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Gewalt im Kopf - wieviel ist normal?

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Hallo, ich stelle mir immer wieder die Frage ob ich noch normal im Kopf bin oder ob ich mir vielleicht professionelle Hilfe suchen sollte. Folgendes: Ich habe seit einigen Jahren (!) viele Gewaltphantasien in meinem Kopf, welche mir den Alltag (und jetzt kommts) versüssen. Diese Gewalt richtet sich gegen Mitmenschen, Bekannte oder auch Fremde. Es ist nie sexuelle Gewalt, sondern nur Gewaltanwendung im Sinne von Schlägen, Tritten, oder sonst wie. Manchmal sind die Vorstellungen unbegründet, manchmal weil mich eine andere Person nervt oder ich mich ungerecht behandelt fühle. Selten kams daher schon zu Drohungen von meiner Seite, wenn mir der Kragen geplatzt ist, auch bei engen Freunden. Ich Trainiere seit 5 Jahren meine Muskulatur 4mal die Woche, weil ich mich so wappnen will, für Konfrontationen. Ich studiere an der Uni, arbeite nebenamtlich seit einigen Jahren im Sicherheitsdienst, v.a. Psychiatrie, d.h. ich bin als Ordnungsdienst für Interventionen zuständig. Ich fürchte und liebe diesen Job, diese unkontrollierten Situationen, auch wenns manchmal sehr brenzlig wird und auch z.T. Waffen im Spiel sind. Ich mache Kampfsport nebenbei und habe eine ziemliche Palette an Angriff- und Abwehrreaktionen parat. Den Nebenjob habe ich mir eigentlich ausgesucht um Dampf abzulassen, ein bisschen aus dem Alltag austreten zu können. Aber Gewalt bestimmt mein Leben, d.h. ich habe tagtäglich Fantasien, was ich mit den Leuten anstellen könnte, die mich ungerecht behandeln (d.h. v.a. respektlose oder schikanöse Bemerkungen treffen mich, im Sinne von: Ich bin gut zu dir, wieso du nicht zu mir?). Ich habe einen grossen und gesunden Freundeskreis und seit einem Jahr eine sehr liebevolle Partnerin. Ich wurde nie geschlagen, habe wunderbare Eltern (nicht geschieden) und ging Auseinandersetzungen immer aus dem Weg. Bis ich ca 21 wurde, dann fing bei mir diese Suche an, ich wollte Konflikte erleben, wollte sie jedoch nie selber provozieren, bzw. entstehen lassen. Ich denke tagtäglich daran. Bei der Arbeit habe ich Angst, jedoch geniesse ich es wenn ein Typ auf mich losgestürmt kommt und ich ihn dann nach Strich und Faden fertig machen kann, seine ganze Wut dann zu Angst wird (Ich meine damit keinen Notwehrexzess meinerseits). Ich bin im Grossen und Ganzen ein glücklicher Mensch, aber dieser Trieb zerreisst mich manchmal innerlich fast.. Äusserlich merken das die Wenigsten. Was haltet ihr davon, kennt jemand ein Krankheitsbild oder irgendeine Störung, die bei mir zutreffen könnte? Oder denkt ihr, dass dieses Problem in solch einem Forum unangemessen bzw. unbedeutend ist. Ich selbst denke nicht, dass ich normal bin..
Ich freue mich über jede Antwort. Mit freundlichen Grüssen und den besten Wünschen....
 
Hi,

wenn du das mit deiner schönen und ausgeglichenen Kindheit nicht noch geschrieben hättest, hätte ich darauf getippt dass du extrem frustriert und beinah traumatisiert sein könntest - Menschen die Jahrelang unterdrückt und fertig gemacht wurden, hegen nicht selten solche Gewaltphantasien, aber da bei dir ja alles in Butter gewesen zu sein scheint...

War deine Kindheit vielleicht ZU ruhig und ZU relaxed, so dass du dich zu dieser zeit nie beweisen und nie deine Kräfte mit anderen messen konntest? Wäre das was?

Im Grunde erinnert mich dein Anliegen an so etwas wie eine Aggressionsstörung; hier steht was darüber. Die erste Seite behandelt das Thema zwar für Kinder, aber lies einfach mal.

Aggressionen, Aggressionsstörung, antisoziale Persönlichkeitsstörung --- gesundheitfuerkinder.de

Welche Ursachen für Aggressionsstörungen gibt es? | Navigator Medizin / Eltern und Kind

Und ganz ehrlich: Wenn du so ausgebildet und auf Zack bist, sollten deine Fähigkeiten dich eigentlich zu einem relaxten, in sich ruhenden Typ machen und nicht zu einem, der Spaß daran hat es anderen zu zeigen. Du solltest das eigentlich eben nicht nötig haben. Warum das doch so ist, wird dir wahrscheinlich nur ein "Fachmann" sagen können, hier in so einem Forum in der Distanz hat das wenig Sinn.

Aber es ist sehr gut dass dir selbst aufgefallen ist, dass deine Gewaltphantasien nicht normal und auch nicht gesund sind - weder für dich noch für deine Umwelt. 😉
 
Ich denke, dass dies sicher nicht normal ist. Tönt sehr gefährlich. Würde eine kompetente Ansprechperson aufsuchen...
 
wenn mir der Kragen geplatzt ist
Professionell wäre es, dieses "Kragenplatzen" als - bewusstes - Übergehen von eigenen inneren Impulsen zu betrachten, die schon vorher ausgedrückt gehört hätten- und dann unschuldigerweise 🙄 zu diesem massiven Verhalten führten.
Ich Trainiere seit 5 Jahren meine Muskulatur 4mal die Woche, weil ich mich so wappnen will, für Konfrontationen.
a) kann seien , dass das Training als solches auch Einfluss nimmt auf die psychische Verfassung
b) es ist üblich, dass in solchen Kreisen auch diverse Mittelchen kreisen, denen man nachsagt, diese würden sich positiv auf Muskelwachstum (und vermehrte Agressivität) auswirken.

Der schwierigste Kampf ist er Kampf gegen sich selbst. Weisheit aus dem fernen Osten
 
Herzlichen Dank für deinen Kommentar. Nein, solche "Mittelchen" sind für mich strengstens Tabu. Aber es wäre naheliegend, das gebe ich zu..*MFG
 
Zuletzt bearbeitet:
Hallo zusammen,

mir gehts ähnlich wie dem TE. Ich habe auch solche Gewaltphantasien, allerdings "versüssen" sie mir nicht den Alltag. Bei mir ist es so, dass ich bildlich vor mir sehen, wie ich z.B. jemanden, der mich so richtig geärgert hat, ein Kantholz über den Kopf ziehe. Oder ich stelle mir den Ausdruck seiner Augen vor, wenn ich ihm eine Pistole an den Kopf halten würde.

Einer von Euch hat hier gepostet, dass Ursache für solche Phantasien sein kann, dass der Phantasierende evtl. lange Zeit unterdrückt wurde oder in lange mit einem Gefühl der Hilflosigkeit gelebt hat. Das kann ich so für mich bestätigen.

Ich will damit nicht sagen, dass ich meine Phantasien entschuldigen möchte. Ich bin - aber aus anderen Gründen - in psychotherap. Behandlung und habe mit meiner Therapeutin diese Gedanken besprochen. Gottseidank scheine ich vom Gedanken bis zur Umsetzung noch weit entfernt zu sein, meine Therapeutin meint, ich solle versuchen, meine Situationen, in denen ich mich hilflos fühle genau zu begucken. Und dann gucken, wie ich aus der Lethargie kommen kann, ohne jemandem weh tun zu wollen.

Das klappt bei mir soweit ganz gut. Und es kann auch befreiend sein, solche Gedanken zu haben. Es ist ja kein Wunsch, jemandem weh zu tun, sondern nur der Gedanke. Ich schätze, das wäre richtig gefährlich: Den Wunsch zu haben und deswegen dieser Phantasie nachzugehen.

Allen eine gute Nacht!

M.
 
Nun ja, gelegentlich mal darüber nachzudenken wie es denn wäre einen ungeliebten Mitmenschen zu schlagen ist sicher nicht ganz unnormal. Aber wenn solche Fantasien zur Regel werden und die Möglichkeit besteht dass sie ausbrechen, sollte man sich Gedanken machen woher sie kommen und wie man mit ihnen umgehen kann. Speziell dann, wenn man von der körperlichen Konstitution her dazu in der Lage ist, jemanden ganz übel zu verletzten oder gar zu töten.

Ich würde in einem solchen Fall auch auf die Kindheit tippen, vielleicht auf ein Trauma an das du dich gar nicht mehr erinnerst? Oder an seelische Misshandlung, denn die wird selbst von den Opfern oft gar nicht oder erst sehr spät als solche überhaupt erkannt. Da gibt es Menschen die schwerst psychisch misshandelt wurden und dennoch der vollsten Überzeugung sind, eine tolle Kindheit gehabt zu haben.

Solche Dinge findet ein guter Therapeut heraus, wenn man bereit dazu ist und es auch selber will.
 

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