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Feiern gehen, obwohl nahestehender Mensch sehr krank ist?

  • Starter*in Starter*in Gelöscht 75859
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Gelöscht 75859

Gast
Wie handhabt ihr das?

Wenn ein euch nahestehender Mensch krank ist, vielleicht sogar im Krankenhaus liegt, würdet ihr dann trotzdem feiern gehen?

Wenn ihr die Frage mit ja beantworten könnt, frage ich mich, warum ihr das so einfach könnt?

Aus meiner Fragestellung liest man vielleicht raus, welche Stellung ich dazu habe.
Natürlich will ich auch nicht wie ein Trauerkloß Zuhause rumhängen, aber feiern gehen würde ich trotzdem nie, weil ich mir viel zu viel Sorgen mache. Außerdem will ich auch irgendwie erreichbar sein, für den Fall, dass sich der Gesundheitszustand der Person verschlechtert.
Ich wäre auch gar nicht in der Stimmung, ausgelassen feiern zu gehen.

Hoffe ihr habt eine echte Erklärung, da das Thema bei mir gerade sehr präsent ist, mir das aber keiner von den betroffenen Personen richtig erklären kann. Vielleicht auch, weil ich es natürlich auch irgendwie vorwurfsvoll erfragt habe.
 
Wäre die mir nahestehende Person lebensbedrohlich erkrankt und ihr Zustand könnte jederzeit kippen, dann würde ich nicht feiern gehen.

Wäre dem nicht so, was hätte die erkrankte Person davon, wenn ich zu Hause sitze und mir vor Sorgen gräme? Davon würde sich ihr Zustand auch nicht bessern und am Ende würde diese Person sich noch Sorgen um mich machen.

Im letzten Fall, ja, dann würde ich feiern gehen.
 
Jeder muss das selbst entscheiden, denke ich.

Ich würde wahrscheinlich feiern gehen, einfach weil Ablenkung mir guttun würde. Warum ich das einfach so kann? Weil meine psychische Disposition das hergibt. Ich bin nicht und war nie jemand, der sich in die Ecke setzt und der Dinge harrt. Auch nach dem Tod meines Vaters war ich relativ schnell wieder auf Geburtstagen etc. Ein paar Stunden Ablenkung tun der eigenen Seele gut und der Kranke oder Verstorbene hat nichts davon, wenn man nicht hingeht.

Du sprichst es ja selbst in deinem ersten Beitrag an, dass du ggf vorsichtig sein solltest mit Vorwürfen. Mir wurde auch viel vorgeworfen z.B. dass ich nicht geweint habe auf der Beerdigung. Menschen sind anders, nicht jede Gefühlswelt ist wie die deine. Das bedeutet aber nicht, dass die anderen das "einfach so" mal machen, sondern auf ihre eigene Weise damit umgehen.
 
Die Frage kannst Du nur von den Leuten beantworten lassen, die eine Erwartungshaltung haben - und sie auch begründen können.

Zunächst gibt es die erkrankte Person. Abhängig von dem Verhältnis, in dem Du zu ihr stehst, hat sie im weitesten Sinne ein "Recht" auf ihre Haltung.
Du könntest dieses "Recht" ablehnen oder unauffällig hinterfragen.
Ablehnen dann, wenn die Person in einem Hospiz untergebracht ist, Du ihr nahe standest, es Dein Beruf aber nicht zulässt, niemals mehr feiern zu gehen.
Hinterfragen dann, wenn ein Familienangehöriger oder Freund es ist und Du Deine Sorge ihm gegenüber aussprichst, er Dich aber beruhigt und Dich aus Deiner Sorge "entlässt".
In beiden Fällen gibt es keine Dritten mehr, der diese persönliche Abmachung oder Entscheidung zu hinterfragen hat.

Dann gibt es Deine nahen Angehörigen / Eltern, Geschwister. Mangels Absprache mit der erkrankten Person ( aber nicht einer beruflich bekannten erkrankten Person) können sie sich verpflichtet fühlen oder Dich als verpflichtet ansehen.
Innerhalb dieses näheren Verwandtenkreises könntest Du die Einstellung der Verwandten hinterfragen.

Dann gibt es den Freundeskreis. Der Freundeskreis mag sich eine Meinung bilden, die Du aber nicht beeinflussen kannst. Bereits aus den wenigen Antworten lässt sich erkennen, dass die freunde entweder kein Verständnis dafür haben, dass Du nicht mit gehst oder erwarten würden, dass Du mit gehst. Was immer Du tust ist also für einige richtig, für die anderen verkehrt.
Da Du in der Sache zwangsläufig eine Entscheidung treffen musst, nämlich ob Du mitgehst oder zu hause bleibst ( ein Zwischending gibt es eher nicht), brauchst Du: NEIN, keine Begründung oder Rechtfertigung, die man diskutieren kann. Im Zweifelsfall muss die Aussage genügen, dass Du Dir Gedanken gemacht hast, eine Entscheidung getroffen hast und: die Entscheidung nicht diskutiert wird. Der letzte Halbsatz gehört zwingend dazu.
 
ich denke, das kommt einfach darauf an, ob du prinzipiell ein "Feiertyp" bist oder nicht. Damit meine ich jemanden, der jederzeit "auf Knopfdruck" fröhlich sein und alles negative um sich herum entweder komplett ausblenden kann oder einfach so ignorant, oberflächlich und herzlos/emphatielos ist, dass er sich um andere einfach null Gedanken macht. Da du jedoch fragst ob es okay ist zu feiern, bist du vielleicht so ein Typ, der in solchen Situationen nur mit schlechtem Gewissen feiern gehen würde, was dann eben nicht so wirklich Spaß machen würde.

Daher solltest du in dich gehen und dir die Frage selbst beantworten, da du dich selbst am besten kennst.

Dann wären für mich noch weitere Punkte entscheidend, zb um was für eine Feier handelt es sich? Eine Spaßfeier mit Freunden (die man jederzeit absagen kann) oder um eine Familienfeier, wo alle sauer wären, wenn du nicht erscheinen würdest?

Es gibt Feiern, die man einfach nur über sich ergehen lässt (Pflichtveranstaltung) und welche wo man sich zb nach ner Stunde wieder verdrücken kann, ohne das es auffallen würde.

Wenn du nicht lange bleiben müsstest und die Feier "wichtig" ist, dann geh hin. Wenn sie unwichtig ist und sie nur Sinn macht, wenn du wirklich in Feierlaune bist (was du ja nicht bist), dann geh nicht hin.

Es wäre für mich auch ein Unterschied, ob zb eine Tante im Krankenhaus liegt, oder mein Ehemann, Kind etc.

Wie schwer ist die Erkrankung? Muss ich jederzeit mit dem Schlimmsten rechnen, immer erreichbar sein? Hat das Krankenhaus meine Handynummer? (dann könnte man ja auch auf der Feier öfter mal aufs Handy sehen).

Wie schätzt du die Sache ein? Kannst du feiern oder wärst du (erfahrungsgemäß) mit deinen Gedanken ständig woanders?

Ich frage mich oft, wie Menschen es schaffen, häufig zu feiern oder fröhlich zu sein, wenn zur selben Zeit an einem anderen Ort Menschen und Tiere schrecklich gequält werden und leiden müssen? Das ist etwas, was mich oft belastet. Das es den Menschen so egal ist. Also nicht nur, dass sie es verdrängen können, sondern einfach das es ihnen ganz oft (wenn man sie danach fragt) einfach komplett egal ist.

Von daher, wenn ich Angst um diese Person hätte (schwere Erkrankung, Intensivstation), dann könnte ich nicht feiern gehen, da ich vor Ort keine ruhige Minute hätte. Ich kann das einfach nicht. Ich kann mich dann nicht entspannen und bin so unruhig, dass ich am liebsten nur weg will. Von daher würde ich mir dann wirklich nur etwas zur Ablenkung suchen, wo ich jederzeit wieder weg könnte, ohne große Erklärungen und Entschuldigungen und blabla.

Zur Ablenkung würden mir da eher andere Dinge helfen und guttun (zb ein Spaziergang, zu Hause Musik hören, ne Runde radfahren oder schwimmen, mit jemandem reden der nachvollziehen kann wie ich mich gerade fühle, mit meinen Hunden Zeit verbringen)-ich muss dann einfach die Kontrolle haben, das ich mir die Zeit selber einteilen und bestimmen kann, wie lange ich mich wo aufhalte. Auf einer Feier wäre das eben nicht so einfach.
 
Wie handhabt ihr das?

Wenn ein euch nahestehender Mensch krank ist, vielleicht sogar im Krankenhaus liegt, würdet ihr dann trotzdem feiern gehen?

Wenn ihr die Frage mit ja beantworten könnt, frage ich mich, warum ihr das so einfach könnt?
Ich war der Mensch, der im KH lag, schon öfter. Das letzte Mal Sommer 2018, da gings mir gar nicht gut. Meine Familie war da richtig entsetzt. Ein Freund von uns hatte genau an dem Tag eine Geburtstagsparty. Mein Mann und Sohn wollten nicht hingehen. Denen habe ich Beine gemacht. Die sind tatsächlich zwangsweise auf diese Veranstaltung gegangen. Den Bildern nach hatten sie Spaß dabei und so soll es sein.

Warum? Ich bin doch der A****, dem es schlecht geht. Ich weiß, daß meine Familie und Freunde damit nicht glücklich sind. Aber was nutzt es mir(!), wenn sie sich vor Sorge die Fingernägel abkauen und sich daheim vergraben? Als Kranker hat man Sorgen genug, da ist es eine Erleichterung, wenn man keine dauerhafte Belastung für seine Angehörigen ist. Ich habe ihnen solche Auszeiten aus vollem Herzen gegönnt.
 
Erst Mal danke, für die vielen Antworten.

Meine Begründung was der Kranke davon hat, wäre zum Beispiel, dass er merkt, das ich mit ihm mitfühle. Dafür muss man natürlich auch Emphatie empfinden.
Frage mich, ob es den Personen, die eben trotzdem in Feierlaune sind, obwohl jemand den sie lieben leidet, an Mitgefühl mangelt.

Finde es genauso wenig empathisch, wenn man krank ist und seine Angehörigen zwingt, Spaß zu haben, obwohl ihnen eigentlich nicht nach "Party machen" ist.

Es geht mir auch wirklich explizit ums feiern, tanzen, trinken, laute Musik hören. Darum, längere Zeit nicht erreichbar und im Notfall vielleicht auch nicht fit zu sein.
 
dass er merkt, das ich mit ihm mitfühle. Dafür muss man natürlich auch Emphatie empfinden.
Das stößt mir sehr sauer auf, wenn ich ehrlich bin. Du sprichst also jedem Empathie ab, der es sieht anders als Du. Es heißt übrigens "Empathie", nicht "Emphatie". Da frage ich mich, woher das kommt?
Würdest Du Dir wünschen, wenn Du der nahestehende kranke Mensch bist, daß für Deine Angehörigen wegen Deiner Erkrankung das Leben still steht, wie sie mitzufühlen haben? Das ist keinesfalls provokativ gemeint, es interessiert mich brennend.
Finde es genauso wenig empathisch, wenn man krank ist und seine Angehörigen zwingt, Spaß zu haben, obwohl ihnen eigentlich nicht nach "Party machen" ist.
Damit meinst Du wahrscheinlich mich. Ich kenne Mann und Sohn gut und ich fand, daß eine Party und das Zusammensein mit Freunden genau das war, was sie brauchten. Es war ein Rausreißen aus dem Sorgen-Alltag. Hättest Du das nicht getan an meiner Stelle?
 
Wie empathisch ist es denn, Menschen mit anderen Bewöltigungsstrategien pauschal als vermutlich herzlos und ohne Mitgefühl zu mutzumaßen?

Ich lese da schon viel Abwertung.

Worum geht es denn genau? Tödlich erkrankte Menschen, bei denen jederzeit mit dem Abschied gerechnet werden muss? Oder akut lebensbedrohlich Ereignisse? Oder generell "im Krankenhaus "?
 
Mir ist schon bewusst, dass Menschen sehr unterschiedlich ihre Gefühle ausdrücken.
Ich möchte es gerne verstehen und deswegen auch nochmal die Frage, ob es den Personen an Mitgefühl mangelt.
Für mich fühlt es sich nämlich auch irgendwie egoistisch an, wenn man sich nicht Mal ein paar Tage für jemand anderen einschränken kann.

Wie schon gesagt, es geht hier nicht drum, dass das Leben still stehen soll. Gibt ja noch andere Dinge, um sich abzulenken.
Ich denke hier auch nicht an eine Familienfeier, da betrinkt man sich ja eher selten, sondern an einem Besuch in einem Club, wo man dann vermutlich den nächsten Tag auch nicht so fit ist.

Ach und es heißt "der es anders sieht als du" und nicht "der es sieht anders als Du".
 

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