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Hab ich mich selbst in ein "Gefängnis" gesperrt?

Diese Frage stelle ich mir seit ein paar Tagen. Ehrlich gesagt war sie unterbewusst schon etwas länger da aber durch meine letzte Fragestellung hier im Forum bin ich mir dessen irgendwie bewusster.
Kurze Info zu mir: Ich bin 28 und hatte ne ziemlich traumatische Kindheit. Ich gehe nicht ins Detail sonst wird das hier ne halbe Bibel aber kurze Stichworte dazu: Missbrauch, Mobbing, psychische Gewalt, Suzidversuche sowohl von mir als auch von direkten Familienmitgliedern in der frühsten Kindheit.
Als Kind hatte ich zwei Methoden um mit dem Kram umzugehen (Das habe ich bei meinem damaligen Psychiater ermitteln) Flucht und Vergessen (Was irgendwie auch etwas zur Flucht gehört) Ich habe große Teile meiner Kindheit vergessen und die meiste Zeit meiner Kindheit mit Videospielen verbracht. Ich hatte keine Freunde, keine Erfahrungen in der Pubertät mit Mädchen und keine festen Beziehungen als Erwachsener (Außer eine die zwei Wochen gehalten hat naja...). Ich hatte nur meine Videospiele.
Jetzt da ich zwei langzeit Psychotherapien gemacht habe komme ich ganz gut mit meinen diagnostizierten chronischen Depressionen klar. Vor einigen Jahren war ich noch ein ziemliches Wrack. Heute habe ich eine Wohnung, einen tollen Job und ich kann (fast immer) einschlafen Nachts. Also ein voller Erfolg. Aber irgendwie habe ich den Eindruck, dass ich mir etwas vorgelogen habe und vermutlich auch meiner letzten Therapeutin.
Und zwar wenn ich mir die Frage stelle ob mich mein aktuelles Leben eigentlich zufrieden macht.
Denn mein Tagesablauf sieht jetzt seit einem Jahr so aus:
1. Aufstehen
2. Arbeiten
3. Nach Hause gehen
4. Videos schauen / Videospiele spielen
5. Schlafen
Alle zwei Wochen kommt noch meine Schwester für einen Gaming Abend vorbei.
Das wars aber. Ich treffe mich mit Niemandem, ich erlebe nix. Ich arbeite und zocke oder schaue Videos auf Youtube.
Bisher dachte ich, dass ich damit zufrieden bin aber vielleicht habe ich mich auch nur selbst eingesperrt.
Ich erwische mich immer wieder dabei wie ich Sachen murmle wie "Einer wie ich hat keine Freundin verdient" oder "Ich werde allein sterben" und ich spüre immer wenn ich das sage so eine innere Angst.
Denn nur um das klar zu stellen. Ich bin (ohne arrogant wirken zu wollen) Objektiv ein guter Mensch. Und ja, dass ich das sagen kann ist auch ein Ergebnis meiner Therapie. Ich habe nix getan um eine romantische Beziehung nicht zu verdienen.
Ich denke eher, dass das eine Art ist eine innere Mauer aufzubauen um mich meiner Angst das Thema anzugehen nicht zu stellen.
Das Gleiche gilt für andere Aspekte wie Freundschaften oder dem Gründen einer Familie.
In mir drin steckt wohl immernoch dieser traumatisierte kleine Junge der sich selbst für nicht liebenswert hält weil er irgendwann angefangen hat an die bösen Sachen zu glauben, die ihm gesagt wurden.

Ein inneres Gefängnis.

Danke fürs Lesen. Es gibt nicht wirklich eine Frage hier. Es ist eher eine Art Gedankengang zu dem du gerne etwas beitragen darfst, wenn du möchtest.
 

Holunderzweig

Aktives Mitglied
Bisher dachte ich, dass ich damit zufrieden bin aber vielleicht habe ich mich auch nur selbst eingesperrt.
Es ist doch deine Schutzzone und warum solltest du es anders machen, wenn du dich sicher fühlst so?
Du hast Freunde, ( auch Geschwister können beste Freunde sein, wie bei mir zb auch der Fall ist), du findest deine Arbeit toll, hast einen guten Schlaf und BIST zufrieden.

Mir ist auch viel von dem passiert, was du oben beschrieben hast, ich habe eine Sozialphobie, die jedem gilt, der auch nur minimal komisch zu mir ist. Mein Repertoire ist riesengroß- um mich zu schützen vor "komischen" Leuten kann ich mich sehr komisch benehmen, dann bleiben sie weg und gut iss, ich habe den ganzen Tag frei und Zeit für Youtube..ggg
 

Holunderzweig

Aktives Mitglied
Hallo lieber Altpapierbündeli 🥰 🙋‍♀️

Was ist besser- vergessen können, oder jeden Tag über gestern heulen?
Mir kommt vor, egal, wie man es nennt, ob Flucht, oder sonstiges, es ist eine hervorragende und sehr, sehr nützliche Sache, den gestrigen Verlauf vergessen zu können und an den nicht dauernd denken zu müssen. Ich konnte das auch und habe daher großes Glück.
Heute am Abend ging ich einen Moorweg entlang, machte Yogaübungen und prockte mir einige Preiselbeeren nebenher und nachher kochte ich auf, ich lasse mir nichts abgehen, bloß komische Leute, die können mir gestohlen bleiben und daher rate ich dir, grab ja nicht nach "falschem Gold". Frauen zb, die dich nicht zu gern um sich haben, sind solche Gold? Sei dir selbst Gold, das geht.

Man muss überlegen- der Papst zb..hat der eine Frau und Familie daheim? Hat(te) er eventuell solche Sehnsüchte? Welchen Job übt dieser aus? Einen, der nicht zulässt, sich einen freien Gamingabend zu gönnen, er muss bis zu seinem Ableben mit Wachleuten um sich herum sein, die ihm alles abnehmen, die ihn ankleiden und die ihm die Füße waschen und ständig um ihm herum sind. Für mich wäre das ein hartes Los.
 

unschubladisierbar

Sehr aktives Mitglied
So wie es aussieht, scheinst du eine gute Therapeutin gefunden zu haben.
Du sagst selbst, das du vor einiger Zeit ein Wrack warst. Gemeinsam mit deiner Therapeutin hast du nun die ersten Meilensteine gemeistert.... Wohnung, Job und gesunden Schlaf.

Nun sind es für dich keine Erfolge mehr, sondern Alltag geworden. Ganz klar, dass du jetzt mehr möchtest, nachdem du eine stabile Basis hast. Der Wunsch nach sozialen Kontakten und der Welt da draußen. Und das ist gut so. Für dich eine neue Etappe, kein Gefängnis. Das, was du als mögliches Gefängnis beschreibst, ist die notwendige Grundlage, für das, was alles noch kommt und du erleben willst.

Der Einzige, der dir im Weg steht, bist du selbst, indem du dir einredest, dass dich eh keiner will.
 

Holunderzweig

Aktives Mitglied
Was mir zu Depressionen einfällt... ich denke, das ist ähnlich wie bei einer Pflanze- oder wie bei einem Viecherl- lebt dieses seiner Art entsprechend, seiner Natur entsprechend, dann gedeiht es, hat es, was es zum Leben benötigt und braucht, dann kann es stark und robust werden, da spielt auch das Erbgut mit hinein.
Kamille zb braucht keinen Dünger, will mageren Boden und volle Sonne. Ein Maulwurf braucht keine Sonne, er braucht nicht einmal gute Augen..lebt unterirdisch...du könntest also vom Typ her ein kleiner Maulwurf sein und kein gesellig lebendes "Warzenschwein", oder wie ich bei mir so seh, ich kann eingehen, wenn man mich Lärm aussetzt, ich blühe auf, wenn ich es ruhig habe..daher habe ich mir ein Gefängnis gebaut, wo ich meine Ruhe habe. Innerhalb dieser sicheren Mauern ist alles da, was ich mag.

Bewahre dich, schütze dich, lass es dir gut gehen, wie auch immer das für dich aussieht. Du hast gsagt, du bist im Großen und Ganzen zufrieden. Genieße das einmal, das ist eine gute Zeit. Zufriedenheit hast du sicher lange vermisst. Jetzt bist du es. Das freut mich.
 

Marisol

Sehr aktives Mitglied
Du reflektierst deine Lage sehr gut und scheinst ein sehr sympathischer junger Mann zu sein. Suche dir für ein behutsames Herantasten an die Welt da draußen Menschen, die dir ähnlich sind, die deine Interessen teilen.
Es ist toll, was du schon alles geschafft hast, wie du dich aus den Fängen einer grauen Kindheit befreien konntest. Nun wünschst du dir eine Freundin, vielleicht sogar Familie. das sind ganz gesunde Wünsche, die Stationen deiner Heilung demonstrieren.
In mir drin steckt wohl immernoch dieser traumatisierte kleine Junge der sich selbst für nicht liebenswert hält weil er irgendwann angefangen hat an die bösen Sachen zu glauben, die ihm gesagt wurden.
Der kleine Junge wird bald auch ganz andere Dinge zu glauben wagen. Du bist therapeutisch sehr weit. Viele sehen gar nicht, was für eíne Last sie mit sich herumschleppen und sind daher kaum handlungsfähig. Du machst das sehr gut.
 

MarinaM

Aktives Mitglied
Sieh es doch so .....
Du hattest einen miesen Start, dann hast du dich um Hilfe bemüht. Und so einige Erfolge gefeiert, die du ruhig schätzen darfst. Hättest du selbst gedacht, dass du so weit kommen wirst ?
Nun kommen die nächsten Schritte - geh mal raus. Deine Konsole wird dich nicht küssen - dazu benötigst du reale Mädels aus Fleisch und Blut. Die kannst du finden - aber noch nicht in deiner Wohnung. Also geh dahin wo die Mädels sind - Strassencafe, Eisdiele, Bistro, Club ..... lächle die Mädels an, die beissen nicht, die lächeln zurück. Du wirst mit ein paar Leuten ins Gespräch kommen. Gib dir Zeit. Dann klappt auch das noch.
 

Holunderzweig

Aktives Mitglied
Ob das nicht auch eine gute Sache ist, wenn man die Tür in die virtuelle Welt nutzt?
Für mich ist das wie wenn ich jederzeit abheben kann und wegreisen kann, wohin auch immer ich mag.

Geistig, mental können wir alles Mögliche ausleben und wie ich weiß, auch da lassen sich super schöne Gefühle auslösen....und aber auch bestimmt die Hölle durchmachen- zb wenn man sich in Traumatas denkt, oder in Sorgen, Freudlosigkeit etc.

In den Himmel flüchten, wenn man es "herunten" nicht gut findet, diese Wahl haben wir- ich nutze sie gern.
Nebenher ist es aber auch auf Erden recht nett, vorausgesetzt, man hat Nettes zu tun. Auch da lassen sich Wege finden, die sich angenehm anfühlen. Wir können und dürfen ausweichen, wir müssen nicht trist leben und schon gar nicht macht nur EIN Weg glücklich, ( zb Familie gründen) es gibt viele Glückswege.

Lieber Altpapierbündli, ich war durch einen Unfall mit gebrochenem Halswirbel und zertrümmerten Knochen ziemlich lange bewegungslos, da gabs trotzdem und dennoch sehr viel, das mich sehr gut fühlen ließ. Zb Unterhalten via Laptop.
Nachher, als ich wieder halbwegs gehen konnte, da war das alleine schon ein Hit, zu gehen. Verliere etwas, dann schätzt du es wieder.

Nimm an, du hast eine Meute zu versorgen, die dauernd etwas von dir will...mein Ex wurde mit 19 bereits Vater, da hieß es dann zuschaufeln, wir nahmen ihn voll in Beschlag. Alles hat eine gute Seite, wie auch eine schlechte. Deine ist schlecht, sehr schlecht, gut, sehr gut, es kommt drauf an, wie du es nimmst.
Sehr zufrieden- total unzufrieden? Liegt das nicht an dir, wie du hinschaust?
 

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