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Freund im Leben ständig unzufrieden

Sheerie

Mitglied
Hallo liebes Forum,

in letzter Zeit gibt es etwas, das mich sehr beschäftigt...
Seit knapp 8 Monaten bin ich (20) mit meinem Freund (36) zusammen. Er bedeutet mir einfach alles!
Auch wenn es zuvor sehr schwierig für mich war an ihn heran zu kommen. Ich musste sein Herz regelrecht erobern, was zum großen Teil daran lag, dass er schon viele schlechte Erfahrungen hinsichtlich Beziehungen gemacht hat und selbst ein doch eher verschlossener Mensch ist und auf andere Leute auch schon mal etwas grimmig wirken kann oder manche ihn im Extremfall schon als einen etwas "komischen Kauz" bezeichnen könnten.

Jedenfalls haben wir letztlich doch zusammen gefunden und von da an liefen die Dinge fantastisch. Ich hatte den Eindruck, er würde regelrecht "auftauen", mehr aus sich heraus kommen, er fühle sich geborgen und glücklich in unserer Beziehung. Ich setzte auch alles daran ihm zu zeigen, wie ernst mir das Ganze sei und ihn glücklich zu machen. Von Monat zu Monat wurde es zunächst immer besser. Das sagte er mir auch mehrmals. Er wollte mich unbedingt und so schnell es geht seinen Eltern und Freunden in seiner alten Heimat vorstellen. Er kommt ursprünglich aus Schweden und wir besuchten seine Eltern dort dann gemeinsam. Und ich stellte ihm dann einige Wochen später anschließend auch meine Familie vor. Es war einfach großartig und für mich ein tolles Gefühl so in seinem Leben integriert zu sein. Zudem war es schön zu sehen, wie er sich Woche für Woche mir immer mehr öffnete. Er wirkte so unbeschwert. Zumindest insgesamt. Sicherlich gab es auch einige Momente, wo seine Nachdenklichkeit zum Vorschein kam. Doch wir beide sehen es als Teil seiner Person. Er war nie ein Mensch, der rund um die Uhr heiter gestimmt ist. So ist er einfach nicht.
Auch um mich sorgte er sich wahnsinnig doll. Wir machten mehr oder weniger scherzhafte Pläne für die Zukunft, redeten kurzzeitig aber auch ernsthafter über's Zusammenziehen. Die Dinge liefen einfach nur gut und er sagte mir auch sehr oft, dass er sich sicherer und zunehmend wohler in unserer Beziehung fühle.

Doch seit Anfang/Mitte Juni ist etwas irgendwie komisch... Es fing an, dass es mir ein wenig vorkam, dass er sich mir gegenüber nicht mehr so "anhänglich" verhielt. Das abendliche Kuscheln wurde weniger, er saß oft nachdenklich abends in der Küche und wirkte schon fast traurig. Über gemeinsame Zukunftspläne haben wir kaum noch geredet. Wenn, dann habe ich damit angefangen. Bei manchen Dingen davon kommt es mir vor, als würde er sie von sich weg schieben... Bei anderen merke ich, dass sie sich in seinen Ohren schön anhören.
Es war nicht gerade leicht ihn darauf anzusprechen, da er anfangs nicht wirklich drüber reden wollte oder wohl eher selbst gar nicht wusste, wie er es sagen soll. Nach und nach habe ich aber erfahren, dass er zur Zeit sehr pessimistisch und nachdenklich gestimmt ist...
Er habe ständig damit zu kämpfen in seinem Leben Zufriedenheit zu finden. Nichts füllt ihn wirklich aus. Und ihm fällt auch nichts ein, was ihn ausfüllen könnte. Es gäbe keinen Ort, wo er sich vollkommen zufrieden oder zu Hause fühle. Er hatte dennoch aber sogar kurz überlegt nach Schweden zurück zu gehen, was auch bedeuten würde, mich in diesem Falle zurück zu lassen, denn ich könnte (noch) nicht mitgehen, da ich in der Ausbildung bin. Das hat mich zutiefst verletzt... Ich habe daraufhin einige Tage ständig geweint, woraufhin er meinte, dass es keinen Grund zum traurig sein gäbe... Mittlerweile meinte er sogar, dass dies momentan nur noch sehr, sehr kleine Gedanken seien und es insgesamt betrachtet wohl mehr hier in Deutschlang gäbe, das ihn hier hält.
Auch hatte er zeitweise mit der Lust an seiner Arbeit zu kämpfen. Dort habe ich tatsächlich das Gefühl, dass es immer wiederkehrende Phasen sind. Je nachdem wie gut oder schlecht er sich momentan mit seinen Kollegen versteht und wie das Geschäft läuft, variiert seine Laune.

Tatsächlich ist er ein Mensch mit sehr wechselhafter Laune. Das weiß er von sich selbst auch. Er meint jedoch die ganze Zeit über, dass er mich liebt, sich um mich sorgt und ich ihm mindestens genau so wichtig bin wie seine Familie. Doch während es im April beispielsweise noch so aussah, dass er mich fest für sein weiteres Leben einplant, redet er jetzt nicht selten davon, dass wir sehen werden, wo das Ganze mit uns hinführt. Er ist zudem auch kein Mensch, der seine Liebe offen und ständig zeigen kann. Das ist er auch nie gewesen, meint er. Damit komme ich auch gut klar, da ich insgesamt auch so bin und nicht unbedingt seine Hand halten muss, sobald wird das Haus verlassen. Dennoch spüre ich etwas, dass sich anfühlt, als hätte er sich etwas zurückgezogen. Aber dennoch ist er da, wenn ich ihn brauche und behandelt mich keineswegs schlecht! Auch Streit gibt es bei uns eher selten und wenn, dann lediglich über eher unbedeutende Dinge.
Es gibt jedoch auch viele Momente, da ist von dieser Nachdenklichkeit nichts zu merken. Dann rückte das Ganze völlig in den Hintergrund. Dann lachen wir gemeinsam, gehen raus und treffen Freunde. Überhaupt ist es schon seit Beginn der Beziehung so, dass wir unheimlich viel unternehmen. Einen Tag drinnen auf der Couch zu verbringen war bisher noch kein einziges Mal der Fall.
In diesen gemeinsamen Momenten wirkt er auch glücklich. Er sagt mir auch, wenn ihm irgendetwas besonders gut gefallen hat. Doch sobald er dann wieder in sein "Loch" fällt und ich ihm dann beispielsweise so etwas sage wie: "Aber du meintest doch, dass dir dies und jenes Spaß gemacht hat.", blockt er das ab und sagt manchmal wirklich sogar Dinge wie: "Ich bin immer traurig."
Das verletzt mich dann sehr. Sobald er das wiederum merkt, landen wir meistens wieder bei dem Punkt, dass er mir sagt, dass er mich unheimlich schätzt und dass er eben schon immer so war, dass er schwer für irgendetwas zu begeistern war.

Ich weiß, dass 8 Monate keine allzu lange Zeit sind. Dennoch beunruhigt mich diese Entwicklung etwas... Er sagt, dass er seine Gedanken mit mir teilen will, mir erzählen möchte, was ihn beschäftigt aber er Angst hat, mich mit manchen Äußerungen traurig zu machen.
Das Schlimmste ist, dass ich mich so hilflos fühle. Ich wünsche mir doch nichts mehr als meinen Freund glücklich zu sehen. So langsam glaube ich einfach, dass es dort irgendein Problem gibt, das man an der Wurzel packen müsste... Seine innere Unzufriedenheit oder Unausgeglichenheit scheint hier das Hauptproblem. Ich weiß, dass ich irgendwo wohl immer in seinem Herzen bin, aber irgendetwas ihm seine Freude raubt.
Ich habe ihn vor Kurzem sogar gefragt, ob er sich nicht vorstellen könnte, therapeutische Hilfe in Anspruch zu nehmen. Aber er meinte, dass hatte er bereits so um die drei Mal im Leben probiert (unter anderem mal wegen einer Essstörung und nach dem Ende einer Beziehung), aber ihm das letztendlich nur geholfen hat, weil er selbst die Ursache des Problems auch kannte. Aber seine ständige Unzufriedenheit sieht er wohl eher als einen lästigen Charakterzug, mit dem er zu kämpfen hat. Es lässt sogar des Öfteren anklingen, dass er sich wünscht, er könnte seine Gefühle für mich auch mehr rauslassen. Irgendwie scheint er jedoch blockiert...

Nun werde ich bald für einen Monat lang vorübergehend mit in seine Wohnung ziehen, da mein Badezimmer renoviert wird. Das bedeutet mehr oder weniger, dass eine neue Situation auf uns zukommt, denn für mehr als 14 Tage am Stück haben wir uns nie gesehen. Ich freue mich eigentlich auf diese Zeit und hoffe ihm so irgendwie mehr Halt geben zu können. Allerdings habe ich auch irgendwie ein wenig Angst davor...

Ich bin jedenfalls total überfragt. Mir kommt es vor, als würde er sich in einen immer tiefer und tiefer werdenden Kreis aus diesen Gedanken begeben. An schlimmen Tagen kommt es mir vor, als würde er alles anfangen zu hinterfragen und an allem zweifeln. Das bereitet mir dann auch manchmal schon ziemliche Angst um unsere Beziehung.
Ich weiß nicht, wie ich weiter vorgehen soll. Ich will ihm helfen aber weiß einfach nicht wie...
Ich bitte sehr um eure Hilfe und Ratschläge.

Vielen, lieben Dank!
 

Cinne

Aktives Mitglied
Ich finde es gut dass du das alles so klar siehst. Hat er jemals über Probleme gesprochen? Irgendwas muss ihn beschäftigen. Hat er die Therapien immer abgebrochen?

Mir geht es so ähnlich in meiner Beziehung. Kannst mir gerne eine pm schicken, dann können wir uns austauschen.
 

Sheerie

Mitglied
Dankeschön für die Antwort! :)

Ich kann dir leider keine PM schicken oder weiß einfach nicht, wie es geht... :eek:
Bin noch recht neu hier...

Mein Freund redet eher selten über Probleme. Ich versuche so viel es geht aus ihm heraus zu quetschen. Aber oft kommen dann einfach Worte wie: "Das ist nichts, worüber man reden muss." oder "Da kann man nichts dran ändern."
Das ist schon etwas frustrierend. Aber an manchen Tagen sagt er mir dann auch wieder, dass er mit mir über Probleme reden will und muss. Dass er mich daran teilhaben lassen will, was ihm so durch den Kopf geht und ihn beschäftigt.
Wirkliche Probleme hat er nicht... Das hat er mir auch erst vor wenigen Stunden erklärt. Zoff in der Familie gibt es nicht, er ist topfit und hat keinerlei Geldsorgen.
Er grübelt einfach nur und macht sich Gedanken zu sich und seiner Person. Als wäre er auf der Suche nach etwas, dass ihn eben ausfüllt. Er hat dabei schon ziemlich viele Sachen ausprobiert. Seinen Job gewechselt, ist gereist, von Schweden nach Deutschland gezogen, probiert verschiedene Sportarten aus und ist neuen Dingen eigentlich sehr aufgeschlossen gegenüber.

Das einzige, was mir dann auch ab und zu etwas Bauchschmerzen bereitet, ist nur die Sache, dass er vor einigen Jahren eine sehr lange Beziehung hatte und dann plötzlich von dieser Frau nach 7 Jahren wortwörtlich im Regen stehen gelassen wurde. Dass ihn das damals sehr mitgenommen hat, weiß ich. Anfangs dachte ich auch, dass sei wohl der Hauptgrund für seine etwas "spezielle", abblockende Art. Über die Sache an sich ist er hinweg. Danach hatte er auch ein oder zwei andere Frauen kennengelernt, denen er sich zumindest seinen Erzählungen nach gegenüber öffnen konnte. Aber auch das waren letztendlich wieder nur Enttäuschungen. Und ich weiß, dass ihn das wohl geprägt hat, denn ich merke, dass er jetzt vorsichtiger ist. In traurigen Momenten (wie als er kurzzeitig nach Schweden zurück wollte), erzählte er mir dann auch, dass er eben schon mehrere Beziehungen hatte...
Das macht mich etwas traurig, weil ich mir einfach wünschte, dass er unsere Beziehung einfach unbeschwerter und lockerer sehen könnte. Ich verlange ja nicht viel von ihm. Ich habe ihn nie "die Pistole auf die Brust" gesetzt und irgendetwas von ihm gefordert, wovon ich wusste, dass er sich dabei unter Druck gesetzt fühlen würde. Ich will auch nicht, dass er irgendetwas für mich aufgibt. Auch wenn ich wohl bereit wäre, dies für ihn zu tun. Ich möchte nur, dass er einfach mal wieder mit mir "träumt" und wir Pläne wie beispielsweise einen gemeinsamen Urlaub in Angriff nehmen... Oder einfach etwas öfter mal hören, dass er glücklich mit mir ist, wenn wir einfach mal den Moment genießen. Und nicht nur so etwas wie: "Du bist eine so liebenswerte Person." umgeben von anderen eher traurigen Sätzen, wenn er gerade mal wieder down ist und ich versuche ihn aufzumuntern...

Ich weiß gar nicht so genau, ob er die Therapien abgebrochen hat. Als er mir davon erzählt hat, klang es meistens so, dass er sich letztendlich selbst aus der Krise geholfen hat. Als er das Problem mit der Essstörung hatte, wurde er hauptsächlich von Familie und Freunden dazu gedrängt und hat dem Therapeuten eigentlich gar nicht wirklich zugehört sondern selbst irgendwann eingesehen, dass etwas falsch läuft. Die Ursache, so meinte er, kannte er aber die ganze Zeit. Er hat sie lediglich ignoriert...
 

Cinne

Aktives Mitglied
Jaa so läuft es bei mir auch. Im Moment mal wieder gut und dann gibts wieder Wochen Monate da geht bei ihm nix mehr. Grundsätzlich denke ich auf jeden Fall das eure Beziehung eine Chance hat, er aber schon grundsätzlich an seiner "Unzufriedenheit" arbeiten sollte. Wenn er sich bisher immer selbst geholfen hat dann zeigt das schon viel Wille, er weiß das was falsch läuft. Und du bist ja auch nicht sauer und verstehst ihn sogar oder? :)

Ich kann dir im Moment auch noch nicht sagen ob eine Therapie hilfreich ist, mein Freund hat erst angefangen.

Aber Medikamente gegen seine stimmungsschwankungen nimmt er nicht oder?

Ich glaub nach 5 Beiträgen kannst du pms schreiben.
 

Nordrheiner

Sehr aktives Mitglied
Hallo, Sheerie,

Du hast gut berichtet. Wenn Deinem Freund Therapien nicht halfen, so ist zu ergründen, woran das lag. Wurde das Problem nie wirklich identifiziert und es wurde drauflostherapiert nur auf Basis von Vermutungen? Nicht alle Fachleute sind gut.

Ich bin kein Psychotherapeut. Jedoch habe ich beim Lesen Deiner Zeilen den Gedanken, dass mir der Hinweis fehlt, dass Dein Freund für irgendwas dankbar ist, sobald er in einer nachdenklichen bzw. trübsinnigen Stimmung ist. Dankbarkeit ist die Basis für Glück. Du kannst als Frau den schönsten und liebsten und reichsten Mann haben – wenn Du nicht dankbar bist, wird Dich der Mann nie glücklich machen können, weil Dir die Dankbarkeit abhanden kam. Und umgekehrt gilt das für Deinen Freund. Du kannst keinen Eimer füllen, der keinen Boden hat. Dankbarkeit ist einerseits eine Einstellung, andererseits eine Übung. Wenn Dir die Bedeutung von Essen klar ist, wirst Du das Essen nicht verweigern, auch gerade wenn Du keinen Appetit hast. Zu essen, wenn man Hunger hat, ist einfach. Aus Vernunftgründen zu essen, geschieht eben nur auf der Basis von Vernunft. Dankbarkeitsübungen, um die gelöcherte Basis für Glück zu reparieren, ist mein Gedanke. Dafür ist Einsicht und Vernunft wichtig. Der Arzt kann nur dem Patienten helfen, der sich helfen lassen will. Für die anderen reicht ein Taschentuch.

Es gibt eine Negativspirale: Das und das läuft schlecht. Daher sehe ich keinen Grund zur Dankbarkeit. Daher bin ich traurig. In der Folge nutze ich nicht alle Chancen zur Verbesserung, wie es möglich wäre. Folglich entstehen Probleme und Negativsituationen. Das wieder macht mich noch trauriger.

Und eine Positivspirale: Etwas läuft schlecht. Ich bin dankbar, weil ich auch daran erkenne, was ich besser machen könnte. Für diese Erkenntnis bin ich dankbar. Die Dankbarkeit stimmt mich fröhlich. Ich bin gut drauf und motiviert, so dass ich mit Erfolg …. anpacke.

Um von einer Negativspirale zu einer Positivspirale zu kommen, ist Einsicht und Übung (z.B. in Sachen Dankbarkeit) erforderlich. Ich weiss nicht, ob Dir meine Gedanken helfen.
Aber lass Dich nicht entmutigen und suche Du nach dem Kern des Problems, falls es nicht ein Mangel an Dankbarkeit sein sollte.
Alles Gute, Nordrheiner

 

Sheerie

Mitglied
Ich hoffe, dass er schnell wieder aus dieser Phase heraus kommt. Jedenfalls handelt es sich allen Anschein nach wirklich "nur" um Phasen. In der Zeit vom Dezember bis April war er jedenfalls glücklicher. Seit Juni ist er nun so. Wobei seine Laune wirklich täglich schon variiert. Ich bin immer wieder gespannt, wie er wohl drauf ist, wenn ich ihn besuche oder sogar am nächsten Morgen an seiner Seite aufwache. Der Kontrast zwischen seiner guten, ausgelassenen Laune abends und seiner eher stillen, etwas grimmigen Art am nächsten Morgen kann manchmal schon sehr enorm sein.
Aber ich weiß nicht, ob 8 Monate eben schon lang genug sind, um wirklich sagen zu können, ob es wirklich nur negative Phasen sind. Er selbst meinte jedoch mal so etwas zu mir, dass es ständige UPs und DOWNs sind. Leider auch in Bezug darauf, wie er seine Gefühle für mich rüber bringen kann.

Er ist auf jeden Fall ein Mensch mit starkem Willen. Ich habe nur Angst, dass er diese Unzufriedenheit zwar als lästig aber "unheilbar" ansieht. Er meint so oft zu mir, dies sei schon immer so gewesen. Oder zumindest schon für eine sehr, sehr lange Zeit. Doch das ermutigt mich auch, vielleicht nicht noch länger zu warten, um speziell dagegen nun etwas zu tun. Zumindest blockt er meinen Vorschlägen, wie sich beispielsweise spezielle Hilfe zu suchen, nicht ab. So hatte ich es vielleicht erst befürchtet. Ich hatte etwas Angst, dass er zu stolz sei oder er denke, ich wolle ihn verbiegen.

Sauer bin ich auf keinen Fall. Mich macht es leider nur traurig, wenn er mir bestimmte Sätze entgegen bringt, die es so aussehen lassen, als würde er nicht den nötigen Glauben in unsere Beziehung haben. Mich wirft das immer etwas aus der Bahn, da er in denen meisten Fällen sichtlich auf mich baut und mich sogar um Unterstützung bittet, worüber ich mich freue. Ich bemühe mich sehr großes Verständnis aufzubringen, was mir eigentlich auch gelingt, würde ich behaupten. Und dennoch hat er mir vor Kurzem erst wieder gesagt, dass wir Zwei sehr verschieden sind und einander nicht so gut verstehen. Denn ich sehe das vollkommen anders. Wir haben vielleicht nicht den selben Möbelgeschmack oder ähnliches... Aber ansonsten denke ich doch, dass wir sehr auf einer Wellenlänge sind. Und einige Wochen später habe ich dann wieder das Gefühl, dass er solche Sätze gar nicht ernst meint, sondern sie Folgen von Gedanken sind, die entstehen, weil er sich zu sehr in irgendetwas hinein steigert.

Er nimmt keinerlei Medikamente. Ich glaube, so etwas würde er selbst auch nie zulassen.

Wie äußert sich die Launenhaftigkeit denn so bei deinem Freund?
Bisher habe ich mich mit dieser Art von Problem zumindest ziemlich allein gefühlt.
 

Sheerie

Mitglied
Hallo Nordrheiner,

ich fand es sehr interessant deinen Beitrag zu lesen.

Zunächst: Ich habe leider nur wirklich wenig Ahnung darüber, wie seine vorherigen Therapien abliefen. Aber es klang wirklich nicht danach, dass sie wirklich hilfreich waren. Ich glaube, es standen damals andere Probleme wie seine Essstörung und seine Trauer nach der zerbrochenen Beziehung im Vordergrund. Ich glaube nicht, dass er speziell wegen seiner "Unzufriedenheit" mal in Therapie war. Als ich zuletzt mit ihm drüber geredet habe, ließ er beispielsweise mal wieder anklingen, dass er ja nicht wirklich ernsthaft an Depressionen leiden würde und einzig und allein er selbst Einfluss auf sich und seine Gedanken haben könnte, indem er sich aufrafft positiver zu denken. Aber ich bin trauriger Weise der Ansicht, dass ihm das eben nicht so richtig gelingt. Doch gleichzeitig wundere ich mich, wieso er in den Monaten zuvor so ausgelassen sein konnte. Manchmal steigere ich mich kurzzeitig auch schon etwas zu sehr in das Ganze rein und bilde mir ein, dass ich selbst auch ausschlaggebend für seine Laune bin. Dabei habe ich mich die ganze Zeit über gleich verhalten und kann mir nicht erklären, was Bestimmtes vorgefallen ist, das die Lage jetzt so verändert haben könnte. Da macht es mich sehr traurig, wenn ich dann höre, dass es zwischen uns nicht so gut läuft, obwohl sich doch eigentlich rein gar nichts geändert hat und wir so gut wie gar nicht streiten.

Ich habe meinen Freund tatsächlich auch schon so etwas gesagt wie: "Sei doch dankbar und glücklich darüber, dass du ..." und dann eine lange Liste von Aufzählungen gebracht. Manchmal sagte er auch von sich selbst aus, dass er ja eben gesund ist und keine Sorgen hat. Aber er ob er sich das wirklich so sehr zu Herzen nimmt... Ich weiß ehrlich gesagt auch gar nicht, ob er das wirklich kann. Sich wirklich darauf einzulassen für etwas konstant unterbewusst anstatt kurzzeitig und bewusst für etwas dankbar zu sein. Aber eins weiß ich genau: Würde man ihm vorwerfen undankbar zu sein, würde er sehr erbost sein.
Er meinte auch mal zu mir, dass wir wohl etwas unterschiedliche Auffassungen von "Dankbarkeit" haben. Während ich mich in Dank von Form einer Umarmung in Verbindung mit netten Worten freuen würde, fährt er nicht so auf der emotionalen Schiene. Er sieht es etwas praktischer, was nicht bedeuten soll, dass er immer darauf aus ist irgendwelche Dinge gegeneinander aufzuwiegen aber er sieht gewisse Dinge schon als selbstverständlich. Wie dass ich ihm im Haushalt unter die Arme greife (was ich natürlich mache und auch irgendwo ja gern tue). Ich wohne zwar nicht richtig bei ihm, verbringe aber viel Zeit in seiner Wohnung, doch ein "Danke, dass du heute den Abwasch gemacht hast" bekomme ich eigentlich nie zu hören. Er erwartet es einfach.
Darin erkenne ich eigentlich schon ein Anzeichen von mangelnder Dankbarkeit. Tatsächlich fallen mir während ich hier schreibe noch mehr und mehr Kleinigkeiten ein.

Ich weiß nur nicht, wie ich ihn darauf aufmerksam machen könnte... Denn wie gesagt, glaube ich, dass er sich ziemlich angegriffen fühlen würde, wenn man ihn auf mangelnde Dankbarkeit ansprechen würde... :eek:
 

Nordrheiner

Sehr aktives Mitglied
Unzufriedenheit ist der Gegenpol zur Dankbarkeit. Gerade weil er einen starken Willen hat, hat er es auch in der Hand, sich von der Negativspirale zur Positivspirale zu bewegen.
Bei einer Essstörung würde der vernünftige Mensch auch nicht verhungern wollen, nur weil er keinen Appetit verspürt. Und Dankbarkeit ist das Vitamin, von dem ich stark annehme, dass es Deinem Freund fehlt.

 

Nordrheiner

Sehr aktives Mitglied
Das ist eine anspruchsvolle Aufgabe, Deinen Freund darauf aufmerksam zu machen, dass ihm Dankbarkeit fehlt. Da musst Du schon klug vorgehen.
Es gilt die Regel: Ohne Erkenntnis kein Bekenntnis.

Ein Mann ging zum Frauenarzt und beschwerte sich, dass seine Frau schwanger wurde trotz Verhütungspille. Der Frauenarzt fragte, wie oft denn die Ehefrau die Pille genommen habe. Schließlich sei Regelmässigkeit erforderlich. Der Ehemann antwortete: Meine Frau ist doch viel zu vergesslich. Daher habe ich die Pille immer regelmässig, streng nach Vorschrift, geschluckt.

Nicht Du sollst ihm sagen, wofür er dankbar sein könne. Das geht nach hinten los. Da „muss“ er selbst drauf kommen. Er muss nur vorher einsehen, dass das Einüben in Dankbarkeit enorm wichtig ist. Wie ein zu klein geratener Muskel trainiert werden will. Und die Depri-Phase ist der Sportwettkampf. Hat er vorher gut seinen Dankbarkeitsmuskel trainiert, kann er sich aus der Depri-Phase rauskämpfen. Jede Depri-Phase will sagen: Dein Muskel ist immer noch zu klein.


Das ist eine anspruchsvolle Aufgabe, Deinen Freund darauf aufmerksam zu machen, dass ihm Dankbarkeit fehlt. Da musst Du schon klug vorgehen.


Es gilt die Regel: Ohne Erkenntnis kein Bekenntnis.





Ein Mann ging zum Frauenarzt und beschwerte sich, dass seine Frau schwanger wurde trotz Verhütungspille. Der Frauenarzt fragte, wie oft denn die Ehefrau die Pille genommen habe. Schließlich sei Regelmässigkeit erforderlich. Der Ehemann antwortete: Meine Frau ist doch viel zu vergesslich. Daher habe ich die Pille immer regelmässig, streng nach Vorschrift, geschluckt.





Nicht Du sollst ihm sagen, wofür er dankbar sein könne. Das geht nach hinten los. Da „muss“ er selbst drauf kommen. Er muss nur vorher einsehen, dass das Einüben in Dankbarkeit enorm wichtig ist. Wie ein zu klein geratener Muskel trainiert werden will. Und die Depri-Phase ist der Sportwettkampf. Hat er vorher gut seinen Dankbarkeitsmuskel trainiert, kann er sich aus der Depri-Phase rauskämpfen. Jede Depri-Phase will sagen: Dein Muskel ist immer noch zu klein.
Und dann ist evt. Mitleid genau verkehrt. Wenn jemand nicht trainiert und verliert einen Wettkampf bzw. landet auf dem vorletzten Platz, soll er dann getröstet werden – oder wäre es nicht besser zu fragen: Warum, denkst Du, hast Du diesen vorletzten Platz erzielt und nicht einen besseren?



Solange er das schlechte Ergebnis woanders sucht, als in dem mangelnden Training, kann man ihm nicht helfen.
 
Zuletzt bearbeitet:

Nordrheiner

Sehr aktives Mitglied
Das ist eine anspruchsvolle Aufgabe, Deinen Freund darauf aufmerksam zu machen, dass ihm Dankbarkeit fehlt. Da musst Du schon klug vorgehen.

Es gilt die Regel: Ohne Erkenntnis kein Bekenntnis.

Ein Mann ging zum Frauenarzt und beschwerte sich, dass seine Frau schwanger wurde trotz Verhütungspille. Der Frauenarzt fragte, wie oft denn die Ehefrau die Pille genommen habe. Schließlich sei Regelmässigkeit erforderlich. Der Ehemann antwortete: Meine Frau ist doch viel zu vergesslich. Daher habe ich die Pille immer regelmässig, streng nach Vorschrift, geschluckt.

Nicht Du sollst ihm sagen, wofür er dankbar sein könne. Das geht nach hinten los. Da „muss“ er selbst drauf kommen. Er muss nur vorher einsehen, dass das Einüben in Dankbarkeit enorm wichtig ist. Wie ein zu klein geratener Muskel trainiert werden will. Und die Depri-Phase ist der Sportwettkampf. Hat er vorher gut seinen Dankbarkeitsmuskel trainiert, kann er sich aus der Depri-Phase rauskämpfen. Jede Depri-Phase will sagen: Dein Muskel ist immer noch zu klein.
Und dann ist evt. Mitleid genau verkehrt. Wenn jemand nicht trainiert und verliert einen Wettkampf bzw. landet auf dem vorletzten Platz, soll er dann getröstet werden – oder wäre es nicht besser zu fragen: Warum, denkst Du, hast Du diesen vorletzten Platz erzielt und nicht einen besseren?

Solange er das schlechte Ergebnis woanders sucht, als in dem mangelnden Training, kann man ihm nicht helfen.


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