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Für meine Großmutter

S

Struwelpetra

Gast
Dein ganzes Leben war nur schaffen, warst jedem immer hilfsbereit, Du konntest bessere Tage haben, doch hierzu nahmst du dir nie Zeit…

Wenn ich auf das Leben meiner Großmutter zurückblicke, blicke ich auf ein Leben voll von unerfüllten Sehnsüchten und ungelebten Träumen.



Wer sie gekannt hat weiß, dass sie ihre wertvolle Zeit ausschließlich anderen und der Arbeit gewidmet hat. Sie war eine der großzügigsten Menschen die ich je kennen lernen durfte und viele, auch ich, verdanken ihr ein angenehmeres und sorgenfreieres Leben.


Doch trotz all der Annehmlichkeiten, konnte ich nie verstehen, warum sie die Gelegenheit nicht nutzte, ihr Leben schöner zu gestalten, als sie endlich nach langen Jahren der Entbehrung die Möglichkeit dazu hatte.



Ich sagte oft zu ihr: „Mensch Oma! Es gibt so viel mehr als Arbeit und diese muffige 3 Zimmerwohnung! Du musst dir doch mal die Welt anschauen, dir etwas gönnen, du hast es dir verdient!“



Sie sah mich daraufhin immer sehr gelassen an und erwiderte mit der bereits von ihr gewohnten Bitterkeit in der Stimme: „Kind, früher als ich jung war und das Geld brauchte, hatte ich es nicht und jetzt wo ich es habe, brauche ich es nicht mehr!“



Es war für mich nicht leicht, das zu akzeptieren und ich konnte nur schwer ertragen, dass ich nie wirklich wusste was sie dachte oder fühlte.


In meiner Kindheit schenkte sie mir Liebe, Geborgenheit und ein Nest voll Wärme, doch als ich älter wurde, trennten sich unsere Wege manches Mal auf unbestimmte Zeit.



Zu verschieden waren unsere Ansichten und zu verschieden unsere Lebensweisen, aber trotz allem haben wir immer wieder versucht zu einander zu finden.



Vielleicht hätte ich ihr sagen müssen, dass sie eine der wichtigsten Menschen in meinem Leben ist und vielleicht hätte ich ihr mehr zeigen müssen, wie sehr sie mir am Herzen liegt, doch die Blockade meiner Großmutter, wenn es um Emotionen ging, blockierte auch mich selbst.



Wenn ich noch einmal die Chance bekäme ihr Gegenüber zu stehen, so würde ich ihr heute sagen:
"Verzeih mir Oma, dass ich oft wütend auf dich war, aber es war doch nur, weil es mich so traurig gemacht hat, dass du dich schon lange, bevor du gegangen bist, aufgegeben hast und ich mir so sehnlich gewünscht habe, für einen kleinen Moment deine Augen wieder strahlend zu sehen"

Und ich würde ihr sagen:
"Es tut mir leid, dass ich oft ungerecht zu dir war, aber es war doch nur, weil ich einfach nicht gemerkt habe, wie einsam du in deinem Herzen bist."


Das sie so schnell für immer aus dem Leben getreten ist, hinterlässt für mich eine schmerzliche Lücke und viele ungeklärte Fragen. Aber ich finde Trost indem Glauben, dass mein Großvater auf sie gewartet und die beiden nun wieder vereint sind.


Mein Großvater, der leider letztes Jahr am 22. August die Augen für immer geschlossen hat, war ihre große Liebe und sie hat immer wieder erzählt: "Wenn ich den nicht bekommen hätte, wäre ich glatt in den Main gesprungen…"


Und auch wenn ihre Ehe nicht immer rosig und sehr schwierig war, so kann ich eines mit Gewissheit sagen, meine Großeltern haben sich geliebt und ich glaube sie hat nach seinem Tod für sich entschieden ihm schnellst möglich zu folgen.


Ich wünsche mir für die beiden einen glücklichen Neubeginn, indem sie ihre Liebe nun endlich genießen dürfen und ich wünsche mir für meine Großmutter, dass sich jetzt ihre Sehnsüchte und Träume erfüllen.


Du wirst mir sehr fehlen - ich liebe dich
 

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