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Geschenk angenommen - kann mir die Kündigung drohen?

Marika46

Mitglied
Liebe Community,

ich glaube, ich habe einen großen Fehler gemacht!

Wie einige von euch wissen, arbeite ich als Pflegehelferin in einem Altenheim. Unter den Bewohnern in meinem Wohnbereich gibt es eine alte Dame, die ich von Anfang an ins Herz geschlossen habe. Noch nie habe ich so einen liebenswürdigen und bescheidenen Menschen kennengelernt. In den ganzen vier Jahren, die sie nun dort wohnt, habe ich nie etwas Negatives über sie gehört. Jeder mag sie. Bei mir ist es so, dass ich nicht einfach sagen kann, dass ich sie sehr mag. Ich habe sie richtig lieb. Wenn ich ein bisschen Zeit habe, unterhalte ich mich mit ihr und bin immer wieder gefesselt von ihrem Wissen und ihren rührenden Geschichten.

Letzte Woche hat sie ihren 100. Geburtstag gefeiert. An dem Tag fand im Haus ein sehr großes Fest statt, zu dem auch das Personal eingeladen war. Leider hatte ich an dem Tag frei und konnte nicht dabei sein. Vorher hatte ich mit einer Kollegin abgesprochen, dass wir der lieben alten Dame einen Blumentopf schenken. Ich besorgte das Geschenk und kam damit am nächsten Tag zum Dienst. Meine Vorgesetzte schwärmte von dem tollen Fest am Vortag. Ich sagte, dass die Bewohnerin heute von einer Kollegin und mir einen Blumentopf bekommt. Meine Vorgesetzte und ihre Vertreterin äußerten sich nicht dazu. Ok, sie mussten ja auch nicht sagen, dass sie das als nette Geste ansehen.

Die alte Dame freute sich riesig über die Blumen. Sie sagte sofort, dass ich auch noch ein Geburtstagsgeschenk bekomme. Kurz vor ihrem Geburtstag hatte ich ihr erzählt, wie ich meinen Geburtstag, ein paar Tage vor ihrem, verbracht habe. Sie bekam ein schlechtes Gewissen, weil sie ihn vergessen hatte. Ich sagte ihr, dass sie doch nicht daran denken müsse und mir schon gar nicht etwas schenken solle! Doch sie sah sich anscheinend jetzt dazu verpflichtet. :-(

Am Freitag begleitete mich eine Praktikantin und in ihrem Beisein überreichte mir die Bewohnerin dann ein Geschenk mit den Worten, dass ihr Neffe das ausgesucht habe. Da ich nicht allein war, guckte ich nur kurz in die Tüte und sah ein Halstuch. Ich bedankte mich herzlich und sagte, dass ich das Tuch sehr schön finde. Die alte Dame meinte dann noch, dass es ein Seidentuch sei.

Zuhause wurde mir dann erst bewusst, dass ich vielleicht einen großen Fehler gemacht habe. Wir haben uns im Arbeitsvertrag dazu verpflichtet, nur Geschenke bis zu einem Wert von 5 Euro annehmen zu dürfen. Ich habe noch nie etwas geschenkt bekommen, nicht einmal eine Schachtel Pralinen.

An dem Tuch hing noch ein Etikett mit dem Namen der Firma. Ich guckte im Internet nach und sah, dass die Tücher mindestens 40 Euro kosten!

Jetzt kann man natürlich sagen, wo kein Kläger, da kein Richter. Doch die Praktikantin hat mitbekommen, dass mir die alte Dame das Geschenk überreicht hat und auch noch von einem Seidentuch gesprochen hat. Außerdem weiß ich nicht, ob das Tuch nicht vielleicht ein Geschenk zum 100. Geburtstag war oder tatsächlich der Neffe der alten Dame es in ihrem Auftrag ausgesucht hat. Er ist sehr gebildet, geht im Heim ein und aus und weiß vielleicht, dass das Personal nur kleine Aufmerksamkeiten annehmen darf.

Ich habe jetzt wirklich Angst!
Hätte ich meine Vorgesetzte über das Geburtstagsgeschenk der alten Dame informieren müssen?
Ich hätte es jedenfalls nicht zurückweisen können. Sie wäre sehr enttäuscht gewesen und hätte das sicherlich als unhöflich empfunden.

Es grüßt euch

Marika
 
Wenn es Dich so sehr beunruhigt, dann kannst Du das ja immer noch mit Deiner Vorgesetzten besprechen und fragen, was Du tun sollst.

Für eine Kündigung reicht sowas im Zweifel nicht, für eine Abmahnung vielleicht schon.

Das beruhigt mich schon mal ein bisschen. Ich arbeite jetzt seit fast acht Jahren dort und bin noch nie in so eine Situation gekommen. Einmal wollte mir ein Bewohner 20 Euro geben, die ich natürlich abgelehnt habe.

Doch in diesem Fall handelte es sich um ein Geburtstagsgeschenk und ich wollte die alte Dame nicht verletzen.
 
Wir haben uns im Arbeitsvertrag dazu verpflichtet, nur Geschenke bis zu einem Wert von 5 Euro annehmen zu dürfen.
Das ist der entscheidende Satz. Du hast schriftlich bestätigt, dass du nichts annehmen darfst, das mehr als 5 Euro Gegenwert hat. Rechtlich nennt man das einen Compliance Verstoß, der schlimmstefalls sogar strafrechtlich verfolgt wird (glaube ich in deinem Fall zwar nicht, da ja Pflegenotstand herrscht, verlassen solltest du dich darauf aber nicht); trotzdem könnte eine Zuwiderhandlung eine Strafe nach sich ziehen. Deine Vorgesetzte ist dir nicht wohlgesonnen, wenn ich mich recht erinnere. Ich würde daher kein Risiko eingehen, es melden und fragen, wie du jetzt vorgehen sollst. Du musst die Vorgesetzte nicht mit der Nase darauf stoßen, dass es sich um ein hochwertiges Seidentuch handelt, sondern lediglich sagen, dass die Dame dir das Tuch geschenkt hat und ob du es annehmen darfst. Man möchte damit dem "Einkauf" einer Vorzugsbehandlung vorbeugen, auf Neudeutsch kann man das als Bestechung werten. Blöd und auch gemein irgendwie, aber es ist nunmal wie es ist.
 
Zuletzt bearbeitet:
@Pfefferminzdrops

Danke auch für deine sehr hilfreiche Antwort.

Es kann tatsächlich sein, dass das Annehmen von Geschenken eine Kündigung zur Folge haben kann. Daher werde ich - wie du mir geraten hast - meine Vorgesetzte darüber informieren. Dann kann man mir wenigstens keine Bestechlichkeit oder Unehrlichkeit vorwerfen.
 
@Pfefferminzdrops

Danke auch für deine sehr hilfreiche Antwort.

Es kann tatsächlich sein, dass das Annehmen von Geschenken eine Kündigung zur Folge haben kann. Daher werde ich - wie du mir geraten hast - meine Vorgesetzte darüber informieren. Dann kann man mir wenigstens keine Bestechlichkeit oder Unehrlichkeit vorwerfen.
Ja und sag ihr, dass Du nicht wusstest , welchen Wert das Geschenk hatte und Du das erst zuhause verstanden hast.
 
Es hat auch den Vorteil, dass du keine Angst mehr haben musst, dass es irgendwann doch noch rauskommt. Was ich nicht machen würde wäre deiner Vorgesetzten das Tuch auszuhändigen. Das bekäme die Dame dann zurück mit dem Hinweis, dass deine Vorgesetzte dir nicht gestattet hat es zu behalten. Ich würde auch der Praktikantin erzählen, wie du vorgegangen bist und warum..die soll ja lernen wie es richtig geht.

Zwischenmenschlich ist es irgendwie traurig, denn es gibt ja auch Menschen, die rein aus Freude schenken. Allerdings sorgen diese Regeln auch für eine gewisse Sicherheit und Abgrenzung, damit man sich keine Vorzugsbehandlung erkaufen kann.
 
Zuletzt bearbeitet:
Ja und sag ihr, dass Du nicht wusstest , welchen Wert das Geschenk hatte und Du das erst zuhause verstanden hast.
Dafür sähe ich jetzt wiederum keinen Anlass und auch keine Verpflichtung, würde mich da unwissend stellen. Ich würde das Tuch vorzeigen ohne den Hinweis auf die Seide und den ermittelten Gegenwert und die Bewertung dann der Vorgesetzten überlassen. Vielleicht bekämst du dann eher das Okay, das Tuch behalten zu dürfen.

Ich würde sagen, dass ich es im ersten Impuls und in der großen Freude angenommen hätte, mir erst zu Hause der Gedanke kam, ob das überhaupt statthaft gewesen wäre.
 

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