Hilfe für Angehörige von Suizid???

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Hallo,
ich bin beim surfen über das Thema Suizid auf euer Forum gestoßen und möchte eine mir sehr wichtige Frage stellen:

Der Vater eines lieben Freundes (38) hat sich vor 3 Monaten das Leben genommen.
Dieser Freitod hat das Leben der ganzen Familie verändert.
Mein Freund leidet sehr darunter, - dies äußert sich in einem vermuteten Tablettenmißbrauch sowie übermäßigem Alkohol"genuß".
Es wurde keine psychologische Hilfe in Anspruch genommen und in diesem Fall haben auch sämtliche Kriesen-Interventions-Dienste NICHT gehandelt.

Ich fühle mich total hilflos, denn das Thema kommt bei jedem unserer Treffen zur Sprache. Natürlich bin ich gerne bereit, darüber zu reden und Hilfestellung zu leisten, - aber ich weiß nicht wie!
Was brauchen Menschen in solchen Situationen? Ich bin im WWW leider nicht fündig geworden!
Ich fühle mich schrecklich hilflos und würde mich gerne darüber austauschen...
Kann mir jemand (evtl. ein selbst Betroffener) Auskunft geben, wie ich mich verhalten soll, was ich vermeiden soll, etc. etc.

Lieben Dank für eure Hilfe!
Bianca
 
Sei einfach nur da für ihn, zuhören ist besser als reden und sei einfach nur du.
Du/Ihr schafft das, hab keine Angst davor was falsch zu machen. Gruß Cindy
 
hallo bianca !

du hast nicht geschrieben, ob du und/oder dein freund und seine familie an ein weiterleben nach dem tod glaubst...

wer durch selbstmord seinen irdischen problemen zu entfliehen glaubt, liegt meines erachtens völlig falsch, sondern schafft sich nur neue..

und alkohol ist auch keine lösung, sondern nur eine betäubung der gefühle..

ich selbst bin überzeugt, dass nach dem tod noch was besseres kommen muss, und das wir menschen manchmal durch leid dazu gebracht werden, um darüber und über unser - manchmal allzu materialistisches - leben nachzudenken.

der sinn unsres lebens kann nur die liebe, die nächstenliebe sein - nicht das streben nach materiellem..

und so hat cindy völlig recht - sei einfach für deinen freund und seine family da.


liebe grüsse

peter
 
Hallo Bianca,

warte noch ein wenig, lass ihm noch Zeit. Du musst garnichts tun, als nur bereit sein. Er kommt von ganz allein.
Eine Freundin von mir hat durch Selbstmord ihren 19 jährigen Sohn verloren. Ich war anfangs auch ein wenig ratlos. Ich habe mich ihr nicht aufgedrängt und ich habe mich nicht zurückgezogen. Ich stand jederzeit "abrufbereit". Und sie kam auch. Und es war gut.

Dieser Verlust ist ein Schock und wie das so beim Schock ist, muss sich nach und nach etwas lösen.
Ich glaube, du wirst es spüren, wenn er dich braucht.

Alles Liebe
Linda
 
Vielen lieben Dank für eure Postings!

Mein Freund ist ein sehr gläubiger Mensch - um die Frage die gestellt wurde zu beantworten.
Aber auch mit diesem Glauben ist es sehr schwer damit zurecht zu kommen, daß sich ein nahe stehender Mensch das Leben genommen hat.
Ich denke, daß ein Selbstmörder in so einer tiefen Verzweiflung gefangen ist, daß er es gar nicht mehr schafft, über sein Tun nachzudenken, - denn dann würde er die "Tat" wahrscheinlich gar nicht begehen.
Der Vater hatte verschiedene Gründe sich das Leben zu nehmen - und als noch andere Sachen dazukamen, wußte er keinen Ausweg mehr.
Traurig ist die Situation der Hinterbliebenen.

Natürlich bin ich für ihn da. Natürlich kann er jederzeit kommen und mit mir sprechen. Ich kann zuhören und ich kann auch hoffentlich einfühlsam antworten.
Die Situation wird wohl dadurch erschwert, daß ich sehe, wie stärker mein Freund immer mehr abdriftet - in Richtung Alkohol und Drogen (Medikamente).
Dies macht alles so schwierig.
Kann ich verständnisvoll sein - und ihm das nächste Bier ordern?
Kann ich ihm zuhören und dabei die in meinen Augen eindeutigen Anzeichen eines Medikamentenmissbrauchs übersehen?
Wo ist die Grenze die mir gegeben ist?
Ich möchte hier einfach keinen Fehler machen und ihn auch noch darauf ansprechen, - obwohl es offensichtlich ist.

Sehr viele Familien gehen daran zu Grunde, wenn ein Angehöriger den Freitod wählt! Ich kann nicht zusehen - und dennoch fühle ich mich auseinandergerissen, denn ich wage es nicht in diesen abrundtiefen Schmerz noch Dinge wie Alkohol und Medikamente zur Sprache zu bringen.

Er weiß hoffentlich daß ich immer für ihn da sein werde.

Es macht mich unsäglich traurig ihn so zu sehen .........

eure traurige Bianca
 
Liebe Bianca, das du für ihn da bist schliesst nicht mit ein dass du ihm die Dinge bringst die ihn kaputtmachen. Das kannst du ihm auch mitfühlend sagen dass er Bescheid weiss dass das nicht deine Aufgabe ist.
Sag ihm dass sein Leid auch glaubwürdig ist ohne dass er sich selbst kaputtmachen muss. Kann mir vorstellen, dass er im Loyalitätskonflikt steckt. Wieso sollt es ihm gut gehen wenn Vater tot ist. Vertrau ihm an dass du es nicht alleine schaffst seine Mutter zu stützen. Vielleicht sollte auch mal die Mutter kundtun dass es reicht dass sie ihren Mann verloren hat und nicht auch noch ihren Sohn verlieren will.
Du musst ihm helfen zu erkennen dass er für die Lebenden da sein muss. Und dem toten Vater damit nicht geholfen ist er der Vater hat davon nichts mehr. Hoffe du kriegst das besser rüber als ich grade. Verzeih, hab Grippe und immer nur liegen ist auch nicht so das wahre. nutze so die Zeit und hoffe dir vermittelt zu haben was ich meine. Und da er gläubig ist wie du sagst, weiss er ja dass er für seine lebenden Hausgenossen sorgen muß da er sonst schlimmer ist als ein Ungläubiger. So irgendwie hab ich das noch in Erinnerung. Aber wenn er gläubig ist weiss er auch wo er es nachlesen muß.
Meld dich wieder, Cindy
 
hallo bianca !

mit alkohol und tabletten betäubt man seine gefühle. dein freund ist sicher äusserst sensibel, aber trotzdem: denk mal, wenn jeder so reagieren würde, der einen angehörigen durch selbstmord, krankheit, unfall usw. verloren hätte ?

es ist natürlich, um den verlust eines lieben menschen zu trauern, aber da müssen wir irgendwann durch - auch dein freund.
du tust ihm sicher keinen gefallen, ihm ein bier zu ordern, oder alles was dir an ihm aufgefallen ist, nicht mal mit ihm durchzusprechen, und ihm auch mal "vorsichtig" den kopf zu waschen...

wenn er gläubig ist - frag ihn doch mal, ob er für seinen vater betet..

ein selbstmörder fügt seinen hinterbliebenen angehörigen/freunden eine menge leid zu - aber das tut dein freund, der sich derzeit kaputtmacht dir ja auch - sprich das ruhig mal und in aller liebe bei ihm an, und bitte ihn, damit dir und seiner familie zuliebe (und nicht zuletzt auch sich selbst gegenüber) aufzuhören.

du sagst, du wagst es nicht, diese dinge (alk und medikamente) zur sprache zu bringen - ich glaube, ihr MÜSST mal offen und ohne gegenseitige vorwürfe darüber sprechen - schweigen macht alles nur noch schlimmer !!


liebe grüsse

peter
 
Hallo,
-- ich möchte nicht das hier was missverstanden wird:
Natürlich ordere ich ihm KEIN BIER!
Das wäre sehr dumm und gedankenlos von mir.
Ich habe es nur geschrieben, um auf eine ziemlich hilflose weise kund zu tun was momentan abläuft.
Hilflos, weil ich nich ALLES auf EINMAL mit ihm besprechen kann...
In erster Linie sollte ich ihm im Moment wohl Trost spenden - den er dringend braucht...
In zweiter Linie käme dann der Alkohol und die Medikamente an die Reihe...
So sehe ich das...
Und es macht mich traurig, ihn so sehen zu müssen....

Er betet für seinen Vater, das weiß ich.
Außerdem ist ihm seine Verantwortung seiner Familie gegenüber sehr bewußt.
Er ist weder gedanken- noch verantwortungslos.
Und dennoch gehts ihm einfach fürchterlich SCHLECHT!

Jedenfalls möchte ich euch allen vielen lieben Dank für eure Postings sagen!
Lg
Bianca
 
hallo bianca,

sorry wenn ich da was falsch verstanden hab..
aber wichtig ist nicht nur, ihm trost zu spenden und ihm zu zeigen, dass du für ihn da bist, sondern auch reden - ihr müsst darüber reden, dass alk und tabletten keine problemlöser sind, sondern alles nur noch schlimmer machen..

warte da auch bitte nicht zu lange mit, auch das warten löst keine probleme !

liebe grüsse

peter
 
Ich weiß das, posting hier ist ein bisschen älter aber falls es trotzdem nochmal jemand liest:

Hallo zusammen, also zuerst mal: wenn mal bei google bspw. "Selbshilfegruppe Suizid" eingibt werden diverse Gruppen in verschiedenen Regionen aufgelistet, die sicher auch mit einer Adresse in deinem Raum bzw. dem deines Freundes weiterhelfen können.

Aber ich würde dir gern etwas allgemeines raten und widerspreche jetzt allen, die hier gepostet haben. Dein Freund sollte unbedingt professionelle Hilfe in Anspruch nehmen. Obwohl ich deine Hilfsbereitschaft und dein Mitgefühlt nicht abwerten oder in Zweifel ziehen möchte, gibt es Situationen, die ein Mensch vielleicht nicht alleine (und auch nicht mit Hilfe von Freunden) meistern kann. Wenn dein Freund häufig schon selbst von Selbstmord spricht, dann zeugt das auf jeden Fall davon, dass er gefährdet ist. Mit zuhören und für jemanden da sein ist es wahrscheinlich nicht mehr getan. Für nähere Infos siehe z.B. http://www.suicideinfo.org/german/index.htm
wo man auch weiterführende Links finden kann.

Und jetzt möchte ich nochmal was zu den ganzen Argumenten Marke:
"Selbstmord ist Schwäche, wenn das jeder machen würde..." etc. sagen. Ich weiß nicht was sich hier für Menschen tummeln. Viele sprechen sicher aus Erfahrung, viele haben jedoch auch nicht den blassesten Schimmer wie sich jemand in solch einer Situation fühlt und sprechen dann schlicht und ergreifend von Dingen von denen sie keine Ahnung haben. Und Fakt ist nun mal: Der Mensch ist einzigartig und zwar jeder für sich. Der Eine ist stärker und findet Trost im Glauben, Freunden oder Familie. Der andere kann es vielleicht nicht mehr alleine ertragen, egal wie die äußeren Umstände sind.

Aufmunternd gemeinte Ratschläge wie:"Lass doch das mit dem Alkohol/Tabletten/Selbstmorgedanken bleiben, dass bringt doch nichts..." helfen wohl in den seltesten Fällen. Nüchtern und objektiv betrachtet bringen Tabletten und Alkohol natürlich nichts, nur können Personen in solch einer Situation vernünftigen Argumenten eventuell nicht zugänglich sein, weil der Leidensdruck einfach zu groß ist. Jeder hier versucht zu helfen und das ist gut so, allerdings bringt hier jeder einen Vorschlag der seiner (nicht fachlichen) Meinung nach Besserung bringt. Der eine empfiehlt zu warten, der andere beizustehen, der dritte ihm zu sagen er solle einfach aufhören an Selbsttötung zu denken.

Fakt ist aber jeder Mensch braucht eben einen anderen Ansatz. Und genau dafür gibt es Menschen, die sich ihr halbes Leben in diesem Bereich ausbilden lassen.

Ich bin fachlich in dieser Hinsich auch völlig unbewandert. Allerdings habe ich selbst etwas Leidenserfahrung und will deswegen überhaupt keinen Vorschlag zur Lösung des Problems machen außer dem, den ich gleich zu Beginn gemacht habe: Versuch deinen Freund zu einem Psychologen zu schicken. Ein Erstgespräch ist völlig unverbindlich, die Krankenkasse erstatte in der Regel bis zu fünf Erstgespräche und vielleicht kannst du ihn auch begleiten.


Viel Glück
 

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