Vermutlich hattest Du eine verhaltenstherapeutische Kurztherapie. Bei 25 Stunden braucht man noch keine Genehmigung der Krankenkasse.
Ich bin seit 4 Jahren in tiefenpsychologisch fundierter Psychotherapie. Die Höchstzahl der von der Krankenkasse gezahlten Stunden (100) ist ausgeschöpft. Inzwischen bin ich Selbstzahlerin, weil ich noch einige Zeit Begleitung brauche, um noch einige Ziele zu erreichen.
Mein Therapeut gibt wenig Tips. Ich war da oft sehr ungeduldig und habe ihn bedrängt, mir Lösungen zu sagen. Heute bin ich sehr dankbar für seine Zurückhaltung, die viel Selbstdisziplin erfordert, und seine Geduld. Auch sein Vertrauen in meine eigene Kompetenz, die er mir durch seine Zurückhaltung immer wieder signalisiert. Er sagt - und mit meiner heutigen Erfahrung stimme ich ihm vollkommen zu - "es ist heilsamer, wenn es aus Ihnen heraus kommt, als wenn ich etwas überstülpe" "Pathing not leading". Ich bin unendlich dankbar, daß er den Weg ohne Medikamente mit mir gegangen ist. Er spiegelt mich, stellt sich mir auch in Auseinandersetzungen als Sparringpartner zur Verfügung. Er hilft mir Zusammenhänge zu erkennen, hinter die Gefühle und Erlebnisse zu schauen. Er gibt mir einen sichren, professionellen, verschwiegenen Raum, in dem ich mich komplett öffnen und sicher fühlen kann. Er füllt das Vertrauensvakuum in mir durch seine Akzeptanz und Verläßlichkeit, seine Zugewandheit und Konstanz. Er gibt mir Anregungen, ist mir Vorbild. Er faßt mit einfachen Worten zusammen, was in mir ein Chaos ist. Gerade am Anfang hat er mir auch viele psychologische und systemische Zusammenhänge erklärt. Er hat mir durch seine ungewöhnlichen Fragen Wege eröffnet. Ich habe gelernt, zu analysieren, zu hinterfragen, aber vor allem im vertrauen zu sein. Das wurde mir letztens noch einmal schlagartig bewußt, daß ich im Vergleich zu vor der Therapie heute im Vertrauen lebe, mich im Einklang mit mir fühle, und ich dachte mir "Wow, ist das das Urvertrauen, von dem alle reden? Fühlt sich das so an?"
Ich hatte früher jede Woche eine Stunde, heute nur noch alle 2 Wochen.
Was sich während der Zeit der Therapie verändert hat?
Vor allem meine Selbstakzeptanz, Selbstliebe. Mein Vertrauen in mich und in das Leben.
Ich hatte schlimme Panikattacken. Ich weiß nicht, ob die ganz vorbei sind. Die letzte liegt jetzt schon lange zurück. Aber wenn eine käme, kann ich sie annehmen und durch mich durchlaufen lassen. Meine diesbezügliche Scham habe ich komplett aufgeben dürfen. Ich habe auch viel mit Entspannungstechniken gearbeitet. Nicht in der Therapiestunde, aber ich habe ergänzend Meditationskurse gemacht, autogenes Training und Qi Gong erlernt, Reiki erlernt, mache jetzt eine schamanische Heilerausbildung.
Durch die Therapie konnte ich nach 15 Jahren Vermeidungsverhalten wieder zum Zahnarzt und zum Friseur gehen, nach 30 Jahren Kontakt zu meinem Vater aufnehmen. Ich fühle mich nicht mehr im Bann meiner Mutter. Ich sehe meine Eltern mit Liebe und Mitgefühl. Endlich fühle ich mich eigenständig und unabhängig. Ich habe viele systemische Zusammenhänge erkannt. Auch durch ergänzendes Familienstellen.
Ich habe vor allem auch ganz viele abgespaltene Erinnerungen und schmerzhafte Gefühl wahrnehmen und integrieren dürfen. Das, was ich früher für unaussprechlich, für viel zu schmerzhaft gehalten habe, durfte ich in der Sicherheit des Therapieraums und mit dem Therapeuten als professioneller Stütze betrachten, nachspüren, teilweise erstmals wirklich fühlen und letztendlich akzeptieren, einordnen und integrieren.
Ich gehe entspannt und ruhig meiner Arbeit nach. Keine Ängste mehr wie früher. Ich öffne mich anderen Menschen. Meine Kreativität ist viel größer und lebendiger geworden. Ich habe das Malen entdeckt, um meine Gefühle ausdrücken zu können. Ich habe mich von vielem getrennt, was mir nicht gut tut. Gerade dieses Jahr ist das Jahr des Lösens und Loslassens für mich. Vor allem auch von schlechten Gedanken und unnötiger und lähmender Grübelei. Schlechten Gewohnheiten. Ich habe eine viel bessere Körperwahrnehmung. Durch Selbstliebe und achtsames Essen habe ich viel Gewicht verloren, eine Schutzmauer, die nicht mehr benötigt wird.
All das hat viel, viel Zeit benötigt und Anstrengung. 25 Stunden hätten bei mir wohl nicht zu einer so grundlegenden Weiterentwicklung und Heilung geführt.
All das ist auch nicht abgeschlossen, sondern sicher ein lebenslanger Prozeß. Aber ich habe das Gefühl, jetzt - dank der Therapie - auf einem Niveau zu sein, wo ich gut zurechtkommen werde. Ich bin zuversichtlich. Ich bin dem Leben gegenüber offen und positiv eingestellt. Das war ich vor der Therapie nicht.
Und im nächsten Jahr mache ich dann noch ein Sabatjahr, um noch mal ganz bewußt den Schritt in die Freude und Selbstbestimmtheit zu gehen. Um im eigenen Rhythmus zu leben.
Ich habe durch die Therapie die Erfahrung gemacht:
"Mut steht am Anfang - Glück am Ende".