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Enttäuschung. Ent-Täuschung?

T

Tamira

Gast
Überschrift bewusst so gewählt. Denn ich begegne ständig Menschen, die sich über das Enttäuscht geworden sein durch andere beklagen.
Und sehe mich auch persönlich immer mal wieder dieser Frage gegenüber.
Doch: Wieso kann man überhaupt sich ent-täuscht fühlen? Ge-täuscht?
Doch eigentlich nur, wenn man zuvor mit falschen Erwartungen an andere, an Situationen, was auch immer, heran gegangen ist.
Oder wie seht ihr das?
 
Hallo Tamira,

ja, es wäre schön, wenn man das immer so gelassen und erwachsen sehen könnte und sich darauf konzentrieren könnte, dass man nun um eine Täuschung ärmer ist. Aber nach einer solchen Täuschung wird einem auch manchmal sehr schmerzhaft bewusst, wie sehr einem eine vertraute Seele fehlen kann, auch wenn es nur eine Täuschung war. Was hilft einem in dunklen Stunden? Hilft die Erkenntnis, dass einen jeder Mensch enttäuschen kann (=keine Erwartung) oder die Hoffnung, dass da jemand ist, dem ich wichtig bin und der mir seine Hand anbietet, wie auch ich ihm meine Hand anbiete?

Sich immer abzusichern und auf alles vorbereitet zu sein, kann sich einer sehr einsamen Angelegenheit entwickeln, denn nur wer nichts macht, macht nichts falsch. Ich möchte nicht auf alle Berührungen verzichten, nur weil mich meine Angst dazu treibt, enttäuscht zu werden. Nicht zu lieben und sich nicht zu begegnen, kann eben so schmerzhaft und furchtbar sein, wie enttäuscht zu werden. Es gibt in meinem Leben einige Momente, die es wert waren. Sie heben die Enttäuschungen nicht auf. Aber SIE waren es wert. Die vermiedenen Enttäuschungen kommen daran bei Weitem nicht heran.
 
Enttäuschung hat meist mehr mit einem selbst zu tun als mit den anderen Menschen.

Was will ich?
Woran glaube ich?
Was erwarte ich?

Genau da liegt die fiese Falle: Enttäuschung ist immer dann gegeben, wenn bestimmte Erwartungen, Glaubenssätze oder Wünschen nicht der eigenen Vorstellung nach erfüllt sich. Je idealisierter die Vorstellung, desto schmerzhafter wird der Aufprall in der Realität sein.

Gerade in zwischenmenschlichen Bereichen passiert es es oft. Man idealisiert den Partner als den makellosen Superhelden und Beschützer, der uns aus unserem Elend befreit hat bis man aber irgendwann bemerkt, dass der Partner doch Eigenschaften zeigt, die doch dem langgeglaubten Bild widersprechen.

Und da Menschen von Natur aus Widersprüche nicht ertragen können, werden sie entweder versuchen auf ziemlich kreative Weise diese wegzuerklären versuchen oder reagieren eben mit einer Enttäuschung.

Auf Enttäuschungen niemand gefeilt sein, aber das Gute an Enttäuschungen ist, das sie uns wichtige Lektionen darüber erteilen wie die Realität ist, wie Menschen wirklich funktionieren und welche Erwartungen tatsächlich angebracht sind.
 
Leider gibt es Menschen, die andere bewusst täuschen. Die Enttäuschung im Erkenntnisprozess tut sehr weh. Ich habe das im Netz erlebt und denke, dass passiert recht häufig. Im RL fällt es nicht so leicht, Menschen zu täuschen.
Anders verhält es sich, wenn man sich Träumereien hingibt und die Realitäten so interpretiertm, wie man sie gerne hätte. Dann kann das Erwachen schmerzen und man fühlt Enttäuschung, jedoch gibt es keinen Täter in solchen Fällen.
 
Immer wenn man die Abläufe bereits kennt, also Erfahrungen damit hat, nimmt man eine Erwartungshaltung ein. Kommt es dann ganz anders als erwartet liegt das nicht unbedingt daran das man eine falsche Erwartung hatte, sondern das jemand gutes oder hervorragendes schauspielerisches Talent hat und man darauf hereingefallen ist.
Ich vergleiche das immer gerne mit den echten Schauspielerinnen und Schauspielern in Filmen, die ihre Rolle so überzeugend herüberbringen, also täuschend echt sind, das man zeitweilig völlig vergisst das es nur ein Film ist und keine wahre Begebenheit.
 
@GrayBear: So meinte ich das auch nicht. Sondern schlichtweg, dass man seine erwartungen zurückschrauben bzw. eliminieren und neutral an Situationen herangehen sollte.
Dann kann man nicht ent-täuscht werden, denn man ist ja zuvor keiner Täuschung unterlegen.
 
Sondern schlichtweg, dass man seine erwartungen zurückschrauben bzw. eliminieren und neutral an Situationen herangehen sollte.
Das wird wohl nicht immer funktionieren.
Vielleicht bei fremden Menschen, bei denen es einem nicht so wichtig ist.
Bei Menschen, die man näher an sich heranlässt (Familie, Freunde, Partner ...) wird das schwierig.
Oder kannst du das einfach so? Nichts erwarten, oder deine Erwartungen zurückschrauben?
 
@GrayBear: So meinte ich das auch nicht. Sondern schlichtweg, dass man seine erwartungen zurückschrauben bzw. eliminieren und neutral an Situationen herangehen sollte.
Dann kann man nicht ent-täuscht werden, denn man ist ja zuvor keiner Täuschung unterlegen.
Dann kannst du nicht mehr enttäuscht werden, aber täuschen kann man dich dennoch, nur du siehst es nicht mehr als Täuschung sondern als richtig und echt an. Allerdings glaube ich nicht das man das bewerkstelligen kann grundsätzlich keinerlei Erwartungen zu haben, da sich das meiste wiederholt und nicht nur einmalig ist.

Ich habe schon morgens eine Erwartungshaltung meiner Kaffeemaschine gegenüber, wenn ich sie mit Filtertüte, Kaffeepulver und Wasser befüllt habe und der Stecker in der Steckdose steckt und ich sie einschalte, dann erwarte ich von ihr das sie Kaffee kochen wird.
 
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