Findefuchs
Sehr aktives Mitglied
Guten Abend,
wie bereits angekündigt, hier ein eigener Thread für ein Thema, das in Bandits Thread http://www.hilferuf.de/forum/gesell...gt-eine-menschliche-gesellschaft-strafen.html aufgetaucht ist:
Prinzipiell denke ich, sind wir uns so gut wie alle einig: Liebe, Mitgefühl und Respekt sind wichtige Grundpfeiler für eine Gesellschaft und fehlen oft in unseren Kulturen. Aber:
Gibt es Grenzen für Liebe, Mitgefühl, Respekt und Verständnis?
Kann ich überhaupt einen Menschen noch Liebe entgegen bringen, wenn ich weiß, er hat etwas Schlimmes getan? Wenn sogar ich selbst oder jemand, der mir sehr Nahe steht (Familienmitglied, guter Freund, Partner etc.) davon betroffen ist?
Wie ich schon bereits geschrieben habe, kann ich aufgrund meiner eigenen, persönlichen Geschichte nicht immer Verständnis oder Mitgefühl für Täter in dem Ausmaß aufbringen, wie es vielleicht anderen gelingt.
Wenn ich eine Person vorher gut kennen würde und sie mir nahesteht, könnte ich mit bestimmten Straftaten umgehen oder dass diese Person Fehler begeht. Keiner ist perfekt und Menschen machen Fehler. Oft kommt es auch auf die Lage oder aktuelle Situation an, in der man steckt.
Aber sobald es um Gewalt geht, massive Schädigung eines anderen (z. B. durch Betrug) wäre bei mir die Liebe, Freundschaft oder das Mitgefühl ausgereizt. Dafür kann ich wenig bis gar kein Verständnis aufbringen. Gerade wegen meiner eigenen Geschichte und weil ich weiß, wie schlimm sich das anfühlt, wenn einem Gewalt angetan wird oder jemand anderes bewusst wichtige Grenzen überschreitet.
In diesem Fall habe ich für mich selbst ziemlich hohe moralische Ansichten. Und ab einem gewissen Punkt - den ich ja bereits beschrieben habe - würde ich mich fragen, ob ich so eine Person überhaupt in meinem Leben haben möchte, als nahestehendere Person, wenn sie jemand anderem Gewalt antut oder den Betroffenen massiv schädigt.
Auch allgemein, wenn ich in den Medien von Mord, Gewalt usw. erfahre, habe ich keinerlei Verständnis für die Täter. Häufig sucht man ja auch Gründe für ein Warum und oft haben die Täter selbst viel mitmachen müssen oder eine schwere Kindheit gehabt etc. Trotzdem habe ich dann kein Mitgefühl für sie, bzw. ich finde die Gradwanderung extrem schwer, dass es NICHT zu einer RECHTFERTIGUNG für den Täter wird.
Ich empfinde es oft als hammerhart und richtig kompliziert, wenn von Täterschutz gesprochen wird oder dass Vergewaltiger und Mörder auch nach dem Gefängnis ein menschenwürdiges Leben führen müssen, ohne von der Gesellschaft geächtet und ausgegrenzt zu werden. Aber ganz ehrlich: könnt ihr nicht die Bewohner ein Stück weit verstehen, die dagegen demonstrieren, dass ein Täter in ihr Viertel einzieht? Haben diese Menschen nicht auch das Recht dazu, ihren Unmut, ihre Meinung und Ablehnung offen zu bekunden, solange keine Gewalt dabei im Spiel ist?
Ich denke mir: der Täter kann sich trotz eines beschissenen Lebens oder schlimmen Erfahrungen auch jederzeit dazu entscheiden, ob er jemanden tötet oder nicht. Oder ob er jemanden bewusst schädigt. Ich klammere hierbei psychische Krankheiten aus, oder wenn jemand aus Notwehr jemanden tötet, weil er sein eigenes Leben verteidigt. Dafür habe ich dann Verständnis, denn es passiert aus einem anderen Antrieb heraus und weil man sein eigenes Leben schützen will und selbst bedroht wird.
Aber wenn man mal ein wenig von Straftaten weggeht: bei mir geraten Liebe und Mitgefühl ins Wanken, wenn mich jemand kalkuliert belügt, obwohl er es nicht müsste, oder wenn jemand in einer Beziehung fremdgeht, ohne vorher über gewisse Probleme zu reden oder nach einer offenen Beziehung zu fragen. Oder wenn mich jemand mit Absicht verletzt, einfach aus Rache heraus. Wobei "Liebe" schwer aufhören kann, wenn man plötzlich verletzt wird. Man liebt ja trotzdem weiter. Aber für mich ist dann die Grenze erreicht, dass diese Liebe noch gut und schön ist und ausgelebt werden sollte, von meiner Seite aus. Wenn ich "Liebe" schreibe, meine ich damit übrigens nicht nur die Liebe in einer Partnerschaft oder Ehe, sondern auch die freundschaftliche Liebe oder die Liebe zu seiner Familie.
Ob meine Liebe und mein Mitgefühl dann tatsächlich aufhören würden, würden die Einzelfälle entscheiden. Das kann ich so konkret schwer festmachen. Ich denke (kann es aber natürlich nicht mit 100% Sicherheit sagen), dass ich unter gewissen Umständen verzeihen könnte, wenn mein Partner fremdgeht und ich nicht die ganze Liebe davon abhängig machen würde.
Wie steht ihr zu diesen Themen? Wie denkt ihr darüber? Wo sind eure Grenzen und wo fällt euch es schwer, Mitgefühl oder Verständnis aufzubringen? Oder gar eine allgemeine oder allumfassende Liebe?
Oder sagt ihr vielleicht, dass Liebe alles retten und heilen kann? Dass man auch jemanden lieben und Mitgefühl für ihn zeigen kann, wenn er jemand anderen getötet hat oder durch seine eigene Vergangenheit dazu "getrieben" wurde, jemand anderem zu schaden?
Habt ihr vielleicht sogar selbst mal einen großen Fehler begangen (jetzt nicht nur auf Straftaten bezogen) und trotzdem Liebe, Mitgefühl und Verständnis erfahren? Wie ging es euch damit?
Ich freue mich auf eine schöne Diskussion! :daumen:
wie bereits angekündigt, hier ein eigener Thread für ein Thema, das in Bandits Thread http://www.hilferuf.de/forum/gesell...gt-eine-menschliche-gesellschaft-strafen.html aufgetaucht ist:
Prinzipiell denke ich, sind wir uns so gut wie alle einig: Liebe, Mitgefühl und Respekt sind wichtige Grundpfeiler für eine Gesellschaft und fehlen oft in unseren Kulturen. Aber:
Gibt es Grenzen für Liebe, Mitgefühl, Respekt und Verständnis?
Kann ich überhaupt einen Menschen noch Liebe entgegen bringen, wenn ich weiß, er hat etwas Schlimmes getan? Wenn sogar ich selbst oder jemand, der mir sehr Nahe steht (Familienmitglied, guter Freund, Partner etc.) davon betroffen ist?
Wie ich schon bereits geschrieben habe, kann ich aufgrund meiner eigenen, persönlichen Geschichte nicht immer Verständnis oder Mitgefühl für Täter in dem Ausmaß aufbringen, wie es vielleicht anderen gelingt.
Wenn ich eine Person vorher gut kennen würde und sie mir nahesteht, könnte ich mit bestimmten Straftaten umgehen oder dass diese Person Fehler begeht. Keiner ist perfekt und Menschen machen Fehler. Oft kommt es auch auf die Lage oder aktuelle Situation an, in der man steckt.
Aber sobald es um Gewalt geht, massive Schädigung eines anderen (z. B. durch Betrug) wäre bei mir die Liebe, Freundschaft oder das Mitgefühl ausgereizt. Dafür kann ich wenig bis gar kein Verständnis aufbringen. Gerade wegen meiner eigenen Geschichte und weil ich weiß, wie schlimm sich das anfühlt, wenn einem Gewalt angetan wird oder jemand anderes bewusst wichtige Grenzen überschreitet.
In diesem Fall habe ich für mich selbst ziemlich hohe moralische Ansichten. Und ab einem gewissen Punkt - den ich ja bereits beschrieben habe - würde ich mich fragen, ob ich so eine Person überhaupt in meinem Leben haben möchte, als nahestehendere Person, wenn sie jemand anderem Gewalt antut oder den Betroffenen massiv schädigt.
Auch allgemein, wenn ich in den Medien von Mord, Gewalt usw. erfahre, habe ich keinerlei Verständnis für die Täter. Häufig sucht man ja auch Gründe für ein Warum und oft haben die Täter selbst viel mitmachen müssen oder eine schwere Kindheit gehabt etc. Trotzdem habe ich dann kein Mitgefühl für sie, bzw. ich finde die Gradwanderung extrem schwer, dass es NICHT zu einer RECHTFERTIGUNG für den Täter wird.
Ich empfinde es oft als hammerhart und richtig kompliziert, wenn von Täterschutz gesprochen wird oder dass Vergewaltiger und Mörder auch nach dem Gefängnis ein menschenwürdiges Leben führen müssen, ohne von der Gesellschaft geächtet und ausgegrenzt zu werden. Aber ganz ehrlich: könnt ihr nicht die Bewohner ein Stück weit verstehen, die dagegen demonstrieren, dass ein Täter in ihr Viertel einzieht? Haben diese Menschen nicht auch das Recht dazu, ihren Unmut, ihre Meinung und Ablehnung offen zu bekunden, solange keine Gewalt dabei im Spiel ist?
Ich denke mir: der Täter kann sich trotz eines beschissenen Lebens oder schlimmen Erfahrungen auch jederzeit dazu entscheiden, ob er jemanden tötet oder nicht. Oder ob er jemanden bewusst schädigt. Ich klammere hierbei psychische Krankheiten aus, oder wenn jemand aus Notwehr jemanden tötet, weil er sein eigenes Leben verteidigt. Dafür habe ich dann Verständnis, denn es passiert aus einem anderen Antrieb heraus und weil man sein eigenes Leben schützen will und selbst bedroht wird.
Aber wenn man mal ein wenig von Straftaten weggeht: bei mir geraten Liebe und Mitgefühl ins Wanken, wenn mich jemand kalkuliert belügt, obwohl er es nicht müsste, oder wenn jemand in einer Beziehung fremdgeht, ohne vorher über gewisse Probleme zu reden oder nach einer offenen Beziehung zu fragen. Oder wenn mich jemand mit Absicht verletzt, einfach aus Rache heraus. Wobei "Liebe" schwer aufhören kann, wenn man plötzlich verletzt wird. Man liebt ja trotzdem weiter. Aber für mich ist dann die Grenze erreicht, dass diese Liebe noch gut und schön ist und ausgelebt werden sollte, von meiner Seite aus. Wenn ich "Liebe" schreibe, meine ich damit übrigens nicht nur die Liebe in einer Partnerschaft oder Ehe, sondern auch die freundschaftliche Liebe oder die Liebe zu seiner Familie.
Ob meine Liebe und mein Mitgefühl dann tatsächlich aufhören würden, würden die Einzelfälle entscheiden. Das kann ich so konkret schwer festmachen. Ich denke (kann es aber natürlich nicht mit 100% Sicherheit sagen), dass ich unter gewissen Umständen verzeihen könnte, wenn mein Partner fremdgeht und ich nicht die ganze Liebe davon abhängig machen würde.
Wie steht ihr zu diesen Themen? Wie denkt ihr darüber? Wo sind eure Grenzen und wo fällt euch es schwer, Mitgefühl oder Verständnis aufzubringen? Oder gar eine allgemeine oder allumfassende Liebe?
Oder sagt ihr vielleicht, dass Liebe alles retten und heilen kann? Dass man auch jemanden lieben und Mitgefühl für ihn zeigen kann, wenn er jemand anderen getötet hat oder durch seine eigene Vergangenheit dazu "getrieben" wurde, jemand anderem zu schaden?
Habt ihr vielleicht sogar selbst mal einen großen Fehler begangen (jetzt nicht nur auf Straftaten bezogen) und trotzdem Liebe, Mitgefühl und Verständnis erfahren? Wie ging es euch damit?
Ich freue mich auf eine schöne Diskussion! :daumen:
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