kurz darauf dann zu einer Neubelebung unserer Sexualität führte. In diesem Jahr lief also in dieser Hinsicht alles wunderbar. Zurück zu ihrem Kontakt zu dem Typen: Er spielte bei ihr eine hervorragende Klaviatur mit der er ihre alten BDSM-Lüste wieder aktivierte. Allerdings schrieb sie ihm auch Dinge wie z.B. "Ich liebe Dich" und "Ohne Dich würde ich in ein tiefes Loch fallen". Besonders diese Zeilen haben mich sehr verletzt. Aus den Mails und meinen Fragen an sie ging eindeutig hervor, dass sie sich bis zum 11.11.16 nie persönlich getroffen hatten. Dieses erste Treffen war jedoch für den 12.11.16 in einem Hotel geplant. Ich bin ihr also noch rechtzeitig auf die Fährte gekommen. Auf meine Frage, wen sie denn nun wirklich liebt sagte sie: "Euch beide!" Ich habe sie natürlich vor die Wahl gestellt: Ich oder er. Sie wollte ihn aber unbedingt einmal sehen. Vor die weitere Wahl gestellt, dass ich dann unsere Ehe beenden würde, hat sie dann nachgegeben. Ich hatte ihr dann 2 Tage Zeit gegeben um sich über ihre Gefühle im Klaren zu werden und mich zurückgezogen. Als wir uns dann wieder trafen meinte sie, sie wäre in dieser Scheinwelt wie gefangen gewesen und würde gerne alles rückgängig machen, wenn sie denn nur könnte. Sie sagte, sie würde mich lieben. Ich habe ihr dann eine Auflage gemacht: Ohne eine professionelle Beratung durch einen Psychologen zur Aufarbeitung dieser BDSM-Phantasien und ihrer lieblosen Kindheit würde es für mich kein Weiter geben können. Ich glaube, dass es einen Zusammenhang zwischen ihrer Kindheit und diesen Phantasien gibt. Sie stimmte dem relativ schnell zu und hat in Kürze einen ersten Termin. Ich bin bereit, ihr zu verzeihen. Allerdings gibt es nun das eigentliche Problem in stärkerem Ausmaß als zuvor: ihre mangelnde Empathie. Beispiele dazu: Sie hat mir vor wenigen Tagen ihre neu erworbene Hose vorgeführt, sehr eng und figurbetont. Ich: "Tolle Hose, steht Dir sehr gut" - Sie: Ja, nicht wahr? Die hatte ich eigentlich für das erste Date mit E. (so heißt der Typ) gekauft". Ich war baff ob dieser Aussage und habe ihr gesagt, dass mich das verletzt. Einsicht ihrerseits: sehr wenig. Die Hose hat sie allerdings immer noch...Zweites Beispiel: Am Montag nachdem ich alles herausbekommen hatte, kamen wir beide abends von der Arbeit. Ich hatte eigentlich gehofft, wir würden uns hinsetzen und über alles in Ruhe reden um Dinge zu verarbeiten. Sie: "Nein, ich muss jetzt zur Rückenschule, das ist wichtig für meine Gesundheit". Ich sagte ihr, wie viel wichtiger es jetzt sei, miteinander zu reden. Keine Einsicht, sie fuhr dann zur Rückenschule. Drittes Beispiel: Ich wurde gestern Zeuge, wie eine Bekannte meine Frau danach fragte, ob sie denn Lust hätte, mit Freundinnen im Dezember auf den Weihnachtsmarkt zu gehen. Sie: "Äh, nein, da habe ich andere Termine" Dies sagte sie in einem ziemlich abweisenden Tonfall und mehr kam dazu auch nicht. Die Bekannte, eine sehr empathische Person, war daraufhin sehr irritiert und wandte sich ab. Grundsätzlich wäre meine Frau ja gerne mitgegangen, sagte sie mir später. Ich habe ihr dann gesagt: "Hast Du denn gar nicht gemerkt, wie Du Deine Bekannte mit Deiner gefühllosen Reaktion vor den Kopf gestoßen hast?" Sie: "Nein, so habe ich das nicht wahrgenommen, aber ich werde mich entschuldigen". Letztes Beispiel: Gestern hatte sie diese besagte Hose wieder an. Ich frug sie dann, ob sie sich vorstellen könne, welche Assoziationen diese Hose in mir auslöse. Antwort: "Dann verkaufe ich sie halt". Von Einsicht oder gar verstehender Bestürzung weit und breit nichts. Daraufhin habe ich versucht, ihr zu erklären, was diese Hose in mir auslöst. Antwort: Schweigen, wie so oft. Sie schaute mich, wie ebenfalls so oft, nur lange an und in ihren Augen las ich nur Fragezeichen. Sie meinte dann irgendwann, es sei schon spät und sie müsse jetzt schlafen, drehte sich um und schlief ein. Mit einem geplanten Seitensprung kann ich einmal (!) klarkommen, mit ihrer speziell in diesem Jahr schlimmer werdenden Empathielosigkeit allerdings habe ich große Probleme, ja ich leide darunter sehr. Letzte Nacht lag ich lange wach und war am Morgen so ratlos wie am Abend und jetzt gerade auch...Ich bin mittlerweile soweit, dass ich tief in mir darüber nachdenke, ob es nicht besser sei, diese für mich belastende Beziehung zu beenden. Andererseits setze ich meine Hoffnung in die Sitzungen beim Psychologen. Empathie kann man jedoch nur sehr begrenzt lernen. Ich frage mich, was nun für mich der richtige Weg ist und bin hin- und her gerissen. 😕

Update: Hinzu kommt noch ein weiteres Problem: Es fällt mir momentan schwer, meiner Frau wieder zu vertrauen. Früher traf sie sich mit Freunden und ich habe ihr blind darin vertraut, dass dies auch den Tatsachen entsprach. Heute ist dieses Vertrauen so nicht mehr vorhanden.
 
Zuletzt bearbeitet:
sei mir nicht böse, bin sonst worklich dafür um eine beziehung zu kämpfen, aber nicht wenn es sinnlos ist.
und das ist bei dir meiner meinung schon.
natürlich muss man mal abstriche machen, jedoch nicht so große wie bei dir.
lass sie ziehen, man kann eine person nicht festhalten oder sie zu ihrem glück zwingen.
klar, kann sie ihre kindheit aufarbeiten, aber schon die tatsache, dass sie in den jahren selber nicht drauf kam und die äußerung: "ich will ihn nur mal sehen", zeigen mir das eure beziehung nicht zu retten ist.
und du stellst dir die therapie bisschen zu einfach vor, so was braucht zeit (natürlich abhängig vom menschen).
du nimmst ihre kinheit als entschuldigung, ja, ist vlt ein teil aber nicht alles.
ich denke du wärst glücklicher ohne sie und tut mir leid, sie auch ohne dich.
 
Lieber Apollon,

was ist eigentlich Dein Teil an dem Veränderungsprozess?

Vermutlich erstaunt Dich meine Frage, geht es Dir doch um Deine Frau ... oder geht es Dir nur um Dein Wohlbefinden?

Mir jedenfalls kommt es so vor, als ob Du Deine Frau zum Psychologen schickst, damit er sie "repariert" und die "Reparatur" soll erfolgen, da sie nicht mehr gut funktioniert.

So gut ich auch denke, Dein Problem verstanden zu haben und auch wenn ich Dein Bedauern über einen Mangel an Empathie teile, so denke ich doch, dass Du mindestens ebenso wie Deine Frau einen Wachstums- und Änderungsprozess gut vertragen könntest.

Verstehe mich da bitte nicht falsch. Ziel meiner Antwort ist nicht negative Kritik zu üben. Lediglich denke ich, dass wir im Leben auf Aufgaben und auch auf Probleme stoßen. An den Aufgaben wachsen wir, je anspruchsvoller sie sind. An den Problemen scheitern wir, wenn wir uns nicht Hilfe holen.

Wenn sich Menschen scheiden lassen, dann heisst es: Die Ehe ist gescheitert.
Ich denke, dass zutreffender ist: Der Mensch ist gescheitert.

Da Du Dich hier an das Forum gewendet hast, steht Dein Verhalten und damit Dein mögliches Gewinnen oder Scheitern im Zentrum der Überlegung, durchaus unter Berücksichtigung Deiner Frau - aber auch unabhängig von dem Verhalten Deiner Frau. Die Arbeit an Dir halte ich für mindestens genauso wichtig wie die Arbeit an Deiner Frau.

Schlecht wäre in meinen Augen, wenn Du sagen würdest: "Ich denke, fühle und verhalte mich optimal. Nur meine Frau tut es nicht." Kannst Du Dir vorstellen, dass ein Wachstum Deines Herzens mindestens 50% des gesamten Heilungsprozesses bei Euch beiden ist, wenn nicht mehr?

LG, Nordrheiner
 
--> Ja, Nordrheiner, auch ich muss an mir arbeiten. Deshalb habe ich mich heute entschlossen, mich ebenfalls an professionelle Stelle zu wenden. Freunde, die mich lange kennen, haben wir gesagt, dass ich in den letzten Jahren ein wenig an Empathie eingebüßt hätte. Das kann stimmen und wäre auch kein Wunder: Wenn man mit einer empathiearmen Persönlichkeit zusammenlebt, dann muss sich die eigene Empathie reduzieren - sonst hält man es nur schlecht aus. Aber ich möchte ein empathischer Mensch bleiben und mich nicht für meine Frau noch weiter verbiegen. Ich bin bereit, ihr den geplanten Seitensprung zu verzeihen und mich selber an einen Psychologen zur Aufarbeitung zu wenden. Entschuldige bitte, aber mehr geht zur Zeit einfach nicht.

LG, Apollon





Lieber Apollon,

was ist eigentlich Dein Teil an dem Veränderungsprozess?

Vermutlich erstaunt Dich meine Frage, geht es Dir doch um Deine Frau ... oder geht es Dir nur um Dein Wohlbefinden?

Mir jedenfalls kommt es so vor, als ob Du Deine Frau zum Psychologen schickst, damit er sie "repariert" und die "Reparatur" soll erfolgen, da sie nicht mehr gut funktioniert.

So gut ich auch denke, Dein Problem verstanden zu haben und auch wenn ich Dein Bedauern über einen Mangel an Empathie teile, so denke ich doch, dass Du mindestens ebenso wie Deine Frau einen Wachstums- und Änderungsprozess gut vertragen könntest.

Verstehe mich da bitte nicht falsch. Ziel meiner Antwort ist nicht negative Kritik zu üben. Lediglich denke ich, dass wir im Leben auf Aufgaben und auch auf Probleme stoßen. An den Aufgaben wachsen wir, je anspruchsvoller sie sind. An den Problemen scheitern wir, wenn wir uns nicht Hilfe holen.

Wenn sich Menschen scheiden lassen, dann heisst es: Die Ehe ist gescheitert.
Ich denke, dass zutreffender ist: Der Mensch ist gescheitert.

Da Du Dich hier an das Forum gewendet hast, steht Dein Verhalten und damit Dein mögliches Gewinnen oder Scheitern im Zentrum der Überlegung, durchaus unter Berücksichtigung Deiner Frau - aber auch unabhängig von dem Verhalten Deiner Frau. Die Arbeit an Dir halte ich für mindestens genauso wichtig wie die Arbeit an Deiner Frau.

Schlecht wäre in meinen Augen, wenn Du sagen würdest: "Ich denke, fühle und verhalte mich optimal. Nur meine Frau tut es nicht." Kannst Du Dir vorstellen, dass ein Wachstum Deines Herzens mindestens 50% des gesamten Heilungsprozesses bei Euch beiden ist, wenn nicht mehr?

LG, Nordrheiner
 
Hallo Apollon,
darf ich fragen, ob eure Kinderlosigkeit gewollt oder eher ungewollt war?

Mir hat man (hier) auch vorgeworfen, ich sei empathielos (wie mein Elternhaus es mir auch vorgelebt hatte). Ich konnte meinem Partner schon damals nicht "Ich liebe dich" sagen (schreiben schon eher), es ihm aber dennoch auf eine körperliche Art und Weise zeigen.
Sucht Deine Frau denn noch körperliche Nähe zu Dir, oder ist das in der letzten Zeit gänzlich "verkümmert"?
Ich denke, empathielose/empathiearme Menschen können genauso gut Liebe empfinden und spüren, wie alle anderen. Nur mit dem "Zeigen" ist das so eine Sache. Und wenn das Gegenüber dann noch seine Bekundungen der Liebe aufgrund einer Spiegelung reduziert, macht das das Ganze eigentlich nur noch schlimmer...
 
--> Ja, Nordrheiner, auch ich muss an mir arbeiten. Deshalb habe ich mich heute entschlossen, mich ebenfalls an professionelle Stelle zu wenden. Freunde, die mich lange kennen, haben wir gesagt, dass ich in den letzten Jahren ein wenig an Empathie eingebüßt hätte. Das kann stimmen und wäre auch kein Wunder: Wenn man mit einer empathiearmen Persönlichkeit zusammenlebt, dann muss sich die eigene Empathie reduzieren - sonst hält man es nur schlecht aus. Aber ich möchte ein empathischer Mensch bleiben und mich nicht für meine Frau noch weiter verbiegen. Ich bin bereit, ihr den geplanten Seitensprung zu verzeihen und mich selber an einen Psychologen zur Aufarbeitung zu wenden. Entschuldige bitte, aber mehr geht zur Zeit einfach nicht.

LG, Apollon

Lieber Apollon,

zunächst sehe ich keinen Grund, dass Du Dich bei mir entschuldigst. Für was denn? Solange Du mit mir nicht übereinstimmst, brauchst Du mir auch nicht zustimmen. Widerspruch finde ich voll ok.

Dein Wenn-Dann-Satz in Verbindung mit Deiner Formulierung "mich nicht für meine Frau verbiegen" hat für mich den Beigeschmack einer Zuschreibung von Verantwortung (Schuld?) an die Adresse Deiner Frau.

Aus selbst Erlebtem sowie aus Berichten anderer habe ich verstärkt den Eindruck, daß Psychologen und Psychotherapeuten nur selten Hilfestellung geben für die Lösungssuche zu Gunsten einer Ehe. Mir scheint, dass es ggf. dem Psychologen oder Therapeuten ziemlich egal ist, ob die Klienten zusammen bleiben oder nicht. Hauptsache, sie fühlen sich mit ihrer Entscheidung gut. Dies spiegelt für mich eine Wertewelt, in der eine geschlossene Ehe den gleichen Wert hat wie eine geschiedene. Es kommt dann nur noch auf die Gefühle als Entscheidungsfaktor an.

Wie siehst Du das?

Zusatzfrage: Wenn Du Dich an einen Psychologen in eigener Sache wendest, wie lautet Deine Frage an ihn?

LG, Nordrheiner
 
"Dein Wenn-Dann-Satz in Verbindung mit Deiner Formulierung "mich nicht für meine Frau verbiegen" hat für mich den Beigeschmack einer Zuschreibung von Verantwortung (Schuld?) an die Adresse Deiner Frau."

-> In den ganzen Jahren bin ich meiner Frau treu geblieben. Nun hatte sie geplant, fremd zu gehen, noch dazu mit sehr vielen Gefühlen für den anderen Mann. Insofern gebe ich ihr keine Schuld, wir sind ja alle nur Menschen. Aber die Verantwortung für das, was sie getan hat und vorhatte, ja, die schreibe ich ihr schon zu. Ich suche stets das Gespräch mit ihr, um unsere Ehe zu retten, leider schweigt sie allzu oft und zeigt nur begrenztes Verständnis für mein Verletztsein. Ich denke schon, dass sie weiß, wie verletzt ich bin, nur kann sie dies verbal nur schlecht zeigen. Durch Umarmungen versucht sie, das zu kompensieren. Also: ich versuche im Rahmen meiner Möglichkeiten auf sie einzugehen, sie zu verstehen. Ich glaube, dass viele Männer in vergleichbaren Situationen ihre Frau längst vor die Tür gesetzt hätten. Insofern bewege ich mich und tue, was ich kann. Bis zu einem gewissen Grad und dort beginnt für mich die Verbiegung.
Deinen Hinweis auf die Ergebnisoffenheit einer Therapie teile ich. Natürlich kann dabei etwas anderes herauskommen, als ich mir erhoffe. Meine Frage an einen Psychologen wäre: Wie kann ich als empathischer Mensch lernen, mit einem empathiearmen Menschen umzugehen?
 
Seit fast 3 Wochen schwanke ich in meiner Stimmung zwischen Aussichtslosigkeit und Zuversicht. Ich will einfach nicht vorschnell aufgeben. Ja, Du hast recht: eine Therapie ist kein Garant für irgendwas. Dennoch sehe ich eine kleine Chance...
Ich habe ihr hinsichtlich des geplanten Seitensprungs und der sehr emotionalen Mails mit diesem fremden Typen verziehen - das war schwer genug. Nun kämpfe ich mit ihrer Empathiearmut und mit der Wiederherstellung des doch ziemlich gestörten Vertrauens in sie. Würde sie sich öffnen, mir einen näheren Einblick in ihre Gefühle für mich geben, so würde alles um einiges leichter. Heute früh habe ich sie gefragt: "Ich spüre, dass ich mit meinen Fragen an Dich das Innerste Deiner Gefühlswelt berühre an das so schwer heranzukommen ist. Ich spüre auch, dass dies sehr anstrengend und auch nervig für Dich ist. Daher überlege bitte, ob Du das möchtest oder Deinen Weg allein weiter fortsetzen möchtest." Keine Antwort, statt dessen räumte sie die Frühstückstassen weg. Danach sagte mir, sie liebe mich. Das tut sie immer, wenn sie einem Gespräch ausweichen möchte.




sei mir nicht böse, bin sonst worklich dafür um eine beziehung zu kämpfen, aber nicht wenn es sinnlos ist.
und das ist bei dir meiner meinung schon.
natürlich muss man mal abstriche machen, jedoch nicht so große wie bei dir.
lass sie ziehen, man kann eine person nicht festhalten oder sie zu ihrem glück zwingen.
klar, kann sie ihre kindheit aufarbeiten, aber schon die tatsache, dass sie in den jahren selber nicht drauf kam und die äußerung: "ich will ihn nur mal sehen", zeigen mir das eure beziehung nicht zu retten ist.
und du stellst dir die therapie bisschen zu einfach vor, so was braucht zeit (natürlich abhängig vom menschen).
du nimmst ihre kinheit als entschuldigung, ja, ist vlt ein teil aber nicht alles.
ich denke du wärst glücklicher ohne sie und tut mir leid, sie auch ohne dich.
 
Also: ich versuche im Rahmen meiner Möglichkeiten auf sie einzugehen, sie zu verstehen. Ich glaube, dass viele Männer in vergleichbaren Situationen ihre Frau längst vor die Tür gesetzt hätten. Insofern bewege ich mich und tue, was ich kann. Bis zu einem gewissen Grad und dort beginnt für mich die Verbiegung.
Deinen Hinweis auf die Ergebnisoffenheit einer Therapie teile ich. Natürlich kann dabei etwas anderes herauskommen, als ich mir erhoffe. Meine Frage an einen Psychologen wäre: Wie kann ich als empathischer Mensch lernen, mit einem empathiearmen Menschen umzugehen?

Lieber Apollon,
nach meinem Eindruck ist Deine Frau nicht zwangsläufig empathiearm. Es ist zumindest aus der Ferne nicht wirklich zu beurteilen. In jedem Fall scheint mir Deine Frage nicht zielführend zu sein, schon alleine deshalb nicht, weil - wenn auch Deine Frau Dir empathiearm zu sein scheint, dies sicher keine gefestigte Diagnose sein kann, sondern Deine Meinung, die durchaus richtig sein kann oder richtige Elemente beinhalten kann.

Meine Gedanken gehen in die Richtung der Liebe, die in unreifer oder in reifer Form gelebt werden kann.
Ich knüpfe da an Erich Fromm an "Die Kunst des Liebens". Erich Fromm stellt die reife Liebe als die Antwort auf unsere Existenzprobleme dar (=reife Liebe) und beschreibt die unreife Liebe als symbiotische Vereinigung, bei der es eine passive Form gibt = Masochismus und eine aktive Form, den Sadismus.

In der masochistischen Form unterwirft sich der masochistische Partner und verehrt seinen Partner, was bis zur göttlichen Verehrung gehen kann. Die betreffende Person verzichtet zunehmend auf eigene Integrität. Sie ist dann zunehmend von der Aufgabe entbunden, das Problem des Lebens durch produktives Tätigsein zu lösen. Das führt zur Abgabe von Verantwortung, wie sie im BDSM sexuell gelebt wird.

Der masochistisch veranlagte Mensch findet sein Ideal im sadistischen Partner. Der sadistische Partner handelt genau anders herum. Er macht seinen masochistischen Partner zu einem untrennbaren Bestandteil seiner Person. Er bläht sich auf und vergrössert sich, in dem er die masochistischen Person, die ihn verehrt, "einverleibt".

An dieser Stelle mache ich darauf aufmerksam, dass alle Menschen masochistische wie auch sadistische Merkmale aufweisen. Lediglich gibt es eben Menschen, bei denen eine Seite deutlich sichtbar stärker ausgeprägt ist als die andere.

Der Schwachpunkt der symbiotischen Paarbildung liegt darin, dass eben beide von einander abhängig sind. Es wird eine Vereinigung ohne Integrität gelebt.

Im Gegensatz zur unreifen symbiotischen Liebe ist die reife Liebe eine Vereinigung, bei der die eigene Individualität und Integrität bewahrt bleibt. In dieser Liebe kommt es zu dem Paradoxon, dass zwei Wesen eins werden und trotzdem zwei bleiben.

Wenn wir davon ausgehen können, dass Deine Frau sehr starke masochistische Anteile in sich trägt und Du eher ausgeglichen masochistisch-sadistische Elemente, dann kann ich nachvollziehen, wenn Dir gesagt wird: Ihr passt nicht zusammen, trennt euch." Jedoch diesen Rat unterstütze ich nicht. Vielmehr stellen sich für mich folgende Fragen:

1) Welche Vergangenheit hat dazu geführt, dass sich Deine Frau wohl fühlt, wenn sie sich unterwerfen kann, wenn sie Eigen-Verantwortung abgibt? Das ist eine Frage, die ein Psychologe mit Deiner Frau herausarbeiten sollte.

Auf Grund dieser Frage wird Dir evt. klar, warum Deine Frau empathiearm wirkt. Es kann durchaus sein, dass sie schon empathievoll ist - jedoch dazu neigt, die Verantwortung für empathisches Handeln abzugeben, nicht tragen zu wollen. Ich kann mir vorstellen: Würdest Du ihr sagen: Sag jetzt "Entschuldigung" oder "mach jetzt...." dann wäre sie Dir vermutlich dankbar und würde widerspruchslos folgen. Sollte dies nicht funktionieren, dann kann das daran liegen, dass sie sich Dir nicht unterworfen hat und Dich als sadistisches Pendant nicht anerkennt.

2) Wie kann Deine Frau lernen, ihre Integrität auch als angenehm und positiv zu empfinden, besser als eine Unterwerfung? Wie kann Deine Frau dazu gelangen, Eigenverantwortung höher einzuschätzen als Abgabe der Verantwortung?

3) wie könnt ihr beide zu einer reifen Liebe gelangen?

Wenn ich auch denke, dass die Antworten zu den Fragen 1 und 2 von einem Psychologen kommen müssen, so kannst Du an der Antwort zu Frage 3 selbst arbeiten. Hierfür empfehle ich Dir das Buch von Erich Fromm: Die Kunst des Liebens

Ich denke: Wenn ihr beide zu einer reifen Liebe gelangen wollt, so trägst Du vorläufig einen Großteil der Verantwortung, vielleicht sogar den größeren Teil. Damit meine ich: Es könnte Deine Aufgabe sein, die Bedürfnisse Deiner Frau besser zu erkennen (z.B. Abgabe der Verantwortung) und darauf solange einzugehen, bis Ihr beide ein Gleichgewicht gefunden habt.

Ich empfehle nicht, dass Du Dich verbiegen sollst - jedoch auf sie eingehen bei gleichzeitiger Unterstützung durch einen Psychologen, mit dem Deine Frau die Fragen 1+2 klären sollte. Wie Du Dich in dieser Situation am besten als Unterstützer einbringen kannst, wie Du an dieser Aufgabe wachsen kannst, dafür wieder könnte ein Psychologe oder ein Therapeut Hilfe leisten. (Das Lesen des Buches s.o. empfehle ich in jedem Fall).

LG, Nordrheiner
 
Heute früh habe ich sie gefragt: "Ich spüre, dass ich mit meinen Fragen an Dich das Innerste Deiner Gefühlswelt berühre an das so schwer heranzukommen ist. Ich spüre auch, dass dies sehr anstrengend und auch nervig für Dich ist. Daher überlege bitte, ob Du das möchtest oder Deinen Weg allein weiter fortsetzen möchtest." Keine Antwort, statt dessen räumte sie die Frühstückstassen weg. Danach sagte mir, sie liebe mich. Das tut sie immer, wenn sie einem Gespräch ausweichen möchte.

Wie soll sie Dir auch antworten, wenn sie ggf. selbst nicht versteht, warum sie handelt wie sie handelt. Ich denke, Du solltest diese Aussage "ich liebe Dich" nicht als Ausweichmanöver sehen sondern als inniger Wunsch, mit Dir zu einer ggf. reifen Liebe zu gelangen, bei dem beide glücklich sind.

Wenn Du so willst, so verzichtet Deine Frau auf das Ausleben ihrer masochistischen Seite - Dir zu liebe.
Das sollte Dich froh - aber auch nachdenklich stimmen.

Ich sehe viel Hoffnung für Euch!

LG; Nordrheiner
 

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