T
tuny
Gast
Im Laufe der letzten Monate achte ich verstärkt auf versteckte Botschaften in Filmen und allgemein in Medien. Wenn man die ganzen tollen und bunten Trick- und Knalleffekte mal ausblendet, kommt für mich teilweise ungeheuerliches zu Tage:
Nehmen wir als erstes Beispiel den Blockbuster Hangcock. Hier geht es um uralte und ubernatürliche Wesen, deren Kraft alles menschlich Denkbare bei weitem übersteigt. Und selbst für solche Wesen gibt es nichts Höheres zu erreichen, als in einer kleinbürgerlichen Familie mit hübschem Häuschen zu leben bzw. als treuer amerikanischer Staatsdiener böse Buben zu jagen. Botschaft: Die amerikanische Gesellschaft und die patriotische Liebe und Treue zum amerikanischen Gestezt und zur Feuerkraft der Waffen im Sinne des Guten als das absolut höchste Vorstellbare! Selbst das übernatürliche, gottähnliche kann nicht größer sein und muss sich hier unterordnen. Zudem wird ein sehr krasses Schwarz-Weiß-Denken zwischen Gut und Böse skizziert. Die bösen Buben sind einfach von grund auf abscheuliche Gestalten, für die die teuren Kugeln fast schon zu schade sind, um sie zur "friedlichen" Konfliktlösung auf eben diese Menschen abzufeuern. Ohnehin gibt es den Frieden nur, wenn endlich alles Böse mit purer Gewalt ausgerottet ist. Selbst gewalttätige Handlungen sind, wenn der "Gute" sie tut, etwas großartiges! Es kommt folglich nicht darauf an, was jemand tut, sondern wer er ist, dass er es tut. Dieses Motiv steckt in fast allen Filmen.
Oder nehmen wir als anderes Beispiel den neuen Film von George Clooney, A World Beyond (Wer nicht gespoilert werden möchte, bitte NICHT weiterlesen): Es geht hier darum, die fast absolut sichere Vernichtung der Menschheit durch eine Katastrophe abzuwenden. Relativ zum Ende des Films zeigt sich, dass in einer anderen Dimension, im Tomorrowland, eine Maschine existiert, die angeblich die Zukunft durch Tachyonen vorhersagen kann. Wie sich aber herausstellt, ist diese Vorhersage nur eine von vielen Möglichkeiten und wurde seither, auch über Tachyonen, den Menschen in den Kopf gepflanzt, um diese in eigentlich guter Absicht zur Abkehr von ihrem zerstörerischen Verhalten zu bekehren. Die Hauptdarstellerin Casey findet nun heraus, dass im Sinne einer sich selbst erfüllenden Prophezeiung genau diese Zukunftvision durch die Projektion der Maschine zur Wirklichkeit wird. Es liegt folglich ein schrecklicher Irrtum vor.
An dieser Stelle dachte ich noch, wow, der Film hat eine bedenkenswerte Botschaft... Aber dann kommt doch alles anders. Gouverneur Nix, der die Tachyonenmaschine betreibt, bekennt sich dazu, der Menschheit dadurch eigentlich helfen zu wollen. An dieser Stelle hätte alles zu einem wundervollen Exempel für gemeinsames Lernen aus einem Fehler werden können. Man hätte die Tachyonenmaschine entweder abschalten, oder aber zur Projektion einer positiven Zukunft umprogrammieren können. Aber anstatt nun gemeinsam das Ruder herumzureißen, beharrt Nix urplötzlich auf seinem Standpunkt und weigert sich, die Maschine abzuschalten. Er kann, natürlich, nur gestoppt werden, indem man ihn tötet und auch die Maschine muss durch den Selbstmord des kleinen Robotermädchens Athena mit einer Bombe (!) zerstört werden. Erst danach, nach dem Sturz der Terroristen und dem Abwurf der Bombe auf die Maschinerie des Bösen, kann endlich Frieden sein.
Dies sind natürlich nur einige wenige Beispiele, und es fallen euch sicher noch huderte Filme mehr ein. Und die manipulativen Botschaften in Werbung und bestimmten Zeitungen fügen sich genauso in diese Reihe.
In der Regel lässt man sich von den gewaltigen Bildern blenden und die musikalische Untermalung spielt die Klaviatur der menschlichen Emotionen dazu perfekt. In diesem Zustand dringt all das, sozusagen mit ausgeschalteter Firewall, in den Kopf ein und wird direkt emotional verankert. Spricht man die versteckte Botschaft eines Hollywood Blockbusters oder eines Werbespots hingegen laut aus: "Du bist automatisch frei und auf einem Pferd in der Prärie unterwegs, sobald du Malboro rauchst." oder "Sogar für Engel ist es das höchste, treu dem amerikanischen Gesetz zu dienen.", dann würden die meisten Leute wohl ärgerlich den Kopf schütteln. Im Zustand dieser Trance geht all das aber an dem Filternetz des Verstandes vorbei und lagert sich direkt in den tiefsten Schichten des Unterbewusstseins ab.
Daher stellt sich für mich die große Frage: Wie kann man sich selbst dazu trainieren, und wie kann man z.B. seinen Kindern beibringen, sich genau entscheiden zu können, welche Botschaften man in den Kopf lässt und welche besser vom inneren Türsteher abgefangen werden sollen?
Ich selbst habe dazu bisher folgenden Ansatz: Mir ist aufgefallen, dass ein konkretes sprachliches Ausformulieren der Botschaften oft sofort die Ungereimtheiten deutlich macht. Die Kunst besteht hier darin, den über hundert Minuten dauernden Ansturm auf die Sinne z.B. in einem Kinofilm zu einer kurzen und prägnanten Aussage zu verdichten, so dass sie dem rationalen Begreifen überhaupt zugänglich wird.
Zweitens denke ich, dass es helfen dürfte, die Wirkungsweise solcher Botschaften bzw. ihrer Träger zu verstehen. Dabei kommt es mir so vor, als seien ein paar Metaphern aus der Biologie besonders geeinget. Sagen wir so: Was dem Organismus das Gen, ist dem Blockbuster das Mem. Ein Mem ist hier eine Idee, oder ein zusammenhängendes Konzept aus Ideen, welches sich in einem Träger (Individuum) ausgestaltet. Dabei gibt es so etwas wie eine "memetische" Fitness. Eine Idee wirkt in der Regel umso überzeugender, je teurer sie ausgestaltet ist. Es macht einen Unterschied, ob ich eine Idee mit Grafitti auf eine Hauswand sprühe oder einen millionen von Dollar teuren Kinofilm daraus mache. Wenn eine solche Idee nun überlebt, das heißt, wenn sie fortan im Denken und Fühlen eines Menschen weiterlebt, dann kann sie sich in dessen Äußerungen oder Erzeugnissen fortpflanzen und so neue Wirte erreichen. Ein wesentlicher Faktor der Überlebensfähigkeit wird hier dadurch bestimmt, ob es das Mem vorbei am Immunsystem des Geistes schafft. Dieses funktioniert, so sieht es für mich aus, wie die spezifische körpereigene Abwehr. Wird das Mem (seine "Oberflächenstruktur") als Schädlich identifiziert, so stürzen sich die Fresszellen des Bewusstseins darauf und bringen es mit einem kurzen Auwall an innerem Unbehagen und einer großen Portion Erleichterung nach draußen. Ein wenig konkreter: Wenn das Mem "Glück geht durch Konsum" in meinen Kopf will, dann wird es sofort identifiziert, da ich lange darüber nachgedacht habe, dass Glück eben hauptsächlich durch innere Faktoren bestimmt wird und nicht durch Konsum. Ein Mem "Glück kommt von Innen" wird somit nicht vom Immunsystem attakiert, das "Gegenmem" schon. Hier ist es natürlich wichtig, nicht zum Allergiker zu werden und eigentlich unschädliche Meme herauszufiltern. Genauso besteht die Gefahr, hilfreiche Meme zu filtern, da bereits Antikörpergedanken dagegen vorhanden sind. So verpasst man eventeull Chancen.
Somit kann die Ausgestaltung des geistigen Immunsystems am besten über die Reflexion eigener Erfahrungen und Gedanken geschehen. Diese sollten sich auf möglichst vielen Ebenen niederschlagen, um es einem Mem besonders schwer zu machen, ungefiltert durch die Abwehr zu gelangen. Ein großer evolutionärer Vorteil von Kinofilmen und Werbespots ist, wie ich schon sagte, eben genau das Umgehen der bewussten und sprachlich verfügbaren Filtermechanismen. Dies gilt es auszuhebeln, indem man eben auch bewusst auf die ausgelösten Gefühle achtet, und damit das Immunsystem auch für bereits eingedrungene Meme sensibilisiert. Bewusstes Anschauen manipulativer Filme und Spots hätte also die Funktion einer Impfung.
Ich stelle diese Gedanken mal in die Runde und freue mich über alle Arten von Feedback und interessante Ideen.
Gruß
tuny
Nehmen wir als erstes Beispiel den Blockbuster Hangcock. Hier geht es um uralte und ubernatürliche Wesen, deren Kraft alles menschlich Denkbare bei weitem übersteigt. Und selbst für solche Wesen gibt es nichts Höheres zu erreichen, als in einer kleinbürgerlichen Familie mit hübschem Häuschen zu leben bzw. als treuer amerikanischer Staatsdiener böse Buben zu jagen. Botschaft: Die amerikanische Gesellschaft und die patriotische Liebe und Treue zum amerikanischen Gestezt und zur Feuerkraft der Waffen im Sinne des Guten als das absolut höchste Vorstellbare! Selbst das übernatürliche, gottähnliche kann nicht größer sein und muss sich hier unterordnen. Zudem wird ein sehr krasses Schwarz-Weiß-Denken zwischen Gut und Böse skizziert. Die bösen Buben sind einfach von grund auf abscheuliche Gestalten, für die die teuren Kugeln fast schon zu schade sind, um sie zur "friedlichen" Konfliktlösung auf eben diese Menschen abzufeuern. Ohnehin gibt es den Frieden nur, wenn endlich alles Böse mit purer Gewalt ausgerottet ist. Selbst gewalttätige Handlungen sind, wenn der "Gute" sie tut, etwas großartiges! Es kommt folglich nicht darauf an, was jemand tut, sondern wer er ist, dass er es tut. Dieses Motiv steckt in fast allen Filmen.
Oder nehmen wir als anderes Beispiel den neuen Film von George Clooney, A World Beyond (Wer nicht gespoilert werden möchte, bitte NICHT weiterlesen): Es geht hier darum, die fast absolut sichere Vernichtung der Menschheit durch eine Katastrophe abzuwenden. Relativ zum Ende des Films zeigt sich, dass in einer anderen Dimension, im Tomorrowland, eine Maschine existiert, die angeblich die Zukunft durch Tachyonen vorhersagen kann. Wie sich aber herausstellt, ist diese Vorhersage nur eine von vielen Möglichkeiten und wurde seither, auch über Tachyonen, den Menschen in den Kopf gepflanzt, um diese in eigentlich guter Absicht zur Abkehr von ihrem zerstörerischen Verhalten zu bekehren. Die Hauptdarstellerin Casey findet nun heraus, dass im Sinne einer sich selbst erfüllenden Prophezeiung genau diese Zukunftvision durch die Projektion der Maschine zur Wirklichkeit wird. Es liegt folglich ein schrecklicher Irrtum vor.
An dieser Stelle dachte ich noch, wow, der Film hat eine bedenkenswerte Botschaft... Aber dann kommt doch alles anders. Gouverneur Nix, der die Tachyonenmaschine betreibt, bekennt sich dazu, der Menschheit dadurch eigentlich helfen zu wollen. An dieser Stelle hätte alles zu einem wundervollen Exempel für gemeinsames Lernen aus einem Fehler werden können. Man hätte die Tachyonenmaschine entweder abschalten, oder aber zur Projektion einer positiven Zukunft umprogrammieren können. Aber anstatt nun gemeinsam das Ruder herumzureißen, beharrt Nix urplötzlich auf seinem Standpunkt und weigert sich, die Maschine abzuschalten. Er kann, natürlich, nur gestoppt werden, indem man ihn tötet und auch die Maschine muss durch den Selbstmord des kleinen Robotermädchens Athena mit einer Bombe (!) zerstört werden. Erst danach, nach dem Sturz der Terroristen und dem Abwurf der Bombe auf die Maschinerie des Bösen, kann endlich Frieden sein.
Dies sind natürlich nur einige wenige Beispiele, und es fallen euch sicher noch huderte Filme mehr ein. Und die manipulativen Botschaften in Werbung und bestimmten Zeitungen fügen sich genauso in diese Reihe.
In der Regel lässt man sich von den gewaltigen Bildern blenden und die musikalische Untermalung spielt die Klaviatur der menschlichen Emotionen dazu perfekt. In diesem Zustand dringt all das, sozusagen mit ausgeschalteter Firewall, in den Kopf ein und wird direkt emotional verankert. Spricht man die versteckte Botschaft eines Hollywood Blockbusters oder eines Werbespots hingegen laut aus: "Du bist automatisch frei und auf einem Pferd in der Prärie unterwegs, sobald du Malboro rauchst." oder "Sogar für Engel ist es das höchste, treu dem amerikanischen Gesetz zu dienen.", dann würden die meisten Leute wohl ärgerlich den Kopf schütteln. Im Zustand dieser Trance geht all das aber an dem Filternetz des Verstandes vorbei und lagert sich direkt in den tiefsten Schichten des Unterbewusstseins ab.
Daher stellt sich für mich die große Frage: Wie kann man sich selbst dazu trainieren, und wie kann man z.B. seinen Kindern beibringen, sich genau entscheiden zu können, welche Botschaften man in den Kopf lässt und welche besser vom inneren Türsteher abgefangen werden sollen?
Ich selbst habe dazu bisher folgenden Ansatz: Mir ist aufgefallen, dass ein konkretes sprachliches Ausformulieren der Botschaften oft sofort die Ungereimtheiten deutlich macht. Die Kunst besteht hier darin, den über hundert Minuten dauernden Ansturm auf die Sinne z.B. in einem Kinofilm zu einer kurzen und prägnanten Aussage zu verdichten, so dass sie dem rationalen Begreifen überhaupt zugänglich wird.
Zweitens denke ich, dass es helfen dürfte, die Wirkungsweise solcher Botschaften bzw. ihrer Träger zu verstehen. Dabei kommt es mir so vor, als seien ein paar Metaphern aus der Biologie besonders geeinget. Sagen wir so: Was dem Organismus das Gen, ist dem Blockbuster das Mem. Ein Mem ist hier eine Idee, oder ein zusammenhängendes Konzept aus Ideen, welches sich in einem Träger (Individuum) ausgestaltet. Dabei gibt es so etwas wie eine "memetische" Fitness. Eine Idee wirkt in der Regel umso überzeugender, je teurer sie ausgestaltet ist. Es macht einen Unterschied, ob ich eine Idee mit Grafitti auf eine Hauswand sprühe oder einen millionen von Dollar teuren Kinofilm daraus mache. Wenn eine solche Idee nun überlebt, das heißt, wenn sie fortan im Denken und Fühlen eines Menschen weiterlebt, dann kann sie sich in dessen Äußerungen oder Erzeugnissen fortpflanzen und so neue Wirte erreichen. Ein wesentlicher Faktor der Überlebensfähigkeit wird hier dadurch bestimmt, ob es das Mem vorbei am Immunsystem des Geistes schafft. Dieses funktioniert, so sieht es für mich aus, wie die spezifische körpereigene Abwehr. Wird das Mem (seine "Oberflächenstruktur") als Schädlich identifiziert, so stürzen sich die Fresszellen des Bewusstseins darauf und bringen es mit einem kurzen Auwall an innerem Unbehagen und einer großen Portion Erleichterung nach draußen. Ein wenig konkreter: Wenn das Mem "Glück geht durch Konsum" in meinen Kopf will, dann wird es sofort identifiziert, da ich lange darüber nachgedacht habe, dass Glück eben hauptsächlich durch innere Faktoren bestimmt wird und nicht durch Konsum. Ein Mem "Glück kommt von Innen" wird somit nicht vom Immunsystem attakiert, das "Gegenmem" schon. Hier ist es natürlich wichtig, nicht zum Allergiker zu werden und eigentlich unschädliche Meme herauszufiltern. Genauso besteht die Gefahr, hilfreiche Meme zu filtern, da bereits Antikörpergedanken dagegen vorhanden sind. So verpasst man eventeull Chancen.
Somit kann die Ausgestaltung des geistigen Immunsystems am besten über die Reflexion eigener Erfahrungen und Gedanken geschehen. Diese sollten sich auf möglichst vielen Ebenen niederschlagen, um es einem Mem besonders schwer zu machen, ungefiltert durch die Abwehr zu gelangen. Ein großer evolutionärer Vorteil von Kinofilmen und Werbespots ist, wie ich schon sagte, eben genau das Umgehen der bewussten und sprachlich verfügbaren Filtermechanismen. Dies gilt es auszuhebeln, indem man eben auch bewusst auf die ausgelösten Gefühle achtet, und damit das Immunsystem auch für bereits eingedrungene Meme sensibilisiert. Bewusstes Anschauen manipulativer Filme und Spots hätte also die Funktion einer Impfung.
Ich stelle diese Gedanken mal in die Runde und freue mich über alle Arten von Feedback und interessante Ideen.
Gruß
tuny
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