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Flucht in eine fiktive Welt (langer Text)

R

RandomGuest

Gast
Ich würde mal gerne wissen, was andere von der Situation halten, bisher habe ich nie darüber geredet, nicht mal in der Therapie, auf der einen Seite war es völlig normal für mich, auf der anderen Seite völlig abstrus.

Laut dem Internet habe ich ein schweres Problem 😉 aber eigentlich beeinträchtigt mich das nicht besonders, denke ich. Trotzdem fällt es mir schwer, darüber zu schreiben.

Kurz zu mir: w, 36 Jahre, schwerer emotionaler Missbrauch, Misshandlungen und Verwahrlosung durch Mutter und andere Täter, jahrelanges Mobbing, diagnostizierte PTBS, seit 2010 ziemlich stabil.

Seitdem ich 9 oder 10 bin, habe ich eine stark ausgeprägte Phantasiewelt, in die mich zurück ziehen konnte. Ich war dann einfach weg, egal was um mich herum ablief, stundenlang saß ich mit starrem Blick da.
Dort war ich stark, konnte mich mit meinen Themen auseinander setzen, hatte Spaß, Freunde, es gab Happy Ends oder einfach Zuwendung. Das alles hatte ich im realen Leben nicht.
Beeinflusst wurde diese Welt von allem möglichen, von Animes (Sailor Moon und Sowas 😉 ), bis hin zu Büchern, an Harry Potter erinnere ich mich gut.

Ich konnte immer zwischen Realität und Fiktion unterscheiden, aber wenn ich weg war, war ich weg, aber das lernte ich im Laufe der Zeit.

Ich glaube, diese Welt hat mir das Leben gerettet, zumindest konnte ich meinen Verstand irgendwie schützen, denn meine Mutter hat alles getan, um mich zu brechen, von Kleinkind an.

Nun zur aktuellen Situation:

Irgendwie hänge ich immer noch daran. In guten Zeiten brauche ich meine Gedankenwelt nicht wirklich, aber bei kleinen Problemen klammer ich mich daran, obwohl ich aktuelle Krisen mittlerweile gut benennen und emotional regulieren kann.
Ich habe Phasen gehabt, in denen ich kaum Kontakt zu meinem Freund hatte aus beruflichen Gründen und mich in fiktive Beziehungen ( mit Verliebtheitsgefühl!) flüchte.
Ein aktuelles Thema ist die Versagensangst als Mutter und der Wunsch nach einer eigenen Familie.
Auf der einen Seite hilft es mir, Gefühle zu erkennen und mich zu konfrontieren,
Andererseits denke ich mir oft...Das ist doch nicht normal.
Ehrlich nicht.

Mal Kopfkino scheint mir angemessen. Aber über Mehrere Monate, teilweise Jahre mit intensiven Gefühlen?

Ich will erwachsen werden, aber ich will dem wirklich schönen Teil meiner Kindheit nicht so wirklich Lebwohl sagen.

Es beeinträchtigt mich auch nicht: ich habe weder Liebeskummer (trotz "Verknallt sein), noch vernachlässige ich irgendwas oder irgendwen.
Ich kann nach Belieben wechseln, es gab nur selten Phasen, wo es zwanghaft wurde.

Und manchmal komme ich mir einfach nur extrem bescheuert vor 😀

Dieser krasse Rückzug fing in der Grundschule an. Meine Mutter drangsalierte mich oft, ich wurde immer kontrolliert, alles musste kommentiert und niedergemacht werden.
Und an den Moment erinnere ich mich sehr gut: ich spielte mit Playmobilfiguren und begleitete das verbal, wie Kinder das so machen.
Meine Mutter sagte "Oh, du spielst aber schön!".
Ich war genervt und sprach nie wieder beim Spielen. Obwohl sie mir da was Schönes gesagt hatte.
Vielleicht wollte ich nur mal was für mich haben, frei von Wertung.

Irgendwann konnte ich beim Spielen auch nicht mehr sprechen.
Meine Mutter wunderte sich auch ein paar Mal, warum ich nicht mehr sprach, sondern nur die Figuren bewegte.
Ich kann es auch nicht sagen, als wäre ein Band gerissen.

Mit den Kindern in der Kita kann ich alles Spielen, aber Spielen und Reden mit Figuren geht nicht, warum auch immer.


Ich kann niemanden in den Kopf gucken. Oft frage ich mich, was bei anderen Leuten im Kopf abgeht und ob ich nicht eigentlich doch normal bin, weil es keiner zugeben würde.

Oder ob ich komplett durchgeknallt bin. Und mich an Sachen fest halte, die ich nicht mehr brauche.
Und eigentlich ist es traurig, dass ich in dem Alter mal mehr mal weniger eine fiktive Welt *brauche*, weil das die einzige Bewältigung der Realität ist, die mich nicht zerstört (so wie Alkohol und Drogen).


Danke fürs Durchlesen.
 
Es tut mir leid, was Du schon alles durchmachen musstest. Und es ist gut, dass Du es geschafft hast, Dir eine fiktive Welt zu bauen, bzw. in bestehende Welten (Animes sind da sehr zugänglich) 'einzutauchen' und dort zu verweilen. Denn das hat Dich gerettet, in dieser Welt konntest du sein, ohne dass Dir weh getan wurde, hier konntest Du Liebe und Zuneigung empfangen, interagieren ohne dass es schmerzte. Das kann wie ein Urlaub für das Gehirn sein, eine Zeit lang keine Schmerzen zu haben. Aber es kann auch eine Sucht sein.

Ich habe selbst ähnliches erlebt, über viele Jahre in verschiedenster Form.

Ich denke schon, dass es für Dich eine Art 'Sucht' ist. Allerdings nichts, das Du permanent brauchst, sondern Dein sicherer Rückzugsort, wenn es Dir nicht gut geht. Die Gefahr hierbei ist, dass die Probleme in der 'realen' Welt wachsen, Du dich aber nicht damit beschäftigst, da Du in der fiktiven Welt einen Platz gefunden hast. Das ist dann der Punkt, in dem Du handeln musst. In meinem Fall war es damals radikale Vermeidung. Aber ich denke, dass Du noch einen gesunden Bezug zur Realität hast und die fiktiven Welten nur als 'Mittel zum Zweck' nutzt. Und das ist durchaus ok.

Und - vielleicht geht es Dir da ähnlich wie mir - es gibt die Möglichkeit, z.B. Filme anders zu schauen, als die meisten Menschen das tun. Nicht nur als Zuschauer, sondern die Welt darin zu erleben. Für mich ist das heute noch ein wunderbares Erlebnis und so etwas kannst du jederzeit annhemen, denn am Ende eines Films findet man automatisch wieder zurück.

Dass Du nicht reden kannst, das halte ich für eine logische Folge der Traumwelten. Du redest schon beim Spielen denke ich. Aber es passiert in Deinem Kopf. Du hast in Deiner Kindheit bereits gelernt, dass Du sämtliche Dialoge des Spiels nur in Deinem Kopf führst und aus dem Schema kommst Du im Moment nicht hinaus. Ich bin mir fast sicher, dass es sogar noch weiter geht. Dass Du beim Spielen die Welt der Figuren anders wahrnimmst, als wenn Du die Figuren einfach nur vor Dir stehen sehen würdest. Es wird eine Welt, Dein Gehirn vermischt einen Teil der realen Welt mit einer Traumwelt. Und das ist eigentlich etwas schönes.

Falls Du beim spielen wieder reden können willst, für so etwas gibt es Methoden, wie man dort hinkommen kann. Aber das würde hier zu weit führen.

Ich wünsche Dir, dass Du Dir die Traumwelten bewahrst, nicht als Rückzugsort, nicht als Fluchtpunkt, sondern einfach nur, weil Du hin und wieder dort verweilen möchtest. Denn Träumen ist wichtig. Wichtig um den Geist zu entspannen, der Seele etwas Ruhe zu schenken....
 
Liebe Gast-Schreiberin,

was Nachtwolf geschrieben hat finde ich gut. Ergänzend denke ich, dass Du Deine fiktive Welt aktiv nutzen kannst, um von einem dort guten Verhalten einer Figur in Dein Leben die Überleitung zu bilden. Also was eine fiktive Person in Deiner fiktiven Welt gut gemacht hat, das nimm als "Vorbild", um in der realen Welt ähnlich zu handeln.

LG, Nordrheiner
 
Diese Flucht ist eine Überlebens Strategie bei solchen Erlebnissen:
Traumatische Erfahrungen werden vor allem in den impliziten Gedächtnissen gespeichert.
Als Traumatisierter ist es wichtig zu wissen, dass dieses prinzipell nicht mit dem Verstand beeinflusst werden kann, sondern durch einen biologischen Mechanismus automatisch abläuft.
Die Trauma-Hormone schalten die Funktionsweise des Gehirns vollkommen um.
Verstandes-Entscheidungen und -Bewertungen sind in Trauma-Situationen rein körperlich kaum noch möglich.
Soweit sie trotzdem stattfinden, haben sie kaum Einfluss auf das Geschehen, weil die Kontrolle fast vollständig von den impliziten Schaltkreisen übernommen wird.
Dies erklärt auch die häufigen Berichte von Missbrauchten, dass sie etwas getan haben, was sie eigentlich gar nicht wollten.
Bei vielen treten die bei bestimmten Anlässen als Flashback immer wieder auf.
Bei einem Flashback werden die Trauma-Informationen der impliziten Gedächtnisse aus irgend einem Grund (zumeist Trigger = Auslöser) wieder aktiviert.
Häufiges Wiedererleben eines traumatischen Erlebnisses deutet auf Posttraumatische Belastungsstörung hin: www.neurologen-und-psychiater-im-netz.org
 


Ich denke schon, dass es für Dich eine Art 'Sucht' ist. Allerdings nichts, das Du permanent brauchst, sondern Dein sicherer Rückzugsort, wenn es Dir nicht gut geht. Die Gefahr hierbei ist, dass die Probleme in der 'realen' Welt wachsen, Du dich aber nicht damit beschäftigst, da Du in der fiktiven Welt einen Platz gefunden hast. Das ist dann der Punkt, in dem Du handeln musst. In meinem Fall war es damals radikale Vermeidung. Aber ich denke, dass Du noch einen gesunden Bezug zur Realität hast und die fiktiven Welten nur als 'Mittel zum Zweck' nutzt. Und das ist durchaus ok.

Dass Du nicht reden kannst, das halte ich für eine logische Folge der Traumwelten. Du redest schon beim Spielen denke ich. Aber es passiert in Deinem Kopf. Du hast in Deiner Kindheit bereits gelernt, dass Du sämtliche Dialoge des Spiels nur in Deinem Kopf führst und aus dem Schema kommst Du im Moment nicht hinaus. Ich bin mir fast sicher, dass es sogar noch weiter geht. Dass Du beim Spielen die Welt der Figuren anders wahrnimmst, als wenn Du die Figuren einfach nur vor Dir stehen sehen würdest. Es wird eine Welt, Dein Gehirn vermischt einen Teil der realen Welt mit einer Traumwelt. Und das ist eigentlich etwas schönes.

Falls Du beim spielen wieder reden können willst, für so etwas gibt es Methoden, wie man dort hinkommen kann. Aber das würde hier zu weit führen.


Danke für deine Worte. Ich habe das Zitat mal gekürzt.
Das ich Probleme vermeide bzw. Verschleppe ist mir auch schon häufiger aufgefallen, bzw. Ich habe unheimliche Probleme, diese überhaupt zu erkennen, ich durfte ja nie Bedürfnisse haben.
Mittlerweile kann ich aber eher guten Gewissens von Verschleppen reden, ich bin seit ca. Einem halben Jahr unzufrieden mit meiner Beziehung, habe den Zusammenhang da aber nicht gepeilt und mich deswegen wahrscheinlich so in die fiktiven Beziehung geflüchtet.
Habe vor 2 Wochen dann mal Mut zusammen genommen und mit meinem Freund darüber geredet, allerdings keinen direkten Vergleich gezogen (da hat ja niemand eine Chance 😉 ), sondern die projizierten Gefühle benannt. Hat gut funktioniert, auch wenn es erstmal unangenehm waren, weil die Probleme natürlich auch mit mir zusammen hängen.

Seitdem hat die Intensität der Träumerei auch abgenommen. Vielleicht sollte ich da einfach Achtsamer sein.

Mit den Dialogen im Kopf hast du Recht 😀

Kannst du mir ein paar Schlagworte geben, wie ich meine Sprechfähigkeit erwerben kann? Ich bin mir nicht sicher, ob das selektiver Mutismus ist - ich konnte nichts darüber finden.

@Nordheiner: danke, dass tue ich schon länger. Gar nicht mal so einfach 😉

@Gast: danke für die Informationen, allerdings sind flashbacks momentan eher ein kleineres Übel 🙂
 
Guten Morgen RandomGuest,

ein wenig erinnert mich deine Geschichte an mich selbst. Auch ich habe mich als Kind und Jugendliche sehr oft innerlich in Träumereien und Gedankenspielereien zurückgezogen. Mein Leben war so nicht anders zu ertragen. Auch als Erwachsene tue ich dies immer mal wieder. Bei mir war es zwar nie so sehr ausgeprägt wie bei dir, aber ich verstehe dich. Ich habe viel an eigenen Geschichten geschrieben und Comics gezeichnet. Ich schreibe heute immer noch viel.

Du schreibst immer wieder, dass du dann wirklich "weg" warst, wenn du zum Träumen angefangen hast. Meinst du damit wirklich, dass du komplett nicht mehr mitbekommen hast, was um dich herum passiert, oder dass du nur einfach sehr in dich selbst versunken warst?

Ich denke, jeder hat so seine Art der Realitätsflucht. Im positiven, wie im negativen Sinne. Der eine liest viel, der andere hat ein Hobby, mit dem er sich intensiv befasst, dann gibt es Leute, die drücken sich kreativ aus und jemand anderes wiederum träumt eben vor sich hin. Zum Problem wird das ganze nur, wenn es einem selbst oder anderen schadet. Bei Drogen z. B., so wie du das ganz richtig erkannt hast. Andere flüchten sich in Affären und müssen fast zwanghaft andere für ihr Ego benutzen und dann gibt es auch Leute, die nur in Gewalt und Hass ein Ventil finden.

Zum Problem wird Realitätsflucht ebenfalls, wenn man sein richtiges Leben dadurch komplett vergisst. Seinen Alltag nicht mehr schafft oder nicht mehr schaffen will. Oder alles andere wichtige hinten anstellt. Und die Träumereien das wichtigste im Leben werden. Genauso wie bei einer ausgeprägten Sucht: Drogenabhängige leben schlimmstenfalls nur noch für ihre Droge und tun alles dafür.

Oder eben, wenn man Realität und Fiktion nicht mehr unterscheiden kann und es vielleicht auch gar nicht mehr will. Und man denkt, alles, was sich in den Fantasiewelten abspielt, ist real. Das wäre für mich die mitunter gefährlichste Ausprägung.

Du schreibst selbst, dass du die Grenzen siehst und dass du weißt, dass dies alles nur Fantasie ist. Auf mich wirkst du auch wie jemand, der durchaus weiß, welchen Raum der Alltag einnehmen MUSS und dass es andere wichtige Dinge und Verpflichtungen gibt.

Ich sage es mal so: wäre es so abnormal, sich in Fantasie zu flüchten, gäbe es diese ganzen Fanfictions nicht, keine Pen&Paper- oder Schreib-RPGs, keine Live-Rollenspiele (LARP) und ich würde sogar soweit gehen, dass es die meisten ausgedachten Geschichten in Form von Büchern, Filmen und Serien ebenfalls nicht gäbe.

Vielleicht wäre die Fanfiction- und RPG-Szene auch was für dich (egal ob Pen&Paper oder Schreib-RPGs), oder LARPS, da könntest du noch für dich etwas anderes finden.

Die Gefahr, die ich bei dir sehe ist aber, dass das ganze dennoch zwanghafte Züge hat, die du ja selbst ansprichst. Ich denke, dass du verinnerlicht hast, dass diese Realitätsflucht sich immer bei dir bewährt hat, um mit Problemen und Konflikten umzugehen. Du hast aber möglicherweise nie weitere Strategien gelernt oder vertieft, wie z. B. dass man darüber spricht, das ganze gemeinsam versucht zu lösen, dass man versucht verbal zu formulieren, was einem Sorgen und Probleme bereitet etc. und vor allem, dass man seine Probleme aktiv angehen sollte. Ich glaube, dass wenn bestimmte Strategien sich in der Kindheit in solchen Ausnahmezuständen bewähren, dass man diese auch als Erwachsener sehr verinnerlicht hat. Denn gefühlt ging es einige Zeit dabei um Überleben, wenn nicht sogar im wortwörtlichen Sinne. Die Realitätsflucht ist schlimmstenfalls für dich vielleicht ein Ventil und du kompensierst damit Traumata und Probleme, die es zu bearbeiten und näher anzusehen gilt.

Ich fände für dich eine Therapie wichtig. Nicht, weil ich dich für verrückt halte, sondern weil ich denke, dass du das alles wirklich verarbeiten musst, was du da erlebt hast. Gerade schmerzvolle Erfahrungen und Traumata in der Kindheit können einen echt kaputt machen und man muss sich von ihnen lösen und diese bearbeiten. Sonst schleppt man das ein Leben lang mit sich herum. Ich weiß, wovon ich rede. Zusätzlich wäre es für dich finde ich sehr wertvoll, weitere Strategien rauszuarbeiten, die dir helfen können, mit Problemen und bestimmten Alltagssituationen umzugehen und dafür zu sorgen, dass die Realitätsflucht irgendwann nur noch ein nettes Hobby bleibt, das für dich aber immer mehr in den Hintergrund rückt. Und wie du es schaffen kannst, gewisse Gefühle auszuhalten oder anders anzugehen. Alleine, als dein Freund länger weg war: du flüchtest dich in deine Traumwelt. Prinzipiell ist nichts dramatisches daran, aber für mich schwingt da mit, dass es ein belastendes Gefühl/einen schwierigen Zustand für dich gab und weil es so schwer für dich auszuhalten war, hast du dich in deine Fantasie zurückgezogen.

Vielleicht musst du dir vermehrt in Erinnerung und ins Bewusstsein rufen, dass du jetzt erwachsen bist. Und Ausnahmezustände, schwierige Gefühle und Situationen und Belastungen ganz anders lösen und regeln kannst, als noch vor einigen Jahren, als du ein Kind warst. Als Kind ist man viel ausgelieferter, es bleibt einem oft nichts anderes übrig.

Und zu lernen, dass man jetzt erwachsen ist und ganz andere Möglichkeiten hat, kann wirklich harte Arbeit sein. Weil man viele Muster und Rollen in der Kindheit erlernt und übernommen hat. Und das festgefahren sein kann, wenn man nie andere Wege eingeschlagen hat, bzw. es bisher nicht konnte.

Ich weiß noch, dass ich mir als Kind so unglaublich gewünscht habe, endlich erwachsen zu sein. Das war ein ganz heftiger Drang und Wunsch. Weil ich wusste: "Dann hast du deine eigene Wohnung. Dann bist du weg von dem allen hier, bzw. du kannst dich viel leichter rausziehen und dein Ding machen." und weil man sich als Erwachsener ganz anders wehren kann. Das habe ich schon als Kind gesehen, dass man als Erwachsener in einer anderen Position ist. Und ich denke, das wäre auch für dich eine Sache, die für dich wichtig wäre diese bewusst zu erkennen.

Hast du eigene Kinder, bzw. wünscht du dir welche? Gerade bei diesem Punkt wäre es wichtig, dass du für dich abklärst, wie du da mit schwierigen Situationen oder Stress umgehst.
 
Zuletzt bearbeitet:
Guten Morgen RandomGuest,

Du schreibst immer wieder, dass du dann wirklich "weg" warst, wenn du zum Träumen angefangen hast. Meinst du damit wirklich, dass du komplett nicht mehr mitbekommen hast, was um dich herum passiert, oder dass du nur einfach sehr in dich selbst versunken warst?

Tja, wie soll ich das erklären...weg ist da das falsche Wort. Ich habe Reize aus der Umwelt ausgeblendet, konnte aber Lernen, auf bestimmte Reizen, zb Ansprache oder Geräusche zu reagieren. Vielleicht erklärt es "totale Konzentration " eher?[/blue]

Du schreibst selbst, dass du die Grenzen siehst und dass du weißt, dass dies alles nur Fantasie ist. Auf mich wirkst du auch wie jemand, der durchaus weiß, welchen Raum der Alltag einnehmen MUSS und dass es andere wichtige Dinge und Verpflichtungen gibt.


Vielleicht wäre die Fanfiction- und RPG-Szene auch was für dich (egal ob Pen&Paper oder Schreib-RPGs), oder LARPS, da könntest du noch für dich etwas anderes finden.

RPGs habe ich probiert, ist schon eine Weile her. Hab Sogar meinen ersten Freund dadurch kennen gelernt (aber nicht in seine Figur verliebt). Allerdings entwickelte sich das auch in eine unangenehme Richtung, ich verbrachte zu viel Zeit am PC. Mittlerweile habe ich allerdings auch viele reale Hobbies...
Aber vielleicht veröffentliche ich mal meine Geschichten, schreiben kann ich eigentlich ganz gut und ich muss nicht auf eine Antwort warten. Guter Tipp.
Larp habe ich mal ausprobiert, aber das ist ja kaum bezahlbar und doch zu strange xD [/Blue]

Die Gefahr, die ich bei dir sehe ist aber, dass das ganze dennoch zwanghafte Züge hat, die du ja selbst ansprichst. Ich denke, dass du verinnerlicht hast, dass diese Realitätsflucht sich immer bei dir bewährt hat, um mit Problemen und Konflikten umzugehen. Du hast aber möglicherweise nie weitere Strategien gelernt oder vertieft, wie z. B. dass man darüber spricht, das ganze gemeinsam versucht zu lösen, dass man versucht verbal zu formulieren, was einem Sorgen und Probleme bereitet etc. und vor allem, dass man seine Probleme aktiv angehen sollte. Ich glaube, dass wenn bestimmte Strategien sich in der Kindheit in solchen Ausnahmezuständen bewähren, dass man diese auch als Erwachsener sehr verinnerlicht hat. Denn gefühlt ging es einige Zeit dabei um Überleben, wenn nicht sogar im wortwörtlichen Sinne. Die Realitätsflucht ist schlimmstenfalls für dich vielleicht ein Ventil und du kompensierst damit Traumata und Probleme, die es zu bearbeiten und näher anzusehen gilt.

Das merke ich auch, in meiner Ausbildung zur Erzieherin habe ich auch einiges gelernt. Es läuft schleppend, aber es kommt über die letzten Jahre gut ins Rollen, worüber ich sehr froh bin. Ich kann keine Konflikte mit einem Messer lösen, wie meine Mutter das immer gemacht hat. Auch totschweigen uns Leugnen löst keine Probleme. Oder sich besaufen. Keine Strategie meiner Mutter wirkt und sich davon zu verabschieden ist ein langer Prozess - da muss ich durch.
[/blue]

Alleine, als dein Freund länger weg war: du flüchtest dich in deine Traumwelt. Prinzipiell ist nichts dramatisches daran, aber für mich schwingt da mit, dass es ein belastendes Gefühl/einen schwierigen Zustand für dich gab und weil es so schwer für dich auszuhalten war, hast du dich in deine Fantasie zurückgezogen.

Ich warte momentan auf einen Platz in der Traumatherapie, den Bedarf sehe ich auch.
Ja, dass mit meinem Freund war sehr schwierig, bzw die Gesamtsituation.
Es war der 3-Monatige Übergang zwischen zwei Ausbildungen und meine Hauptkontakte bestehen Neben meinem Freund fast nur aus Leuten aus meiner Ausbildung. Die waren alle entweder arbeiten, im Urlaub oder hatten einfach keine Zeit, sodass ich viel alleine war.
Zusätzlich fiel die Tagesstruktur der ersten Ausbildung ja weg, sodass ich nur zu Hause rum hing. Mein Hund war erkrankt (nichts Schlimmes zum Glück) und wegen der hohen Kosten hatte ich kein Geld, um mal was zu machen, außer im Wald spazieren zu gehen, zu lesen, häkeln, usw.
Ich suchte mir einen Nebenjob, daß Geld ging nur in die Rechnungstilgung und durch die wenigen Stunden hatte ich nur wenig Struktur. Und dann ist auch noch der Freund weg, Familie habe ich nicht.
Das hat mich total überfordert. War jetzt insgesamt natürlich nicht dramatisch, aber es war schon unangenehm.
Ich habe zwischendurch auch gemerkt, dass ich wieder abdrifte, aber anders konnte ich die Situation nicht ertragen, denke ich mir im Nachhinein.
Meinen Freund wollte ich nicht damit belasten, er ist ja nicht mein Babysitter. Thema war das schon, aber wir hätten ja nichts ändern können. [/blue]

Vielleicht musst du dir vermehrt in Erinnerung und ins Bewusstsein rufen, dass du jetzt erwachsen bist. Und Ausnahmezustände, schwierige Gefühle und Situationen und Belastungen ganz anders lösen und regeln kannst, als noch vor einigen Jahren, als du ein Kind warst. Als Kind ist man viel ausgelieferter, es bleibt einem oft nichts anderes übrig.

Ich bin auch sehr froh, erwachsen zu sein, ehrlich. Ich hätte nie gedacht, dass ich mal so alt werde, eigentlich wollte ich mich seit meinem 12. Lebensjahr umbringen. Deswegen habe ich mir nie Gedanken gemacht, wie es als Erwachsener wohl ist. Die einzige Kontaktperson war meine Mutter und ihre diversen Lover und ich wollte lieber sterben, als so widerlich zu leben.
Aber als Erwachsener habe ich mein Leben selbst in der Hand, auch wenn ich lange Darum kämpfen musste. Großartig! [/blue]

Hast du eigene Kinder, bzw. wünscht du dir welche? Gerade bei diesem Punkt wäre es wichtig, dass du für dich abklärst, wie du da mit schwierigen Situationen oder Stress umgehst.
Ich hätte gerne welche, am liebsten sofort 😀
aber mein Freund und ich sind gerade durch mit der Ausbildung und wollen uns erstmal ein Leben aufbauen. Ich selbst möchte noch an mir arbeiten, damit ich die Taten meiner Mutter nicht wiederhole.
In meinem ehemaligen Freundeskreis wurden 3 Frauen ungewollt schwanger und mich nervt es, dass ich jetzt noch warten muss und das Risiko eingehe, kinderlos zu bleiben :/ aber ich will auch kein Kind ohne Geld und stabile Beziehung bekommen, dass ist es mir nicht wert. [/blue]



Hallo Finde Fuchs, danke für deinen tollen Beitrag! Ich habe mit Blau meine Gedanken in das Zitat geschrieben und es ein wenig gekürzt, sonst komme ich durcheinander 🙂
 

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