Hey Leute,
Ich bin jetzt schon 18 Jahre alt und bin ein zweites Mal nicht in die 12. Klasse gekommen. Ich weiß nicht mehr, was ich tun soll; seit 3 Jahren habe ich schwere Depressionen. Die 10. hatte ich gerade noch so geschafft, sogar mit Q-Vermerk für die Oberstufe, aber dann habe ich 2012 die 11. Klasse abgebrochen und bin in eine Klinik gekommen. Meine "Magersucht" hatte ich dann einigermaßen wieder im Griff und wollte letztes Jahr dann wieder mit der Schule beginnen - das tat ich auch und habe es jetzt aber wieder nicht in die 12. geschafft. Ich gehe auf eine Berufsschule, sodass ich weder hier, noch auf anderen Schulen noch eine 3. Chance bekommen werde. Das Schlimmste für mich ist, mit ansehen zu müssen, wie die anderen jetzt ihre Fachhochschulreife haben und im September studieren gehen oder eine Ausbildung anfangen, während ich wieder da stehe, wo ich vor 2 Jahren bereits stand.
Über den Grund für meine Depression bin ich mir nach langem Überlegen 100% sicher: Es fällt schwer, es mir einzugestehen, aber ich bin transsexuell. Ich heiße eigentlich nicht Basak (türkisch-weiblicher Vorname), sondern Burak. Ich komme aus einer türkischen Familie, die noch dazu streng religiös ist. Von ihnen würde ich keine Unterstützung erfahren. Freunde habe ich leider auch absolut 0. Ich bin seit dem Klinikaufenthalt in ambulanter Therapie; bisher habe ich mich nur bei meiner Psychologin und meiner Hausärztin geoutet. Leider können die zwei mir auch nicht wirklich helfen und sagen immer, ich solle mir irgendwelche Selbsthilfegruppen oder spezialisierte Psychiater suchen. Ich bin ja schließlich schon volljährig und muss mich selber um den Kontakt kümmern. Aber selbst das kriege ich nicht auf die Reihe. Ich kann einfach gar nichts mehr tun, außer im Bett zu liegen.
Dass ich die Schule nicht mehr schaffe, liegt übrigens gar nicht mal daran, dass ich so schlechte Noten habe, sondern vielmehr daran, dass ich nur noch selten da bin. Ich schaffe es einfach nicht mehr, mich als "junger Mann" zu präsentieren und als solcher in der Öffentlichkeit wahrgenommen zu werden. Im Sportunterricht war ich in diesem Schuljahr 1(!) Mal; Note 5. Leider gehe ich freitags (, wenn wir Sport haben,) gar nicht mehr in die Schule und es gibt ein anderes Fach, das auch nur an diesem Tag unterrichtet wird; dort auch Note 5. In Mathe verstehe ich leider gar nichts; Note 5. Ich hatte zwar zwei 2en, aber die reichten nicht aus, um alles auszugleichen. Das Schuljahr geht noch ein paar Wochen und danach wollten wir noch in die Türkei fahren. Ich weiß nicht, wie ich es meiner Familie sagen soll. Sie werden durchdrehen und mich dazu zwingen, eine Ausbildung zu suchen. Aber dieses Jahr werde ich keine mehr finden - und selbst wenn, dann werde ich sie bestimmt wieder abbrechen. Alles was ich anfange, muss ich abbrechen. Ich kann es nicht - nicht als Mann!
Auf der anderen Seite ist bei mir der Drang, unbedingt als "Frau" zu leben, gar nicht so extrem da, denn ich werde sowieso NIE eine "richtige Frau" sein. Ich habe eine tiefe Stimme, breite Schultern, ein männliches Gesicht, große Hände und Füße. Selbst mit 100 OPs werde ich das nicht ändern können. Und schwanger werde ich auch nie werden können - genau das ist in unserer Kultur (leider noch immer) ein Muss. Eine unfruchtbare Cousine von mir wurde von ihrem Mann eiskalt verlassen, nachdem es ein paar Male nicht geklappt hatte (, schanger zu werden). ICH werde nicht einmal in DIESE Situation geraten; Kein Mann und kein türkischer Mann dieser Welt wird mit mir eine Beziehung eingehen! ... Aber selbst DAS würde ich ja noch in Kauf nehmen, nur was mache ich jetzt mit meinem kaputten Lebenslauf? 2 Jahre lang habe ich nichts (Sinnvolles) hingekriegt - und das wird sich ja auch in Zukunft fortsetzen; bis ich Hormone bekomme, die OPs mache uws., kann ich einfach nicht arbeiten (außer vielleicht im Rotlichtmilieu). Ich kann SO nicht mehr in die Öffentlichkeit treten, ich schaffe es einfach nicht - erst Recht nicht mit Frauenklamotten, obwohl alle merken, dass ich eigentlich einen männlichen Körper habe.
Das nächste Problem; die Genital-OP wird zwar von der KK übernommen (nach vielen leidigen Behördengängen), alle anderen OPs muss man aber selbst zahlen - und dazu fehlt mir das Geld. Und meine Familie wird mich ja nicht unterstützen. ...
Soll ich tun? Allein auf der Welt, von allen schief angeguckt, ohne Perspektiven oder Ziele im Leben und einem Körper, der nicht zu meiner Seele passt? ... Andere haben wenigstens das Glück, schon vor der Pubertät Hormone zu bekommen, warum ich nicht? Wenigstens DAS? Warum muss ich diese erbärmliche Depression haben? Warum habe ich keine Kraft mehr, mein Zimmer aufzuräumen, zu lernen oder mir die Zähne zu putzen? Früher habe ich all' diese Dinge gerne getan. Ich war so fleißig, habe meiner Mama im Haushalt geholfen, gerne gemalt und Diddl-Blätter gesammelt. Heute kann ich gar nichts mehr. Und statt mich zu fragen, warum das alles so ist, sagen meine Familienmitglieder nur Sätze wie; "Früher warst du der Beste in der Klasse und jetzt bist du ein Pflegefall geworden! Peinlich, die Nachbarn lachen über uns." ... Und sie haben Recht; auch Verwandte haben mittlerweile keinen Respekt mehr vor mir. Früher haben sie mich immer gelobt, vonwegen "guter Junge" und so, und jetzt meiden sie mich meistens nur.
Ich würde ja all' diese schweren Wege alleine gehen können..., wenn ich wenigstens überzeugend weiblich aussehen würde. ... Mir geht es nicht um die verlorene Zeit, die Kindheit und die Jugend, die ich im falschen Geschlecht verbringen musste und die nicht wiederholbar sind; auch nicht um die tiefen Wunden, die entstanden sind, als ich keine Puppe, sondern ein Auto zum Geburtstag bekommen habe oder einen Anzug statt einem Kleid tragen musste; nicht um die nicht vorhandene Chance bei meiner ersten großen Liebe damals und nicht um einen lückenlosen Lebenslauf; nicht um die Träume von einer Hochzeit in weiß und einem kleinen Wesen, das in meinem Bauch wächst ... mir geht es um die natürlich-weibliche Anatomie, welche ich NIE bekommen werde.
"Basak" ... schön wär's
Ich bin jetzt schon 18 Jahre alt und bin ein zweites Mal nicht in die 12. Klasse gekommen. Ich weiß nicht mehr, was ich tun soll; seit 3 Jahren habe ich schwere Depressionen. Die 10. hatte ich gerade noch so geschafft, sogar mit Q-Vermerk für die Oberstufe, aber dann habe ich 2012 die 11. Klasse abgebrochen und bin in eine Klinik gekommen. Meine "Magersucht" hatte ich dann einigermaßen wieder im Griff und wollte letztes Jahr dann wieder mit der Schule beginnen - das tat ich auch und habe es jetzt aber wieder nicht in die 12. geschafft. Ich gehe auf eine Berufsschule, sodass ich weder hier, noch auf anderen Schulen noch eine 3. Chance bekommen werde. Das Schlimmste für mich ist, mit ansehen zu müssen, wie die anderen jetzt ihre Fachhochschulreife haben und im September studieren gehen oder eine Ausbildung anfangen, während ich wieder da stehe, wo ich vor 2 Jahren bereits stand.
Über den Grund für meine Depression bin ich mir nach langem Überlegen 100% sicher: Es fällt schwer, es mir einzugestehen, aber ich bin transsexuell. Ich heiße eigentlich nicht Basak (türkisch-weiblicher Vorname), sondern Burak. Ich komme aus einer türkischen Familie, die noch dazu streng religiös ist. Von ihnen würde ich keine Unterstützung erfahren. Freunde habe ich leider auch absolut 0. Ich bin seit dem Klinikaufenthalt in ambulanter Therapie; bisher habe ich mich nur bei meiner Psychologin und meiner Hausärztin geoutet. Leider können die zwei mir auch nicht wirklich helfen und sagen immer, ich solle mir irgendwelche Selbsthilfegruppen oder spezialisierte Psychiater suchen. Ich bin ja schließlich schon volljährig und muss mich selber um den Kontakt kümmern. Aber selbst das kriege ich nicht auf die Reihe. Ich kann einfach gar nichts mehr tun, außer im Bett zu liegen.
Dass ich die Schule nicht mehr schaffe, liegt übrigens gar nicht mal daran, dass ich so schlechte Noten habe, sondern vielmehr daran, dass ich nur noch selten da bin. Ich schaffe es einfach nicht mehr, mich als "junger Mann" zu präsentieren und als solcher in der Öffentlichkeit wahrgenommen zu werden. Im Sportunterricht war ich in diesem Schuljahr 1(!) Mal; Note 5. Leider gehe ich freitags (, wenn wir Sport haben,) gar nicht mehr in die Schule und es gibt ein anderes Fach, das auch nur an diesem Tag unterrichtet wird; dort auch Note 5. In Mathe verstehe ich leider gar nichts; Note 5. Ich hatte zwar zwei 2en, aber die reichten nicht aus, um alles auszugleichen. Das Schuljahr geht noch ein paar Wochen und danach wollten wir noch in die Türkei fahren. Ich weiß nicht, wie ich es meiner Familie sagen soll. Sie werden durchdrehen und mich dazu zwingen, eine Ausbildung zu suchen. Aber dieses Jahr werde ich keine mehr finden - und selbst wenn, dann werde ich sie bestimmt wieder abbrechen. Alles was ich anfange, muss ich abbrechen. Ich kann es nicht - nicht als Mann!
Auf der anderen Seite ist bei mir der Drang, unbedingt als "Frau" zu leben, gar nicht so extrem da, denn ich werde sowieso NIE eine "richtige Frau" sein. Ich habe eine tiefe Stimme, breite Schultern, ein männliches Gesicht, große Hände und Füße. Selbst mit 100 OPs werde ich das nicht ändern können. Und schwanger werde ich auch nie werden können - genau das ist in unserer Kultur (leider noch immer) ein Muss. Eine unfruchtbare Cousine von mir wurde von ihrem Mann eiskalt verlassen, nachdem es ein paar Male nicht geklappt hatte (, schanger zu werden). ICH werde nicht einmal in DIESE Situation geraten; Kein Mann und kein türkischer Mann dieser Welt wird mit mir eine Beziehung eingehen! ... Aber selbst DAS würde ich ja noch in Kauf nehmen, nur was mache ich jetzt mit meinem kaputten Lebenslauf? 2 Jahre lang habe ich nichts (Sinnvolles) hingekriegt - und das wird sich ja auch in Zukunft fortsetzen; bis ich Hormone bekomme, die OPs mache uws., kann ich einfach nicht arbeiten (außer vielleicht im Rotlichtmilieu). Ich kann SO nicht mehr in die Öffentlichkeit treten, ich schaffe es einfach nicht - erst Recht nicht mit Frauenklamotten, obwohl alle merken, dass ich eigentlich einen männlichen Körper habe.
Das nächste Problem; die Genital-OP wird zwar von der KK übernommen (nach vielen leidigen Behördengängen), alle anderen OPs muss man aber selbst zahlen - und dazu fehlt mir das Geld. Und meine Familie wird mich ja nicht unterstützen. ...
Soll ich tun? Allein auf der Welt, von allen schief angeguckt, ohne Perspektiven oder Ziele im Leben und einem Körper, der nicht zu meiner Seele passt? ... Andere haben wenigstens das Glück, schon vor der Pubertät Hormone zu bekommen, warum ich nicht? Wenigstens DAS? Warum muss ich diese erbärmliche Depression haben? Warum habe ich keine Kraft mehr, mein Zimmer aufzuräumen, zu lernen oder mir die Zähne zu putzen? Früher habe ich all' diese Dinge gerne getan. Ich war so fleißig, habe meiner Mama im Haushalt geholfen, gerne gemalt und Diddl-Blätter gesammelt. Heute kann ich gar nichts mehr. Und statt mich zu fragen, warum das alles so ist, sagen meine Familienmitglieder nur Sätze wie; "Früher warst du der Beste in der Klasse und jetzt bist du ein Pflegefall geworden! Peinlich, die Nachbarn lachen über uns." ... Und sie haben Recht; auch Verwandte haben mittlerweile keinen Respekt mehr vor mir. Früher haben sie mich immer gelobt, vonwegen "guter Junge" und so, und jetzt meiden sie mich meistens nur.
Ich würde ja all' diese schweren Wege alleine gehen können..., wenn ich wenigstens überzeugend weiblich aussehen würde. ... Mir geht es nicht um die verlorene Zeit, die Kindheit und die Jugend, die ich im falschen Geschlecht verbringen musste und die nicht wiederholbar sind; auch nicht um die tiefen Wunden, die entstanden sind, als ich keine Puppe, sondern ein Auto zum Geburtstag bekommen habe oder einen Anzug statt einem Kleid tragen musste; nicht um die nicht vorhandene Chance bei meiner ersten großen Liebe damals und nicht um einen lückenlosen Lebenslauf; nicht um die Träume von einer Hochzeit in weiß und einem kleinen Wesen, das in meinem Bauch wächst ... mir geht es um die natürlich-weibliche Anatomie, welche ich NIE bekommen werde.
"Basak" ... schön wär's