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Frage an Lehrer: Umgang mit massiven Unterrichtsstörungen

Kerstin87

Aktives Mitglied
Ich unterrichte junge Flüchtlinge (ca.18-22 Jahre) . In einer Klassen von drei gibt es massive Störungen, ausgehend von 2-3 Schülern: lautes reden und gegenseitiges beschimpfen in der Muttersprache, gefährliches herumspielen mit dem Feuerzeug, teilweise sogart schlägern. Ich ermahne die Schüler mehrfach, schreibe die Namen ins Klassenbuch, damit sie mit der Schulleitung Ärger bekommen, erkläre ihnen, was die Konsequenz von Störungen sind (alle anderen können wegen euch nciht lernen und bekommen deshalb vielleicht keine Lehrstelle, wollt ihr daran Schuld sein? stellt euch mal vor, ihr schaut euch einen Kinofilm an und ihr könnt nichts verstehen, weil die leute vor euch mit Popcorn werfen und laut schwätzen). Die letzte Wahl ist die kurzzeitige Entfernung aus dem Unterricht mit Stillarbeit. Danach ist es immer sehr ruhig in der Klasse. Wenn ich die Schüler auffordere, mir ihr Handy, etc zu geben, weild as im unterricht erlaubt ist, geben sie es mir nicht.

Alles bis jetzt ohne langfristigen Erfolg. Einer hat mir gesagt, er sei stolz darauf seinen Namen im Klassenbuch zu lesen. Nach einem schlechten Testergebnis bei ihm erklärt habe, er wäre besser,w enn er sich konzentrieren anstatt stören würde, meinte er, dass sowieso jeder den Mittelschulabschluss bekommen würde. Schulverweise gibt es keine. Jeder soll "mitgenommen" werden. Das ist einerseits gut, aber auch nicht förderlich für die Disziplin. An einer anderen Institution, wo man strenger ist, gibt es keine Disziplinprobleme. Ich habe auch versucht, die Ursachen des Störens rauszufinden: einer ist frustriert, weil seine Freunde in Syrien auf die Uni gehen werden und er hier einen einfachen Hauptschulabschluss bekommt wegen der Srache. Ich habe ihm auch erklärt, dass er mit guten Deutschkenntnissen vielleicht aufs Gymi kann. Über die genauen Möglichkeiten weiß ich nicht bescheid und soll ich sicher auch nicht beraten, weil dann die Institution Schüler verlieren könnte. Ich bin nur für den Deutschunterricht angestellt. Bei einem anderen könnte es mit einer chronischen Erkrankung, die aber symptomfrei verläuft, vielleicht zusammenhängen.

Ich weiß, dass ich nicht ein besonders autoritäres Auftreten habe. Allerdings haben andere Lehrer auch Problme mit den Schülern, teilweise sogar stärkere, persönlicher Art. Das gab es bei mir nicht. Das haben die Schüler auch in einem Gespräch gesagt. Eine andere Mitarbeiterin der Institution hatte die Klasse einen Tag als Vertretung unterrichtet und bei ihr waren sie ruhig. Sie ist auch ein ganz anderer Typ als ich. Sie wirkt schon vielleicht durch ihr Aussehen "tougher". ich bin eher feminin und ziemlich klein. Ermahnungs-Ansprachen des Einrichtungsleiters in den Klassen helfen auch nur kurzfristig. Andere Schüler, die lernen wolllen, beschweren sich schon, weil so viel Zeit durch ermahnen draufgeht.

Was kann ich noch tun? Sind hier Lehrer, die Erfahrungen mit schwierigen Schülern haben? Ich habe auch durch mein Studium pädagogisch-psychologische Kenntnisse. Daran kann es nicht liegen. Ich bin schon nahe dran, die Klasse abzugeben, aber dadurch würde ich ja erklären,d ass ich überfordert bin. Und die motivierten Schüler tun mir dann auch leid.
 
Liebe Kerstin,

die Situation mit den schwierigen, störenden Schülern würde ich unbedingt mit der Schulleitung besprechen.
Es empfiehlt sich, diese aus dieser Klasse herauszunehmen.

Sofern diese Schüler zum islamischen Kulturkreis gehören, Muslime sind, hast Du als Frau eh einen schweren Stand, weil Frauen im Gegensatz zu Männern wenig bis Null Respekt erhalten.

Nach meiner Erfahrung braucht es therapeutisch-psychologisch-religiös reflektierende Verhaltensweise des Lehrers, um herauszufinden, wie der Einzelne motiviert werden kann. Du hast einen echt schweren Job.

LG, Nordrheiner
 
Kerstin,

ich kann Dir nachempfinden, hast Du doch ein überaus schwieriges Schülerpotential.
Wie ich an anderer Stelle schon berichtete, habe ich nicht nur einige Zeit mit Migranten aus dem arabischen Kulturkreis gearbeitet, sondern unterrichtete auch viele Jahre junge Menschen aus dem arabisch-muslimischen Kulturkreis an einer Schule, die einen hohen Anteil muslimischer Mädchen und Jungen hatte.

Besonders die jungen Männer, so meine Erfahrung, testen immer wieder aus, wo unsere Grenzen liegen, die sie dann allzu oft überschreiten.

Da hilft nur Konsequenz und eine im Team abgestimmte Strategie. In Deinem Kurs, so vermute ich, bereiten sich die jungen Herrschaften auf die Sprachprüfung vor, deren Bestehen über den weiteren schulischen und den folgenden beruflichen Werdegang entscheidet.

Du solltest Dir jegliche Art persönlicher Attacken verbitten und Störenfriede umgehend aus Deinem Unterricht verweisen. Machohaftes Verhalten sollte man schon im Ansatz ersticken.

Hier gelten die Bedingungen einer freiheitlichen, westlichen Gesellschaft. Wer diese Bedingungen nicht akzeptiert, muss mit Konsequenzen rechnen.

Verständige Dich mit den Kolleginnen und Kollegen und zeigt Linie!

Alles Gute!

Burbacher
 
Liebe Kerstin,

die Situation mit den schwierigen, störenden Schülern würde ich unbedingt mit der Schulleitung besprechen.
Es empfiehlt sich, diese aus dieser Klasse herauszunehmen.

Sofern diese Schüler zum islamischen Kulturkreis gehören, Muslime sind, hast Du als Frau eh einen schweren Stand, weil Frauen im Gegensatz zu Männern wenig bis Null Respekt erhalten.

Nach meiner Erfahrung braucht es therapeutisch-psychologisch-religiös reflektierende Verhaltensweise des Lehrers, um herauszufinden, wie der Einzelne motiviert werden kann. Du hast einen echt schweren Job.

LG, Nordrheiner

Ja, die Schüler sind alle muslimisch bis auf einen Christen. Ich denke allerdings ,dass das Verhalten nicht mit dem Glauben an sich sondernd er Person zusammenhängt. Es gibt auch musimische Schüler, die keine Probleme machen und ich ahbe nur in einer von 3 Klassen diese Probleme.

Ich habe das schon der Schulleitung berichtet. Der Einrichtungssleiter hält dann eine kurze ermahnende Ansprache. Dann ist kurze Zeit Ruhe und es geht wieder los. der eine Schülerstört aus Frust, wie ich schong geschrieben habe. Er wurde wahrschienlciha uch als kleienr Pascha erzogen, da er aus einer sehr reichen Familie kommt...Argumente, dass er nicht nur sich sondernd er ganzen Klasse schadet, zählen für ihn nicht. Ein Schüler, mit dem ich keine Probleme hatte, hat sich einer anderen Lehrerin massiv respektlos gegenüber verhalten und schon sexistische Bemerkugnen gemacht. Da gab es dann ein 2stündiges gespräch. An dieser Institution werden keien Schüler der Schule verwiesen, weil jeder "mtigenommen" werden soll. Ich fände es gut, wenn einmal ein "Exempel" statuiert werden würde durch einen Schulverweis eines Schülers der immer wieder massive Probleme macht...
 
Wenn die Schulleitung Dir nicht den Rücken stärkt, ist es schwierig.

Wir haben ja schon einige Male zu dem Thema gesprochen. Bei wiederholt störenden Lernenden wird bei uns ein Gespräch mit Protokoll geführt, in dem demjenigen sein Verhalten vor Augen geführt wird, ihm noch einmal die Schulregeln erläutert werden und die Konsequenzen (letztlich Suspendierung) aufgezeigt werden.

"Jeden mitnehmen" heißt hier ja nur, dass es sich entweder um wirtschaftliches Kalkül (Kundenverlust - Beitragsverlust) oder um Auflage des Auftraggebers handelt. Beides ist aber eine Milchmädchenrechnung. Denn wenn man da nicht reagiert, wird die Disziplin/ das Lernklima schlechter und die Lernwilligen sind frustriert = wandern ab.

Lieber ein Exempel statuieren, dann überlegen sich die anderen das schnell. Deine Schulleitung macht es sich da zu leicht. Dann frag sie doch mal, wie dieses "Mitnehmen" aussehen soll. Schließlich bist Du als Lehrkraft engagiert und nicht als Sozial-/ Sonderpädagogin.
 
Wenn die Schulleitung Dir nicht den Rücken stärkt, ist es schwierig.

Wir haben ja schon einige Male zu dem Thema gesprochen. Bei wiederholt störenden Lernenden wird bei uns ein Gespräch mit Protokoll geführt, in dem demjenigen sein Verhalten vor Augen geführt wird, ihm noch einmal die Schulregeln erläutert werden und die Konsequenzen (letztlich Suspendierung) aufgezeigt werden.

"Jeden mitnehmen" heißt hier ja nur, dass es sich entweder um wirtschaftliches Kalkül (Kundenverlust - Beitragsverlust) oder um Auflage des Auftraggebers handelt. Beides ist aber eine Milchmädchenrechnung. Denn wenn man da nicht reagiert, wird die Disziplin/ das Lernklima schlechter und die Lernwilligen sind frustriert = wandern ab.

Lieber ein Exempel statuieren, dann überlegen sich die anderen das schnell. Deine Schulleitung macht es sich da zu leicht. Dann frag sie doch mal, wie dieses "Mitnehmen" aussehen soll. Schließlich bist Du als Lehrkraft engagiert und nicht als Sozial-/ Sonderpädagogin.

Ja, ich hatte mal gefragt, ob jemand Erfahrungen mit Flüchtlingsunterricht hat. Gespräche unter 4 Augen gab es auch schon mit der Leitung und den Schülern. Ich weiß nicht, warum es keine Schulverweise gibt. Ich bin nur Honorarkraft, da möchte ich mich nicht so sehr einmischen. Andere Schüler haben sich beschwert und sind auch schon früher gegangen, weil man nciht mehr lernen konnte. Als ich sauer wurde und geschimpft habe, hat ein Schüler die Frechheit besessen zu sagen, dass er es schön findet, wenn ich böse werde...Ich überlege mir zu sagen, dass ich diese Klasse nicht mehr unterrichte, zumal ich woanders eine Festanstellung in Aussicht (Teilzeit) habe. Das würde nicht kollidieren, aber ich denke, ich bin für den Job nicht geeignet. Am Ende eines Unterrichtstages mit dieser Klasse habe ich immer Kopfschmerzen und bin so frustriert, dass ich manchmal auf "Schnäppchenjagd" gehe... Mit den anderen beiden Klassen komme ich gut klar. Es scheint also nciht grundsätzlich an mir zu liegen...

Was noch ein Grund sein könnte: Schule ist in diesen Ländern strenger. Ich bin mir nicht sicher, ob nicht teilweise dort die Schüler sogar noch geschlagen werden. Ein Schüler meinte nämlich, ich müsste sie schlagen, damit die Disziplin besser wird. ich habe natürlich klar erklärt, dass das heutzutage in Deutschland keine Erziehungsmethode ist, weder in der Schule noch zu Hause. Im internet habe ich nur gefunden, dass diese Pädagogik von vorgestern in Afghanistan nciht mehr erlaubt ist. Zu Syrien habe ich nichts gefunden. Wenn die Schüler allerdigns einen strengeren unterricht gewohnt sind, wäre es sicher sinnvoll, auch strenger zu sein (Strafaufgaben, nachsitzen, etc). Aberd die werden nicht gemacht oder sie hauen einfach ab...
 
Wie alt sind deine Schüler? Kannst du sie für 1 Stunde suspendieren oder sie vor die Tür stellen?

In meinem Unterricht wende ich teilweise die Fußballregel an: wenn ein Schüler stört, schreibe ich dir Namen an die Tafel und mache einen Strich dahinter (gelbe Karte). Wenn der Schule noch einmal stört, mache ich einen zweiten Strich unter den Namen (rote Karte). Dann gibt es eine Aufgabe auf einem Arbeitszettel, der immer sichtbar auf dem Tisch liegt. Diese muss bis zur nächsten Stunde erledigt werden. Wir trotzdem weiter gestört, muss dieser Arbeit auch nächsten Stunde vorgetragen werden. Die Aufgabe wird natürlich hart bewertet.

Gibt es bei euch Fortbildungen für diesen Bereich? Als Quereinsteiger in Flüchtlingsklassen zu arbeiten, ist nicht unbedingt einfach. Sprich den Schulleiter mal an, was es für Möglichkeiten gibt. Auf bieten LehrerSeminare Fortbildung zu dieser Thematik an.
 
Wie alt sind deine Schüler? Kannst du sie für 1 Stunde suspendieren oder sie vor die Tür stellen?

In meinem Unterricht wende ich teilweise die Fußballregel an: wenn ein Schüler stört, schreibe ich dir Namen an die Tafel und mache einen Strich dahinter (gelbe Karte). Wenn der Schule noch einmal stört, mache ich einen zweiten Strich unter den Namen (rote Karte). Dann gibt es eine Aufgabe auf einem Arbeitszettel, der immer sichtbar auf dem Tisch liegt. Diese muss bis zur nächsten Stunde erledigt werden. Wir trotzdem weiter gestört, muss dieser Arbeit auch nächsten Stunde vorgetragen werden. Die Aufgabe wird natürlich hart bewertet.

Gibt es bei euch Fortbildungen für diesen Bereich? Als Quereinsteiger in Flüchtlingsklassen zu arbeiten, ist nicht unbedingt einfach. Sprich den Schulleiter mal an, was es für Möglichkeiten gibt. Auf bieten LehrerSeminare Fortbildung zu dieser Thematik an.

Ich habe die Zulasusng als Lehrkraft für Integrationskurse durch meine Erfahrung im Unterricht mit Ewachsenen. Deshalb gibt es in dem bereich keine Fortbildungen mehr. Ich werde aber mal bei der Institution nachfragen.
Ds Fußballsystem ahbe ich auch. Deien Vorgehensweise ist ein guter Tipp für mich. danke.
 
Ich denke, die Ursache ist ganz viel Frust. Wie Du schon schreibst: die Freunde gehen in Syrien zur Universität, und Deine Schützlinge fangen hier ganz von vorne an und lernen eine neue Sprache auf Grundschulniveau. Und sie SPÜREN im Alltag, dass sie mit einem arabischen Aussehen hier unerwünscht sind, jeden Tag in ihrem Alltag. Von daher finde ich den Ratschlag "sag ihnen, die sollen froh sein, dass sie hier leben dürfen" einfach nur destruktiv.

Du machst das schon ganz richtig, dass Du sie versuchst, zu motivieren. Letztendlich merken Deine Störenfriede aber, dass außer mal einer Ermahnung nichts weiter an Konsequenzen für sie zu befürchten ist. Daher würde ich auch die Schulleitung mit ins Boot holen.

Noch eine Anmerkung zuletzt: schön, dass es Menschen wie Dich gibt, die sich um diejenigen kümmern, die nicht unbedingt auf der Sonnenseite des Lebens stehen. 🙂
 

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