Anzeige(1)

  • Liebe Forenteilnehmer,

    Im Sinne einer respektvollen Forenkultur, werden die Moderatoren künftig noch stärker darauf achten, dass ein freundlicher Umgangston untereinander eingehalten wird. Unpassende Off-Topic Beiträge, Verunglimpfungen oder subtile bzw. direkte Provokationen und Unterstellungen oder abwertende Aussagen gegenüber Nutzern haben hier keinen Platz und werden nicht toleriert.

Gibt es noch einen Weg aus dem schwarzen Loch? (Partner mit Depressionen)

Quieck

Mitglied
Hallo liebe Forum-Gemeinde,
ich bin in einer Beziehung mit einem depressiven Mann und weiß in letzter Zeit keinen Rat mehr.. Wir sind seit 2,5 Jahren zusammen und seit 1,5 Jahren geht es ihm immer schlechter.. Er lässt mich nicht mehr an sich ran (also gefühlsmäßig meine ich, körperlich aber auch...), kriege nur noch auf Nachfrage aus ihm raus, dass es ihm weiterhin schlecht geht. Anfangs haben wir sehr viel geredet und er hat immer über seine Gefühle geredet, was ich sehr an ihm geschätzt habe. Überhaupt war er am Anfang mein absoluter Traummann, hat ähnliche Interessen wie ich, ist sehr intelligent und zuverlässig. Meine vorherige lange Beziehung war ganz anders und am Ende war ich psychisch und physisch ganz unten, er hat mir damals zur Seite gestanden als Freund und auch dank ihm habe ich mich wieder erholt. Wir sind 4 Monate nach meiner Trennung zusammengekommen, kannten und schon lange.

Er hatte ein halbes Jahr zuvor seine Therapie beendet und seine Antidepressiva abgesetzt. Es ging ihm wie gesagt ganz gut, er machte viel Sport und er hat mir oft gesagt, wie glücklich ich ihn mache. Schleichend ging es allerdings wie gesagt bergab, ich vermute, dass er seine Behandlung zu früh aufgegeben hat. Erschwerend hinzu kam, dass mein Ex überall Lügengeschichten über uns erzählt hat, wir hätten ihn schon lange betrogen.. Was nicht stimmt, die ganze Geschichte würde allerdings den Rahmen sprengen. In Folge dessen konnte mein Freund seine Sportvereine nicht mehr besuchen, da mein Ex überall präsent war. Eine langjährige Mitgliedschaft gab er auf, weil er Angst vor dem Gerede der Leute hatte. Ich kann ihn verstehen, da viele gute (?) Freunde von mir mir damals den Rücken zukehrten, weil sie meinem Ex glaubten, ohne meine Version der Geschichte zu hören.
Jedenfalls habe ich ihm andere Vereine vorgeschlagen und er meinte, es bringe nichts, der eine hätte ihm sowieso nie richtig Spaß gemacht und beim anderen würde er meinen Ex auch ständig bei Turnieren sehen. Mittlerweile geht er ab und zu bei seiner neuen Arbeit mit, wenn dort Sportveranstaltungen sind, auch da muss ich ihn manchmal erst motivieren.
Wirkliche Hobbies hat er im Grunde keine mehr. Seine Arbeitsstelle hat sich gerade für ein halbes Jahr verlagert, jetzt fährt er 1,25 Stunden zur Arbeit eine Tour und danach ist er fertig mit der Welt. Isst quasi was und geht dann ins Bett. Er ist nur noch frustriert. Er hat immer sehr gerne gekocht, das macht ihm keinen Spaß mehr. Computerspiele spielt er auch kaum noch, weil er die Konzentration nach der Arbeit nicht mehr hat.. er ist einfach komplett überfordert grade. Und dann komm ich immer noch ins Spiel und fordere sowas wie eine Beziehung.. :rolleyes:

Hoffentlich versteht das jetzt keiner falsch, aber ich bin wirklich am Ende momentan.. ich war immer für ihn da, habe viel über Depression gelesen, um zu wissen, wie ich mich verhalten kann und muss. Habe ihm so oft geraten, wieder in Therapie zu gehen, aber er weigert sich. "Das bringt sowieso nichts. Wenn ich wüsste, was ich machen kann, dann würde ich es ja tun. Mein Leben ist sowieso sinnlos und besteht nur noch aus Arbeiten. Ich hab nur noch Spaß an der Arbeit und sonst nichts mehr. Ich hab nach der Arbeit keine Zeit mehr für Therapie." Und gleichzeitig sagt er mir, dass es ihm seit über einem Jahr jetzt immer schlechter geht, dass er nichts mehr fühlt. Solche Sätze tun furchtbar weh und wenn ich ihn dann frage, ob er das auch auf mich bezieht, dann meint er, ich soll es nicht immer persönlich nehmen. Ich habe für ihn einige Therapeuten in der Nähe rausgesucht (weil er ja keine Zeit dafür hat) und Therapieformen (nicht so viele, da ich ihn nicht nerven wollte) und er hat einfach jeglichen Vorschlag ignoriert. Würde eh nichts bringen und er will keine Tabletten mehr nehmen. Auch den Vorschlag, dass er EINEN Termin beim Hausarzt macht, um mit dem zu reden und zu hören, was es für Möglichkeiten gibt (ich bin beim gleichen Arzt, er ist sehr kompetent und kennt sich in der Richtung auch aus), hat er ignoriert. Ich habe ihm gesagt, dass ich mitkomme, wenn er nicht alleine hin will, da hat er mich fast ausgelacht. Zeit für 3 Termine zum Einrenken wegen seiner Nackenschmerzen hatte er aber.. :confused:

Bisher hatte ich immer ausreichend Zeit, zwischendurch etwas für mich zu tun, wie es auch immer empfohlen wird. Aber gerade bin ich an meiner Diplomarbeit und arbeite nebenher. Bin 7 Tage die Woche beschäftigt und nehme mir immer, wenn er da ist, auch Zeit für ihn. Er braucht viel Auszeit, also ist es für ihn auch ok, wenn ich mein Zeug mache. Nur für mich wird es immer schlimmer.. ich bin von der vielen Arbeit auch total kaputt und sehne mich so sehr nach etwas Verständnis und Zärtlichkeit von ihm. Und es kommt einfach nichts mehr... So ziehen wir uns gegenseitig nur runter..

Langsam frage ich mich, ob er nur zu feige ist, mit mir Schluss zu machen, weil er es mit mir ja ganz gut hat (wir wohnen in einer Dreier-WG und ich mache viel von seiner Hausarbeit mit). Und falls er sich irgendwann doch noch zu einer Therapie entschließt, ob es jemals wieder besser wird.. Bisher habe ich die Hoffnung ja noch nicht aufgegeben, aber es nagt jeden Tag an mir.
Wir müssen die WG bald auflösen und da meinte er, wir können uns ja zwei eigene Wohnungen suchen..(da er in die Stadt ziehen will und ich nicht) Als ich dann meinte, ob er die Beziehung dann auch beenden will (eigtl war immer abgemacht, dass wir danach zu zweit zusammen ziehen), war er ganz erstaunt und wusste gar nicht, wie ich drauf komme... :rolleyes: Vielleicht würde uns das sogar gut tun mit den zwei Wohnungen, aber ich habe große Angst, dass es bei ihm dann weiter bergab geht. Auch über eine Beziehungspause habe ich schon nachgedacht, um mich selbst zu schützen.. aber da ich ihn liebe, wär das auch irgendwie bescheuert..

Meine Freundinnen haben übrigens lange versucht, mich zu überreden, dass ich Schluss machen soll, weil sie viel davon mitbekommen haben, wie es zwischen uns abgeht. Sie wollen nur das Beste für mich und das ist mir bewusst. Da sie aber nie selbst mit einem Depressiven zusammen waren, nehme ich ihre Meinung zur Kenntnis und mehr nicht. Wenn mich jemand fragt, wie es mir geht, sage ich meistens, dass mein Kopf und mein Herz geteilter Meinung sind.. :(

Ja, was will ich jetzt mit dem ganzen Text? Ich habe wahrscheinlich sowieso die Hälfte vergessen... Aber möglicherweise ist ja jemand in einer ähnlichen Situation und kann mir von sich erzählen. Mut machen oder auch nicht.. Und gerne würde ich auch von der "Gegenseite" was hören. Was würdet ihr mir raten? Hat es schon mal jemand aus diesem schwarzen Loch heraus geschafft? Gibt es Hoffnung?

Danke fürs Lesen,
Quieck
 

Cinne

Aktives Mitglied
Ich bin seit ca. 2 Jahren mit meinem Freund zusammen und er nimmt auch AD. Bei ihm gibt es immer mal wieder so Phasen, wos dann ganz schlimm wird und er mich total ignoriert etc. Ich hab dann immer das Gefühl, ich bin ihm total egal. Kann mir dann auch nur anhören, dass ichs nicht persönlich nehmen soll.

Ich habe mir überlegt, ich such mir dann, wenns wieder schlimm wird selbst einen Psych und erkundige mich mal.

Ich sage mir immer, wenns zu viel wird, muss ich eben gehen. Werde aber so lang es geht durchhalten.

Gar n icht so leicht alles -.-
 

Quieck

Mitglied
Danke Cinne für deinen Post.
Nachdem ich den Beitrag geschrieben habe, ging es mir schon besser. Dass noch mehr Frauen so "stur" sind und bei ihren depressiven Freunden bleiben, macht mir etwas Mut.

Es ist verdammt schwierig und es bringt mich auch oft an den Rand der Verzweiflung. Ich hatte in der Beziehung davor Burnout oder wie auch immer man es nennen will. Hatte alle möglichen Krankheiten, Ängste usw.. Ich bin zu allen Ärzten gerannt (und ich hasse es) und am Ende habe ich was für die Nerven bekommen (stündlich), war auch kurz vor AD-Einnahme. Ganz langsam ist es besser geworden.

Ich kann ihn in soweit ein Stück verstehen. Was ich nicht verstehen kann, ist, dass er komplett verweigert, sich Hilfe zu suchen. Er programmiert sich selbst immer, dass sowieso nichts hilft und seine Beziehungen sowieso immer kaputt gehen. Warum also etwas ändern, wenn es eh nichts bringt? Ich weiß, dass das nicht er selbst ist, sondern die Depression aus ihm spricht... Ich möchte ihm einfach nur helfen... Bin sogar soweit, dass ich die Beziehung beenden/pausieren würde, wenn es ihm hilft, weil sie für ihn ja auch "Druck" darstellt. Aber das möchte er auch nicht..

Übrigens: Ich habe nicht die Vorstellung, dass seine Depression wie weggeblasen ist, nur weil er einmal eine Tablette nimmt oder eine Stunde zur Therapie geht. Ich weiß, dass das harte Arbeit ist und vielleicht trotzdem so bleibt, wie es ist. Aber Irgendetwas wäre als Anfang doch besser als Nichts...
Ich rede auch nicht pausenlos auf ihn ein deswegen, weil es ihm danach immer schlecht geht.. Aber das Ganze geht jetzt schon über ein Jahr und es wird nicht besser...
Und da ich ihn kenne und weiß, wie er ist, wenn es ihm gut geht, bricht es mir immer wieder das Herz, ihn so leiden zu sehen... :(
 

Cinne

Aktives Mitglied
Ich bin so froh, das im moment mal wieder echt alles gut ist! :) Klar er nimmt Tabletten. Irgendwann kommt es dann auch bei uns wieder "durch". am besten die zeit genießen immer wenn es geht. Wenn er das nächste mal so schräg drauf ist, dann fahre ich halt zu meinen eltern. und sag ihm, wenn er sich beruhigt hat, komme ich wieder.

Nur verlassen wegen Depressionen, das is genau das was sie wollen...

Vielleicht gehe ich auch einfach das nächsteal selbst zu einer Psychologin und frag mal, wie man mit sowas am ebsten umgeht. dann sieht er ja dass ich das auch mache...
 
Zuletzt bearbeitet:

Bandit

Moderator
Teammitglied
Hallo Quieck,

habe den Text gelesen und zwar aus der Sicht eines selbst von zum Teil schweren Depressions-Phasen betroffenen.

Es ist sicher sehr schwer mit einem Depressiven zusammen zu leben!
Meine Frau/Tochter leiden auch darunter.

So sieht im allgemeinen eine Depression für den Betroffenen aus:

Psychische Syptome:
Symptome die hauptsächlich einen geistig-seelischen Hintergrund haben und schwer zu beschreiben sind.
z.B.:
  • gedrückte Stimmung
  • Antriebsarmut
  • Interessenverlust
  • Angst
  • Gefühl von Schuld
  • Gefühl von Wertlosigkeit
  • Gefühl der Überforderung

Körperliche Symptome:
Symptome, die direkt körperlich spürbar sind und gut vom Betroffenen beschrieben werden können.
z.B.:
  • Schlafstörungen
  • Kopfschmerzen
  • Rückenschmerzen
  • Bauchschmerzen
  • Ganzkörperschmerzen
  • Verstopfung
  • Probleme beim Wasser lassen
  • Appetit- und Gewichtsveränderungen
  • allgemeines Unwohlsein

Wenn wir die geistig-seelischen Symptome ansehen und versuchen sich das vorzustellen wie würde mir es da gehen, dann fällt es einem vielleicht etwas leichter sich in die betroffene Person hinein zu versetzen.

Sätze die einem in so einer Phase ständig im Kopf herum schwirren.
  • Ich bin nichts wert,
  • ich schaffe das alles nicht mehr,
  • warum geht es mir so schlecht,
  • ich habe doch alles bisher so gut erledigen können, alles vorbei,
  • furchtbar ich schaffe es nicht ein mal das Licht aus zu machen,
  • lauter hohe Berge und ich komme nicht hoch,
  • alles so anstrengend,
  • ich bin nur noch eine Last für meine Mitmenschen,
  • ich möchte Ruhe haben,
  • ich fühle mich allein,
  • was habe ich getan, dass es mir so geht,
  • klar ich bin schuldig,
  • ich habe es nicht verdient, dass es mir gut geht
  • usw.

Das sind alles Sätze die einem Depressiven ständig durch den Kopf gehen.
Bei schweren Phasen kommen Suizidgedanken noch dazu.
Der Kranke will eigentlich nicht sterben. In der Regel will er nur Ruhe vor der Krankheit, die ihn ständig das negativste denken lässt und die quälende Krankheit los werden.
Wobei den wenigsten bewusst ist, oder sie können es nicht akzeptieren, dass sie an einer schweren Krankheit leiden.

Diese Krankheit erzeugt die oben erwähnten Symptome!

Es ist auch nach gewiesen, dass depressive Menschen einen wesentlich höheren Stresslevel haben als Menschen die nicht an Depressionen erkrankt sind.
Die Stresshormone sorgen zusätzlich dafür, dass der Depressive nicht zur Ruhe kommt. Obwohl er so gut wie nichts machen kann steht er also unter Dauerstress!

Bei einer wiederkehrenden Depression ist die Wahrscheinlichkeit, dass der Patient immer wieder eine Depression erleidet, sehr hoch.

Was kann man tun um gegen eine Depression anzugehen?

Als erstes ein Besuch beim Hausarzt (Überweisung)-> Neurologe, Psychiater (Medikamente) -> Psychotherapeut
(Verhaltenstherapie Gesprächstherapie oder Tiefenpsychologische Gesprächstherapie) -> eventuell ist auch ein Aufenthalt in einer Psychosomatischen Klinik bzw. in sehr akuten Fällen ein Aufenthalt in einer Psychiatrie notwendig!

Es ist wissenschaftlich belegt, dass eine Kombination von Medikamenten, Gesprächstherapie, Entspannungsübungen und Bewegung, die Depressions-Phase am schnellsten abklingen lässt.

Wobei die Depressions-Phase länger andauert, als der Patient die Symptome bemerkt.

Dieser Umstand lässt viele Patienten die Medikamente zu früh absetzen. Mit dem Erfolg, dass die noch nicht abgeklungene Depressions-Phase wieder ausbricht.

Leider ist es auch oft so, dass von Phase zu Phase, es einem immer anstrengender und belastender vorkommt.

In der Regel sagt man, dass eine Depressions-Phase ein Jahr andauert. Trotz erfolgreicher Behandlung, wo sich der Patient schon nach mehreren Wochen (4-12 Wochen) gut fühlt.
Deshalb empfehlen die Ärzte die Medikamente mindestens ein Jahr zu nehmen.

Es ist ein sehr langer Leidensweg. Denn oft stecken noch andere Dinge hinter den Depressionen, z.B.Traumata, Persönlichkeits-Störungen usw.! Das kann muss aber nicht.

Die Situation wie es oft in Familie passiert in denen ein Depressiver lebt (setzen wir mal voraus, dass die Diagnostizierte Depression auch von den Angehörigen als Krankheit akzeptiert wird):

Familie/Partner versucht zu helfen (zureden, aufmuntern, ablenken)->
Patient reagiert kaum oder gar nicht auf die Bemühungen ->
Die Situation tendiert zur Eskalation oder die Familie/Partner zieht sich zurück ->
Patient fühlt sich überfordert, missverstanden und verlassen ->
Familie reagiert mit Schuldgefühlen und verstärktem Überengagement ->
Patient fühlt sich immer wertloser, belastend und ist in eine infantile Rolle gedrängt ->
Familie/Partner ist erschöpft (kann bis zum Burn-out von dem Partnern führen).

Was kann man dagegen tun?
  • Dem Patient mit Verständnis begegnen.
  • Sich klar zu machen mein Partner ist krank, er kann aber wieder gesunden bzw. besser mit den Depressionen umgehen lernen.
  • Entscheidungen abnehmen
  • Geduld aufbringen
  • die eigenen Bedürfnisse zurück nehmen (Eine Depression ist eine schwere Erkrankung, die oft genug zum Tode führt, ergo sie kann so gefährlich sein wie Krebs! Einen an Krebs erkrankten Menschen schont man automatisch. Auch wenn man es dem Menschen nicht immer ansieht er ist schwer krank!

Die Unterstützung der Familie/Partner ist bei einer Depression sehr wichtig. Da man dem Patienten damit den Weg leichter macht wieder zu gesunden.

Das Beispiel mit der getrennten Wohnung ist so was von typisch.
Ich bin eine Belastung für Dich, also wäre es besser zwei Wohnungen zu haben!
Die Frage nach der Trennung:
Erstaunen: Natürlich nicht, ich liebe dich doch.
Der Betroffene Patient denkt immer noch er zeigt genügend Liebesbeweise, obwohl er das schon lange gar nicht mehr kann. Weil seine Empfindungen nur noch im negativen Bereich sind und im schlimmsten Fall hat er überhaupt keine mehr.

Ich hoffe meine Ausführungen können Dir etwas helfen!

Wichtig er muss sich in Behandlung begeben!

Liebe Grüße
Bandit :daumen:
 

Quieck

Mitglied
Hallo Bandit,
oh Mann. Mir laufen grad die Tränen, weiß gar nicht, was ich sagen soll. Ich danke dir vielmals für deine ausführliche Antwort. Kanns grad nicht fassen, dass du dir die Mühe gemacht hast, so einen langen Beitrag zu schreiben. Danke!

Vieles davon ist mir zwar "bekannt" bzw. habe ich schon einige Male gelesen, aber es ist immer wieder hart. Deine Erklärung zu meinen Beispielen... puh.. ich hab es nicht so sehen können.

Ich erkenne ihn in fast allem wieder und natürlich auch mich :rolleyes:, da kann man so sensibilisiert sein als Partner, wie es nur möglich ist, man verhält sich oft "falsch". Es ist schwierig bis unmachbar für mich, mich hineinzuversetzen, wenn er sagt, dass er nichts mehr fühlt. Natürlich mache ich mir Gedanken und denke, ich liebe ihn, aber er fühlt nichts, also liebt er mich nicht... es ist schwer, dass als "vermutlich vorübergehende Krankheit" zu sehen.
Da ich auch meine "Problemchen" habe, wäre mehr als keine Zuneigung sehr gut für mich und der momentane Zustand ist fast unerträglich für mich. Aber wahrscheinlich will ich gerade weil er damals auch für mich da war, auch für ihn da sein. Weil ich weiß, wie es ist, wenn einen der Partner in völliger Verzweiflung alleine lässt. (also mein Ex) Meine "normalen" Freundinnen haben da null Verständnis dafür. Wenns mal nicht gut läuft in der Beziehung und nicht alles Friede-Freude-Eierkuchen, dann wird der Freund einfach ersetzt...

Was er selbst erkannt hat ist, dass er wieder depressiv ist. Er hat vor Jahren, als er in Behandlung war eine tiefenpsychologische Thera gemacht. Das war nicht das Richtige für ihn, da es ihm danach immer viel schlechter ging. (Ich habe ihm vorgeschlagen, dass er dann beim nächsten "Versuch" eine Therapieform wählen soll, die ihm geeigneter erscheint. Er hat sogar gemeint, dass er Verhaltenstherapie als besser für ihn einschätzen würde.) Was ihm geholfen hat, waren die AD, aber er hatte wohl einige Nebenwirkungen und beim Absetzen (langsam nach Arztempfehlung) gings ihm richtig dreckig. Seit den Medikamenten ist wohl auch keine Lust mehr auf gewisse Dinge vorhanden.. :( und alles, was über Küsschen hinausgeht. In der Anfangsphase unserer Beziehung war das etwas anders... :rolleyes:
Jedenfalls hat er es bisher immer stark abgelehnt, wieder Tabletten zu schlucken. Ein einziges Mal in den letzten zwei Jahren (da ging es ihm grade etwas besser), meinte er, es wäre wohl die einzige Möglichkeit, nochmal eine Chance für einen Neuanfang zu bekommen. Danach fiel er quasi wieder zurück in sein Loch und meinte nur wieder, dass es ja sowieso egal wäre, weil sein Leben ja sowieso verschwendet wäre usw. Ja, diese Sätze kenne ich nur zu gut.

In den letzten Wochen habe ich ihm mehrmals vorgeschlagen, einen Termin bei dem besagten Hausarzt zu machen. Dieser nimmt sich sehr viel Zeit und hat mich damals sehr positiv überrascht. Er ist auch nicht voreilig mit der Hammermethode zugange, sondern bemüht sich erstmal um die Ursachenermittlung und - bekämpfung.
Mein Freund meinte, er hat momentan zu viel Stress mit der Fahrerei zur Arbeit. Also hatte er es auf zwei Wochen (oder nie?) herausgezögert und heute ergab sich dann, dass die Situation wohl noch bis Ende des Jahres so bleiben wird. Also ist der seinerseits vielleicht nie wirklich in Betracht gezogene Termin wieder fraglich...

Was ihn abschreckt ist natürlich auch, dass (s)eine Thera dann wieder (möglicherweise) über Jahre gehen wird und er ja nicht die Zeit hat, (möglicherweise) mehrmals in der Woche für eine Stunde irgendwo hin zu fahren. (Ich bin der Meinung, dass seine Gesundheit Priorität hat, aber mir ist klar, dass er das nicht so sieht.) Die einzig praktikable Lösung für ihn ist gerade näher zu seinem Job zu ziehen, dass er weniger Arbeitsweg hat, was gerade sein größtes Problem ist.. (??)
Natürlich sind dann auch die Therapeuten nicht die Richtigen (ich: Probesitzungen, andere Therapeuten, blabla..) und die Therapie bringt am Ende sowieso nichts. (ich: ratlos)

In Depression. Helfen und sich nicht verlieren: Ein Ratgeber für Freunde und Familie habe ich auch noch von der Möglichkeit der Internettherapie gelesen. Funktioniert wie eine "normale" Therapie, nur dass man sich online trifft. In anderen Ländern (glaube Niederlande) ist das sehr gut angenommen worden und wird jetzt auch in Deutschland getestet. Wahrscheinlich findet sich in diesem Forum auch was darüber..? Die Ergebnisse waren angeblich auch viel besser, weil weniger Hemmschwelle da ist usw.. Jedenfalls passte es ziemlich gut und ich hab ihm die Seiten auch per Link geschickt, dass er es sich angucken kann, wenn er Zeit dafür hat. Hat er nie gemacht, nachdem ich noch einmal nachgefragt habe, was er davon hält und er kein Interesse gezeigt hat, hab ichs dann aufgegeben.

Es ist eben verdammt anstrengend, da eine Grenze zu ziehen. Wo ist es Überengagement und wo ist es "lebensnotwendig", dass ich ihm helfe. Wenigstens bin ich bestärkt darin, dass er eine Thera machen sollte. Ich kann ihn nicht dazu zwingen, aber ich werde ihm noch ein paar Mal -sensibel- auf den Keks gehen müssen.

Außer mir gibt es auf seiner Seite leider keinen, der ihm helfen könnte. Seine Eltern sind geschieden, seine Mutter selbst depressiv oder war es. Verhältnis zu denen und anderen Verwandten ist depressiverweise gefühlskalt. (Einerseits meint er, er hat keine Gefühle für niemanden, aber der Gedanke, dass zB seine Oma sterben könnte, ist für ihn sehr schmerzhaft. Möglicherweise, weil er sie liebt. ^^ Es ist einfach krass widersprüchlich.)
Freunde hat er - an einer Hand abzählbar. Wenigstens kommt er mit denen ab und zu mal raus.

Suizid kommt für ihn nicht in Frage, zumindest hat er mir das mehrmals versichert. Die Wahrheit wird nur er kennen...Gegen einfach nicht mehr aufwachen morgens, hat er aber nichts einzuwenden, meinte er mal. :rolleyes:

Ok.. ich bin langsam etwas müde.. Ich hab jetzt auf jeden Fall neue Kraft gesammelt und werde nicht aufgeben, solange ich das kann. Ich werde weiter versuchen, ihn zu einem Termin mit dem Arzt zu bringen, auch wenn es dann genervte Blicke hagelt. Hab mir den Mann schließlich freiwillig ausgesucht. :D

Danke nochmal für die Antworten. Ihr glaubt gar nicht, wie gut mir das getan hat.
LG, Quieck
 

Anzeige (6)

Ähnliche Themen

Anzeige (6)

Anzeige(8)

Regeln Hilfe Benutzer

Du bist keinem Raum beigetreten.

    Anzeige (2)

    Oben