Hallo Anonym,
aufgrund der wenigen "Randinformationen" können wir hier nur spekulieren oder Kaffeesatzlesen. Das bringt Dir wohl nicht viel. Wenn man mit einer Situation oder Beziehung nicht einverstanden ist und gerne etwas daran ändern möchte, dann ist es ein guter Anfang, zuerst einmal die eigenen Gefühle zu erspüren und auch die Gefühle, die sich hinter den ersten Gefühlen womöglich verbergen. Worüber bist Du in eurer Beziehung glücklich, ärgerlich, traurig oder ängstlich? Schreibe diese Gedanken auf und lese sie Dir einen Tag später noch einmal durch und schau dann, welche Gedanken und Gefühle sich nun zu diesen Stichworten zeigen.
Und dann ist es wichtig zu unterscheiden, ob Deine Gefühle aus der Erinnerung kommen, sozusagen "alte Gefühle" sind, oder ob sie das hier und jetzt betreffen. Sich darüber im Klaren zu werden, kann einige Tage dauern.
Wenn Du nun besser weist, was Dich umtreibt und was davon "aktuell" ist oder aus der Vergangenheit kommt, dann kannst Du leichter beantworten, was Dir in eurer Beziehung fehlt. Ich wage mal zu sagen, dass es nicht nur um die körperliche Anwesenheit Deines Partners geht. Natürlich ist erst einmal alles andere in eurer Beziehung zweitrangig. Wozu sich über ein Essen unterhalten, das man nicht hat?
Natürlich ist nicht sicher, ob diese sporadischen Treffen wirklich nur etwas mit Dir zu tun haben. Vielleicht erträgt er grundsätzlich ein mehr an Nähe einfach nicht. Wie halten es die Stachelschweine mit der Liebe? Gaaaaanz vorsichtig! Wenn man sich immer nur so nahe kommt, bis es piekst, aber doch so weit aneinander rückt, dass noch Wärme zu spüren ist, dann ist das nicht immer eine freiwillige Entscheidung. Manchmal setzen die eigenen Stacheln oder die des Gegenübers einfach Grenzen. Und immer wieder sind diese Grenzen auch nur im Kopf.
Und zu guter letzt hilft es auch, sich über die gegenseitigen Motivatoren für eine Beziehung im Klaren zu werden. Vielleicht ist eure Art des Kontakts schon mehr, als er sich erträumt oder vielleicht hat er einfach nicht mehr Zeit, neben seinen anderweitigen Verpflichtungen, welche das auch immer sein mögen.
Traue Deinem Bauchgefühl, aber traue ihm nicht blind. "Beziehung" sollte sich bewegen, verändern und entwickeln dürfen, sie sollte Dir und ihm Luft zum atmen lassen, sollte Hoffnung auf "mehr" machen und das Leben bereichern dürfen. Wenn sie nur eine weitere Position im Terminkalender ist, dann sind die Fragen erlaubt, wohin das führt und führen soll und warum eigentlich?
So oft scheitern wir Menschen an den eigenen oder anderen Grenzen und die Angst vor Kontrollverlust reduziert die Auswahl der denkbaren Optionen. Wenn Deine Beziehung gerade für wen auch immer nur noch das kleinere Übel ist, dann wird es Zeit, die Decke des Schweigens und (Er-)Duldens anzuheben und nachzuschauen, was sich darunter verbirgt. Das kann in Liebe und mit Klarheit geschehen. Ohne Verletzungen wird es aber selten abgehen, angesichts eures Aufwandes, eine gewisse Distanz zu wahren.
Unser Leben ist endlich. Die Jahre vergehen und sie mit Warten zu verbringen, ist nicht immer der beste Rat, wenn auch nicht der schlechteste. Es ist vielleicht an der Zeit, dass Du Dein Herz sprechen lässt. Wenn er das nicht hören kann, worauf willst Du dann noch warten? Kennst Du diesen Satz: "Warte nicht, wo kein Bus hält."? Eine Userin oder ein User hat ihn in der Signatur aufgeführt. Ich erschrecke immer wieder wenn ich ihn lese, weil ich mich bei dieser sinnlosen Warterei immer wieder ertappe. Die eigenen Gründe für diese Warterei sind wirklich auch sehr interessant. Worauf wartest Du?