Hilfe, mein bruder schottet sich total ab

hallo an alle,

schon seit einiger zeit überlege ich in einem forum wie diesen nach hilfe zu suchen, ich weis einfach nicht mehr weiter.
es geht um meinen 22 jahre alten bruder, er ist eigentlich ein sehr aufgeweckter, intelligenter mensch. aber seit ca. 5 jahren läßt er keinen menschen mehr an sich heran, weder familie noch sonst einen aussenstehenden. es fing alles damit an das er im letzten jahr der schule von seinen mitschülern scheinbar gemobbt wurde, er hatte richtig panikattacken als diese vor der tür standen um ihn zur abschlussfeier einzuladen. er hat sich durch mich verleugnen lassen und dann in sein zimmer eingesperrt. ich hatte ihn bis dahin noch nie so erlebt.

nach seinem abgang von dieser schule wollte er das wirtschaftsgymnasium besuchen, wir haben uns alle sehr für ihn gefreut und dachten, neue schule, neues umfeld, neues glück. eine zeitlang ging das auch ganz gut, dachten wir, bis meine eltern einen brief vom jugendamt bekam woraufhin sie auf die aufsichts- und schulpflicht hingewiesen wurde, denn mein bruder besuchte schon seit wochen keinen unterricht mehr. unglaublich, ist er doch ganz normal jeden morgen aus dem haus und am nachmittag wieder zurück gekommen, so als sei alles in ordnung. als wir ihn darauf ansprachen gestand er uns unter tränen das er diese schule nicht mehr besuchen will und kann, da er mit dem stoff nicht zurecht kommt und angst hat den abschluss nicht zu schaffen. wir glaubten ihm das erstmal obwohl ich mir damals schon dachte da steckt wohl noch mehr dahinter. also haben wir ihn wieder abgemeldet und versichert das dies keine schande ist etwas nicht zu schaffen.

danach ging es nur noch bergab! er war ab da nur noch zuhause in seinem zimmer, vor dem pc und wollte am normalen leben nicht mehr richtig teilnehmen. jede versuche mit ihm ausbildungsplätze zu suchen oder andere schulische alternativen scheiterten. selbst der berufungsbescheid von der bundeswehr hat mein bruder mit bravour zur ausmusterung geschafft. dies war ja insgeheim eine hoffnung für meine eltern und mich, ihn vielleicht wieder unter leute zu bringen. naja, pustekuchen.

nebenbei muss ich noch erwähnen das er mal bei einem der vielen gesprächen ausgespuckt hat, das sie ihn auf der schule gemobbt haben (kopfüber in der toilettenschüssel). aber das war wohl nur ein versprecher seinerseits denn danach wollte er nicht mehr drüber reden und reagiert sowieso auf jeden gesprächsversuch mit aggression, beschimpfungen auch z.t. mit körperlicher gewalt.

mit jedem mal wird er aggressiver schottet sich mehr und mehr ab, geht nicht mehr vor die tür, er sieht schon aus wie ein ötzi. zwischenzeitlich bin ich von zuhause ausgezogen, seit dem ist er sehr auf mich fixiert aber auch nur bis zu einer bestimmten grenze, wenn ich diese überschreite wird er wieder aggressiv.

oft denke ich darüber nach wie ich ihm helfen kann, ich habe schon therapeuten herausgesucht, selbsthilfegruppen und der hausarzt hat sich auch bereit erklärt ihm unter die arme zu greifen. aber all das geht nur wenn er das auch wirklich will und daran scheitert es immer. in einem beitrag hab ich gelesen das es helfen soll wenn man die leute wirklich vor die tür setzt, denn gedroht haben meine eltern ihm das schon oft, ohne erfolg natürlich.
aber was soll dann aus ihm werden, wo soll er hin, die erste anlaufstelle bin ja dann ich. er hat keine ausbildung und nichts.

vielleicht klingt das jetzt verrückt, ich bin ja auch nur die schwester aber ich habe schon manchmal schlaflose nächte wegen ihm (so wie heute) und er weis das auch.

meine eltern sind fix und fertig wegen ihm wissen sich nicht mehr zu helfen und jetzt steht weihnachten vor der tür und die verwandtschaft wird wieder einmal nicht den mund halten können sodass er sich über die tage in sein zimmer einschließt.

ich weis nicht ob es jemanden gibt der helfen kann oder der rat weis aber es hat mir gut getan es mir von der seele zu schreiben und vielleicht werde ich meinem bruder den link dieser seite schicken.

danke und liebe grüße

hallo

erst einmal möchte ich dir sagen, dass ich es toll finde wie sehr du dich um deinen Bruder sorgst, denn das ist heut zu Tage ja nicht mehr die Normalität.

Es ist schlimm wenn man einer Sache hoffnungslos gegenüber steht und einfach nicht weiss was man tun soll. Ich kann dich gut verstehen und jeder hat das bestimmt schon mal erlebt.

Ich denke aber, dass es wirklich schwerwiegende Probleme bei deinem Bruder gibt, die du wahrscheinlich leider nicht lösen kannst. Hier sollte wirklich ein Therapeut eingreifen aber wie du selber bemerkt hast, funktioniert das nur wenn sich dein Bruder auch helfen lassen möchte. Diese Erkenntnis muss von ihm kommen und kann manchmal leider sehr lange dauern.

Dir einen Rat zu geben fällt in dieser Situation wirklich nicht leicht. Es mag sein, dass die Holzhammermethode, nämlich ihn vor die Tür zu setzen ein Aha-Erlebnis bei ihm auslöst, es kann aber auch sein, dass dies der Rest wäre um ihn komplett zu zerstören.

Mehr als ihm zu signalisieren, dass du für ihn da bist, Verständnis zeigst und ihn immer wieder zu ermutigen einen Rat einzuholen, wirst du vermutlich nicht tun können. Leider befindet er sich in einem Teufelskreis der sich immer weiter dreht. Diesen zu durchbrechen wird nicht leicht sein.

Vielleicht würde ich die Verwandschaft vor Weihnachten noch impfen ihn möglichst nicht noch mit Vorwürfen zu belegen.

Ich wünsche dir und deiner Familie viel Kraft und hoffe das deinem Bruder bald geholfen werden kann.

22 Jahre.....hm, das ist wirklich schwierig, da ist er ja schon so erwachsen das man ihm eigentlich keine Vorschriften machen kann und wie dreamlike schon schrieb wenn er selber nicht will.....hmmmmmmmmmm
Vielleicht, wie gesagt vielleicht, kannst du ihn dazu bringen einen Brief von dir zu lesen, einen Brief den du ihm schreibst und wo du ganz ehrlich über deine Gefühle schreibst, was in dir vorgeht, wenn du siehst wie er sein Leben an sich vorbeilaufen lässt und das du ihm gerne die Hand reichen willst, wenn er sie denn ergreifen würde.
Mach ihm dann keine Vorwürfe, hinterfrage nicht was er tut, sondern rede nur darrüber wie DU dich fühlst. Bewerte ihn nicht und vor allem erinnere ihn nicht an die Zeit wo noch alles ganz anders war, denn er weiß das es niemals mehr so sein wird, aber er weiß dann auch das er einen Ansprechpartner hat der ihn nicht verurteilt. Versuch es doch einfach mal, es gibt ihm zumindest die Möglichkeit wieder eine Tür zu finden

hallo und guten abend,

vielen dank,simplicina und dreamlike, das ihr meinen beitrag gelesen habt. es tut gut auch mal von aussenstehenden zu hören das man nicht alles falsch gemacht hat.

meine familie ist schon eine ganz besondere, ich glaube es gibt heute kaum noch familien wo man sich so für den anderen einsetzt und sich gedanken über den anderen macht. umso trauriger ist es wenn ein familienmitglied nicht mehr über seine probleme reden kann.

und ich hoffe wirklich sehr das mein bruder bald über die dinge die ihn bewegen reden wird, denn die welt und die zeit stehen nicht still.
ich werde den rat mit dem brief mal befolgen, das ist eine sehr schöne art ihm etwas mitzuteilen ohne von ihm sofort eine reaktion zu fordern. so kann er für sich entscheiden ob und wann er reagiert.

nochmals vielen dank für eure hilfe

Ich denke das dein Bruder dringend psychatrische Hilfe braucht um seine Erlebnisse die mit Sicherheit schlimm waren was seine Verhalten zeigt aufzuarbeiten. Er zeigt die gleichen Verhaltensveränderungen wie ich sie einmal hatte und die ich durch jahrelange Therapien in einer Fachklinik für Psychatrie aufarbeiten konnte. Menschen die Schlimmes erlebt haben können manchmal für sich nicht mehr entscheiden was für sie am besten ist. Man muß sie zwingen diesen Schritt zu tun. Ich habe auch jahrelang nicht gemerkt das ich Hilfe brauchte aber ich wäre glücklich gewesen wenn einer für mich entschieden hätte. Geh mit deinen Eltern zu einer Sozialstation die haben dort erfahrene Therapeuten. Redet mit ihm/Sie und er zeigt euch den Weg den ihr gehen müsst um ihm zu helfen.