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es ist mir einfach zuviel, jeden tag arbeiten zu gehen.

T

Tabea:(

Gast
guten abend,

ich (28, w) habe durch das berufsleben enorme probleme, was meine psyche anbelangt. schon in der schule war es so, dass mir die 6 stunden (8 mit mittagsschule) eigentlich immer zuviel waren, ich konnte da gar nichts dagegen machen, selbst die fächer, die mich annähernd interessierten, waren eine qual für mich. ich habe mich schon immer viel zu gern mit mir selbst und meinen gedanken beschäftigt, statt stundenlang auf einem stuhl zu sitzen und mich berieseln zu lassen.

damals glaubte ich noch, wenn ich mal einen job habe, wird das alles anders. leider kam es noch schlimmer, denn seit ich arbeite (habe zwischenzeitlich studiert, das war ganz okay, da es ziemlich locker zuging an der uni), bekomme ich rein gar nichts mehr auf die reihe. ich stehe um 5 auf, um 8 bin ich bei der arbeit. 17 uhr ist ende, gegen 18:30 bin ich dann zuhause und könnte jedesmal nur noch heulen. ich habe keine zeit mehr für mich, keine muse, irgendwas anderes zu tun als nach der arbeit halbtot auf's sofa zu fallen.

mein haushalt ist eine katastrophe, freunde habe ich schon gar keine mehr, da ich eh immer zu müde und zu fertig bin, um was zu unternehmen, somit ruft mich seit knapp einem jahr auch keiner mehr an, da alle denken, es wäre eh nur eine lahme ausrede meinerseits. ich beneide wirklich die menschen, die trotz einer 40-stunden-woche noch gutgelaunt sein können und ihr leben außerhalb der arbeit auf die reihe bekommen und spaß haben können. mir graut es jeden freitag schon wieder vor dem montag und der kommt immer so ruckzuck, dass ich das gefühl habe, das wochenende verschlafen zu haben, so wie ich immer mehr das gefühl habe, mein ganzes leben zu verschlafen, da die meiste zeit doch nur aus arbeiten und "zur arbeit fahren" besteht.

ich fühle mich wie in einem gefängnis, mir wird alles zuviel und obwohl ich diesen beruf immer als meinen traumberuf angesehen habe, merke ich jetzt, dass das ganze gar nicht mehr so "traumhaft" ist, wenn ohnehin nur der zwang dahintersteckt (zwang = geld verdienen müssen, um zu leben). habe auch schon meinen chef nach der option auf teilzeit gefragt, doch da lachte er nur und meinte, wie ich mir das denn vorstellen würde und bevor er meine stelle teilzeit besetzt, würde er mich lieber kündigen und jemanden einstellen, der vollzeit arbeiten will aus voller überzeugung.

manchmal denke ich, ich bin einfach nicht dafür gemacht, so zu leben, wie die gesellschaft es einem sozusagen vorschreibt. ich möchte LEBEN, einfach leben, und darunter verstehe ich nicht, den feierabend, die wenigen stunden, die mir vor dem ins bett gehen bleiben, irgendwie sinnvoll zu gestalten. denn vom rest des tages - morgen, mittag, nachmittag - habe ich eh nichts und das 5 tage die woche. bin ziemlich ratlos mit meiner situation. laut aussprechen darf man solche gedanken ja auch nirgends, ohne dass man gleich pikiert angeschaut und als "faul" abgestempelt wird.
 
Hallo Tabea!
Dein Problem haben viele Menschen. Und zusätzlich eigentlich alle Berufsanfänger, die ich kenne. Wielange arbeitest du denn schon?
Folgende Tipps / Anregungen, die deine Situation zwar nicht ändern, aber vielleicht etwas lindern.
- Anscheinend fährst du 1 1/2 zur Arbeit, somit fehlen dir 3 Stunden Freizeit pro Tag. Kannst du näher an deine Arbeit ziehen?
- Und/oder verwandel die Pendlerei in eine Sache, die gern machst. Ich höre zum Beispiel gerne Hörbücher. Wenn die gut sind, will ich manchmal gar nicht aus dem Auto steigen (ist mir zB passiert bei "Purpurne Flüsse" und "Gut gegen Nordwind") und freu sich schon auf den nächsten Tag. Damit hab ich auch beim Fahren zur Arbeit Freizeit.
- Konzentrier dich auf die guten Seiten deines Jobs. Nicht viele können behaupten, sie hätten einen Traumjob...da ist meistens NUR Zwang dahinter,bei dir ist es immerhin gemischt.
- Manche behaupten, wieviel man nach der Arbeit schafft, ist Gewohnheitssache. Jemand, der nach 19 Uhr noch regelmäßig ins Fitnessstudio oder in die Bar geht, kennt es irgendwann einfach nicht anders. Nach der ersten schlimmen Erschöpfungsphase hat der Körper sich dran gewöhnt.
- Vielleicht würde dir ein kurzes Power-Napping nach der Arbeit ausreichend Energie für den Rest des Tages geben? (Mach dich mal schlau, das muss eine ganz bestimmte Dauer haben, damit man nicht noch müder wird.)

Gibt es denn Teilzeitjobs in deiner Branche? Könntest du dich davon ernähren?
 
Alouette meinte:
- Anscheinend fährst du 1 1/2 zur Arbeit, somit fehlen dir 3 Stunden Freizeit pro Tag. Kannst du näher an deine Arbeit ziehen?
- Und/oder verwandel die Pendlerei in eine Sache, die gern machst. Ich höre zum Beispiel gerne Hörbücher.

...
Gibt es denn Teilzeitjobs in deiner Branche? Könntest du dich davon ernähren?

Hallo Tabea,

anknüpfend an Alouettes Gedanken noch: Bei einer so langen Fahrtdauer fallen vermutlich auch ordentliche Fahrtkosten an. Ggf., falls Du an Deinem jetzigen Wohnsitz unbedingt bleiben wollen solltest, machte es Sinn, dieses Geld unter der Woche in ein Pensionszimmer sehr nahe Deiner Arbeitsstätte zu investieren. Jede Menge Zeit eingespart sowie als Nebennutzen entfällt während dieser Tage noch die Haushaltsführung weitgehend.

Alternative: Überlege Dir, ob und was Du Dir als selbständige berufliche Betätigung vorstellen könntest.
 
tabea, gibt es denn keine moeglichkeit fuer dich, nur teilzeit zu arbeiten?

oder einen weniger stressigen job anzunehmen?
 
Hallo Tabea,

du sprichst mir irgendwie total aus der Seele. Es kommt mir alles so bekannt vor. In vielem denke ich so wie Du und ich kann Dich vollstens verstehen. Ich kenne das mit der Arbeit nur zu gut. Wenn man jeden Tag 10-11 Std. arbeitet, somit viele Überstunden macht und am Ende der Woche total ausgebrannt ist und auf nichts mehr Lust hat. Das habe ich viele Jahre hinter mir und bin seit bald gut zwei Monaten wegen Insolvenz der Firma arbeitslos geworden. Ich sage nur Gott sei Dank, das es so gekommen ist. Habe es bis zuletzt kaum noch ausgehalten, war gestresst und mit den Nerven runter. Nun geniesse ich meine freie Zeit und werde mir wohl erstmal eine Auszeit nehmen. Momentan denke ich überhaupt nicht daran wieder eine Arbeit aufzunehmen geschweige denn nach einer zu suchen. Zu groß ist die Angst vor einem erneuten wieder erleidenen Leistungsdruck, dem ich täglich ausgeliefert war. Viele würden meine Ansicht sicher nicht verstehen, aber wenn man sich nur noch quält ist das auch nicht das Wahre. Man vernachlässigt durch die Arbeit sehr viel und man muß sich mal überlegen was für einen wichtig ist, was kann und will ich leisten? Bewundere selber auch immer die Menschen, die neben der Arbeit so aktiv sind. Da wird sich nach Feierabend getroffen, das Wochenende ist schon lange in Vorplanung und jeder hat seinen Spaß. Bei mir war das früher auch so, nun kann ich das nicht mehr. Es macht mich traurig und ärgert mich zugleich, das ich keine Kraft mehr dazu habe. Das Leben leidet darunter und das darf nicht sein. Ich komme so langsam wieder runter, aber es ist so eingefahren, das ich so lustlos bin und an Lebensqualität verloren habe. Man kann sich kaum noch an was erfreuen...
 
Meint ihr nicht, dass das alles noch viel schlimmer wird ?

Wenn ich mir vorstelle noch über 3 Jahrzehnte arbeiten zu müssen könnte ich kotzen.. Aber es wird eher mehr, weil ständig mehr Leistung erwartet wird, alles teurer wird, und man für einen gewissen "Lebensstandard" eben außer schlafen die meiste Zeit arbeitet. Viele brauchen das sogar weil sie unheimlich karrieregeil sind.

Das Leben ansich ist aber leider so verkommen. Freizeit und das eigentliche Leben sind völlig in den Hintergrund geraten.
 
Man muss garnix, das ist doch hier kein Gulag. Immer nur schön Ausschau halten nach den gebratenen Täubchen, dann Mund auf und....haps!
 
Hallo an Alle,



sehr gute Tipps und viel Bemühungen von den Antwortern, welche viel geschrieben haben... ...ein großes Dankeschön an euch auch von Außen!


Ich möchte noch ein sehr wichtigen Tipp dazu addieren:


Mir hat es sehr geholfen die Einstellung zur Arbeit anders zu verinnerlichen: denn häufig ist es so das Menschen die Arbeit als "ein Muß um zu können" ansehen, ja mache sogar die Meinung haben für jemand anderes arbeiten zu gehen, aber wenn man sich verdeutlicht das arbeiten zu gehen eine Tat für sich selbst ist, der man mit Dank gegenüberstehen kann, dann macht es den Arbeitsalltag erfreulicher und man wird tatkräftiger, lockerer und stabiler bzw. besser gelaunter, dann bleibt auch noch einiges übrig um im Feierabend Kraft für andere Dinge zu haben.

Warum kann man dankbar für Arbeit sein?


In vielen Gebieten der Erde und auch in Deutschland finden viele Menschen aus den unterschiedlichsten Gründen keine Arbeit, sie haben keine Möglichkeit oder nur erbärmliche, gar menschenunwürdige Mittel um Geld zu verdienen und sich und ihre Familie oder ihre Kinder unzureichend zu versorgen, es mangelt an Allem... ...die Zustände in solchen Gebieten sind meistens katastrophal um mal eine verharmlosende Umschreibung zu wählen!


Wie stellt man seine Einstellung um?



Ich konnte es erreichen in dem ich mir sagte, das hier (Arbeitsumfeld) habe ich mir zu eigen gemacht - kurz gesagt "es ist meins" und "ich arbeite hier um etwas für mich zu erreichen", auch: "ich will eine gute Arbeitsleistung für mich erreichen, was andere tuen, tuen andere"...


...man könnte auch auf die Verantwortung und die Möglichkeit, welche man übernehmen kann und welche einem geboten und anvertraut wird stolz sein.


Das das Arbeitsleben nicht immer leicht ist - ist klar, aber wenn es zu schwer wird kann man sich getrost nach etwas anderem umschauen, wer hält einem davon ab?


Außerdem ist es völlig blöd so zu denken: "Ich muß noch dreißig Jahre" - Was soll das denn bitte? Mit 65 die endlich die Beine hoch und endlich nichts weiter tuen um dann als Couchtomate zu schimmeln??? Wer so denkt tut mir leid!

Wenn ich auf Toilette einen "schwerzhaften Abwurf" erlebte, soll ich dann denken: "laut Statistik das 50 Jahre noch...", so ein Quatsch!



Gesundheit gedeiht mit zunehmender Freude am Leben, auch wenn das nicht immer einfach ist - ist es dennoch eine erstrebenswerte Einstellungssache.

Man kann sagen: Scheiße nun muß ich wieder los, was die Arbeit betrifft oder man kann sagen: So nun ist es wieder daran - ich verdiene mein eigenes Geld und werde gebraucht, mal sehen was heute anliegt, ich tue es für mich und bin dankbar und stolz das ich das kann.



Das hat auch nichts mit Schönfärberei zu tun, sondern mit positiver Lebenseinstellung und diese wirkt sich garantiert nicht negativ aus!





Ein ehemalig Angemeldeter im HF.


Grüße an Rainer (JPS) 🙂
 
Wenn ich sowas lese kann ich dir wirklich nur raten:
Deine Gesundheit und dein seelisches Heil sind dein höchstes Gut.
Mach das nicht kaputt.

Lieber einen Job in der Nähe suchen, wo du evtl nicht so viel verdienst, evtl ne Zeit auch nur halbtags. Damit du einfach erstmal entlastet bist und dir mehr Zeit für deine Erholung nehmen kannst. Denn ich denke du leidest schon unter Burnout.

Gesundheit ist wichtiger als Arbeiten, lass dir ja nix anderes einreden.
Alles gute Wünsch ich dir.
 
ein wirklich gut geschriebener text, dessen inhalt mir SO bekannt vorkommt ...

ich habs zwar sogesehen vielleicht noch einigermaßen gut erwischt, habe einen kurzen arbeitsweg und eigentlich auch keine SO lange stundenwoche, aber ich halte es einfach nicht mehr aus ...

ich gehöre auch nicht zu den menschen die irgendwie "gezielt" krank machen, um mehr freizeit zu haben oder so, das habe ich schon in der schule nie gemacht ...

in meiner gesamten schulzeit und mittlerweile 14 jahren arbeitszeit, habe ich vielleicht 5 fehltage gehabt, auf der arbeit nur 2 und da lag ich wirklich halb tot im bett

ansonsten war ich immer nur daheim wenn ich urlaub hatte, jetzt auch mal wieder 3 wochen und die erste arbeitswoche ist nicht mal vorbei und ich hab schon wieder absolut keine lust mehr, ich ertrage es einfach nicht mehr ...

man arbeitet um geld zu verdienen, um davon leben zu können, so sehen das laut umfragen ja mindestens 50% der bevölkerung
jetzt habe ich dieses geld, eigentlich nicht mal wenig und es häuft sich auch monat für monat mehr an

aber ich weiß nicht mal was ich damit machen soll, mir fällt nichts ein, wofür ich es noch sinnvoll ausgeben oder mir damit eine freude bereiten könnte ...
ich hab überhaupt keine freude mehr am leben, hatte sie eigentlich nie und das scheiss geld macht mich erstrecht nicht glücklich

ich frag mich echt was aus mir noch werden soll, am liebsten würde ich gar nichts mehr machen ... 🙁
 

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