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Erfahrungen Psychotherapie

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Carina40

Mitglied
Hallo zusammen,

hat Jemanden von euch eine Psychotherapie geholfen? Und falls ja inwiefern? Was seht ihr jetzt anders als zuvor?

Viele Grüße
Carina
 
Steht bei dir eine an und weißt du, welche? ^^ Die laufen ja sehr unterschiedlich ab.
 
Ich habe einige Jahre eine Therapie gemacht. Das nannte sich "Tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie". Da habe ich viel Vergangenes aufgearbeitet. Geholfen hat es mir insofern, dass sich dadurch viele Fragen in meinem Kopf klärten. Ich habe außedem gelernt, mein eigenes Verhalten besser zu verstehen und zu reflektieren. Irgendwann wollte ich die Therapie jedoch beenden, da für mich alles geklärt war.

Man darf nur nicht erwarten, dass die Therapie einen neuen Menschen aus einem macht. Der Therapeut / die Therapeutin spiegelt lediglich deine Aussagen / dein Verhalten und gibt nie Ziele oder konkrete Lösungen vor. So war das zumindest bei mir. Man muss sich alles selbst erarbeiten und wenn man dort hingeht und unmotiviert ist, dann geht die Therapie nicht voran. Es ist lediglich eine Hilfe, aber keine Lösung für alle Probleme.
 
Hallo,

lieben Dank für eure Antworten. 🙂
Ich hatte eine Psychotherapie gehabt mit 25 Sitzungen gehabt. Das war wohl eine "einfache" Psychotherapie? Diese hat mir persönlich nicht viel gebracht gehabt. Da mein Therapeut immer meinte, ich sollte mich entspannen und diesen und jenen Kurs bei der Volkshochschule machen und ich sollte viel Sport machen und versuchen meine Angstgedanken aus dem Kopf zu bekommen und dabei würde auch Entspannung helfen und ich hatte dann während den 25 Sitzungen auch mit meinem Therapeut Entspannung geübt gehabt, aber wirklich viel geholfen hatte mir das nicht. Aus dem Grund habe ich nachgefragt, wie das bei euch gelaufen ist.

@Yuna89 was du beschreibst, klingt sehr interessant. Wie oft in der Woche warst du in der Therapie? Und hast du so auch an dir gearbeitet gehabt? Toll auch, dass du Fragen in deinem Kopf klären konntest. 🙂 Wenn der Therapeut keine Ziele vorgibt oder Lösungen, was hat er dann gemacht? Mein Therapeut hatte mir gesagt, was ich tun sollte, wie beispielsweise das mit der Entspannung und den Kursen.

Liebe Grüße
Carina
 
Vermutlich hattest Du eine verhaltenstherapeutische Kurztherapie. Bei 25 Stunden braucht man noch keine Genehmigung der Krankenkasse.

Ich bin seit 4 Jahren in tiefenpsychologisch fundierter Psychotherapie. Die Höchstzahl der von der Krankenkasse gezahlten Stunden (100) ist ausgeschöpft. Inzwischen bin ich Selbstzahlerin, weil ich noch einige Zeit Begleitung brauche, um noch einige Ziele zu erreichen.

Mein Therapeut gibt wenig Tips. Ich war da oft sehr ungeduldig und habe ihn bedrängt, mir Lösungen zu sagen. Heute bin ich sehr dankbar für seine Zurückhaltung, die viel Selbstdisziplin erfordert, und seine Geduld. Auch sein Vertrauen in meine eigene Kompetenz, die er mir durch seine Zurückhaltung immer wieder signalisiert. Er sagt - und mit meiner heutigen Erfahrung stimme ich ihm vollkommen zu - "es ist heilsamer, wenn es aus Ihnen heraus kommt, als wenn ich etwas überstülpe" "Pathing not leading". Ich bin unendlich dankbar, daß er den Weg ohne Medikamente mit mir gegangen ist. Er spiegelt mich, stellt sich mir auch in Auseinandersetzungen als Sparringpartner zur Verfügung. Er hilft mir Zusammenhänge zu erkennen, hinter die Gefühle und Erlebnisse zu schauen. Er gibt mir einen sichren, professionellen, verschwiegenen Raum, in dem ich mich komplett öffnen und sicher fühlen kann. Er füllt das Vertrauensvakuum in mir durch seine Akzeptanz und Verläßlichkeit, seine Zugewandheit und Konstanz. Er gibt mir Anregungen, ist mir Vorbild. Er faßt mit einfachen Worten zusammen, was in mir ein Chaos ist. Gerade am Anfang hat er mir auch viele psychologische und systemische Zusammenhänge erklärt. Er hat mir durch seine ungewöhnlichen Fragen Wege eröffnet. Ich habe gelernt, zu analysieren, zu hinterfragen, aber vor allem im vertrauen zu sein. Das wurde mir letztens noch einmal schlagartig bewußt, daß ich im Vergleich zu vor der Therapie heute im Vertrauen lebe, mich im Einklang mit mir fühle, und ich dachte mir "Wow, ist das das Urvertrauen, von dem alle reden? Fühlt sich das so an?"

Ich hatte früher jede Woche eine Stunde, heute nur noch alle 2 Wochen.

Was sich während der Zeit der Therapie verändert hat?
Vor allem meine Selbstakzeptanz, Selbstliebe. Mein Vertrauen in mich und in das Leben.
Ich hatte schlimme Panikattacken. Ich weiß nicht, ob die ganz vorbei sind. Die letzte liegt jetzt schon lange zurück. Aber wenn eine käme, kann ich sie annehmen und durch mich durchlaufen lassen. Meine diesbezügliche Scham habe ich komplett aufgeben dürfen. Ich habe auch viel mit Entspannungstechniken gearbeitet. Nicht in der Therapiestunde, aber ich habe ergänzend Meditationskurse gemacht, autogenes Training und Qi Gong erlernt, Reiki erlernt, mache jetzt eine schamanische Heilerausbildung.
Durch die Therapie konnte ich nach 15 Jahren Vermeidungsverhalten wieder zum Zahnarzt und zum Friseur gehen, nach 30 Jahren Kontakt zu meinem Vater aufnehmen. Ich fühle mich nicht mehr im Bann meiner Mutter. Ich sehe meine Eltern mit Liebe und Mitgefühl. Endlich fühle ich mich eigenständig und unabhängig. Ich habe viele systemische Zusammenhänge erkannt. Auch durch ergänzendes Familienstellen.
Ich habe vor allem auch ganz viele abgespaltene Erinnerungen und schmerzhafte Gefühl wahrnehmen und integrieren dürfen. Das, was ich früher für unaussprechlich, für viel zu schmerzhaft gehalten habe, durfte ich in der Sicherheit des Therapieraums und mit dem Therapeuten als professioneller Stütze betrachten, nachspüren, teilweise erstmals wirklich fühlen und letztendlich akzeptieren, einordnen und integrieren.
Ich gehe entspannt und ruhig meiner Arbeit nach. Keine Ängste mehr wie früher. Ich öffne mich anderen Menschen. Meine Kreativität ist viel größer und lebendiger geworden. Ich habe das Malen entdeckt, um meine Gefühle ausdrücken zu können. Ich habe mich von vielem getrennt, was mir nicht gut tut. Gerade dieses Jahr ist das Jahr des Lösens und Loslassens für mich. Vor allem auch von schlechten Gedanken und unnötiger und lähmender Grübelei. Schlechten Gewohnheiten. Ich habe eine viel bessere Körperwahrnehmung. Durch Selbstliebe und achtsames Essen habe ich viel Gewicht verloren, eine Schutzmauer, die nicht mehr benötigt wird.

All das hat viel, viel Zeit benötigt und Anstrengung. 25 Stunden hätten bei mir wohl nicht zu einer so grundlegenden Weiterentwicklung und Heilung geführt.
All das ist auch nicht abgeschlossen, sondern sicher ein lebenslanger Prozeß. Aber ich habe das Gefühl, jetzt - dank der Therapie - auf einem Niveau zu sein, wo ich gut zurechtkommen werde. Ich bin zuversichtlich. Ich bin dem Leben gegenüber offen und positiv eingestellt. Das war ich vor der Therapie nicht.

Und im nächsten Jahr mache ich dann noch ein Sabatjahr, um noch mal ganz bewußt den Schritt in die Freude und Selbstbestimmtheit zu gehen. Um im eigenen Rhythmus zu leben.

Ich habe durch die Therapie die Erfahrung gemacht:

"Mut steht am Anfang - Glück am Ende".
 
Zuletzt bearbeitet:
Hallo zusammen,

hat Jemanden von euch eine Psychotherapie geholfen? Und falls ja inwiefern? Was seht ihr jetzt anders als zuvor?

Viele Grüße
Carina

Welche Behandlungsmethoden eingesetzt werden, hängt davon ab, um welches Problem, welche Erkrankung oder Störung es sich handelt.
Ist wohl eine kognitive Verhaltenstherapie.
In einer kognitiven Therapie geht es darum, sich über seine Gedanken, Einstellungen und Erwartungen klar zu werden.
Welche Denk- und Verhaltensmuster sind schädlich, welche neutral?
Hängt stark davon ab, wie man die Situation bewertet:
Ist eine problemorientierte Strategie, es geht darum, an aktuellen Problemen zu arbeiten und Lösungen für sie zu finden.
Keine Aufarbeitung der Vergangenheit, dafür gibt es die Psychoanalyse!
Und ob dir das hilft zeigt sich erst nach der Therapie, ohne den Therapeuten, da willst du ja dein Leben ja dann (" selbständig " wieder meistern!
 
Du ich habe eine Therapie gemacht nach meiner Trennung ich habe es alleine nicht geschafft drüber weg zu kommen
Aber verspreche dir nicht zu viel davon nicht das Du denkst Du geht da hin und bist nach einigen Wochen
ein andere Mensch das kannst Du vergessen.
Ich habe über 6 Monate Depressiva genommen nur das Gespräch mit den Therapeuten bringt nichts Du muß
sehr viel an dir selber arbeiten.

Und wer einmal eine Depression gehabt hat ist immer wieder sehr anfällig für eine neue Depression ich weis
wo von ich reden.

Ich wünsche dir alles gute und hoffe das die Therapie dir helfen wird.

Gruß
manfred
 
Hallo zusammen,

vielen herzlichen Dank für eure ganzen Antworten, darüber habe ich mich total gefreut. 😀

Vor allem auch dir, @bird on the wire.
Das du das alles so ausführlich beschrieben hast,fand ich sehr interessant zu lesen. 🙂 Vor allem, dass sich zurückhalten ist denke ich sehr wichtig und gut, dass man dadurch die Dinge selbst erkennt und dass es so aus einem herauskommen kann und das kommt dann auch von innen heraus und ist echt, als wenn der Therapeut einen etwas überstülpen möchte.
Auch, was du jetzt vor hast, klingt sehr interessant und toll. 🙂 Dafür wünsche ich dir von Herzen alles Gute und das du so weit gekommen bist, gibt mir selbst auch Mut.

@Kylar, irgendwo ist es beruhigend zu lesen, dass du das auch kennst, wie das in meiner Therapie auch gelaufen war, wobei das alles andere als gut ist. 🙁

@Gast, danke auch für deine Schilderung. 🙂

@Netter Er, du hast Recht, man darf sich nicht zu viel versprechen und sehr wichtig dabei ist eben auch, dass man sehr sich selbst arbeitet.

Liebe Grüße
Carina
 
Ich habe bereits zwei stationäre Psychotherapien hinter mir: Die erste Psychotherapie in der psychiatrischen Abteilung des städtischen Klinikums hat überhaupt nichts gebracht. Die Ärzte wussten nicht was sie mit mir machen sollen. Nach meinem Umzug in ein anderes Bundesland, hörte ich von einer renommierten Fachklinik für Psychiatrie, Psychotherapie, Psychosomatik und Neurologie in Rheinland-Pfalz. Ich ging mit gemischten Gefühlen in die Klinik. Nach kurzer Zeit habe ich mich dort eingelebt und habe dort meine Freundin kennen gelernt. Die behandelnde Fachärztin für Psychiatrie, welche gleichzeitig meine Psychotherapeutin war, wusste von unserer Beziehung und hat es für sich behalten, obwohl sie es hätte melden müssen. Sie hat es nicht getan, weil es zu einem immensen Therapieerfolg bei meiner Freundin und mir geführt hat. Die Therapieangebote waren auch sehr vielfältig: Schwimmen, Wassergymnastik, körperorientierte Psychotherapie in Form von brasilianischem Capoeira, Körperwahrnehmung, integrative Gruppentherapie, Ergotherapie, Massagen, Rotlichtbehandlung, Walking, Erlebnistherapie (eine insgesamt 18 Kilometer lange Wanderung mit Übernachtung in einer in einem Dorf gelegenen Jugendherberge) und vieles mehr. Da ich an einer Cluster B Persönlichkeitsstörung mit narzisstischen und dissozialen Anteilen, einer mittelgradigen depressiven Episode und mehreren Zwangsstörungen leide, wurde bei mir mit der dialektisch behavioralen Psychotherapie nach Linnehan gearbeitet, welche im Grunde zur Behandlung der Borderline Persönlichkeitsstörung entwickelt wurde, aber ebenso bei einer dissozialen Persönlichkeitsstörung angewendet wird, da beide Störungen sich als Hauptaugenmerk eine Störung der Impulskontrolle teilen. Ich fand die Therapie sehr gut und sehe vieles klarer, konnte mit vielen Dingen abschließen und neue Seiten an mir entdecken, die ich bis dahin noch nicht kannte. Vor der Psychotherapie war ich gefühlskalt, egoistisch, manipulativ, leicht reizbar, impulsiv, auf Macht, Kontrolle und den persönlichen Gewinn ausgerichtet, habe andere Menschen belogen und betrogen, habe unzählige Straftaten begangen ohne dafür belangt zu werden, sah alles schwarz, beziehungsweise pessimistisch, hatte nie Angst vor irgendwelchen Konsequenzen, war unfähig aus Fehlern zu lernen und habe andere Menschen für mein Handeln verantwortlich gemacht. Selbstverständlich bestehen viele der Charaktereigenschaften noch, aber die Ausprägung ist gemindert. Ansonsten würde ich mich und meine Persönlichkeit verleugnen, beziehungsweise hätte diese Dinge aufgegeben. Ein Punkt wo keine Therapie Abhilfe schaffen kann, ist, dass ich keine Angst empfinden kann, weil der Teil des Gehirns, welcher für die Angst verantwortlich ist, in meinem Fall inaktiv ist.

Alles in allem hat sich die Therapie für mich mehr als gelohnt. Selbsterkenntnis ist hier das eine magische Schlüsselwort.
 
Hallo SoldierOfFortune91,

vielen Dank für deine Antwort und was du über deine Therapien geschrieben hast. Das fand ich sehr interessant. 🙂

Liebe Grüße
Carina
 
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